Eberhard Fohrer

Kreta Reiseführer Michael Müller Verlag


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      Káto Karouzanós: Die kleine Oase der Ruhe liegt etwa 1 km seitwärts der Stra­ße von Ka­stélli nach Li­ménas Chersonísou und wird als „Mu­seums­dorf“ vermarktet. Ausflugs­busse von der na­hen Nord­küste laden ihre Passa­giere in der gro­ßen Taverne am Orts­ein­gang ab, wo sie dann das „echte Kreta“ erleben sol­len (www.karouzanos.gr). Im Örtchen sel­ber liegt ein nettes Ka­fe­nion.

      Hoch in den Bergen: das antike Lýttos

      Nur wenige Kilometer oberhalb von Lýttos liegen rechts der Stra­ße nach Askí (ein schmaler Fahrweg führt hinüber) die Ruinen der einst bedeu­ten­den dorischen Stadt Lýttos, deren Hafen das heu­ti­ge Li­ménas Chersonísou an der Nordküste war. Laut Homer führte Lyttos die kretischen Truppen im Trojanischen Krieg an und war in klassi­scher Zeit eine der größten Städte der Insel. Das kann man heute kaum mehr erahnen, denn erhalten bzw. aus­ge­graben ist so gut wie nichts. Neben der Gipfelkirche Ágios Geórgios und einem Wind­müh­lenstumpf sieht man lediglich ein etwa 10 x 10 m großes Areal von anti­ken Grundmauern, außer­dem die überwucherten Reste einer Stadtmauer aus byzantinischer Zeit.

      ♦ Ständig geöffnet, Eintritt frei.

      Eine Bergtour in die Randlagen des mächtigen Psilorítis-Massivs. Anógia ist das größte Bergdorf Kretas und bekannt für seine Schaf­woll­teppiche, au­ßer­dem bester Ausgangspunkt für eine Besteigung des Tímios Stavrós (2456 m), neben dem Páchnes in den Lefká Óri der höchste Gipfel Kretas.

      Von Iráklion fährt man durch das Chaniá-Tor auf die Old Road, die land­ein­wärts par­allel zum Strand von Ammou­dára verläuft. Kurz hinter Gázi (→ Link) passiert man ein einstiges venezianisch-türkisches Rast­haus, zu erkennen an den zwei Kuppeln, bald danach folgt das Museumsdorf Arolíthos (→ Link).

      Ein Dorf inmitten von Weinreben. Ein Stopp lohnt wegen der Aus­gra­bung dreier großer minoischer Villen un­mittelbar im Ortsbereich, aber auch, weil es ein typisch kretisches Bauern­dorf ist - am schönsten vielleicht zur Wein­lese, mit der der ganze Ort beschäf­tigt ist. Die runde Platia mit eini­gen Kafenia und einem tür­kischen Brunnen liegt etwas ab­seits, Tou­risten finden selten hier­her.

      Minoische Villen: Sie sind an der Durch­gangsstraße aus­ge­schil­dert und lie­gen im Ortsteil links der Straße unter mäch­tigen Pinien mit wei­tem Blick in die Weinberge. Bei der erholsam ruhi­gen Ausgrabungsstätte handelt sich um einen Kom­plex aus spät­minoischer Zeit (etwa 1600 v. Chr.), der wahr­schein­lich en­ge Be­zie­hungen zum nahen Knossós hat­te, wohl auch von ei­ner ganzen Sied­lung umge­ben war und an der wich­ti­gen Straße lag, die die mi­noischen Städ­te im We­sten und Os­ten Kretas ver­band. Die ur­sprüng­liche Anlage ist al­ler­dings teil­weise von spä­teren Bau­ten der My­ke­ner überlagert. Zu sehen sind Gänge und Mau­ern bis in 2 m Hö­he, auch Trep­pen­auf­gän­ge in die nicht mehr exis­tie­renden obe­ren Stock­wer­ke und - am nord­öst­lichen Rand der Aus­gra­bung - eine Zisterne, die mit­tels einer Was­ser­leitung von der noch heu­te exis­tie­ren­den Quelle Ágios Má­mas die Vil­len mit Was­ser versorgte.

      Anfahrt/Verbindungen → Anógia, mit dem Bus etwa 30 Min. Zeitdifferenz.

      Öffnungszeiten April bis Okt. Di-So 9-16 Uhr, sonst bis 15 Uhr, Mo geschl., Ein­tritt ca. 2 €. Man erhält leihweise ein deutsch­spra­chi­ges Heft mit Er­klä­run­gen.

      Hinter Tílissos geht es durch silbrig-grüne Oliven­wäld­chen hinauf in die Ber­ge, besonders eindrucksvoll ist die Fahrt entlang der felsigen Go­niés-Schlucht (Gonianó Farángi) mit fast senkrecht abfallenden Wänden und dicht be­grün­tem Grund. Am Beginn der Schlucht steht links der Straße ein Denk­mal für die kretischen Partisanen, die hier am 21. August 1944 von der deut­schen Wehr­macht erschossen wurden.

      Am Ausgang der Schlucht passiert man rechts den Abzweig nach Astiráki (→ Über­nachten), danach sieht man links der Stra­ße die Grund­mauern eines mi­no­i­schen Her­ren­hauses na­mens Slavokámbos (be­schil­dert), hier hat man u. a. Sie­gelabdrücke mit Stier­springer­mo­ti­ven ausge­gra­ben (Arch. Mu­seum Iráklion).

      Bevor man Goniés erreicht, kann man vielleicht rechts nach Kamaráki ab­zwei­gen. Nach der Durch­querung des kleinen Dorfes führt eine Piste zur tiefen Tropf­stein­höhle Chaenó­spilios. Sie ist allerdings nicht erschlossen und schwer zu begehen, wir raten ab.

      Nun kommt bald Goniés in Sicht, ein lang gezogenes Bergdorf mit markanter Kreuz­kuppel­kirche, dessen Häuser ter­ras­senförmig am Hang kleben. Auch hier oben wird noch über­all an den Hän­gen und in geschützten Mulden Wein angebaut.

      Mit weiten Ausblicken schraubt sich die Straße nun hin­auf nach Anógia. Kurz nach dem Ortseingang zweigt links die Straße auf die Nída-Hoch­ebene ab, von wo eine relativ leichte Be­steigung des Tímios Stavrós (2456 m) möglich ist.

      Glasklare Gebirgsluft, die Sonne hell und gleißend - das größte Bergdorf Kretas liegt in 800 m Höhe weit ausge­breitet zwischen einem Kranz kar­ger Bergrücken. Es besteht aus Ober- und Unterdorf und bietet einen Ein­blick in das raue kretische Berg­le­ben.

      Selbst im Sommer sind die Tem­pe­ra­turen oft frisch, im Winter ver­sinkt das dann halb verlassene Dorf in Schnee- und Regenstürmen. Auch heute noch tragen viele der älteren Män­ner Anógias die traditionelle kre­tische Tracht mit fransigem Stirn­tuch, Stie­feln und schwarzem Hemd. Und dies nicht von ungefähr, denn Anógia gilt seit je­her als Hei­mat der unbeug­sams­ten und frei­heitsliebendsten Kreter, der Wider­stand gegen jeg­liche Besat­zer hat hier eine lange Tradition. Schon in der Türken­zeit galten die hie­si­gen Parti­sa­nen als die gefährlichsten und ent­schlos­sensten der Insel. Zwei­mal, 1822 und 1867, wurde das Dorf deshalb von den osma­nischen Besat­zern völlig zerstört.

      Auch im 20. Jh. überschattet eine Tragödie das Dorf: Am 13. August 1944 began­nen deutsche Soldaten auf Befehl von H. Müller, kommandierendem Ge­ne­ral der „Festung Kreta“, das gesamte Dorf bis auf die Grundmauern nie­der­zu­bren­nen. Alle 950 Häuser wurden zerstört und alles Vieh getötet, das nicht mit­ge­nom­men wer­den konnte. Die gesamte Aktion dauerte bis zum 5. Septem­ber. Der Be­fehl lau­tete weiter, alle männlichen