Kurios finde ich, dass das große Waldgebiet, das im Mittelalter noch mit dem Sachsenwald verbunden war, „Heide“ heißt. Der Weg führt zum größten Teil durch wunderschöne lichte Buchenwälder, die jetzt im Frühjahr ein besonders kräftiges und frisches Grün haben. Der Turm selbst, ein Holzturm, der im Jahr 2001 wieder neu aufgebaut wurde, steht auf dem 99 Meter hohen Großen Hahnheider Berg. Nach 122 Stufen haben wir die Plattform erreicht und werden mit einer tollen Aussicht belohnt. In der Ferne kann man Hamburg und Lübeck erahnen. Vor allem aber beeindruckt uns, wie viel Wald man von hier oben sieht. Die Hahnheide geht fast nahtlos in den Sachsenwald über, jenes riesige Waldgebiet östlich von Hamburg. Sympathisch ist auch, dass die Stufen des Turms von Privatpersonen oder regionalen Unternehmen gesponsert wurden. Ich lese auch gleich bekannte Namen auf den kleinen Spenderschildchen: Stufe Nr. 8 – „Hamfelder Oberförster“, Stufe Nr. 69: „Enno Oetjen“. Das ist der Wirt vom Gasthof Unter den Linden in Grönwohld, in dem die beliebte NDR-Serie Neues aus Büttenwarder gedreht wird. Auch dahin wird uns unsere heutige Radtour noch führen. Doch bleiben wir zunächst in der Hahnheide, die noch ein paar Superlative zu bieten hat: Die Aussichtsplattform des Turmes ist die höchste in ganz Schleswig-Holstein. Die Hahnheide selbst ist das größte und älteste Naturschutzgebiet Schleswig-Holsteins (1450 Hektar groß, Naturschutzgebiet seit 1938). Und am Rand der Hahnheide schließlich liegt das kleinste selbstständige Dorf des Kreises Stormarn: Hohenfelde (52 Einwohner auf 1,6 km2). Und genau dorthin wollen wir jetzt.
Der Weg durch die Hahnheide Richtung Hohenfelde ist sehr gut ausge-schildert, und im Dorf selbst liegt der Gasthof Stahmer auf der rechten Seite. Ein uriger Gastraum mit Sofas, Standuhr und Kachelofen. Als wir mit der Landpartie hier waren, haben wir in der Küche leckere Bratkartoffeln zubereitet. Im vergangenen Jahr, als ich im benachbarten Koberg eine Woche lang Heike hilft helfen gedreht habe, waren wir am letzten Abend mit dem Team hier und haben sehr gute deutsche Küche genossen. Deshalb möchte ich auch heute mit meinem Mann und meinen Freunden bei Stahmers einkehren. Auf der Wiese vor dem Haus laden locker verteilte Tische mit hübschen rot karierten Decken zur Kaffeepause ein. Wir sitzen sehr gemütlich im Halbschatten und lassen uns den selbst gemachten Obstkuchen schmecken. Ungefähr 25 Kilometer haben wir schon geschafft, etwa 15 Kilometer liegen noch vor uns.
Foto: Ekkehard Schone
Umrahmt von zwei Wirten: Axel Olsson alias „Shorty“ und Enno Oetjen
Foto: Heike Götz
Auf dem alten Bahndamm
Wenn Sie noch Kraft für weitere zehn Kilometer haben und neugierig auf den Heike hilft helfen-Drehort Koberg sind, machen Sie ruhig den kleinen Umweg, es lohnt sich. Im Mittelpunkt unserer Dreharbeiten stand der „Markttreff“, der auch tatsächlich der Mittelpunkt des Dorfes ist, ein Tante-Emma-Laden mit Kaffee-Ecke und der freundlichen Verkäuferin „Netti“ (viele Grüße!). Der schöne Raum nebenan ist das kulturelle Zentrum Kobergs, Platz für allerlei Veranstaltungen.
Die Einwohner von Koberg haben mit ihrem „Markttreff“ in ein Dorf, in dem nichts mehr los war (keine Schule, keine Kirche, kein Laden, keine Kneipe), wieder Leben gebracht. Wenn Sie Keramikfiguren mögen, klingeln Sie unbedingt im Atelier von Marianne Schäfer, Koppelkaten 5. Auf der gegenüberliegenden Seite wohnt der Tischler Karl-Heinz Loss. Er verkauft schöne Schaukelpferde.
Wir wollen heute jedoch nicht nach Koberg, sondern auf direktem Weg nach Linau. Vom Gasthof Stahmer fährt man einfach die Straße weiter. Der Weg ist gut ausgeschildert. Rechts neben dem Ortseingang von Linau entdecken Sie vielleicht wie wir das Storchenpaar auf seinem Nest. Unser eigentliches Ziel ist aber die Bille-Quelle. Diesen kleinen Fluss haben wir heute schon einige Male überquert, und sowohl mein Mann und ich als auch unsere Freunde wohnen in der Nähe der Bille. An ihrer Quelle waren wir allerdings noch nie. Also nichts wie hin! Insgeheim erwarten wir Großes: vielleicht einen speienden Drachenkopf aus Marmor oder ein glasklares Bächlein, das unter einem Stein hervorsprudelt. Aber auf jeden Fall etwas Einmaliges, Ursprüngliches, irgendwie Erhabenes. Und was finden wir? Eine morastige Stelle, die einer Wildschweinsuhle gleicht; daneben steht auf einem Schild „Bille- Quelle“. Wir müssen lachen. Aber immerhin können wir jetzt sagen, dass wir da gewesen sind! Wenn Sie sich selbst überzeugen wollen, fahren Sie in Linau über die große Kreuzung geradeaus, dann sehen Sie links zwei Schilder: „Burg Linau“ und „Bille-Quelle“. Durch das Drehkreuz kommen Sie in die „Burg“, ein Wäldchen. Nach etwa 200 Metern sehen Sie rechts unten einen Findling, auf dem „Bille-Quelle“ steht. Jetzt noch 10 Meter nach rechts und Sie sind da – am Ursprung der Bille, die nach 65 Kilometern in Hamburg in die Elbe mündet. Zurück auf der Hauptstraße geht es nun in flottem Tempo immer bergab auf einem super Fahrradweg neben der Straße bis Grönwohld. Wer schon immer mal wissen wollte, wo eigentlich Büttenwarder liegt, in dem die Kultbauern Brakelmann (Jan Fedder) und Adsche (Peter Heinrich Brix) zu Hause sind, ist hier genau richtig. Das Grönwohlder Gasthaus Unter den Linden ist im Film der „Dorf krug“. Außerhalb der Dreharbeiten ist hier normaler Gaststättenbetrieb und es gibt genau wie im Film „Lütt un Lütt“. Der echte Wirt ist jener Enno Oetjen, dessen Namen wir schon auf einer Stufe des Hahnheider Turms gelesen haben. Das Gasthaus Unter den Linden liegt in der Dorfstraße 13, und Sie finden es ganz leicht, wenn Sie in Grönwohld an der Kreuzung von Linau kommend nach rechts abbiegen.
Foto: Heike Götz
Ein großer Stein für eine kleine Quelle
Für uns geht es an dieser Kreuzung heute jedoch geradeaus weiter zum Ausgangspunkt unserer Tour zurück. Der sehr schöne Fahrradweg nach Lütjensee beginnt am Dorfende rechts. Er führt auf einem alten Bahndamm bis nach Bad Oldesloe. In Dwerkaten, einem Ortsteil von Lütjensee, stoßen wir auf eine Landstraße. Hier verlassen wir den alten Bahndamm und folgen dem Radweg nach links neben der Landstraße bis nach Lütjensee. Kurz nach der Tankstelle geht es nun rechts in die Alte Schulstraße zum Hof Lütjensee zurück. Nach 40 Kilometern und 6 Stunden (inklusive mehrerer Pausen, Turmbesteigung, Suche nach der Bille-Quelle und einiger Fotostopps) sind wir zufrieden und glücklich wieder an unserem Ausgangspunkt angekommen.
Es war eine sehr schöne und abwechslungsreiche Tagestour. Sie kommen durch kleine Städte und Dörfer, besteigen den Hahnheider Turm mit toller Aussicht, sehen die Bille-Quelle und den Büttenwarder-Gasthof, essen leckeren Kuchen und lernen Brillenschafe kennen. Der Weg führt teilweise durch die Felder und Wiesen und auf Sandwegen durch den Wald (Hahnheide). Es sind durchgängig Radwege.
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