Peter Muller

Religiöse Bildung am Bayerischen Untermain


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den anderen Basiskompetenzen. Die vorschulischen Lernprozesse sind so aufzubereiten, dass Kinder bis zur Einschulung folgende Lernziele erreichen können:

      – Kinder können Bezüge zwischen den Lernsituationen in den Tageseinrichtungen und anderen Situationen, in denen sie das Gelernte abrufen, einsetzen und anwenden. Zur Unterstützung dieses gewünschten Wissens- und Kompetenztransfers sind Lernprozesse mit ihrer Lebenswelt außerhalb der Tageseinrichtung in Verbindung zu bringen. Es gilt, an ihrem Vorwissen und Erfahrungen anzuknüpfen.

      – Kinder können die Struktur von Lerninhalten, die sich aus verschiedenen Elementen zusammensetzen, erkennen. Dies ist notwendig, da sie sonst den inneren Zusammenhang – z. B. in einem Projekt – nicht erfassen und die einzelnen Teilaspekte unverbunden nebeneinander stehen.

      – Kinder können erkennen, dass Lernen nicht nur Handeln, sondern auch der Erwerb von Wissen ist. Dies gelingt, indem die pädagogischen Fachkräfte die Aufmerksamkeit des Kindes bewusst auf Lernsituationen und deren Bedeutung lenken. Mit der Bedeutung der Lernsituation lernen Kinder, dass sie beim Lernen Wissen erwerben. Dies stellt die Grundlage dar, mit der Kinder verstehen können, dass es möglich ist, auf das eigene Lernen Einfluss zu nehmen. Ansonsten meinen Kinder häufig – so die zugrunde liegende These – dass Lernen gleichbedeutend sei mit „etwas tun“, sich nebenbei einstellen, als Nebenprodukt bestimmter Erfahrungen oder automatisch mit dem Älterwerden verbunden sei. Die Kernthese lautet: „Den Sinn und Zweck von Lernübungen können sie erst dann nachvollziehen, wenn sie um ihre eigenen Leistungen bzw. Lernfortschritte wissen.63

      2.2.3.2. Der meta-kognitive Ansatz zum Erwerb lernmethodischer Kompetenz

      Der meta-kognitive Ansatz stellt die methodische Grundlage des Bayerischen Bildungs- und Erziehungsplans dar. Er baut auf den im Elementarbereich üblichen Ansätzen und Methoden auf und entwickelt diese weiter. Er kombiniert kooperative, eigenaktive und ganzheitliche Lernformen. Als Grundlage dient ein weiterentwickelter Projektansatz, der bei gezielten Aktivitäten, aber auch bei der gezielten Unterstützung des Freispiels zur Anwendung kommt. Projekte stellen einen wesentlichen Bestandteil der vorschulischen Bildungsarbeit dar, aber nicht den einzigen. Daneben werden Workshops und Arbeitsgemeinschaften mit Kindern benannt.

      Der meta-kognitive Ansatz verfolgt die Absicht, lernmethodische Kompetenz und die Auseinandersetzung mit Inhalten effektiver zu ermöglichen. Er ist ein Ansatz, „bei dem die Kinder für sie interessante Inhalte effektiver und nachhaltiger und mit mehr Bewusstsein und Verständnis für ihre Lernprozesse lernen, und der zugleich die Stärkung aller Basiskompetenzen ermöglicht.“64 In seiner Umsetzung erfordert dieser Ansatz zum einen die gezielte Planung von Lernangeboten und zum anderen Offenheit für die Bedürfnisse, Interessen und Kompetenzen der Kinder. Er baut auf dem Vorverständnis der Kinder auf und bemüht sich um lebensnahe und zugleich komplexe Aufgabenstellungen. Er benennt fünf Leitprinzipien, die eine effektive Gestaltung von Lernprozessen mit jüngeren Kindern gewährleisten. Diese Prinzipien repräsentieren eine pädagogische Haltung wie auch Handlungsanleitungen für die Praxis.65

      In den Lernprozessen werden die Inhalte wie auch das Lernen selbst betont.

      Dieses Prinzip stellt in der Auffassung des BEP das neue Element dar. Kinder befassen sich über den behandelten Inhalt hinaus auch mit der Struktur des Inhalts und den Lernprozessen. „Ausgangspunkt und Ziel des pädagogischen Handelns sind, die Aufmerksamkeit der Kinder darauf zu richten, wie sie über die behandelten Inhalte und ihre eigenen Lernprozesse denken und nachdenken.“66 Bei jeder Lernaktivität werden inhalts- und lernbezogene Aspekte mit den Kindern thematisiert und reflektiert. Dadurch entwickeln die Kinder ein Bewusstsein, dass sie lernen, was sie lernen und wie sie es lernen.

      Der Schwerpunkt des Lernens richtet sich auf jene Lebensweltaspekte, die die Kinder als selbstverständlich betrachten.

      Dieses Prinzip zielt darauf ab, dass die Kinder sich der einzelnen Phänomene ihrer Umwelt bewusst werden und deren Sinn begreifen. So nehmen sie manche Alltagsphänomene erst dann bewusst wahr, wenn Erwachsene ihre Aufmerksamkeit darauf lenken. Dies wird am Beispiel der Buchstaben deutlich. Kinder kennen zwar schon einzelne Buchstaben, wissen aber noch nicht, warum es wichtig ist, lesen und schreiben zu können.67 Hinzu kommt: Kinder thematisieren von sich aus Bewusstwerdungsprozesse, indem sie darüber sprechen, was sie neu hinzugelernt haben.

       Reflexion und Gespräch als Methode

      Die methodische Durchführung des meta-kognitiven Ansatzes ist mit dem Projektansatz insoweit vergleichbar, als dass die für den Elementarbereich typischen Aktivitäten wie z. B. Spielen, Malen und Singen auch Verwendung finden. „Darüber hinaus aber gibt es Phasen der geistigen Auseinandersetzung durch Gespräche, in denen die Kinder gemeinsam und mit den Erwachsenen ihre Lernprozesse reflektieren.“68 Dieses bewusste über das Lernen Sprechen, Nachdenken und Reflektieren benötigt moderierte Lernaktivitäten, die dieses Handeln herausfordern. So kann dieser Prozess durch den Einsatz von selbst gedrehten Filmen und die anschließende Besprechung mit den Kindern gut unterstützt werden.

       Unterschiede in den Gedanken verschiedener Kinder werden bewusst eingesetzt:

      Unter diesem Aspekt besteht die Kernaufgabe der pädagogischen Fachkräfte darin, die kindliche Art und Weise wie sie über bestimmte Dinge denken, darzulegen und sie mit den Kindern zu besprechen. Weil Kinder viel voneinander lernen gilt es, das Augenmerk nicht so sehr auf die Gemeinsamkeiten, sondern mehr auf die Unterschiede in den Gedanken der Kinder zu lenken.

      Lernen wird als Bestandteil der gesamten Erfahrungswelt der Kinder aufgefasst.

      Die Erfahrungswelt des Kindes und sein Vorwissen fördern oder hindern, wie das Kind neue Erfahrungen aufnimmt. Ziel dieses Ansatzes ist es, dem Kind bewusst zu machen, dass Lernen zur gesamten Erfahrungswelt des Kindes gehört und es so immer wieder neu lernen kann. Dadurch kann das Kind eventuell vorhandene Lernhemmnisse überwinden. Es lernt, dass Lernen nicht etwas Zusätzliches im Leben darstellt, sondern integraler Bestandteil des Lebens ist.69

      2.2.3.3. Methodische Kompetenzen des Fachpersonals im metakognitiven Ansatz

      Neben den Kenntnissen über den aktuellen Forschungsstand des kindlichen Denkens erlangen vor allem Methodenkompetenzen zentrale Bedeutung:

      – Strategisch vorgehen

      Drei Aspekte gilt es dabei, wie bereits oben erläutert, zu beachten: Inhalt, Struktur des Themas und Lernprozess. In der Planung sind diese getrennt zu beachten, in der Durchführung sind sie miteinander verwoben. Hierbei ist bei der Themenauswahl das „Prinzip der Gegenseitigkeit“ zu beachten: Das Thema kann von den Kindern und den Erwachsenen kommen. Zum gemeinsamen Thema kann es jedoch nur werden, wenn es die Sichtweisen der Kinder aufgreift und daran anknüpft. Kriterien, dass ein Thema nach dem o. g. Prinzip ausgewählt wurde, sind: interessiertes Aufgreifen der Kinder, sie bringen sich mit vielen Fragen und Ideen ein, sie haben Freude und sind auch dann noch mit Konzentration bei der Sache, wenn es abgebrochen werden muss. Bei neuen Themen sind die Lernangebote sorgfältig zu planen. Worauf soll die Aufmerksamkeit der Kinder gelenkt werden? Welche Verstehensprozesse will die Erzieherin, der Erzieher anstoßen? Von daher ist es von Beginn an wichtig, die Struktur des Themas den Kindern bedeutsam zu machen. Dies gelingt in besonderer Weise durch Methoden der Projektdokumentation, weil dadurch einzelne Teile des Projektes wie in einem Puzzle zusammengefügt werden.

      – Lernanregende Atmosphäre und gemeinsame Lernkultur herstellen

      Hier gilt es Methoden anzuwenden, die Kinder motivieren, ihre Gedanken mit anderen zu teilen und zu erleben, wie diese ihre Gedanken andere inspirieren.

      – Bildungsprozesse moderieren

      Das Anliegen des meta-kognitiven Ansatzes ist es, im steten Dialog mit den Kindern zu sein. Dieser Dialog ist so zu führen, dass er die Kinder ermutigt, über ihr Wissen und Denken zu reden. Die Grundlage dafür ist eine geeignete Fragetechnik.70

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