kultivierten sie sich und ihre Domänen, suchten durch Verbesserungen die Erträge anzuheben, um ihrem aufwändigen Bau- und Lebensstil gerecht zu werden. Die Krönung des Landlebens stellte ein ausgedehnter Landschaftsgarten dar, der einen „weichen“ Übergang zu den landwirtschaftlich genutzten Ländereien schuf.
♦ Von Juni bis Sept. jeden zweiten Di im Monat 10-16 Uhr. www.chilham-castle.co.uk.
St Mary bei Herne Bay
Faversham
Fährt man von Canterbury weiter durch die Gartenlandschaft Kents in Richtung Westen, erreicht man nach 15 Kilometern die kleine Hafenstadt Faversham. Ihr historisches Zentrum (Abbey Street) wurde im letzten Jahrhundert renoviert. Die alte Abtei ist heute Teil des Arden House und kann nur an einigen Samstagen im Juli besichtigt werden. Im Ort gibt es 40 Pubs, zum größten Teil in historischen Gebäuden. Wen wundert es, da in dieser Gegend überwiegend Hopfen angebaut wird und sich einige Brauereien in der Nähe befinden. Auch die älteste unabhängige Brauerei Kents (Shepherd Neame, gegründet 1698) ist in Faversham zu Hause. Vor lauter Bierfreude sollen schon manche Ausflügler den letzten Anschluss nach Canterbury verpasst haben.
Verbindungen Bus - Von Canterbury fahren die Buslinien 602 und 603 nach Faversham. Zug - Auch Zugverkehr besteht zwischen den beiden Städten.
Rochester
Rochester, das längst mit seinen Nachbarorten Gillingham und Chatham zu einem industriellen Ballungsgebiet zusammengewachsen ist, besitzt mit seiner Kathedrale und seinem Castle zwei eindrucksvolle Sehenswürdigkeiten. Fast alle Restaurants und Hotels erstrecken sich entlang der High Street.
Rochesters Kathedrale von außen
Vom römischen Durobrivae haben sich keine nennenswerten Spuren erhalten. Die Christianisierung der Sachsen fiel in Rochester auf fruchtbaren Boden, bereits im Jahre 604 bestimmte Ethelbert von Kent die Stadt zum Sitz des zweitältesten englischen Bistums. Die Normannen erkannten die strategische Bedeutung des Ortes und errichteten eine mächtige Burg zur Kontrolle des Medway, der bei Rochester in den Ärmelkanal mündet. Normannische Baumeister zeichneten sich auch für den Neubau der Kathedrale verantwortlich, die zu den eindrucksvollsten normannischen Sakralbauten Südenglands gerechnet werden darf. Weder Daniel Defoe („zwar alt, aber nichts besonderes“) noch Charles Dickens konnten sich in ihren Büchern für die Bischofsstadt erwärmen. In seinem fragmentarisch gebliebenen Roman „The Mystery of Edwin Drood“ beschrieb Dickens einen imaginären Ort namens „Cloisterham“, wobei ihm Rochester als Vorlage diente: „Eine eintönige, schweigsame Stadt ist es, durchtränkt vom Erdgeruch der Krypta ihrer Kathedrale, überreich an Resten klösterlicher Gräber; ihre Kinder pflanzen Salatgärtchen im Staub von Äbten und Äbtissinnen, sie backen Sandkuchen aus dem Staub von Nonnen und Mönchen ...“
In Wirklichkeit fühlte sich Dickens, der im benachbarten Chatham aufgewachsen war, sehr zu Rochester hingezogen; der meistgelesene englische Schriftsteller verbrachte nicht nur seine Ferien in der Stadt am Medway, in der er auch am 9. Juli 1870 im Alter von 58 Jahren verschied. Rochester bewahrt die Erinnerung an seinen berühmten Literaten mit Enthusiasmus: Während des Dickens Festivals, das alljährlich eine Viertelmillion Menschen anlockt, verwandelt sich die Fußgängerzone in ein Meer von Menschen, gekleidet im Stil des 19. Jahrhunderts. Verschiedene Stände, Buden, Umzüge und zahlreiche historische Aufführungen stehen auf dem Programm.
Sehenswertes
Cathedral: Auf den Grundmauern der angelsächsischen Kathedrale legte der normannische Bischof Gundulf den Grundstein für einen imposanten Neubau, der sich am Stil der französischen Kathedralen seiner Heimat orientierte. Die imposante Krypta und der Gundulf-Turm sind die ältesten Teile der Kirche. Besonders beeindruckend ist das Westportal, dessen Tympanon ein Relief mit Christus als Weltenrichter ziert. Im Inneren verdient das aus dem frühen 13. Jahrhundert stammende Chorgestühl Beachtung. Die Einheit des Stils wird allerdings durch spätere Erweiterungen und eine unsachgemäße Restaurierung geschmälert. Nach Süden hin schließt sich ein nur noch teilweise erhaltener Kreuzgang an.
♦ 70a High Street. Eintritt als „freiwillige Spende“ von £ 3. www.rochestercathedral.org.
Rochester Castle ist eine der ältesten Burgen Englands
Castle: Wo heute das Rochester Castle steht, befand sich einst ein römisches Gebäude, das zur Bewachung des hier vorbeiführenden Handelsweges zwischen Dover und London („Watling Street“) diente. Kein Geringerer als Wilhelm der Eroberer erteilte den Auftrag für den Bau einer Burg an der Mündung des Medway. Mit seinem imposanten, viereckigen Bergfried (schöne Aussicht!) gilt das Castle als eine der besterhaltenen normannischen Wehranlagen in England. Als Baumeister wirkte Bischof Gundulf, der neben der Kathedrale auch den White Tower in London geplant hatte. Zuletzt sei noch der Schriftsteller Henry James zitiert, der sich dem eigenartigen Reiz der Burg nicht entziehen konnte: „Ich habe viele moderne Burgen gesehen, aber ich erinnere mich nicht, dass auch nur eine von ihnen diesen Ausdruck von Verlorenheit, Hilflosigkeit, Beraubtheit gehabt hätte.“
♦ Tgl. 10-18 Uhr, im Winter nur bis 16 Uhr. Eintritt £ 6.40, erm. £ 4 (EH).
Guildhall Museum: Das Rathaus von Rochester stammt aus dem Jahr 1687 und gilt als eines der schönsten Stadthäuser in der Grafschaft Kent. Im Conservancy Wing des Rathauses ist seit 1994 eine neu konzipierte Ausstellung untergebracht. Mithilfe von audiovisueller Technik werden längst vergangene Zeiten wieder zum Leben erweckt. Ein interessanter Rundgang führt durch mehrere Epochen bis zur Viktorianischen Ära, eine Dokumentation schildert das Leben auf den im Medway verankerten Gefängnisschiffen. Gezeigt werden außerdem Spielzeug und Fotografien des 19. Jahrhunderts.
♦ High Street. Tgl. 10-16.30 Uhr. Eintritt frei!
Eastgate House: Das einstige Charles Dickens Centre im Eastgate House ist seit November 2004 nur noch von außen zu besichtigen. Im Garten des Hauses wurde das Swiss Chalet, seine Arbeitslaube von Gad’s Hill Place, wiedererrichtet. Hier arbeitete der Schriftsteller noch unmittelbar vor seinem Tod an dem Roman „The Mystery of Edwin Drood“. Für das dort beschiebene Nun’s House diente das Eastgate House als literarische Vorlage, ebenso für das Westgate House in „The Pickwick Papers“.
♦ High Street (Eastgate House).
Watts’ Charity: Richard Watts, der als Abgeordneter für Rochester im Londoner Parlament saß, verfügte 1579 testamentarisch, dass das elisabethanische Haus (in einem von der High Street abzweigenden Innenhof) als Unterkunft für sechs arme Reisende („six poor travellers“) dienen sollte. Dieses edle Vorhaben war allerdings nicht so einfach zu realisieren. Häufig musste aus einer großen Anzahl von Kandidaten ausgewählt werden, wobei die Quartiersuchenden gezwungen waren, ihre Armut zu beweisen - welch undankbare Aufgabe. Wie das Auswahlverfahren tatsächlich verlief, bleibt ein Rätsel. Inspiriert von der wohltätigen Einrichtung, schrieb Dickens 1854 die Weihnachtsgeschichte „Seven Poor Travellers“. Bis zum Zweiten Weltkrieg hat die Herberge noch