nieder, wo er die Reste einer römischen Kirche vorfand. Zum ersten Erzbischof von Canterbury avanciert, begründete Augustinus auch die bis heute währende Vorrangstellung der Diözese.
Seit der englischen Reformation rückte Canterbury zunehmend in den Schatten von Westminster Abbey. Einen großen Anteil an diesem Wandel hatte Heinrich VIII., für den die Becket-Verehrung ein steter Dorn im Auge war, hatte dieser doch die königliche Autorität unbotmäßig herausgefordert. Von Zorn erfüllt, machte er 1538 dem Märtyrer posthum den Prozess und ließ den goldenen, mit kostbaren Juwelen besetzten Schrein zerstören, der Klosterschatz verschwand in den königlichen Schatztruhen. Doch nicht genug: Beckets Gebeine wurden auf Geheiß des Königs verbrannt und die Asche in alle Winde zerstreut.
Canterburys Christ Church Gate - das Tor zur Domfreiheit
Einen wirtschaftlichen Aufschwung erlebte Canterbury, als sich mehrere hugenottische Weberfamilien, die durch das 1685 erlassene Edikt von Fontainebleau aus Frankreich vertrieben worden waren, in der Stadt ansiedelten. Die Hugenotten lebten und arbeiteten in den Weavers’ Houses, einem malerischen Fachwerkensemble am Ufer des Stour. Einschneidendere historische Ereignisse hat die Stadtchronik erst wieder im Zweiten Weltkrieg zu verzeichnen: Am 1. Juni 1942 legten heftige deutsche Bombenangriffe große Teile von Canterbury in Schutt und Asche. Sie wurden als „Baedeker Raids“ bezeichnet, da der Angriff derjenigen englischen Stadt galt, die im deutschen Baedeker als historisch am bedeutsamsten eingestuft war. Glücklicherweise überstand die Kathedrale die Flugzeugattacken unversehrt.
Sehenswertes
Christ Church Gate: Das als Haupteingang zur Domfreiheit (Cathedral Precinct) dienende Christ Church Gate ist ein architektonisches Prunkstück, verziert mit himmlischen Heerscharen und den bunten Wappensteinen der Kirchenfürsten. Das 1517 errichtete Tor führt ins geistige Zentrum von Canterbury, in dem sich neben der Kathedrale auch die traditionsreiche King’s School befindet.
Cathedral: Die Kathedrale von Canterbury gehört zu den kunsthistorisch bedeutsamsten Sakralbauten Englands. Wenige Jahre nach der normannischen Eroberung legte Bischof Lanfranc den Grundstein zu einem Kirchenbau im romanischen Stil, der sich an der Klosterkirche Saint-Etienne im normannischen Caen orientierte, an der Lanfranc zuvor als Abt gewirkt hatte. Die Bauarbeiten - ein Brand vernichtete Ende des 12. Jahrhunderts einen großen Teil des Bauwerks - zogen sich ganze 600 Jahre hin, ehe das mächtige Gotteshaus in seiner heutigen Form vollendet wurde. Ein typisches Merkmal für die englische Gotik ist das doppelte Querhaus. Der 75 Meter hohe Vierungsturm, der Bell Harry Tower, gilt mit seiner Fächerornamentik an der Decke als das herausragendste Beispiel englischer Turmarchitektur.
Das Innere der Kathedrale überwältigt. Die Farbenpracht der zum Teil mittelalterlichen Glasfenster bestimmt die Atmosphäre, die gewaltigen Säulen und Rundbögen lassen das Auge kaum zur Ruhe kommen. Besonders stimmungsvoll ist eine Besichtigung während der abendlichen Gottesdienste mit liturgischen Chorgesängen.
Ausgetretene Stufen führen hinauf zur Dreifaltigkeitskapelle (Trinity Chapel) mit dem farbenprächtigen Becket-Fenster an der Nordseite, das glücklicherweise von der Zerstörungswut Heinrichs VIII. verschont geblieben ist. Im Chor der Kirche finden sich weitere eindrucksvolle Glasarbeiten aus der Zeit um 1200 und zwei Gräber: Das Grabmal Heinrichs IV. und das Grabmal von Prinz Eduard von Wales, dem „Schwarzen Ritter“, der sich als Feldherr im Hundertjährigen Krieg mehrfach ausgezeichnet hat. Das von 1377 bis 1380 entstandene Grabmal des Schwarzen Ritters ist aus Kupfer gearbeitet, vor allem die Rüstung ist mit viel Sorgfalt und großer heraldischer Detailtreue ausgeführt worden.
Die stimmungsvolle Krypta mit ihren bemerkenswert-skurrilen Kapitellen stammt noch aus romanischer Zeit und erinnert in ihrer Größe an eine richtige Unterkirche, während der Kreuzgang im spätmittelalterlichen Perpendicular Style errichtet wurde. Der Kreuzgang wird von mehr als 800 Wappensteinen geziert, deren Bemalung sorgfältig restauriert worden ist; sie erinnern an die Familien der Spender, die seinen Bau finanzierten. An der Ostseite des Kreuzgangs liegt der Kapitelsaal, der von einem eindrucksvollen Tonnengewölbe überspannt wird. Margaret Thatcher und François Mitterrand unterzeichneten hier 1986 den Vertrag zum Bau des Kanaltunnels.
♦ Im Sommer Mo-Sa 9-17.30 Uhr, im Winter Mo-Sa 9-17 Uhr, So 12.30-14.30 Uhr (Kreuzgang und Areal 9-17.30 Uhr). Eintritt £ 12.50, erm. £ 10.50 bzw. £ 8.50 (So Eintritt frei!), Familien £ 33. Gottesdienste mit liturgischem Chorgesang (Evensong): Mo-Fr 17.30 Uhr, Sa/So 15.15 Uhr; Dauer ca. 45 Minuten. www.canterbury-cathedral.org.
Roman Museum: Das im Untergeschoss eines Stadthauses untergebrachte Museum vermittelt einen Einblick in die römische Vergangenheit der Stadt. Mithilfe einer Computeranimation wird gezeigt, wie es vor zweitausend Jahren in Durovernum Cantiacorum ausgesehen haben könnte. Das Prunkstück des Museums ist aber fraglos der antike Mosaikboden, der nach den deutschen Bombenangriffen entdeckt wurde. Sehenswert ist zudem die Ausstellung über das Alltagsleben in einer römischen Provinzstadt.
♦ Butchery Lane. Tgl. 10-17 Uhr. Eintritt £ 9, erm. £ 7 (Kombiticket mit Canterbury Heritage Museum £ 12, erm. £ 10). www.canterbury-museums.co.uk.
The Beaney: In der städtischen Gemäldesammlung werden in erster Linie Werke regionaler Künstler gezeigt, daneben archäologische Funde sowie eine respektable Porzellansammlung.
♦ High Street. Tgl. außer Mo 10-17 Uhr, So 11-16 Uhr. Eintritt frei!
The Canterbury Tales: Unterstützt durch zahlreiche audiovisuelle Effekte, werden die berühmten „Canterbury Tales“ wieder zum Leben erweckt. Das unvollendete Werk stammt aus der Feder des wohl meistgelesenen englischen Autors seiner Zeit - des Londoners Geoffrey Chaucer (1343-1400). Darin pilgert eine Gruppe unterschiedlichster Charaktere von London zum Schrein des heiligen Thomas. Die Reise geht aber keineswegs zurückhaltend-fromm von statten, sondern lustig, frivol und derb. Jeder Reisende muss eine Geschichte - die Canterbury Tales - erzählen, von denen die beste prämiert werden soll. Die Inszenierung der Chaucer-Geschichten ist teilweise so authentisch, dass sich die Besucher vor Entsetzen die Nase zuhalten ...
♦ St Margaret’s Street. April bis Aug. Tgl. 10-17 Uhr, sonst 10-16 Uhr. Eintritt £ 10.95, erm. £ 9.95 oder £ 8.95. www.canterburytales.org.uk.
Kurze Pause beim West Gate
West Gate Museum: Mit seinen Rundtürmen, Fallgittern, Pechnasen und der Zugbrücke gehört das West Gate zu den imposanten englischen Torbauten; es wurde 1380 von dem königlichen Baumeister Henry Yevele errichtet und lange als Gefängnis genutzt. Wer sich die steile Wendeltreppe emporgekämpft hat, wird mit einem schönen Blick auf die St Peter’s Street belohnt. Das in dem Torturm untergebrachte Museum zeigt eine respektable Waffensammlung, bei den jüngeren Besuchern sind die original nachgebauten Rüstungen, in denen man sich wie Richard Löwenherz fühlen darf, besonders beliebt.
♦ St Peter’s Street (Eingang in der Kneipe The Pound). Tgl. 11-16 Uhr. Eintritt £ 4, erm. £ 3 oder £ 2.
Eastbridge Hospital: Ein großer Teil der Pilger, die nach Canterbury strömten, war weitgehend mittellos. Um ihnen ein Dach über dem Kopf zu bieten, entstanden