Ralf Nestmeyer

Südengland Reiseführer Michael Müller Verlag


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      ♦ St Peter’s Street. Tgl. außer So 10.30-17 Uhr. Eintritt £ 3, erm. £ 2. www.eastbridgehospital.org.uk.

      St Augustine’s Abbey: Nur einige hun­dert Meter östlich der Kathedrale, aber au­ßer­halb der Stadtmauer, befindet sich die Ruine der St Augustine’s Ab­bey. Um­geben von einer Mauer, liegt sie heute auf dem Anwesen des St Au­gus­tine’s College, das im vorigen Jahr­hun­dert entstand. Der heilige Au­gus­ti­nus errichtete hier im Jah­re 598 eine Ab­tei, die auch als Begräbnisstätte für Erz­bischöfe und Könige diente. Fried­höfe mussten nach einem damaligen Ge­setz außerhalb der Stadt liegen. Der an­gelsächsische Gebäudekomplex, der in etwa die Größe der heutigen Ka­the­dra­le hat­te, wurde im Laufe der Zeit durch eine normannische Kirche er­gänzt und galt als eine der reichsten und bedeutendsten Be­ne­dik­ti­ner­ab­teien Europas. Im Zuge der englischen Re­formation fiel St Augustine’s Abbey 1538 der Zerstörungswut zum Opfer.

      ♦ April bis Sept. tgl. 10-18 Uhr, Okt. Mi-So 10-17 Uhr, Nov. bis März Sa und So 10-16 Uhr. Ein­tritt £ 7.20, erm. £ 6.50 oder £ 4.30. www.english-heritage.org.uk/staugustinesabbey.

      Ein Mord im Dom

      Der englische König Heinrich II. und Thomas Becket (1118-1170) un­ter­hiel­ten trotz ihrer unterschiedlichen gesellschaftlichen Her­kunft seit ihrer Ju­gend ein enges freundschaftliches Verhältnis. Als Kanzler verwaltete Becket die königlichen Finanzen mit viel Um­sicht und Geschick. Um die be­stän­di­gen Aus­ei­nan­der­set­zun­gen mit dem Klerus besser in den Griff zu be­kom­men, ernannte Hein­rich Plantagenet seinen treuen Becket gegen dessen aus­drück­lichen Wunsch 1162 zum Erzbischof. Eine Entscheidung, die der eng­li­sche König bitter bereuen sollte, da Becket nicht gewillt war, zwei Herren zu die­nen. Als Heinrich II. versuchte, die Über­griffe von Papst und Kirche auf die königlichen Befugnisse zu un­ter­binden, stieß er schnell auf den er­bit­ter­ten Widerstand von Tho­mas Becket, dem Erzbischof von Canterbury, der die kirch­li­chen Privilegien fanatisch verteidigte und sich insbesondere da­ge­gen verwehrte, dass sich ein Geistlicher für seine Taten vor einem welt­lichen Rich­ter verantworten müsse. Vom königlichen Hof­ge­richt als Verräter und Mein­eidiger verurteilt, ging Becket ins Exil nach Frankreich. Nach England zu­rückgekehrt, fürchtete man, Becket würde den König exkommunizieren, wo­raufhin er am 29. De­zember 1170 in der Kathedrale von Canterbury von vier Rittern aus dem königlichen Gefolge ermordet wurde. Schlagartig setzte ei­ne Wallfahrt zu seinem Grab ein, und 1173 wurde Becket vom Papst heilig ge­sprochen. Seltsamerweise brannte die Kathedrale ein Jahr später lich­terloh ... Heinrich II. verlor durch diesen heim­tückischen Mord au­ßer­or­dent­lich viel Prestige; Papst und Kirche ent­fesselten in der gesamten Christen­heit eine zündende Pro­pa­gan­da für den heilig gesprochenen Becket, dem man in kürzester Zeit mehr als 100 Wunder zuschrieb. Quasi über Nacht wur­de Can­ter­bury zum Mittelpunkt der größten Wallfahrt des Spät­mit­tel­al­ters. Selbst Könige legten am Grab von Thomas Becket ihre Kro­nen nieder. Zy­nisch warnte der Geistliche Richard von Devizes vor der übertriebenen Be­cket-Verehrung: „Wenn du in die Gegend von Canterbury kommst, läufst du Gefahr, vom Weg ab­zu­kom­men. Alles, was sich dort befindet, gehört ich weiß nicht wem; je­den­falls wird er seit langer Zeit verehrt, als sei er ein Gott - ein frü­he­rer Erzbischof von Canterbury. Dies geht so weit, dass die Men­schen in der Sonne auf den Plätzen sterben, nichts zu essen haben und he­rum­lungern.“ Berühmt geworden sind auch die „Can­ter­bury Tales“ von Geof­frey Chaucer (1343-1400). Der Sohn eines Londoner Weinhändlers schil­dert in seinem Meisterwerk, wie frivol es auf einer Wallfahrt von Lon­don zum Becket-Grab in Can­ter­bury zugehen konnte.

      St Martin’s Church: Die kleine zierliche Kir­che östlich der Altstadt gilt als der äl­tes­te Sakralbau Englands. Wahr­schein­lich stammt ein Teil des Mau­er­werks am Chor noch aus der Römerzeit. Im Jahre 597 war die St Martin’s Church der Schau­platz eines für die wei­tere Geschichte Englands be­deu­ten­den Ereignisses: Der Kö­nig Ethelbert von Kent ließ sich vom heiligen Au­gus­ti­nus taufen, wodurch die Chris­tia­ni­sie­rung Englands einen ent­schei­den­den Anschub erhielt.

      ♦ North Holmes Road. April bis Sept. Di, Do und Sa 11-16 Uhr, im Winter Di, Do und Sa 11-15 Uhr. Eintritt frei! www.martinpaul.org.

      Canterbury Castle: Die Burg von Can­ter­bury zählte einst zu den mächtigsten nor­man­nischen Festungsanlagen in Süd­england. Im Jahre 1381 wurde die Burg von auf­ständischen Bauern unter Füh­rung des Gerbers Wat Tyler ge­stürmt und nieder­gebrannt.

      ♦ Castle Street. Tgl. von 8 Uhr bis zur Däm­me­rung. Eintritt frei!

      Stimmungsvolle Kirche

      Basis-Infos

      Information Visitor Information Centre, The Baeney, High Street, Canterbury, Kent CT1 2RA, Tel. 01227/862162. www.canterbury.co.uk.

      Einwohner 55.200.

      Verbindungen Zug - In Canterbury gibt es zwei Bahnhöfe, von denen unter­schied­li­che Zie­le angefahren werden. East Station ist der Haupt­bahnhof, während West Sta­tion eher Nah­verkehrsverbindungen an­bietet. East Sta­tion, Station Road East; ein bis zwei Züge stünd­lich nach London Vic­toria Station (ca. 80 Min.) über Chatham; Ver­bindungen nach Dover mit Anschluss an Folkestone. www.nationalrail.co.uk. West Station, Station Road West; Züge nach Londons Charing Cross (ca. 90 Min.) über Ash­ford; Nahverkehrslinie zur Isle of Tha­net mit Anschluss an Rye, Maidstone und Hastings. Bus - Busbahnhof in der St George’s Lane; Ticket Office. Mit National Ex­press zu den Fähr­häfen (Dover, Folke­stone, Ramsgate) sowie nach London Vic­to­ria und an die Südostküste (Whit­stable). www.nationalexpress.com. Wer mit dem Bus die Gegend um Canterbury er­kun­den will, sollte nach einem Explorer Ticket fragen.

      Bootsfahrt Für £ 10 kann man bei der King’s Bridge den River Stour per Boot erkunden. Tgl. 10-17 Uhr. www.canterburyrivertours.co.uk bzw. www.canterburypunting.co.uk.

      Fahrradverleih Canterbury Cycles Cen­tre, 22-24 Stour Street, Tel. 01227/787880. www.canterburycyclecentre.com.

      Markt Canterbury Street Market: Jeden Mi und Fr von 8-17 Uhr.

      Parken Rund um die Stadtmauer gibt es zahl­reiche Langzeitparkplätze.

      Stadtführungen Von April bis Okt. tgl. um 14 Uhr, im Juli und Aug. auch um 11.30 Uhr. Treff­punkt: Visitor Information Centre. Teil­nah­me­gebühr: £ 10, erm. £ 9 bzw. £ 6. Dauer: 90 Min. www.canterburyguidedtours.com. „The Can­ter­bury Ghost Tour“ star­tet jeden Fr, Sa und So um 20 Uhr vor Al­berrys Wine Bar in der Saint Margaret’s Street. Kosten £ 10, erm. £ 9.50 bzw. £ 8.50. www.canterburyghosttour.com.

      Theater Nicht versäumen sollte man eine Vor­stellung im renommierten Marlowe Theatre, das seit 2011 in einem an­spre­chen­den Neubau zu Hause ist. Das Programm reicht von Tragödien über Komödien bis zu Kon­zerten mit bekannten Künstlern. Karten­re­ser­vie­run­gen sind direkt am Theater (The Fri­ars, Tel. 01227/787787) oder über das Tourist Office mög­lich. www.marlowetheatre.com.

      Veranstaltungen Alljährlich in der zweiten Ok­to­ber­hälfte findet das Canterbury Fes­ti­val statt. Zwei Wochen lang werden in der groß­zügig geschmückten Stadt eine Vielzahl von Konzerten,