Dieter Kremp

Hoof wie es früher einmal war


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den Römern hielt die Steinbauweise im Verlauf des ersten Jahrhunderts nach Christus Einzug in unsere Region. Erst dann fingen die Menschen an ihre Häuser mit Steinmauern zu bauen. Zuvor trugen mächtige Holzpfosten die Häuser, die Zwischenräume wurden je nach Größe des Hauses mit Flechtwerkwänden aus biegsamen Ästen oder Holz geschlossen und mit Hüttenlehm bestrichen bzw. grob verputzt. Die Dächer, einfache Satteldächer, deckte man meist mit Stroh oder Reet. Ähnlich muss auch das zwischen Hoof und Haupersweiler gefundene Gebäude ausgesehen haben, von welchem sich insgesamt 20 sichere Pfostengruben, eine große Silogrube zur Aufbewahrung von Vorräten und ein kleiner Graben erhalten haben. Zwar ist der südliche Teil des Bauwerks durch Geländeerosion verloren, doch lässt sich ein durchaus überzeugender Grundriss rekonstruieren. Das Bauwerk besaß eine Grundfläche von mindestens 41,05 Quadratmeter und eine Länge von 8,55 Meter. Die Pfosten, auf denen das Gebäude ruhte, waren sehr regelmäßig angeordnet, je in einem Abstand von rund 1 Meter zueinander. Möglicherweise war dem Hauptraum des „Hauses“, der wohl als Schlaf- und Wohnstätte gedient hatte, ein kleinerer Bereich vorgelagert, vielleicht für handwerkliche Tätigkeiten.

      Höchstwahrscheinlich war das Gebäude, das „Haus 1“ genannt wird, Teil eines kleinen keltischen Gehöfts oder Weilers mit einem Haupthaus, kleineren Wirtschafts- oder Speichergebäuden und eingezäunten Bereichen für das Vieh.

      Weitere im Randbereich der Grabung entdeckte Pfostengruben legen zudem die Vermutung nahe, dass es mehrere Bauwerke von noch unbekannter Funktion und Zeitstellung in der Nähe des Hauses gegeben hat.

      Und schließlich gibt es noch konkrete Hinweise, die eine deutliche Sprache vom Untergang des Hauses oder gar des ganzen Gehöfts sprechen, denn sämtliche im Haus gefundene Keramik ist stark verbrannt und zerscherbt. Zwar lässt sich die das entdeckte Fundmaterial, Keramik, eine eiserne Fibel und eine Messerklinge mit ziemlicher Sicherheit in keltische Zeit (ca. 800 bis 50 v. Chr.) datieren, doch bereitet eine nähere chronologische Einordnung des Fundguts einige Schwierigkeiten, da die Keramik stark verbrannt und ihre Oberfläche abgeplatzt ist.

      Als Kelten werden eisenzeitliche Bevölkerungsgruppen bezeichnet, die zwar nie eine geschlossene Ethnie, ein Volk bildeten, sich aber aufgrund von Gemeinsamkeiten in der materiellen Kultur, den Glaubensvorstellungen, Sitten und Gebräuchen und nicht zuletzt der Sprache zu einer Kulturgruppe zusammenfassen lassen. Sie besiedelten weite Teile Europas und waren somit auch im Saarland in der Zeit vor den Römern heimisch.

      Durch diese Ausgrabungen im Frühjahr 2010 konnte ein keltischer Siedlungsplatz zwischen Hoof und Haupersweiler, und dadurch eine keltische Vergangenheit Hoofs nachgewiesen werden.

      (Bericht vom Archäologenteam Ines Berwanger und Isabel Jung aus der Festschrift „666-Jahr-Feier“ von Hoof im Jahre 2010.)

       Jakob Koch I. war der „reichste“ Bauer in Hoof – Vom „Weiberdingen“ und vom „Wannerschdaach“ im Ostertal

      Die wohl ältesten schriftlichen Unterlagen aus Hoof, in Sytterlin-Schrift (altdeutscher Schrift) geschrieben, stammen aus dem Jahre 1862, vom damaligen Schulverweser Ludwig Burgh in seiner Schulchronik niedergeschrieben. Bauer Jakob der I. war der reichste Bauer in Hoof, er hatte vier Mägde, einen Großknecht und einen Kleinknecht. Hoof hatte damals insgesamt 388 Einwohner, unter ihnen waren allein 29 Ackerer. Alle Einwohner, die den Namen „Koch“ trugen, waren von Beruf Bauern (Ackerer). Es waren dies Jakob Koch I., Jakob Koch II., Daniel Koch I., Daniel Koch II:, Theobald Koch, Theobald Koch Junior. Es wird berichtet, dass die Bauern im Winter gerne in der Wirtschaft von Georg Fischer Stammgäste waren. Im Ort gab es auch 14 Bergmänner von Beruf.

      Die Mägde und Knechte wurden in der Regel in den Nachbardörfern gedingt, wohl, „um das Blut im Dorf aufzufrischen“, denn Inzucht war damals auch in den Bauerndörfern noch verbreitet.

      Der „Wannerschdaach“ („Wandertag“) ist der 27. Dezember, der Tag nach Weihnachten, also der Tag des Apostels und Evangelisten Johannes. An seinem Tag wechselten früher mit viel Trara die Mägde und die Knechte ihre Stellung und verabschiedeten sich mit einem Tanzabend. Es war der Johannisball im Dorf.

      Doch der größte Festtag der Knechte und Mägde war früher wohl in Hoof und in den Dörfern im Ostertal der „Jokkobsball“ (Jakobsball) am Tag des heiligen Jakobus (25. Juli), der mit einem Tanzfest in der Dorfmitte gefeiert wurde – am Abend versteht sich, denn am Tag waren ja die Knechte und Mägde im Feld; es war ja mitten in der Erntezeit.

      In Hoof und im Ostertal bestand früher eine alte Ehesitte, das Weiberdingen. Der Mann dingte seine Frau am Johannistag fürs kommende Jahr, führte sie formvollendet ins Wirtshaus und lud sie zu einem Festessen ein. Sie musste dabei den Wein bezahlen, wobei sie dem Handel zustimmte und sich für weitere zwölf Monate verpflichtete.

      Im Ostertal spielte früher der „Wannerschdaach“ („Wandertag“) eine große Rolle im ländlichen Brauchtum. Wenn ein Bauer eine neue Magd oder einen neuen Knecht dingte, so begann das Dienstverhältnis am Tag nach Weihnachten und dauerte in der Regel bis zum 27. Dezember des folgenden Jahres. Wenn beiderseits keine Kündigung erfolgte, so verlängerte sich das Arbeitsverhältnis noch einmal um ein Jahr.

      Die Ostertaler Bauern gingen wohl beizeiten auf die Suche, um einen neuen Knecht und eine neue Magd zu dingen. Mit Pferdefuhrwerk, Kutsche, Ochsengespann oder in strengen Wintern mit dem Pferdeschlitten holte der Bauer die neu gedingte Arbeitskraft an deren Wohnort ab. Verkehrsverbindungen gab es ja noch keine. Die gedingten Knechte und Mägde packten ihre Habseligkeiten in eine große Holzkiste.

      Die Tage vor dem „Wannerschdaach“ warteten die Bewohner der zehn Ostertaler Ortschaften gespannt auf die Neuankömmlinge, die ins Dorf kommen sollten. Mägde und Knechte, die bei ihren Bauern bleiben konnten, kamen nicht ungeschoren davon. Sie mussten der „heimischen“ Dorfjugend Schnaps, Bier und Wein spendieren, wobei gerade der Wein am Johannistag im Hinblick auf das kommende Jahr als segensreich galt. Die neu gedingten Knechte und Mägde brachten frisches Blut in die Dörfer, fanden doch manche ihren späteren Ehepartner im Ort.

      Ganz besonders viele neu gedingte Knechte und Mägde kamen von Leitersweiler nach Hoof und umgekehrt. Immerhin waren Hoof und Leitersweiler „Zwillingsdörfer“. So ist es nicht verwunderlich, dass z. B. im 19. Jahrhundert jeder fünfte Einwohner von Leitersweiler nach Hoof heiratete und umgekehrt von Hoof nach Leitersweiler.

      Den „Wannerschdaach“ feiert man aber auch heute noch im Ostertal durch ausgedehnte Wanderungen von Vereinen und Gruppen über die Gemarkungen der Dörfer. In Hoof ist z. B. an diesem Tag der „Stadel – Gaudi“ im Innenbereich der Dachdeckerei und Zimmerei Walter Harth, zu dem Leitersweiler Wandergruppen gern gesehene Gäste sind.

      Der Großknecht war die erste Kraft und der Vertreter der „Herren“ auf dem Bauernhof. Wenn er gemietet wurde, dann musste er ein „gesetztes“ Alter haben, nicht unter 24 Jahre alt, und schon länger als Kleinknecht oder Mittelknecht auf Höfen gedient haben. Beim Großknecht war es sehr wichtig, dass er morgens in aller Frühe wach wurde, denn Weckuhren gab es damals ja noch nicht. Er wartete auf den ersten Hahnenschrei am frühen Morgen, der ihn weckte. Streichhölzer waren damals auf dem Dorf noch recht selten. Der Großknecht hatte beim Erwachen für Licht und Feuer zu sorgen. In der Regel benutzte er noch Zunder, um Feuer zu machen. Karbid-, Petroleum- oder Öllampen brachten Licht. Der Kleinknecht war der Sündenbock auf dem Hofe, denn nicht nur der Bauer, der noch mit „Herr“ angesprochen wurde, sondern auch der Großknecht hatten ihm zu befehlen. War beim Fahren mal etwas in Unordnung oder passierte mal ein Malheur, so hatte der Kleinknecht schuld daran, obwohl er in manchen Fällen unschuldig war.

       Aus der Chronik der Hoofer Bauernfamilie Koch

       „Alt-Perersch-Haus“ erzählt eine 350-jährige Geschichte

      Am 4. Juli 1980 weihte die Kreissparkasse St. Wendel ihre Filiale im restaurierten Bauernhaus in der Hoofer Ortsmitte ein. Es war „Alt – Perersch – Haus“, das eine 350-jährige Geschichte der Hoofer Bauernfamilie Koch erzählen kann. Auch die früheren Besitzer