Karin Bachmann

Ordo Templi Magica


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bei ihm nichts gefunden werden, was ihn auffliegen lassen konnte. Einige Male stand er wieder auf und tigerte durchs Schlafzimmer, doch irgendwann in den frühen Morgenstunden hatte er sich für den Einsatz entschieden, und danach konnte er endlich einschlafen.

      Heute war Samstag und es fand kein Unterricht statt. Die Klingel seiner Haustür riss Paul aus dem Schlaf und total übernächtigt tapste er zur Tür, um zu öffnen. Der Kommissar begrüßte ihn im Vorbeigehen und steuerte auf seine offene Küche zu.

      „Ich habe ein paar frische Brötchen mitgebracht!“, war sein aufgeräumter Kommentar.

      „Ich mache schon mal Kaffee, während Sie sich duschen und anziehen!“ Paul war ziemlich verdattert, vielleicht lag es auch an seinem noch sehr langsam arbeitenden Gehirn. So fragte Paul:

      „Habe ich etwas verpasst?“

      Der Kommissar lächelte und meinte:

      „Sie haben sich doch schon dafür entschieden, oder täusche ich mich?“ Paul nickte müde. Zufrieden brummend setzte der Kommissar die Kaffeemaschine in Gang.

      Bei einem knusprigen Brötchen und einer herrlich duftenden Tasse Kaffee waren Pauls Lebensgeister wieder geweckt. Auch die ausgiebige Dusche hatte dazu beigetragen.

      Er war gespannt, was Kommissar Bruckner ihm mitteilen wollte.

      „Wir brauchen einen unverdächtigen Mittelsmann, Paul, ich darf Sie doch Paul nennen?“ Paul nickte.

      „Ich bin Hans! Also, um zur Sache zu kommen, haben Sie eine Idee, wie wir das handhaben könnten? Vor allem sollten Sie absolutes Vertrauen zu dieser Person haben!“ Da Paul sich in der vergangenen Nacht schon viele Gedanken darüber gemacht hatte, brachte er auch gleich seinen Vorschlag an.

      „Das Einzige, was an meinem Plan nicht gelingen könnte, wäre, dass Melissa nicht mitmachen möchte. Das könnte ich ihr allerdings auch nicht verdenken.“

      Hans klopfte Paul auf die Schulter und meinte: „Eine gute Idee, ich mache mir keine Sorgen, bei ihrem Charme …“ Paul verkniff das Gesicht und zog die Nase kraus.

      „Ich möchte sie nicht dazu überreden, sie muss schon freiwillig mitmachen. Vielleicht bringe ich sie dadurch auch in Gefahr!“

      Bruckner erhob sich, schüttelte Paul die Hand und wünschte ihm viel Erfolg.

      „Passen Sie auf sich auf!“, waren seine letzten Worte, bevor er ging.

       Kapitel 6

       Blut – überall war Blut! Und es tat so weh, sie wollte nicht mehr hier sein, sie wollte aus diesem Albtraum erwachen!

       Frisches Blut bahnte sich in hellroten Rinnsalen einen Weg an der Säule entlang. Einzelne Tropfen verschmolzen miteinander, um sich gemeinsam am Fuße der Säule in einer Lache zu sammeln. Zwei Schwerter lagen gekreuzt vor der Säule und wurden mit frischem Blut benetzt.

      Paul telefonierte mit Melissa. Er fragte sie, was für ein Gefühl sie bei ihrer Klausur hätte. Melissa war bis zu seinem Anruf recht guter Dinge gewesen, doch nun wurde sie doch unsicher.

      „Könnten wir uns kurz treffen und alles in Ruhe besprechen?“, fragte Paul.

      „Ja, klar! Wo?“

      „Am besten treffen wir uns im Park vor der Universität. Bis gleich!“

      Melissa starrte den Hörer an und wunderte sich, der Professor hatte ihre Antwort nicht abgewartet, sondern schon aufgelegt.

      Im Park schaute sich Paul unauffällig um und führte Melissa an eine etwas abgelegene Parkbank.

      „Ich habe mit dir etwas Wichtiges zu bereden, es betrifft keineswegs deine Noten, um die brauchst du dir keine Sorgen zu machen!“

      Erleichtert setzte sich Melissa neben Paul.

      „Zuerst möchte ich dich bitten, niemandem von diesem Gespräch zu erzählen. Niemandem! Hast du verstanden?“

      „Ja, versprochen!“

      „Nun gut, dann fangen wir an. Zuerst die gute Nachricht, Andrea ist auf dem Weg der Besserung. Du kannst sie im Luisen- Krankenhaus besuchen, wenn du möchtest.“

      Melissa fasste sich an ihr Herz und seufzte erleichtert.

      „Gott sei Dank! Das ist nur Ihnen zu verdanken!“

      Sie sagte das mit solcher Überzeugung, etwas anderes kam für sie dabei nicht in Frage. Bescheiden nickte Paul.

      „Ja, und es ist leider eine sehr komplizierte Geschichte. Es sind nun noch mehr Mädchen verschwunden und der Kommissar und ich haben einen begründeten Verdacht. Ich muss nun diesem Verdacht nachgehen, natürlich unter äußerster Geheimhaltung und dazu brauche ich einen Vermittler zwischen mir und dem Kommissar. Ich brauche jemanden, zu dem ich vollstes Vertrauen habe und der zuverlässig ist. Außerdem erfordert es ein wenig Mut.“

      Hier hielt Paul inne und beobachtete Melissas Gesicht. Darin spiegelte sich alles Mögliche wider, von Erstaunen bis zu Verehrung.

      „Ich dachte dabei an dich!“

      Nun war die Bombe geplatzt. Melissa sah ihn entgeistert an.

      „Ich?“

      Dann ging ein Strahlen über ihr Gesicht, dass ihr geliebter Professor zu ihr, Melissa, Vertrauen hatte, darüber freute sie sich sehr. Doch dann wurde sie ernst und fragte:

      „Wie kann ich helfen? Was muss ich tun?“

      Paul erläuterte ihr seinen Plan.

      „Wir wissen, dass deine Noten nicht allzu schlecht sind, doch ich muss dich ab und zu alleine sprechen, ohne irgendwelche Zuhörer. Deswegen schlage ich eine Nachhilfestunde vor, die von mir immer kurzfristig angesetzt wird. Dann setzen wir uns kurz zusammen und tun so als ob. Dabei gebe ich dir Informationen weiter, die ausschließlich für den Kommissar bestimmt sind. Du darfst aber nicht dein Handy benutzen, für den Fall, dass es abgehört wird. Du triffst dich mit dem Kommissar und zwar als seine Haushaltshilfe. Eine Studentin braucht doch immer Geld und so tust du, als würdest du bei ihm privat sauber machen.“

      Melissa war Feuer und Flamme.

      „Das ist doch ein guter Plan!“, meinte sie.

      „Es gibt nur einen Haken. Du kannst keine Begleitung mitnehmen, du wärst immer alleine unterwegs. Das ist leider ein großes Risiko!“

      „Ich habe einen Freund, ich könnte ihn doch bitten, dass er mich zu meiner ‚Putzstelle‘ bringt und mich dann auch wieder abholt. Er begleitet mich seit den Vorfällen sowieso überall hin. Er holt mich auch immer von der Uni ab.“ Paul nickte erleichtert.

      „Das könnte gehen. Ich möchte aber nochmals darauf aufmerksam machen, dass es gefährlich werden könnte, und zu niemandem ein Wort, auch nicht zu deinem Freund!“ Melissa nickte ernst.

      „Okay. Wie geht es jetzt weiter?“

      „Ist dein Freund in der Nähe?“ Melissa nickte.

      „Dann ruf ihn jetzt an, er soll dich abholen. Ich werde solange hier warten. Hier habe ich die Adresse von Kommissar Bruckner und seine Telefonnummern. Am besten prägst du dir alles gut ein und vernichtest dann die Karte!“

      Paul hoffte sehr, an alles gedacht zu haben und auch, dass er Melissa nicht in Gefahr brachte. Er würde noch Sorgen genug haben, sich selbst wieder heil aus der Sache herauszubringen, mit der er noch nicht einmal angefangen hatte.

       Kapitel 7

      Paul versuchte noch einmal des Nachts in die unterirdischen Räume des Ordens zu gelangen, doch es war immer jemand außerhalb des Eingangs postiert, verborgen hinter dichtem Gestrüpp patrouillierte eine Wache. Also waren sie jetzt vorsichtiger geworden, als bei seinem ersten heimlichen Besuch, das erschwerte