dass Manhattan wohl allein von Anthony und seiner Trompete bewacht werden könne, denn, so sagten sie sich, solange er zur Stelle war, müsse jedes heranrückende Regiment der Engländer durch den frenetischen Klang seiner Trompete in Taubheit versetzt werden.
Peter Stuyvesant, der Gouverneur von Neu-Amsterdam, bezeugte seine Vorliebe für den Trompeter damit, dass er ihn zum Esquire (also in den niedrigen Adelsstand) erheben ließ. Als der Gouverneur nun die Nachricht vom Heranrücken einer englischen Streitmacht erhielt, die seine unbefestigte Stadt einnehmen wollte, befahl er Anthony, eilig mit seiner Trompete in allen Dörfern am Hudson Kriegsalarm zu blasen. Der neu ernannte Edelmann nahm Hals über Kopf Abschied von den sechs oder acht Damen, die sich seiner Gunst erfreuten, und brach auf: die Trompete auf der einen Seite, eine steinerne Flasche von weit größerem Gewicht auf der anderen Seite
Es war ein stürmischer Abend, und als er am Ende der Insel ankam, lief er eine Weile wütend auf und ab, tat dann einen kräftigen Schluck aus seiner Steinflasche, um sich Mut zu machen, und schwor mit Nachdruck und Pathos, er werde über den Strom schwimmen … dem Teufel zum Trotz.
Er sprang ins Wasser und hatte die Hälfte der Strecke zurückgelegt, als der Leibhaftige, den man niemals herausfordern soll, in der Gestalt eines riesigen Fisches erschien, der kochendes Wasser ausspuckte und wild mit der Schwanzflosse um sich schlug. Der furchtbare Fisch packte Anthony beim Bein, aber zuvor konnte der Trompeter noch einmal sein Instrument an die Lippen setzen und gleichsam seinen letzten tiefen Seufzer in das Horn hauchen.
Lang und heulend klang der Ton über den Fluss und durch die Wälder. Dann wurde der arme Anthony von dem Seeungeheuer in die Tiefe gezogen. Ein paar Monate soll man noch das Leuchten seiner roten Nase gesehen haben, dann hatte ihn der Teufel für seinen Vorwitz endgültig in die Hölle auf dem Meeresboden verbannt.
Da er nun aber nicht die Männer aus den Dörfern am Hudson mit seiner Trompete herbeirufen konnte, wurden die Holländer in Amerika geschlagen. Die Engländer gewannen Neu-Amsterdam ohne Blutvergießen, und bald flatterte von jenen Türmen, von denen Anthony der untergehenden Sonne sein Trompetensignal nachgeschickt hatte, die Fahne mit dem Kreuz des heiligen Georg.
Die Geschichte von Peter Rugg
Eine Geistergeschichte aus New England
Ich, Jonathan Dunwell, reiste im Jahre 1820 von New York nach Boston. Ich nahm das Paketboot bis Providence, und als ich dort ankam, erfuhr ich, dass alle Plätze in der Kutsche nach Boston schon besetzt waren. Da ich es eilig hatte und nicht warten wollte, nahm ich das Angebot des Kutschers an, neben ihn auf dem Bock mitzufahren. Als wir etwa zwölf Meilen zurückgelegt hatten, legten die Pferde plötzlich ihre Ohren flach an den Kopf und der Kutscher fragte:
»Haben Sie einen Regenmantel mit?«
»Nein«, antwortete ich, »warum auch?«
»Sie werden ihn bald brauchen«, sagte der Kutscher, »haben sie nicht gesehen, wie die Pferde die Ohren anlegten?«
»Freilich«, antwortete ich, »aber ...?« – Ich verstand die Anspielung nicht, denn während wir sprachen, war auch nicht ein einziges Wölkchen am Himmel zu sehen, und die Sonne schien.
Kurz darauf entdeckte ich in der Ferne einen schwarzen Punkt, der schnell näherkam.
»Da, sehen Sie«, sagte der Kutscher, »das ist er ... der Windmacher. Er schleppt immer eine Wolke schottischen Nebels hinter sich her. Ich kenne das schon, bin ihm oft begegnet, und noch jedes Mal bin ich bis auf die Knochen nass geworden.«
In eben diesem Augenblick kam uns ein Wagen entgegen, der von einem schwarzen Pferd gezogen wurde. Auf dem Wagen saßen in einem breiten alten Stuhl ein Mann und ein Kind.
Offenbar hatte der Mann es sehr eilig, denn er trieb das Pferd mit der Peitsche an, und bald war das Fahrzeug hinter uns am Horizont verschwunden. Da aber hoben die Pferde wieder ihre Ohren und liefen ruhig und sicher.
»Wer ist dieser Mann?«, fragte ich den Kutscher, »er fährt ja, als ob der Teufel hinter ihm her sei.«.
»Niemand kennt ihn«, sagte der Kutscher, »aber ich habe ihn und das Kind oft gesehen. Wahrhaftig, mehr als hundertmal bin ich ihm schon begegnet, und immer hat er mich nach dem Weg nach Boston gefragt, selbst wenn er offensichtlich gerade aus Richtung Boston kam. Schließlich ist es mir zu dumm geworden. Ich spreche nicht mehr mit ihm. Deswegen hat er mich auch so sonderbar angeschaut.«
»Hält er denn nirgends an?«
»Immer nur, um nach dem Weg nach Boston zu fragen. Und es mag sein, wo es will, immer wird er hinzufügen, er habe es sehr eilig, denn er müsse noch vor Einbruch der Nacht in Boston sein.«
Die Kutsche fuhr nun den steilen Weg nach Walpole hinauf, und man konnte weit über das Land hinsehen. Immer noch war das Wetter schön, aber der Kutscher meinte:
»Schauen Sie einmal dort hinüber. Ja, in die Richtung, aus der er gekommen ist. Der Windmacher zieht die Stürme hinter sich her. Sie kommen ihm nie entgegen.«
Auf der Höhe angelangt, deutete der Kutscher nach Osten.
»Sehen Sie da die schwarze Wolke. Da braut sich der Sturm zusammen. Vielleicht kommen wir noch bis zu Polleys Rasthaus, ehe es Regen gibt.«
Die schwarze Wolke kam schnell näher, und als sie über uns stand, wurde sie größer und größer, und bald zuckten auch Blitze aus der Wolke hervor. Der Kutscher erklärte mir, wenn man genau hinsehen würde, könne man in jedem Blitz ganz deutlich den Mann auf dem Wagen mit dem schwarzen Pferd erkennen, aber ich hielt das für ein Hirngespinst. Den Blitzen folgten die ersten Regentropfen, und bis wir in Polleys Rasthaus waren, goss es in Strömen. Doch bald war das Gewitter vorüber, und die Regenwolken zogen in Richtung auf Providence ab;
Einige Minuten später fuhr ein gut gekleideter Mann in einem offenen Zweisitzer beim Rasthaus vor, und die anderen Passagiere der Kutsche fragten ihn sogleich, ob er auch dem Mann auf dem Wagen begegnet sei. Er war dem unheimlichen Gefährt begegnet, und der Mann mit dem Kind hatte ihn nach dem Weg nach Boston gefragt.
»Im Augenblick, als er wieder anfuhr«; erklärte der Mann in der Chaise, »war es, als sei sein Wagen gerade von einem Blitzschlag getroffen worden. Ich wollte ihm zu Hilfe eilen, aber sein Pferd machte nur einen gewaltigen Satz und preschte dann mit noch größerer Geschwindigkeit los.«
Während man sich noch unterhielt, kam ein Händler dazu, der mit einem Wagen voll Zinngeschirr umherreiste. Auch ihn fragten die Reisenden, ob er den Mann mit dem Kind und dem schwarzen Pferd getroffen habe.
»Ja«, sagte der Händler, in den letzten vierzehn Tagen sei er ihm in vier verschiedenen Staaten begegnet. Jedes Mal habe er sich nach dem Weg nach Boston erkundigt und immer sei dann ein Gewitterregen gekommen, der seine Waren fast vom Karren gespült habe. Das Sonderbarste aber sei, dass, lange ehe er den Mann mit dem Wagen getroffen habe, sein Pferd sich nicht mehr von der Stelle gerührt habe und zitternd mit angelegten Ohren mitten auf der Straße stehen geblieben sei. »Alles in allem«, sagte der Händler, »habe ich nicht die mindeste Lust, diesem Burschen noch einmal zu begegnen. Er und sein Gespann sind mir nicht recht geheuer.«
Das war alles, was ich über den Mann mit dem schwarzen Pferd in Erfahrung bringen konnte.
Drei Jahre später aber hielt ich mich in Hartford auf und wohnte im Bennet-Hotel. Da hörte ich einen Mann neben mir sagen:
»Da geht Peter Rugg mit seinem Kind. Der Arme ist ganz durchnässt und weiter fort von Boston als je zuvor.«
»Peter Rugg!«, sagte ich, »wer ist Peter Rugg?«
»Ja«, sagte der Mann neben mir, »wenn man das so genau wüsste. Er ist ein berühmter Reisender. Die Wirte aber sehen ihn nicht allzu gern, denn er hält nie an, um zu essen oder zu trinken. Ich frage mich, warum ihn die Regierung nicht als Postreiter beschäftigt.«
»Ha«, sagte ein