Christoph Eder

Neubau und Instandsetzung von Flachdächern


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Pflanzen und Vegetation

       5.7 Entwässerung und Bewässerung

       5.8 Erosionsschutz

       5.9 Windsogsicherung und Windeinwirkungen

       5.10 Randstreifen an An- und Abschlüssen

       5.11 Pflegemaßnahmen, Wartungsarbeiten

       5.12 Umwehrungen und Absturzsicherungen

       6 Typische Schäden an Flachdächern und deren Instandsetzung

       6.1 Mangelhafte Windsicherung begrünter Flachdächer

       6.2 Mangelhafte Anschlüsse der Putzsysteme zum Flachdach

       6.2.1 Sockelbereich

       6.2.2 Attikaausbildung

       6.2.3 Zusammenfassung

       6.3 Schäden durch Wasser im und auf dem Flachdach

       6.4 Weitere Schadenspotenziale

       6.4.1 Nutzungsziel/Bauherrenwunsch

      6.4.2 Bauliche und örtliche Gegebenheiten

      6.4.3 Pflege und Abnahme

      Literaturverzeichnis

       Stichwortverzeichnis

      Weiterführende Informationen

      

1 Flachdachkonstruktionen

      

1.1 Überblick

      Eine Einteilung von Dächern in Bezug auf ihre grundsätzliche Konstruktionsart wird üblicherweise aufgrund der Dachneigung {Dachneigung} α vorgenommen. Dächer mit einer Dachneigung bis 5° (α ≤ 5°) werden als Flachdächer bezeichnet. Bei Dächern mit einer Dachneigung über 5° handelt es sich entweder um flach geneigte Dächer (für 5° < α ≤ 20°) oder Steildächer (α > 20°).

      Charakteristisches Merkmal von Flachdächern ist ihre wasserdicht ausgeführte Dachabdichtung, die ein Eindringen von Wasser in die Baukonstruktion – selbst bei zeitweise hydrostatischem Druck {Druck, hydrostatisch} – verhindert. Als Abdichtung werden bahnenförmige Stoffe {Stoffe bahnenförmig} (z. B. Bitumenbahnen, Kunststoff-/Elastomerbahnen) oder flüssig zu verarbeitende Stoffe (z. B. Flüssigkunststoffe) verwendet, die eine wasserdichte Schicht bilden. Damit ein Eindringen von Wasser in die Baukonstruktion durch Hinterlaufen {Hinterlaufen} der Abdichtung verhindert wird, wie es z. B. bei zeitweisem Aufstau infolge von Starkregenereignissen vorkommen könnte, ist die Abdichtung an allen aufgehenden Bauteilen und Durchdringungen sowie an den Dachrändern anzuschließen und um ein bestimmtes Maß (Anschlusshöhe {Anschlusshöhe}) über die Abdichtungsebene hochzuführen. Die Abdichtung bildet somit quasi eine Art Wanne, in der das Wasser zunächst gesammelt und dann über die Abläufe vom Dach abgeleitet wird. Eine funktionsfähige Entwässerung des Flachdaches durch Gefällegebung der Dachflächen und Anordnung ausreichend dimensionierter Dachabläufe ist Voraussetzung hierfür.

      Bei flach geneigten Dächern sowie bei Steildächern wird dagegen lediglich eine Dachdeckung {Dachdeckung} angeordnet. Dachdeckungen bilden im Gegensatz zu Dachabdichtungen keine wasserdichte Schicht, sondern müssen lediglich regensicher sein. Kennzeichnend für Dachdeckungen sind die sich überlappenden Deckungsmaterialien, wie z. B. Dachziegel, Dachsteine, Schiefer, Bitumenschindeln und andere Stoffe, die das Niederschlagswasser von der Dachfläche zu den Dachrändern (Traufe) ableiten.

      Die grundlegenden Merkmale von Flachdächern und geneigten Dächern und ihre Unterschiede sind in Bild 1 dargestellt.

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      Bild 1: Definition des Begriffs Flachdach und Abgrenzung zu geneigten Dächern (Quelle: Schmidt)

      Flachdächer lassen sich aufgrund ihrer Nutzung sowie aufgrund ihrer Konstruktion unterscheiden.

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      Bild 2: Einteilung von Flachdächern aufgrund ihrer Nutzung und ihrer Konstruktion (Quelle: Schmidt)

      

1.2 Nicht genutzte und genutzte Flachdächer

      Hinsichtlich der Nutzung werden nicht genutzte und genutzte Flachdächer unterschieden.

      Zu den nicht genutzten Dächern {Flachdach, nicht genutzt} zählen alle Dachflächen, die nicht planmäßig dem Aufenthalt von Personen dienen und nicht begehbar sind, nicht von Fahrzeugen befahren werden sowie nicht begrünt sind. Hierbei ist zu beachten, dass Dachflächen, die nur zum Zwecke der Reinigung, Wartung oder Inspektion zeitweise begangen werden, ebenfalls zu den nicht genutzten Dächern zählen.

      Genutzte Flachdächer {Flachdach, genutzt} werden dagegen planmäßig von Personen begangen (z. B. als Dachterrassen), von Fahrzeugen befahren (z. B. als Parkdeck) oder sind mit einer Vegetationsschicht (Begrünung) versehen.

      Hier ergibt sich auch ein weiterer wesentlicher Unterschied der Flachdächer zu den Steildächern, die die vielfältigen Möglichkeiten der Nutzung nicht bieten.

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      Bild 3: Nicht genutzte und genutzte Flachdächer (Quelle: Schmidt)

      Die Art der Nutzung bestimmt die Planung und Ausführung der Abdichtung. Teilweise sind auch unterschiedliche Regelwerke in Abhängigkeit von der Nutzung des Daches zu beachten. Aus diesem Grund ist die Festlegung der Nutzung von besonderer Bedeutung für den Entwurf und die Planung der Dachabdichtung.

      

1.3 Regelwerke

      Für die Planung und Ausführung von Flachdächern sind verschiedene Regelwerke zu beachten. Diese lassen sich grob in folgende Anwendungsbereiche gliedern:

Planung und Ausführung der Abdichtung (DIN 18531 {DIN 18531}, DIN 18195 {DIN 18195}, Flachdachrichtlinie {Flachdachrichtlinie})
Bauphysikalische Nachweise (Wärmeschutz – DIN 4108-2, EnEV, klimabedingter Feuchteschutz – DIN 4108-3, Schallschutz – DIN 4109, Luftdichtheit – DIN 4108-7)
Planung und Nachweis des Brandschutzes (Landesbauordnungen, Industriebaurichtlinie, DIN 4102, DIN 18234)
Bemessung und Konstruktion der tragenden Bauteile (Lastannahmen – DIN EN 1991, Bemessungsnormen – „Eurocodes“)
Sonstige Normen und Vorschriften (z. B. Produktnormen für die Stoffe des Dachaufbaus, Blitzschutzanlagen, Solaranlagenetc..)

      

1.3.1 Regelwerke für die Planung und Ausführung der Abdichtung

      Für die Planung und Ausführung der Abdichtung kann nur die Flachdachrichtlinie (2016) [3] universell eingesetzt werden, denn sie gilt sowohl für nicht genutzte als auch für genutzte Flachdächer. Die DIN 18531 (2010) [1] ist nur für nicht genutzte Dachflächen und Dächer mit extensiver Begrünung anzuwenden, während