öffnet eine kleine silberne Box, nimmt zwei Pillen heraus und erklärt Neo, dass eine bloße Beschreibung nicht ausreiche. Er müsse es selbst sehen, um zu verstehen. Dann beugt sich Morpheus nach vorne, in jeder Hand eine Pille.
„Das ist deine letzte Chance. Danach gibt es kein Zurück mehr. Wenn du die blaue Pille nimmst, hört die Geschichte auf; du wachst in deinem Bett auf und glaubst, was immer du willst. Wenn du die rote Pille nimmst, bleibst du im Wunderland, und ich zeige dir, wie tief das Kaninchenloch reicht.“
Neo greift langsam, aber entschlossen, nach der roten Pille.
Morpheus sagt ihm plötzlich, er biete ihm nur die Wahrheit an, nicht mehr und nicht weniger. Neo schluckt die rote Pille und das Abenteuer beginnt.
Er wacht auf und findet heraus, dass er sich vorher in einer künstlichen Welt befunden hatte, die „Matrix“ genannt wird. Alles, was er als Wahrheit gekannt hatte, war in Wirklichkeit eine Maske, die die Wahrheit verhüllte und ihn und alle anderen in einer Lüge gefangen halten sollte.
So weit die Handlung aus dem Kinofilm „The Matrix“ von den Wachowski-Brüdern. Darin kommt etwas zum Ausdruck, was ebenfalls wahr ist: Es gibt so etwas wie eine rote Pille, die unsere Augen für eine weitaus lebendigere Realität des Reiches Gottes öffnet. Es ist die Wahrheit des Wortes Gottes, die wir brauchen, um frei zu werden und um die Kraft seines Reiches auf diesem Planeten freisetzen zu können. Die Bibel enthielt schon immer die Wahrheit, aber unser Denken ist durch eine verzerrte Wahrnehmung der geistlichen Realität geblendet. Dieses Buch möchte uns die Augen dafür öffnen, dass wir die Kirche, das Reich Gottes und unsere Rolle in beiden Bereichen klarer und realer erkennen.
Viele Menschen suchen nach mehr. Mit der Gemeinde, wie wir sie heute kennen, sind sie nicht mehr zufrieden. Sie befassen sich mit der Gemeinde, die im Neuen Testament beschrieben wird, und ihre Neugier erwacht. Was sie dort lesen, ist jedoch weit entfernt von dem, was sie jede Woche erleben. Sie hören auch davon, wie schnell sich die Gemeinde in China und Indien derzeit ausbreitet, und das ermutigt sie. Werden auch sie wagen, von mehr zu träumen? „Kann ich dieselbe Kraft erleben?“, fragen sie sich. „Kann Gott auch hier, an diesem Platz, wirken? Wird sich das Reich Gottes auch in einer Gesellschaft wie der amerikanischen, die davon noch gar nichts ahnt, rasant ausbreiten?“ Ja! Ja!
„Dein Reich komme, Dein Wille geschehe, auf Erden wie im Himmel“ (Mt.6,10).
Bevor Neo im Film die rote Pille schluckte, wurde ihm noch eine andere Möglichkeit offen gelassen.
„Stoppt das Auto!“, befiehlt ein Mitglied der eigenartigen Sekte, die ihn entführt hat, um Morpheus zu begegnen. Mit einer Pistole in der Hand dreht die Frau sich nach Neo um und verlangt, dass er sich entweder vollkommen ihrem Plan unterwirft oder aussteigt und weggeht. Er reagiert trotzig. Als er die Autotür öffnet und aussteigen will, hält Trinity, eine hübsche und talentierte Hackerin, ihn auf und sagt ihm, er solle ihr vertrauen. Er fragt sie, weshalb er jemandem trauen solle, den er gerade erst kennengelernt hat.
Sie blickt die dunkle Straße hinunter, während es unaufhörlich regnet, und antwortet: „Weil du bereits dort warst, Neo. Du kennst diese Straße. Du weißt genau, wo sie endet. Und ich weiß, dass du da nicht sein möchtest.“
Neo steigt langsam wieder ins Auto und hat sich unbewusst damit abgefunden, einer roten Pille zu begegnen.
Sieht man sich die herkömmliche Gemeinde in den USA und das, was sie zu bieten hat, an, ist es, als würde man eine alte, durchnässte Straße hinunterstarren. Man hat keine Lust, da weiterzugehen. Noch mehr Visionsbeschreibungen, christliche Konzerte, Predigten oder Entwürfe für größere Gemeindegebäude reichen einfach nicht aus.
Es wird Sie überraschen, was Menschen für Jesus tun, was sie aber nicht für eine Gemeindevision tun. Es gibt etwas Besseres. Muss es geben. Jesus ist nicht dafür gestorben und auferstanden, damit wir bessere Gemeindebriefe oder bequemere Kirchenbänke haben.
Morpheus, der fiktive Prophet aus „Die Matrix“, würde es wohl so formulieren: „Ich sage Ihnen, warum Sie hier sind. Sie sind hier, weil Sie etwas wissen. Was Sie wissen, können Sie nicht erklären, aber Sie können es fühlen. Sie haben es schon Ihr ganzes Leben lang gefühlt: Mit der Kirche stimmt etwas nicht. Sie wissen nicht, was es ist, aber wie ein Splitter in Ihrem Gehirn bringt es Sie zum Wahnsinn. Dieses Gefühl hat Sie zu diesem Buch gebracht. Sie wissen, wovon ich rede.“
Wenn Sie das Buch gelesen haben, möchten Sie womöglich nicht zurück. Durch die Gedanken, die hier vorgestellt werden, wurden andere schon für die normale Kirche ruiniert. Das ist die letzte Warnung!
Überall auf der Welt nehmen Menschen die rote Pille und kehren nicht zurück. Die Kirche, wie Sie sie kennen, wird sich ändern. Jetzt ist der Moment gekommen, in der Sie sich entscheiden müssen. Dies ist Ihre rote Pille.
Das Kaninchenloch wartet. Das Abenteuer soll beginnen.
Einführung
Man hat das Christentum hinter Kirchenmauern begraben und mit den Fesseln des Dogmatismus festgezurrt.
Lasst es wieder los, damit es in unsere Mitte kommt und uns Freiheit, Gleichheit und Liebe lehrt.
Minna Canth
Schon seit vielen Jahren gehe ich immer seltener in die Kirche, weil ich dort so wenig von dem finde, nach dem ich mich sehne. Die Gegenwart Gottes zu spüren – danach verlangt es mich.
Frederick Buechner
„Houston, wir haben ein Problem.“
Dieses historische Understatement gab am 14. April 1970 Kommandant James A. Lovell von sich, als er an Bord der Apollo 13 Hunderte Meilen von der Erde entfernt ziellos in einer kleinen Metallkapsel im All umhertrieb. Etwas war völlig schiefgelaufen. Der Sauerstoff und die Triebkraft reichten nicht mehr aus, um sicher nach Hause gelangen zu können, sodass die Crew der Apollo 13 und das Expertenteam der NASA in Houston vor einer großen Herausforderung standen. Ron Howard dokumentierte diese kritische Episode in dramatischer Weise in dem Film „Apollo 13“, deren Ausgang entweder in einer schrecklichen Tragödie enden oder zu einem großen Erfolg für die NASA führen konnte. Dieser Hilferuf aus dem All führte dazu, dass kreative Lösungen für ein komplexes Problem gesucht wurden.
Die Gemeinde kann heute etwas Ähnliches sagen: „Himmel, wir haben ein Problem.“
Die Worte in diesem Buch sind wahrscheinlich nicht unbedingt das, was Sie hören wollen, so wie auch Houston den Hilferuf nicht hören wollte. Aber wenn wir nicht bereit sind, uns unseren Problemen zu stellen, werden wir unseren Weg nie korrigieren können. Aus Liebe zu Jesus und seiner Kirche, seiner Braut, habe ich dieses Buch geschrieben.
Meinungsforscher berichten, eine große Anzahl von Nichtchristen habe zwar Interesse an Jesus, jedoch nicht daran, in die Kirche zu gehen. Es gibt einen Autoaufkleber, auf dem steht: „Ich liebe Jesus; es sind die Christen, die ich nicht ausstehen kann.“
Bevor Mel Gibsons „Die Passion Christi“ in den Kinos erschien, konnte ich diesen Film in einem speziellen Treffen gemeinsam mit mehreren Tausend Pastoren ansehen. Die gängige Meinung bei diesem Treffen war, dass dieser Film zu einem großen Erfolg werden und viele Menschen zurück in die Kirchen bringen würde. Es gab für diesen Zweck schon Predigten für Suchende, die aus dem Internet heruntergeladen werden konnten. Buntes Werbematerial wurde gedruckt, um die Massen in unsere Gottesdienste zu locken. Ganze Kinos wurden gemietet, um den Film in eigenen Veranstaltungen zu zeigen, weil man meinte, die Menschen, die man eingeladen hatte, würden Christen und dann auch selbstverständlich Kirchgänger werden.
Zur großen Überraschung aller wurden sogar mehr Tickets als erwartet verkauft, und weltweit spielte der Film über 600 Millionen Dollar ein. Aber vielleicht noch überraschender ist, dass sich dies nicht positiv auf die Zahl der Gemeindemitglieder ausgewirkt hat.
Das zeigt uns, dass viele Menschen die Botschaft von Jesus zwar hören wollen und auch daran glauben, aber mit der Kirche als Institution, wie wir sie derzeit haben, nichts zu tun haben wollen. Das sollte für uns alle eine klare Warnung sein. Wir haben ein Problem.
Offensichtlich