Gabriele Lukacs

Unheimliches Wien


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II., König Rudolfs Schwiegersohn, hinrichten. Die Habsburger haben Kunigunde also kein Glück gebracht. Klagt die „Skandalwitwe“ noch heute in den Gängen der Hofburg um König Ottokar und um Zawisch?

      Die weiße Frau im Theresianum

      Die adeligen Zöglinge des Theresianums wurden ebenfalls von einer umgehenden Frauenfigur erschreckt, wenn ein Todesfall in ihren Reihen bevorstand. Sie soll sich auch heute noch vor einem solchen Unglück zeigen, übrigens nicht immer in Weiß, sondern auch häufig in Schwarz gekleidet.

       TIPP

       1., Schottenkirche. Besichtigung der Kirche, Gruft, Bibliothek und Gemäldegalerie jeden Samstag 14 : 30. Das Grabmal der Bertha von Rosenberg existiert heute nicht mehr. Leider konnte auch anhand alter Archivmaterialien nicht mehr festgestellt werden, wo sich dieses Grab befunden hat.

       Gottfried von Einem, Komponist und ehemaliger Bewohner der Hofburg, meldet sich aus dem Jenseits.

      4. LITERARISCHE GEISTER IN DER HOFBURG

      Die Wiener Hofburg verzeichnet alljährlich zwei Millionen Besucher, sie ist eines der Highlights jeder Stadtbesichtigung und zieht auch als Kongresszentrum viele Menschen an. Die meisten Besucher drängen sich von morgens bis abends durch die Kaiserzimmer, darunter die Wohnräume des Kaiserpaares Elisabeth („Sisi“) und Franz Joseph, die beide zum Mythos geworden sind. Erst nachdem am Abend der letzte Gast gegangen ist, die Büros und Veranstaltungsräume geschlossen sind, senkt sich allmählich Ruhe über die weitläufige Burg. Um Mitternacht jedoch, zur Geisterstunde, soll in dem ehrwürdigen Gemäuer emsiges Treiben erwachen. Dann kommen die ruhelosen Seelen ehemaliger Bewohner aus ihren Gräbern zurück und geistern durch die Hallen und Gänge.

      Sie sind gut Freund mit einer lebenden Bewohnerin der Burg.

      Lotte Ingrischs Jenseitskontakte

       Geister und Gespenster bevölkern die Gänge der Wiener Hofburg.

      Lotte Ingrisch (geb. 1930) wohnt an der nach ihrem verstorbenen Mann benannten Gottfried-von-Einem-Stiege, am Übergang zwischen der ältesten Hofburg, dem Schweizerhof, und dem barocken Reitschultrakt. Sie ist nicht nur die Grande Dame der österreichischen Geisterliteratur, sondern auch ein Medium mit intensiven Jenseitskontakten. 1993 gründete sie die „Schule der Unsterblichkeit“, um den Menschen die Angst vor dem Tod zu nehmen. In ihren Büchern berichtet sie von Geistern und Gespenstern, von ihren Jenseitskontakten mit dem verstorbenen Ehemann, dem Komponisten Gottfried von Einem (1918 – 1996) und sogar mit verblichenen österreichischen Politikern. In ihrem jüngsten Werk „Der Geisterknigge“ gibt sie Anleitungen zum Umgang mit Verstorbenen. Geister haben für sie nichts Unheimliches an sich, ganz im Gegenteil: Sie unterhält sich sehr gerne mit ihnen, denn schließlich waren sie ja einmal Menschen. Wie es unter den Lebenden Narren gibt, so gäbe es diese unter den Geistern. Warum sollte es also nicht auch geisteskranke Geister geben?

       Schauplatz mehrerer Geistererscheinungen: die Gottfried-von-Einem-Stiege

       Die ruhelosen Geister der Hofburg warnten die Habsburger vor Unglück

      Mystik und Musik spielten im Leben des Ehepaares Ingrisch/Von Einem eine wesentliche Rolle. Schon zu Lebzeiten hatte auch Gottfried Kontakt mit dem Jenseits, beide machten mystische Erfahrungen und hatten Kontakt mit Geistern. Die telepathische Verbindung zwischen den Eheleuten besteht über den Tod hinaus weiter. Lotte Ingrisch besitzt übrigens sieben Katzen, die allesamt höchst sensitiv sind und ihr die Geisterscheinungen ankündigen. Sie sieht und spricht mit ruhelosen Seelen, die einst zum Gefolge oder zur Dienerschaft der Habsburger gehörten und sich noch immer nicht von diesen lösen können. Manche wurden wegen Diebstahls aus dem Dienst entlassen und wollen sich rächen. Andere, wie ein Soldat der Leibwache, der fälschlich einer Vergewaltigung für schuldig gesprochen wurde, will sich rechtfertigen und seine Unschuld beweisen. Und wieder andere Geister wollen die Bewohner der Burg vor Unglück warnen.

      Bei den vielen Menschen, welche im Laufe der Jahrhunderte in der Hofburg wohnten, wäre es wohl kein Wunder, dass deren Energien auf diesem geschichtsträchtigsten Ort der Stadt noch immer lebendig sind.

      Alexander Lernet-Holenia und sein Hund Cinderella

       Schriftsteller mit Hang zum Transzendenten: Alexander Lernet-Holenia

      Der Schriftsteller Alexander Lernet-Holenia lebte von 1952 bis zu seinem Tod im Jahre 1976 im zweiten Stock des Reichskanzleitrakts, woran eine Gedenktafel im Durchgang unter der Kuppel erinnert. Die bemerkenswert kurze Ehe seiner amtlichen Eltern, Alexander Lernet und Sidonie Baronin Boyneburgk (geb. Holenia) führte zu dem – von Lernet gerne genährten – Gerücht, er sei ein geheimer Sohn Erzherzog Karl Stephans. Da war natürlich die Hofburg die einzig angemessene Unterkunft für ihn. Seine Verbindung zum „Transzendentalen, Irrationalen, Jenseitigen“, das ihn seit dem Ersten Weltkrieg gelockt habe, verkündete er 1957 in einem Interview. Lotte Ingrisch schreibt in ihrem „Reiseführer ins Jenseits“, dass Lernet ihr 1974 in einem Brief aus der Hofburg mitteilte: „Übrigens hat es hier wieder gegeistert, und zwar war’s unser vor mehr als einem halben Jahr verstorbener Hund Cinderella, der sich zweimal wieder gemeldet hat. Das erste Mal, als Cindy geisterte, sprang sie mit den Vorderpfoten an meinen Stuhlrand, wie sie immer tat, wenn sie Zucker wollte, unsichtbar natürlich, und der Stuhl wurde so weit zur Seite geschoben, dass ich mich, da ich mich zu setzen im Begriffe war, fast auf den Boden gesetzt hätte. Es war, auch in jenen Sphären, noch ein echter Lausbubenstreich des kleinen Hundes. Und das zweite Mal, als ich noch im Bett lag und Eva bei mir eintrat, lief ihr Cinderella voraus, natürlich gleichfalls unsichtbar, und sprang, wie es ihre Art war, auf das Fußende des Bettes, so dass das Bett auf und ab schwang. Man mag darüber denken, wie man will.“

       Der Reichskanzleitrakt der Hofburg, in dem sich der Hund Cinderella aus dem Jenseits meldete.

      Die spiritistischen Séancen der schönen „Sisi“

      Die erste Schriftstellerin mit Kontakten zum Jenseits, die in der Hofburg wohnte, war Kaiserin Elisabeth („Sisi“), zumindest hielt sie sich selbst für eine große Dichterin. Sie glaubte, Heinrich Heine (1797 – 1856) führe ihre Hand aus dem Jenseits, wenn sie ihre Gedanken in ihrem Tagebuch niederschrieb oder ihre zweifellos durchaus poetischen Gedichte verfasste. Bekannt ist, dass sie an spiritistischen Sitzungen teilnahm, gemeinsam mit einer alten Freundin aus Kindertagen, der Gräfin Irene Josephine Hermenegilde von Paumgarten (1839 – 1892), einem „Schreibmedium“. Was den Damen aus dem Jenseits diktiert wurde, ist leider nicht erhalten, wohl aber Briefe der Kaiserin an Irene, in denen sie Andeutungen über diese Geisterkontakte macht. Die Originalbriefe wurden übrigens im Jahr 2001 bei einer Auktion um 2.000 Euro an eine nicht genannte Privatperson versteigert.

      Merkwürdige Übereinstimmungen

      Vier bewunderte königliche Damen teilen in einigen Punkten ein ähnliches Schicksal:

      1  Maria Stuart, *1542, †1587 in England, Königin mit 16 Jahren.

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