Ralf Nestmeyer

Südengland Reiseführer Michael Müller Verlag


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Cecil Square; Ver­bindungen nach Rams­gate und Canterbury so­wie London-Victo­ria. www.nationalexpress.co.uk.

      Dreamland Vergnügungspark mit zahl­rei­chen Attraktionen.

      Literaturtipp Tracey Emin. Strangeland. So der Titel von Emins autobiographischem Rück­blick auf ihr Leben und Margate. Blu­men­bar Verlag, München 2009.

      Schwimmen Das 2013 eröffnete Rams­gate Swim­ming Centre besitzt ein 25-Meter-Be­cken. Newington Road, Tel. 01843/593754. Zu­dem gibt es den Walpole Bay Tidal Pool, ein 1937 errichtetes großes Meerwasserbecken für wah­re Schwimmfreaks.Town Museum Stadt­geschichtliches Mu­seum, Market Place. Mi, Sa und So 11-17 Uhr. Eintritt £ 2, erm £ 1. www.margatemuseum.org.

      Übernachten The Reading Rooms. Jedes der drei traum­haften Zimmer des herrlichen, nur fünf Fuß­mi­nu­ten vom Strand entfernten Designer-B & Bs erstreckt sich über ein ge­sam­tes Stockwerk. DZ ab £ 180 inkl. Früh­stück. 31 Hawley Square, Tel. 01843/225166. www.thereadingroomsmargate.co.uk.

      Essen & Trinken Mullin’s Brasserie. Ein in­teressantes Res­taurant mit stimmungsvollem Am­biente samt zünftigen Holztischen, mitten im his­to­rischen Zentrum. Serviert wird eine an­spre­chende internationale Küche. Zwei­gän­giges Mittagsmenü £ 12.95, abends 3-Gänge-Me­nü für £ 19.95. Sonntag Ruhetag. 6 Mar­ket Place, Tel. 01843/295603. www.mullinsbrasserie.co.uk.

      Mein Tipp Light­house Bar. Eine traumhafte Adres­se mit viel Flair direkt am Ende des Ha­fen­piers neben dem namensgebenden Leucht­turm. Gute Weine, dazu gibt es Tapas (meist £ 3.95). Große Terrasse. Tgl. 12-18, Fr und Sa bis 21 Uhr. Harbourarm, Tel. 01843/291153.

      The Margate Coffee Shed. Ein traumhaftes Vintage-Ca­fé mit Blick auf den Hafen. Kleine Stra­ßenterrasse. Tgl. 9-17 Uhr. 12-13 The Pa­rade.

      Café G. Nettes Café mit kleiner Straßen­ter­ras­se. High Street.

      Mad Tracey from Margate

      Als berühmteste Tochter der Stadt gilt die 1963 geborene Tracey Emin. An­fangs umstritten, gehört sie als Vertreterin der Young Bri­tish Art längst zu den renommiertesten zeitgenössischen Künst­lern Großbritanniens. Ihr wur­de sogar die Ehre zu Teil, mit einem Raum in der Tate Britain vertreten zu sein. Tracey Emin betreibt eine Kunst der Enthüllung, in deren Zentrum ihr ei­genes Leben steht. Schonungslos gibt sie dabei ihre Intimsphäre preis, wo­bei die Grenzen zur Fiktion oft verschwimmen. Als Ausdrucksformen wählt sie dabei Installationen, Erzählungen, Fotografien, textile Ob­jekte, Filme, Zeich­nungen und Performances. Liebe ist für Emin keine romantische An­ge­legenheit. Stattdessen verletzt man oder wird verletzt. Den Themen Liebe und Sex sind auch ihre beiden be­kanntesten Arbeiten gewidmet: Die Zelt­installation Everyone I Have Ever Slept With 1963-95, für die sie die Namen all derjenigen Part­ner auf Zelttuch verewigte, mit denen sie je das Bett ge­teilt hat­te, inklusive der Familienmitglieder und ihren zwei ab­ge­trie­be­nen Kin­dern (das Zelt wurde bei einem Brand in einem Lagerhaus zer­stört), sowie die Installation My Bed, die 1999 auf der Shortlist des Turner Prize stand. £ 150.000 bezahlte der Kunstsammler Char­les Saatchi für Traceys Bett samt zerwühlter Matratze, leerer Wod­kaflaschen, benutzter Kondome und blutiger Unterwäsche.

      Tracey Emin wuchs in Margate auf, wo ihr Vater das Hotel In­ter­na­tional be­saß. Es war eine schwierige unruhige Jugend, die sie spä­ter in Why I Never Became a Dancer (1995) und Top Spot (2004) selbst verfilmt hat und die vor al­lem durch ihren großen Frei­heits­drang geprägt wurde. Mit 13 brach Tra­cey die Schule ab, um sich in Cafés und am Strand herumzutreiben, bis sie schließ­lich den Sex entdeckte und sich mit zahllosen Jungs und Männern aus Mar­gate vergnügte. Mit 15, als Tracey bei einem Tanzwettbewerb als Schlam­pe ausgebuht wurde, hatte sie genug: Sie verließ Mar­gate, widmete sich fortan der Kunst, studierte Design und Malerei, Letz­teres am Royal Col­lege of Art in London. Ihre Verbindungen zu Margate brachen aber nie ab. Sie stellte sich als „Mad Tracey from Margate“ vor oder ließ den Leser eines Aus­stellungskatalogs wis­sen: „Tracey Emin has big tits and comes from Mar­gate.“ Spä­ter kaufte sie sich eine Fischerhütte am Strand, in der sie im Jahre 2000 zwei nackte SelbstPortraits aufnahm. In einer Neon-Kuns­t­in­s­tal­la­tion am neoklassizistischen Droit Haus an der Promenade ließ sie Margate 2009 wissen: „I Never Stopped Loving You.“ Mar­gate und Tracey - eine le­bens­lange Hassliebe und so verwundert es auch nicht, dass sie Margate am En­de ihres Films Top Spot von einem Hubschrauber aus bombardieren lässt ...

      Die altehrwürdige Bischofsstadt mit ihrer Kathedrale, den Klöstern und Pil­ger­herbergen ist die touristische Perle der Grafschaft Kent. Schon Virginia Woolf wusste: „There is no lovelier place in the world than Canterbury.“

      Das „Rom der Anglikaner“ wird von den lichten Türmen seiner Kathedrale über­ragt. Mauerbewehrt und von den Fluss­armen des Stour durchzogen prä­sen­tiert sich Can­terbury als ein mit­tel­al­ter­liches Traumstädtchen mit Brü­cken und Stegen, viel Fach­werk und ro­mantischen Butzenscheiben. Der kul­tur­his­torischen Bedeutung des Bi­schofs­sitzes hat man auch offiziell Rech­nung getragen: 1988 ernannte die UNES­CO Canterbury mit der Ka­the­dra­le, der ehemaligen Abtei St Augustin und der St Martin’s Church zum Welt­kul­turerbe. Glücklicherweise ist Can­ter­bury nicht zum Freilichtmuseum er­starrt. Die Stadt besitzt Flair und At­mo­sphäre, denn Can­ter­bury ist seit 1965 Sitz der University of Kent. Das rege stu­dentische Leben spielt sich in den Gas­sen und Kneipen der Altstadt ab. Ein modernes Einkaufszentrum im nörd­lichen Teil der Altstadt verhindert, dass die Kaufkraft ins Umland ab­wan­dert. Hinzu kommen alljährlich mehr als fünf Millionen Touristen, die aber zu­meist nur einen Tagesausflug un­ter­neh­men. Ein netter kurzweiliger Spa­zier­gang führt entlang des Great Stour auf dem Riverside Walk zum Westgate Park.

      Zu den berühmtesten Persön­lich­kei­ten, die mit Canterbury verbunden sind, zählen neben Thomas Becket auch sein Amtsvorgänger Anselm von Can­terbury (1033-1109). Anselm gilt als einer der herausragendsten Ge­lehr­ten des Mittelalters; einen Na­men mach­te sich der Scholastiker durch die These, dass die Vernunft der un­um­stöß­liche Beweis für die Existenz Got­tes sei: „Gott ist dasjenige, größer als wel­ches nichts gedacht werden kann.“ Die­ser sogenannte ontologische Got­tes­be­weis wurde schon zu Anselms Leb­zei­ten heftig mit dem Hinweis be­kämpft, dass sich auf diese Weise so ziem­lich alles, auch die Existenz von Fa­bel­wesen oder die der sagen­haf­ten In­sel Atlantis beweisen ließe. Der Dra­ma­ti­ker Christopher Marlowe, ein Zeit­ge­nosse von Shakespeare, erblickte in der Bischofsstadt das Licht der Welt und der Schriftsteller Somerset Maug­ham besuchte einst die King’s School von Can­ter­bury, um sie in seinem Ro­man „Der Menschen Hörigkeit“ li­te­ra­risch zu verewigen.

      Canterbury gehört zu den wenigen eng­li­schen Städten, die auf eine kon­ti­nu­ier­liche Be­siedlung zurückblicken kön­nen, die über die römische Epoche hi­naus­reicht. Wahr­scheinlich befand sich hier die Hauptstadt der Cantii, ein kel­ti­scher Stamm, auf den der Name der Graf­schaft Kent zurückgeht. Die Römer nann­ten den Ort Du­rovernum Cantia­corum und legten ein rechtwinkliges Stra­ßennetz an; die sich von Ost nach West erstreckende High Street markiert noch