Eberhard Fohrer

Kreta Reiseführer Michael Müller Verlag


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Gebäudeflü­gel im Vier­eck. In Knossós befinden sich an der westlichen Längs­seite die Kult­räu­me und Ma­ga­zine, an der Rückfront (Ostseite) das große Trep­penhaus, die Pri­vat­räu­me der Königs­familie und Werkstätten. Fens­ter gibt es nur wenige, dafür wun­der­bar kon­struierte Lichtschächte, die Luft und Sonnenlicht bis in die entle­gensten Winkel des Pa­lastes schicken - die ur­eigen­ste Erfindung der Minoer. Höchst eindrucksvoll ist auch die Kanalisation, deren mo­dern anmutende Ton­röh­ren und Ab­flussschächte man über­all im Palast entdeckt.

Rekonstruktionen minoischer Fresken über dem Thronsaal

      Rekonstruktionen minoischer Fresken über dem Thronsaal

      Anfahrt/Verbindungen Mit dem eige­nen Fahr­zeug nimmt man ab Eleftherias-Platz den breiten Leo­fo­ros Dimokratias, der direkt nach Knos­sós führt (etwa 6 km). Direkt am Eingang zum Palast gibt es einen großen, kostenlosen Parkplatz, ein­gerichtet von der Stadt Iráklion. Bereits etwa 100 m vorher wird man von der Taverne Pasiphae zum Parken in einem schat­tigen Olivenhain gewunken. Auch hier ist das Parken kostenlos, der Besuch der Taverne wird nicht eingefordert.

      Bus 2 fährt in Iráklion von der ehemaligen Buss­tation am Hafen etwa alle 20 Min., er hält außer­dem am Elef­therias-Platz und am Je­sus-Tor. Fahrpreis einfach et­wa 1,70 €, bei Kauf im Bus 2,50 €, Dauer der Fahrt im Stop-&-Go-Verkehr bis zu 45 Min.

      Taxi kostet etwa 12 €.

      Öffnungszeiten April bis Okt. tägl. 8-20 Uhr, übrige Zeit Mo-Fr ca. 8-17, Sa/So 8.30-15 Uhr. Eintritt ca. 15 € (Nov. bis März 8 €), Senioren über 65 J. sowie Schül./Stud. und Pers. von 6-25 J. aus Nicht-EU-Län­dern 6 €, freier Eintritt für Pers. bis 25 J. und Schül./Stud. aus EU-Län­dern. Foto­gra­fie­ren und Vi­deo frei. Tel. 2810-231940.

      Kombiticket mit Arch. Museum ca. 20 €, drei Tage gültig, für Schül./Stud. aus Nicht-EU-Län­dern 10 € (im Winter 12 €/6 €).

      Online-Ticket unter etickets.tap.gr

      Freier Eintritt Nov. bis März am ersten So im Monat, außerdem 6. März, 18. April, 18. Mai, European Cultural Heri­tage Day (letzte Sept.-Woche) und 28. Okt.

      Tipp: Am ruhigsten ist es in der Regel ab dem späten Nachmittag, da dann keine Aus­flugs­busse mehr kom­men. Vormittags gibt es in der HS oft Wartezeiten.

      Trotz der schönen Pi­nien und Zypressen um den Palast ist die Anlage selbst völlig baum- und schattenlos, ein Sonnenschutz ist anzu­raten.

      Führungen Gruppenführungen kosten ca. 10 €/Pers. (für Stud. 5 €), Einzelführung ca. 25 €. Am Eingang wird man ange­spro­chen, ob man sich in eine Gruppe ein­reihen will. Ob sich das lohnt, hängt ganz vom Führer ab.

      Essen & Trinken Einige Tavernen liegen an der Straße ge­genüber vom Palast, die Taverne Pasiphae passiert man kurz vorher. Abends sind alle Tavernen geschlossen.

      Pasiphae, mit kostenlosem Parkplatz, 100 m vor dem Eingang zu Knossós. Interessante „minoische“ Küche, viel mit Hülsenfrüchten, kretisches Bier Charma, netter Service, nicht überteuert. Stühle mit minoischen Schrift­zeichen, im Hintergrund läuft ein Video mit einer virtuellen Rekonstruktion des Palastes. Tel. 2810-323166.

      Kritiki gi, Alternative schräg gegenüber. Tel. 2810-731658.

      Bis heute orientiert sich die Interpreta­tion der erhaltenen Bauten (Megaron des Königs und der Königin, Thronsaal, Zollstation etc.) an Evans’ Ideen - es sei darauf hin­gewiesen, dass es sich dabei aber nur um Hypothesen handelt.

      Wegen Covid-19 waren 2020 interes­san­te Teile des Palastes gesperrt. Erkun­di­gen Sie sich ggf. vor Lö­sen des Tickets, man wird nicht darauf hingewiesen.

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      Westhof 1: Der gepflasterte Hof, den man als erstes betritt, diente vielleicht oft als Schauplatz feierlicher Kult­hand­lungen, denn ihn durch­ziehen et­was erhöhte Prozessionswege und in den drei ummauerten Gruben 2 lin­ker Hand, „Kouloúres“ genannt, hat man Gefäße gefunden, die bei den Zeremo­nien ver­wendet wurden (andere Theo­rien sprechen von Getreidekam­mern oder Ab­fall­re­servoirs). In zwei der Gru­ben sind Ruinen frühminoischer Häu­ser aus der Vor­pa­last­zeit zu erken­nen. Außer­dem stehen im Hof noch die Reste von zwei Altären 3, von denen Evans an­nahm, dass hier Tiere geopfert wor­den waren.

      Westflügel: Von der Westfassade des Palastes sind nur die Grund­mau­ern erhalten, der obere Teil und die Pfeiler­stümpfe wurden von Evans rekon­stru­iert. Ins Innere des Pa­lastes gelangte man an der rechten Sei­te der Fas­sade 4 auf einem heute für Besucher gesperr­ten Weg - eine Rund­säule stützte den Türstock, ihre Ba­sis ist erhalten. Rechts liegen zwei klei­ne Räume, in denen wahr­schein­lich die Torwachen saßen. Die Touris­ten­strö­me werden außen herum ge­lei­tet, bis sie auf den langen Gang treffen, der we­gen seiner Wand­male­reien Pro­zes­sionskor­ridor 5 ge­nannt wird. Mehr als 500 Fi­guren reih­ten sich hier an­einander (Reste der Fres­ken im Arch. Mu­seum in Iráklion). Sein Bo­den ist anfangs mit weißen Ala­bas­ter­platten, grauen Schie­fer­steinen und rotem Mör­tel nach dem mutmaß­lichen Ori­gi­nal­zustand re­kon­struiert. An der dem Palast zuge­wandten Weg­seite sind einige Origi­nal­teile er­hal­ten. Im Weiteren geht man auf einem Holz­weg zum Süd­pro­py­lon. Am Süd­en­de füh­ren Treppen hinunter zum South House 6, einem drei­stö­cki­gen Bau aus der Spätpalastzeit. Auf der süd­lichen Mauer­krone sieht man mächtige Kult­hör­ner. Sie wa­ren ein be­deu­ten­des Sym­bol des mi­noi­schen Stier­kults und wurden oft als Ver­zie­run­gen oben auf die Palast­fas­sa­den ge­setzt.

      Vor dem Ende des Korridors wendet man sich nach links und kommt zum Süd­pro­pylon 7, dem monumentalen Süd­eingang des Palastes mit seinen me­ter­dicken Mau­ern. Es besteht aus zwei Hal­len mit je zwei Säulen (nur noch Fun­da­mente vor­han­den) und wur­de von Evans teil­weise re­kons­tru­iert. Blick­punkt sind die großen Fres­ken­ko­pien von Kult­gefäßträgern, wahr­schein­lich das En­de des Pro­zes­sions­fres­kos, das bis hier­her gereicht hat. Die be­to­nier­ten Senk­recht- und Quer­bal­ken in den Mau­ern sol­len frü­here Holz­bal­ken imi­tie­ren, die in der Art von Fach­werk den Mau­ern Elas­tizität ga­ben.

      Über eine breite Treppe 8 gelangt man ins Obergeschoss, das sog. Pi­ano No­bile, das völlig ein­ge­stürzt war und von Evans wieder­auf­gebaut wur­de (Re­kon­s­truktion sehr um­strit­ten). Oben kommt man nach einigen Me­tern in ei­nen Raum mit je drei Pfei­ler- und Säu­len­basen, wahr­scheinlich ein Heilig­tum 9. Rechts davon liegt die Schatz­kam­mer 10 des Heil­ig­tums. West­lich un­ter­halb im Erd­ge­schoss erkennt man einen lan­gen Kor­ri­dor 11, flan­kiert von 18 Ma­ga­zi­nen 12, in denen mächtige Ton­pi­thoi mit Wein, Öl und Ge­trei­de ihren Platz hat­ten. Einige sind noch im Ori­gi­nal­zu­stand erhalten und stehen auch noch an ih­rem ur­sprünglichen Platz. In die Bö­den sind ge­mauerte Käs­ten ein­ge­lassen - sie fun­gierten wahr­schein­lich als „Safe“ für die wert­volls­ten Stücke des Pa­las­tes. Ge­fun­den hat man aller­dings nichts mehr, denn nach der großen Kata­stro­phe wurden sie gründ­lich geplündert.

 Rekonstruktion des Zentralhofs

      Rekonstruktion des Zentralhofs

 Großes Treppenhaus