Gabriele Lukacs

Unheimliches Wien


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Elisabeth (Sisi), *1837, †1898 in Genf, Kaiserin mit 18 Jahren.

      4  Diana Spencer, *1961, †1997 in Paris, Kronprinzessin mit 19 Jahren.

      Alle vier starben eines gewaltsamen Todes, aber in unterschiedlichen Epochen. Alle vier heirateten in sehr jungen Jahren und wurden Kronprinzessin, Kaiserin oder Königin. Und um alle vier ranken sich bis zum heutigen Tag Mythen, Gespenstergeschichten oder Verschwörungstheorien: Mary Stuart irrt kopflos durch Londons Straßen; auf der Place de Grève in Paris, wo einst die Guillotine stand, hört man Marie Antoinettes Seufzer; Sisi geistert in der Hofburg und Lady Dianas Tod gibt noch immer zu Spekulationen Anlass.

       TIPP

       Gottfried-von-Einem-Gedenktafel im Durchgang Michaelerkuppel – Innerer

       Burghof. Lernet-Holenia-Gedenktafel ebendort gegenüber (Batthyány-Stiege).

       Sisi-Museum (Innerer Burghof). Geöffnet täglich 9 : 00 – 18 : 00.

       Bücher von Lotte Ingrisch: Der Himmel ist lustig. Jenseitskunde oder Keine Angst vorm Sterben, Wien 2003. Physik des Jenseits, Wien 2004. Der Geister-Knigge, Wien 2006.

       Friedrich Hebbel wurde durch das „Wunder von Wien“ vom Selbstmord errettet.

      Vielleicht bewahren ja Künstler nach ihrem Tod die Verbindung mit den Stätten ihres irdischen Wirkens besonders leicht. Friedrich Hebbel, einer der bedeutendsten Dramatiker des 19. Jahrhunderts, wurde 1813 in Holstein geboren. Aufgewachsen in ärmsten Verhältnissen, kam er völlig mittellos am 4. November 1845 nach Wien, wo er in einem ungeheizten Mietzimmer in der Josefstadt logierte und sogar verzweifelt an Selbstmord dachte.

      Das „Wunder von Wien“

      Da geschah das Unerklärliche, sein persönliches „Wunder von Wien“. Wie vom Himmel gefallen, erschienen bei ihm die adeligen Brüder Wilhelm und Julius Zerboni di Sposetti, zwei reiche Schlesier italienischer Abstammung, die große Bewunderer seiner Arbeit waren. Sogleich wurde seine Übersiedlung ins vornehme Hotel Erzherzog Karl in der Kärntner Straße arrangiert. Hebbel erwachte erstmals unter „damastenen Decken mit goldenen Fransen“. Die beiden Zerboni versorgten ihn mit allem Nötigen, statteten ihn großzügig mit finanziellen Mitteln aus und führten ihn in die Gesellschaft ein. Hebbel wähnte sich im Paradies. Er schöpfte wieder Hoffnung: „Ich möchte fast glauben, dass mein Leben jetzt eine bessere Wendung nehmen wird, wenn ich auch über das Wie nichts zu vermuten wage. Warum? Weil ich weiß, dass es geschehen muss, wenn ich nicht zugrunde gehen soll … Und ich bin hier in Wien doch wirklich durch ein Wunder festgehalten worden. Dieses Wunder entschied für mein ganzes Leben.“ Er hatte schlagartig finanziell ausgesorgt und konnte sich hinfort ausschließlich seinem literarischen Wirken widmen. Hier wurde er zum bedeutendsten Dichter seiner Zeit. Er zog später in die Vorstadt, wo er noch einige Male innerhalb des 8. und 9. Bezirks das Quartier wechselte. Seit dem Jahre 1846 war er mit der Wiener Burgschauspielerin Christine Enghaus verheiratet, die ihm zwei Kinder gebar. Der Dichter starb 1863 im Alter von nur 50 Jahren und liegt am evangelischen Friedhof in Wien-Matzleinsdorf begraben. Wien war Hebbels Schicksal, und offenbar kann er sich noch immer nicht von der Stadt lösen, denn man begegnet ihm noch heute in einigen seiner Wiener Quartiere:

      1., Kärntner Straße 29 – 31, ehemaliges Hotel Erzherzog Karl

      1., Bräunerstraße 4, mit Gedenktafel

      1., Brandstätte 9, heute ein Neubau mit Café Korb

      8., Wickenburggasse 3

       Der Grabstein Friedrich Hebbels auf dem Matzleinsdorfer Friedhof

      8., Lenaugasse 2, mit Gedenktafel (Café Eiles)

      8., Loidoldgasse 4, mit Gedenktafel

      9., Wasagasse 24

      9., Liechtensteinstraße 13, mit Gedenkmedaillon

      14., Einwanggasse 29, Hebbels „Sommerfrische“

       Friedrich-Hebbel-Gedenktafel 1, Bräunerstraße 4. Der Geist des Dichters spukt noch immer in diesem Haus.

      Immer wieder werden an manchen dieser Adressen unheimliche Geräusche, Lichterscheinungen und unerklärliche Stromausfälle beobachtet. Auch von verlegten Gegenständen, die plötzlich wieder auftauchen, berichten die heutigen Bewohner. Und ist es nur ein reiner Zufall, dass heute in einer dieser Wohnungen ein gewisser Dr. Franz wohnt? Hebbel veröffentlichte einige Jugendwerke unter dem Pseudonym Dr. J. F. Franz.

       TIPP

       Hebbel-Gedenkstätten in Wien:

       1., Bräunerstraße 4 mit Gedenktafel.

       10., Hebbelschule. Eröffnet 1912 in Anwesenheit der Tochter Hebbels, Christine Kaizl, geb.

       Hebbel. Einige Bilder, Fotos und Handschriften wurden als Schenkung der Direktion übergeben.

       Österreichische Galerie Belvedere: Seit 1922 besitzt diese die Hebbel-Büste des berühmten Bildhauers Anton Fernkorn.

       Hebbel-Grabstätte: Matzleinsdorfer Evangelischer Friedhof, Gruft Nr. 38, 2. Reihe rechts hinter der Kirche, mit Aufschrift: Für Friedrich und Christine Hebbel, als Ehrengrab von der Stadt Wien gewidmet.

      9., NUSSDORFER STRASSE 54

      Auch Musiker scheinen ihr ehemaliges Erdendasein nicht vergessen zu haben. Alljährlich am 19. November soll sich in Schuberts Geburtshaus in der Nußdorfer Straße 54 ein Poltergeist mit Klopfen und Raunen bemerkbar machen. Franz Schubert wurde dort am Himmelpfortgrund, heute Teil des 9. Wiener Gemeindebezirks, als achtes Kind eines Grundschullehrers am 31. Januar 1797 geboren und verstarb im Alter von nur 31 Jahren am 19. November 1828 in der Kettenbrückengasse. Er hinterließ trotz seines kurzen Lebens ein umfangreiches Lied- und Kompositionswerk, ähnlich wie Mozart.

       Das Geburtshaus Franz Schuberts. Hier soll sich alljährlich an Schuberts Todestag ein Poltergeist bemerkbar machen.

      Es gibt noch mehr Parallelen zwischen den beiden Musikern, was den Wiener Romanautor David Weiss zu der Annahme brachte, in Schubert eine Reinkarnation Mozarts zu sehen, der im Jahr 1791 im Alter von 35 Jahren starb. Er spekuliert gemeinsam mit einem Musikwissenschaftler weiter: Was wäre, wenn Wolfgang Amadeus Mozart nicht gestorben wäre, sondern einfach verschwunden, eine neue Identität angenommen und als Franz Schubert weitergelebt hätte? Ein Ding der Unmöglichkeit? Oder doch ein faszinierender Denkanstoß? Pure Illusion oder doch im Bereich des Möglichen? David Weiss lässt alles offen, überlässt die Schlussfolgerungen dem Leser und bietet in seinem neuen Buch eine Menge von Fakten, Daten und Ereignissen an, die seine Theorie zu stützen scheinen.

       Lebte der Geist Mozarts in Schubert weiter?

      Wer produziert aber nun die Klopfgeräusche – Schubert oder Mozart? Vielleicht lässt sich an den Taktfolgen ein Muster erahnen, das einem der beiden posthum zugeordnet werden kann. (Nach einem Pressetext von Gerd Schilddorfer).