unsere Hörigen!“, stimmte Friedrich zu.
„Wir werden eine Versammlung einberufen. Die Ritter sollen kommen.
Dann werden wir beratschlagen, was zu tun ist“, schlug Konrad vor.
Zwei Pagen gingen los und kehrten nur kurze Zeit später mit den Homburger Rittern, Waffenknechten und Knappen zurück. Konrad eröffnete die Versammlung.
„Gerade wurde ein Reisender in unserem Wald überfallen. Immer wieder hört man von solchen Übergriffen. Wir müssen etwas tun. Kannst du uns die Männer beschreiben, die dich überfallen haben?“
„Sie waren zu sechst. Eine ganze Horde. Zwei Kerle waren dabei, die waren so groß und so stark wie Bären und hatten zottelige, braune Bärte. Sie glichen sich wie ein Ei dem anderen. Der Rest des Haufens wirkte eher ausgehungert, verlaust und zerlumpt. Einer hatte blondes struppiges Haar und stechend blaue Augen.“
„Von nun an sollen immer zwei schwer bewaffnete Ritter zusammen mit einem Trupp Knechte und Knappen durch den Wald patrouillieren. Zu zehnt dürften sie die Räuber von einem Überfall abschrecken“, schlug Friedrich vor.
„Niemand soll mehr allein durch den Wald gehen. Alle Besorgungen sollen nur noch in Gruppen gemacht werden.“
„Hanricus und Wilher werden sich einen Trupp zusammenstellen und als Erste durch den Wald ziehen.“ Die beiden bestimmten sogleich ihre Begleiter und verließen den Rittersaal.
Beim Abendmahl berichteten die Grafen den Damen von den Ereignissen.
„Mechthild, du gehst nicht mehr allein in den Wald! Ein Ritter wird dich immer begleiten! Es ist zu gefährlich, auch für unseren Sohn.“
„In diesem Fall hast du recht, Konrad. Du musst dir keine Sorgen machen. Ich werde mich daran halten.“ Mechthild lächelte Konrad beruhigend an.
„Leni und ich wollten euch vorschlagen, dass ihr euch einen Hund besorgt. Ein Hund wäre für Arnold bestimmt ein schönes Geschenk und er würde den einen oder anderen Räuber gewiss abschrecken“, warf Margareta ein.
„Ich soll einen Hund haben?“, fragte Arnold begeistert. „Ich wollte schon immer einen Hund. Bitte Vater, sag ja.“
„Also von mir aus. Wir werden uns morgen gleich nach einem geeigneten Hund umsehen. Aber der Ritter geht trotzdem mit.“
Kapitel 6
Engela, die Tochter von Ritter Wilher und seiner Gemahlin Klara, saß auf einem Findling am Rande des Ritterübungsplatzes und sah den Rittern bei ihren Übungen zu. Die Sonne erwärmte ihren Körper. Sie warf ihre blonden Locken kokett nach hinten und zog den Ausschnitt ihres braunroten Kleides zurecht, sodass ihr jugendlicher Busen besser zur Geltung kam. Ihre ganze Aufmerksamkeit galt Graf Konrad. Wie geschickt er das Schwert führte und mit welcher Kraft und Leichtigkeit er die jungen Knappen in ihre Schranken wies!
Wenn er doch nur zu ihr rüber sehen würde, wenn er sie doch endlich beachten und nicht mehr als Kind ansehen würde! Sie konnte nur noch an ihn denken. Jede Nacht träumte sie davon, dass er sie in seine starken Arme nehmen und ganz fest an sich drücken würde.
Konrad war mit seinen Übungen fertig und zog den Helm aus. Ein Knappe reichte ihm ein Tuch, mit dem er sich den Schweiß von der Stirn wischte. Engela überlegte, wie sie seine Aufmerksamkeit auf sich richten könnte, doch Konrad wandte sich in die entgegengesetzte Richtung und hob die Hand zum Gruße. Engelas Blick fiel auf die Gräfin, die zusammen mit ihrem Sohn auf der anderen Seite des Übungsplatzes gestanden hatte. Voll Bedauern sah sie zu, wie der Graf seine Gattin herzlich küsste und kurz an sich drückte und dann den Sohn begrüßte. Nachdem Konrad seine Rüstung abgelegt hatte, ging er mit seiner Familie von dannen. Engela blickte ihnen bedauernd nach. Warum musste er nur verheiratet sein? Was hatte diese Mechthild, dass ihr Mann sie so liebte? Wie konnte sie nur zwischen den beiden Zwietracht sähen? Sie musste Konrad haben!
Indes sich Engela grämte, begaben sich Mechthild, Konrad und Arnold vergnügt hinunter zum Flecken, um Arnolds Hund abzuholen.
„Ich freue mich so! Ich habe auch schon einen Namen für ihn. Ratet mal, wie er heißen soll!“
„Lenis erster Hund hieß Jaschko und ihr zweiter Bodo. Soll er vielleicht so heißen?“
„Nein. Ben soll er heißen!“
„Oh, Ben ist ein schöner Name!“
Die drei gelangten an das Haus des Steinmetzes, dessen Hündin vor über einem halben Jahr vier Welpen auf die Welt gebracht hatte. Zwei der Jungen waren bei ihrer Mutter geblieben. Diese begrüßten die Neuankömmlinge aufgeregt. Die Frau des Steinmetzes trat auf den Hof. Sie wischte sich die Hände an der braunen Schürze ab, die sie über ihr Überkleid gebunden hatte, und empfing ehrfürchtig das Grafenpaar. Eine graue Strähne spitzte unter ihrer weißen Haube hervor.
„Der Junge kann sich ruhig einen der beiden aussuchen. Sie sind tadellos.“
Arnold kniete sich zu den jungen Hunden, die ihm um die Beine sprangen, und streichelte einen nach dem anderen. Einer war schwarz-weiß-braun gescheckt und der Zweite hatte ein schwarzes Fell. Die samtigen Ohren hingen herab und die Schnauze war schmal und weich. Die Hündin versuchte, ihre Jungen von den Fremden wegzudrängen. Doch der Schwarze ließ sich nicht von Arnold abhalten. Er versuchte, an ihm hochzuspringen und ihm das Gesicht abzulecken.
„Ich möchte den Schwarzen!“, rief Arnold schließlich. „Er sieht so aus, als könnte er mich am besten beschützen.“
„Der Hund ist zwar nicht so groß, dass er einen Angreifer in die Flucht schlagen würde, aber die Witterung wird er auf jeden Fall aufnehmen, wenn sich ein Fremder nähert und Alarm schlagen“, meinte Konrad lächelnd. Auch er beugte sich zu dem Hund hinunter und kraulte ihn.
„Dann wäre das entschieden. Du bist nun der kleine Ben.“ Auch Mechthild tätschelte den Hund.
Konrad überreichte der Frau des Steinmetzes einen kleinen Beutel mit Münzen und legte dem Hund ein Lederhalsband um, an dem er einen Strick befestigte.
Die drei machten sich auf den Rückweg und Arnold sprach ohne Unterlass mit seinem neuen Freund. Er erklärte ihm genau, woran sie vorbeikamen, und kraulte ihn ständig. Mechthild und Konrad gingen Hand in Hand hinter dem Jungen her und lächelten sich an.
„Ich weiß noch genau, wie sehr ich als Kind an Lenis Jaschko hing. Obwohl der in meiner Erinnerung immer riesengroß gewesen war, aber er ließ einfach alles mit sich machen. Abends habe ich oft vorm Herdfeuer neben ihm gelegen und mich an ihm gewärmt.“
„Ich hatte eine kleine Katze, mit der ich immer gespielt habe. Irmgard und ich, wir hatten oft Streit darum, auf wessen Schoß sie liegen sollte.“
Sie passierten den Ritterübungsplatz, wo Arnold den Rittern Stolz seinen Hund präsentierte.
„Der ist wirklich schön, Arnold“, meinte ein Knappe zwinkernd.
„Ich muss Ben unbedingt den Mädchen zeigen! Die werden Augen machen!“ Arnold zerrte den Hund, der erstaunt über so viel Ungestüm winselte, zum Burghof, und rief nach Katharina und Jutta.
„Arnold, mach langsam! Der Hund ist keine Puppe!“, rief Konrad seinem Sohn nach, der sogleich sein Tempo verringerte und den Hund beruhigend kraulte.
„Hoffentlich weiß er, dass Hunde auch beißen können“, bemerkte Ritter Landolf kopfschüttelnd, der das Ganze beobachtet hatte.
Arnold indes wurde von seinen Basen auf dem Burghof empfangen.
„Ist das dein Hund, Arnold? Der ist wunderbar! Darf ich auch mal die Leine nehmen?“, fragte Katharina begeistert und Jutta meinte: „Einen wirklich schönen Hund hast du. Wie heißt er denn?“
„Er heißt Ben“, sagte Arnold voller Stolz und reichte Katharina die Leine. Diese streichelte Ben kurz und wollte ihn über den Hof führen, doch Ben schnupperte lieber alles ab.
Arnold nahm wieder die Leine und versuchte sein Glück, doch Ben hatte seinen