David Fuller

Osteopathie und Swedenborg


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hätte er Swedenborgs Weltbild einfach 1 : 1 übernommen. Als originärer und unabhängiger Denker ging er damit ebenso kritisch-wohlwollend um, wie mit allen anderen Weltsichten, die ihm begegneten und integrierte in modulierter Form lediglich das, was er auch tatsächlich als nützlich erachtete.

      Letztlich schmälert diese einseitige Interpretation von Swedenborgs Einfluss auf Still aber in keinster Weise die große Bedeutung von Fullers Ausführungen für das bessere Verständnis der klassischen Osteopathie und damit schlussendlich auch für die Zukunft der modernen Osteopathie.

      ZUM SCHLUSS

      Abschließend sei noch darauf hingewiesen, dass der amerikanische Index 1 : 1 dem Original entspricht und lediglich bzgl. der Seiten angepasst wurde.

      Die zahlreichen Quellennachweise wurden als Block in Form von Endnoten ans Ende des Buches gestellt, um ein möglichst ‚barrierefreies’ Lesen zu ermöglichen.

      Im Literaturverzeichnis finden Sie schließlich Hinweise darauf, ob und wo bestimmte Zitate von Still und Sutherland in den aktuellen deutschen Ausgaben zu finden sind.

      DO bedeutete für die Gründerväter A. T. Still, J. M. Littlejohn und W. G. Sutherland weder ‚Doktor der Osteopathie‘, noch ‚Diplom Osteopath‘, sondern stand schlicht für ‚Dig On!’ (‚Grabe weiter!’). Der damit gemeinte Wissensdurst, die begeisterungsfähige und vorurteilsfreie Neugier auf sämtliche Aspekten des Daseins, bezeichneten nach Ansicht der Gründerväter jenes Herzstück, ohne das ein vertieftes Verständnis und auch richtiges, d. h. kunsthandwerkliches Praktizieren der osteopathischen Philosophie und Wissenschaft unmöglich ist. Ihre Neugier auf Osteopathie und Swedenborg ist damit im Blick der Gründerväter ein zutiefst osteopathischer Charakterzug, zu dem man Ihnen nur gratulieren kann.

      Nehmen Sie sich Zeit, genießen Sie das Lesen, lassen Sie sich entführen auf eine Reise zu einer der vier Urquellen der Osteopathie und ergründen Sie Einsichten, die bisher nur wenigen Osteopathen bekannt sind.

      Ich wünsche Ihnen wie immer viel Freude bei der Lektüre!

      Christian Hartmann

      Pähl, August 2013

      VORREDE

      Die Idee zu diesem Buch ergab sich im Herbst 1987, wenige Wochen nach dem Beginn meines Studiums am Chicago College of Osteopathic Medicine. Erstmals bewusst begegnete mir Osteopathie während meiner Praktika im Rahmen meiner Bewerbung an medizinischen Schulen. Ich hatte die Möglichkeit, entweder eine osteopathische oder eine allopathische Medizinschule zu besuchen. Da ich zu jener Zeit an einem ganzheitlichen medizinischen Ansatz interessiert war, holte ich tief Luft und entschloss mich, in den osteopathischen Strom zu springen – und habe es seither nie bereut.

      Einer der ersten Kurse im osteopathischen Medizin-Kurrikulum war Geschichte der Medizin und er wurde von Ward Perrin, DO, geleitet. Perrin war ein sehr angesehener älterer Arzt, mit großem Interesse an diesem Thema. Er steigerte meine Neugier, als er über A. T. Still, den Begründer der Osteopathie, und über osteopathische Konzeptionen sprach, etwa, dass der einzelne Mensch aus Körper, Mentalem und Geist bestehe – mit einer innewohnenden Fähigkeit zur Selbstheilung. Ebenso interessierte mich die Idee, dass der osteopathische Arzt diesen innewohnenden Selbstheilungsprozess unterstützen solle. Ich war fasziniert, denn zusammen mit den mir bereits bekannten Überlegungen von Swedenborg hinterließen diese Gedanken ein deutliches Echo in mir. Ich erinnere mich noch gut daran, wie ich an einem sonnigen Tag im Hyde Park, Chicago, unter den Leuten saß und mir dachte, dass ich mich eines Tages mit diesen Verbindungen beschäftigen sollte.

      Die medizinische Ausbildung entpuppte sich jedoch als intensive und herausfordernde Erfahrung. Es gab wenig Zeit für den Luxus des Philosophierens bzw. für das Verfolgen eigener Forschungsprojekte. Ich tauchte schnell in das Kurrikulum ein und studierte Anatomie, Physiologie, Biochemie, Psychologie und alle anderen Fächer, deren Studium viel Zeit in Anspruch nahm. Obgleich ich mit der Idee spielte, die Werke A. T. Stills zu studieren, um sie mit jenen Swedenborgs zu vergleichen und in diesem Zusammenhang verschiedentlich kleinere Untersuchungen anstellte, vergingen noch etliche Jahre, bis ich die ersten wirklich ernsthaften Studien begann. Zunächst machte ich meinen Abschluss, absolvierte mein Anerkennungsjahr, eröffnete meine Hausarztpraxis und praktizierte neun Jahre lang. Dann erst empfand ich wieder den nachhaltigen Drang, mein Forschungsprojekt weiter zu verfolgen. Neben meiner hausärztlichen Tätigkeit war ich inzwischen auch in meiner eigenen Familie engagiert. Als Qualifikationen für die Studien konnte ich neben meiner allgemeinmedizinischen Erfahrung Spezialisierungen im Bereich osteopathischer manipulativer und holistischer Medizin vorweisen. 2004 entschloss ich mich schließlich dazu, das Thema ernsthaft zu anzugehen und bemühte mich in diesem Zusammenhang um ein Forschungsstipendium bei der American Osteopathic Association. Damals war ich mit Swedenborgs theologischen Arbeiten gut vertraut, hatte aber seine anatomischen Arbeiten nicht studiert, obgleich sie jahrelang in meinen Bücherregalen standen. Als ich mich in Stills Bücher vertiefte und zugleich Swedenborgs wissenschaftliche Werke las, wurde mir klar, dass der Einfluss Swedenborgs auf die Osteopathie sowohl Sutherland als auch Still umfassen musste. Daraufhin entwarf ich eine Arbeit, welche einen Vergleich von Swedenborgs Anschauungen zum Gehirn mit W. G. Sutherlands kranialem Konzept zum Ziel hatte. Zugleich richtete ich meine Forschung aber auf einen weit umfassenderen Themenbereich aus. Seit der Bewilligung des Forschungsstipendiums der American Academy of Osteopathy (AAO) im Jahr 2007 arbeitete ich intensiv an dem nun vorliegenden Buch.

      Durch meine Forschungen erweiterte sich meine Perspektive in Bezug auf Swedenborg wie auch auf die osteopathische Medizin grundlegend. Immer, wenn mich Freunde in jener Zeit zur Wahl des Themas fragten, scherzte ich, dass es von sehr großem Interesse für sehr wenige Menschen sei. Ich hoffe, dass Sie als Leser einer dieser wenigen Menschen sind. Dieses Buch ist für alle geschrieben, die an der Verbreitung der wissenschaftlichen, philosophischen und theologischen Anschauungen Swedenborgs und ihrer Wirkung in und auf die Vereinigten Staaten während des 19. Jahrhunderts im Allgemeinen und auf den osteopathischen Berufsstand im 19. und 20. Jahrhundert im Besonderen interessiert sind. Das Buch ist auch für diejenigen geschrieben, die an der Erforschung der Geschichte und Philosophie der Osteopathie interessiert sind. Es stellt viele Verbindungen zwischen Swedenborgs Anschauungen und der Osteopathie vor; zahlreiche Verbindungen, die bisher nicht entsprechend gewürdigt wurden. Die Philosophie und das innerhalb der Osteopathie brennende Interesse daran, mehr über Swedenborg, Still, Sutherland u. a. zu erfahren, waren mein Antrieb, neue Gebiete zu erforschen. Ich hoffe, dass das Buch dazu beiträgt, dem Thema eine angemessene Wertschätzung zu verschaffen, und dass es zugleich dazu dient, eigene Forschungen in diesem Bereich anzuspornen.

      David B. Fuller, DO, FAAO

      Mai 2011, Bay Minette, Alabama

      DANKSAGUNGEN

      Vielen Dank dem Team der Bay Minette Public Library, insbesondere Tony Crook, der sehr viele Fernleihen aus dem gesamten Land für unsere kleine Stadt im südlichen Alabama organisierte. Über die Jahre sind Bücher von Kalifornien bis Pennsylvania, von Utah bis Nord-Alabama und aus vielen anderen Staaten in unsere kleine Bibliothek nach Bay Minette, Alabama, geflossen.

      Dank an das Still National Osteopathic Museum in Kirksville, Missouri, dessen ausgezeichnetes Team es möglich machte, über große Entfernung Forschung zu betreiben.

      Dank an Jane Stark, DOMP (Kanada), die so freundlich war, ihre Forschung zu Sutherlands Präsentation in Des Moines 1944 sowie Informationen über den Bezug von Ida Rolf 1973 auf Sutherland zu teilen und ebenso den äußerst hilfreichen Führer zu Still-Biografien in ihrer Masterarbeit. Dank an Ron Murray, DOMP (Kanada), der gleichfalls im Zusammenhang mit Ida Rolf hilfreich war.

      Dank an Carol Odhner, Direktorin der Swedenborg Library, und an Cindy Walker, Archivarin der Swedenborg Library in Bryn Athyn, Pennsylvania, für ihre Hilfe bei der Forschung zu Acton.

      Dank an Christian Fossum, DO (UK), und an Eric Snyder, DO, welche die Artikel von William L. Grubb, DO, aus den Jahren 1923 – 1925 an mich weitergaben.

      Dank