Peter Muller

Religiöse Bildung am Bayerischen Untermain


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zeigen und diese Neue oder und Schwierige verbalisieren. Ein wesentliches Element zur Entwicklung von Selbstwirksamkeit ist die Transparenz von möglichen Konsequenzen für bestimmte Verhaltensweisen. Von daher müssen in den Kindertageseinrichtungen die Regeln bekannt sein und eingehalten werden. Eine mögliche Reflexion über das Verhalten der Kinder führt zu dem zweiten, oben genannten Aspekt: Selbstregulation. Darunter wird verstanden, „dass das Kind sein Verhalten selbst beobachtet, es selbst bewertet und abschließend sich belohnt oder bestraft, je nachdem, ob es nach seinem eigenen Gütemaßstab erfolgreich oder nicht erfolgreich war. Erfolg führt in der Regel dazu, dass das Kind seinen Gütemaßstab heraufsetzt. Nach Misserfolg setzt das Kind seinen Gütemaßstab niedriger an.“49 Solch selbstregulatives Verhalten wird durch zwei Aspekte in besonderer Weise unterstützt. Die Kommentierung der Fachkräfte von Handlungsabläufen und Problemlösungen (der Kinder oder der Fachkräfte) zeigt dem Kind, wie es sein Verhalten planen, beobachten und steuern kann. So kann z. B. die Selbstbeobachtung durch „lautes Denken“ gefördert werden. Des Weiteren ist auf angemessene Gütemaßstäbe zu achten. Entsprechende Selbstbelohnungen können durch das Modell der Erzieher/innen und anderer Mitarbeiter/innen vorgelebt werden.

      Als letzte motivationale Kompetenz werden Neugier und individuelle Interessen aufgeführt. Durch die kindliche Aufgeschlossenheit für das Neue lernt es eigene Vorlieben beim Spielen und anderen Beschäftigungen zu entwickeln. Selbstwahrnehmung und motivationale Kompetenzen kommen in allen Bildungs- und Erziehungsbereichen zum Tragen. In besonderer Weise bezieht sich der BEP jedoch auf die folgenden Bereiche:

      – Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte

      – Sprache und Literacy

      – Informations- und Kommunikationstechnik, Medien

      – Mathematik

      – Naturwissenschaften und Technik

      – Mitwirkung der Kinder am Bildungs- und Einrichtungsgeschehen (Partizipation)50

      Im Hinblick auf die Perspektive dieser Studie erscheint die Hervorhebung der o. g. sechs Schwerpunkte etwas beliebig. Gerade im Bereich des Selbstwertgefühls, positiver Selbstkonzepte und auch in der Entwicklung von Autonomie, Selbstwirksamkeit und Selbstregulation erscheinen Elemente der religiösen Bildung von besonderer Bedeutung. Die Vernachlässigung des Bildungs- und Erziehungsbereichs Werte und Religiosität in der oben genannten Aufzählung widerspricht somit dem eigenen Sprachgebrauch des BEP, der, wie oben dargelegt, gerade bei der Entwicklung menschlicher Autonomie der Werteentwicklung eine besondere Stellung zumisst.51

      – Kognitive Kompetenzen

      Als kognitive Kompetenzen gelten: Differenzierte Wahrnehmung, Denkfähigkeit, Gedächtnis, Problemlösefähigkeit, Phantasie und Kreativität. Für die Entwicklung einer differenzierten Wahrnehmung sind alle sinnlichen Wahrnehmungsbereiche zu fördern. Darin liegt die besondere Aufgabe der Kindertageseinrichtungen. Dies wird in besonderer Weise dort unterstützt, wo Kinder aufgefordert werden, zu beschreiben, was sie beobachtet, befühlt oder ertastet haben.

      Vor dem Hintergrund des präoperationalen Denkens, das in der Altersstufe vorherrschend ist, ist die Förderung der Denkfähigkeit dem individuellen Entwicklungsstand des Kindes anzupassen. Die Begriffsbildung wird unterstützt, „indem Konzepte anhand konkreter Ereignisse, im Rahmen von Experimenten oder in Diskussionen präsentiert und geklärt werden. Wichtig ist, die Kinder anzuregen, Vermutungen über das (voraussichtliche) Verhalten von Dingen oder Personen zu äußern, um so z. B. das Bilden von Hypothesen zu lernen. Weiterhin werden die Kinder unterstützt beim Bilden von Oberbegriffen, Unterscheidungen, Mengenvergleichen und Relationen.“52

      Die Förderung des Gedächtnisses baut auf der im Kindergartenalter in der Regel gut ausgeprägten Wiedererkennungsfähigkeit und dem Ortsgedächtnis auf. Die noch in einem frühen Entwicklungsstadium befindliche Reproduktionsfähigkeit wird z. B. durch die Gelegenheit, Geschichten nachzuerzählen, das Lernen von kleinen Gedichten oder durch geeignete Spiele (Memory) gefördert. Der Erwerb altersgemäßer Kenntnisse fördert die Gedächtnisleistung und kann durch vielerlei Gelegenheiten geschehen (z. B. Zahlen, für die Kinder bedeutsame Symbole …).

      Problemlösefähigkeit entwickeln Kinder in Kindertageseinrichtungen durch die Analyse von Problemen unterschiedlichster Art (z. B. soziale Konflikte, Denkaufgaben, Fragestellungen im Rahmen von Experimenten), durch die Entwicklung von alternativen Problemlösungsmöglichkeiten, durch das Abwägen dieser verschiedenen Möglichkeiten, durch das Entscheiden und angemessenes Umsetzen und die Überprüfung des Erfolgs. Fachkräfte dürfen von daher Kindern Probleme nicht abnehmen, sondern müssen sie vielmehr ermuntern, nach Lösungen zu suchen. Eine entsprechende Fehlerkultur ist für jede Einrichtung zu etablieren. Diese Kultur ist durch die Einstellung „Fehler sind kein Zeichen von Inkompetenz“ zu qualifizieren.

      Phantasie und Kreativität entwickeln sich durch den originellen und individuellen Ausdruck im motorischen, sprachlichen, musikalischen und gestalterischen Bereich. Die Förderung dieser Kompetenzen gelingt durch die Ermunterung des Kindes, Reime zu erfinden, phantasievolle Geschichten zu erzählen, nach eigenen Vorstellungen zu malen und anderen ähnlichen Anregungen, die den individuellen Selbstausdruck zu entwickeln helfen.

      Die kognitiven Kompetenzen kommen ebenfalls in allen Bildungsund Erziehungsbereichen zum Tragen, in besonderem Maße in folgenden Bereichen:

      – Emotionalität, soziale Beziehungen und Konflikte

      – Sprache und Literacy

      – Informations- und Kommunikationstechnik, Medien

      – Mathematik

      – Naturwissenschaft und Technik

      – Umwelt

      – Ästhetik, Kunst und Kultur

      – Musik

      – Bewegung, Rhythmik, Tanz und Sport

      Auch hier ist auffällig, dass von 11 themenbezogenen Bildungsbereichen 9 aufgezählt werden. Gesundheit und Werteorientierung und Religiosität scheinen in der Sicht der Autoren nicht in besonderer Weise mit kognitiven Kompetenzen kompatibel.

      – Physische Kompetenzen

      Hierzu zählen die Übernahme von Verantwortung für Gesundheit und körperliches Wohlbefinden, das Einüben von grob- und feinmotorischen Kompetenzen und die Fähigkeit zur Regulierung von körperlicher Anspannung. Zu ersterem wird der Aspekt der Hygiene und die Vermittlung einer positiven Einstellung gegenüber gesunder Ernährung hervorgehoben. Die motorische Kompetenz wird entwickelt, indem der Bewegungsdrang des Kindes ernst genommen wird und die Kinder angeleitet werden, ihren Körper zu beherrschen und Geschicklichkeit zu entwickeln. Der letzte Aspekt zielt darauf ab, dass Kinder lernen, sich für bestimmte Aufgaben körperlich und geistig anzustrengen und sich danach aber auch wieder zu entspannen. Bildungs- und Erziehungsbereiche, in denen diese Kompetenzen besonders zum Tragen kommen, sind:

      – Bewegung, Rhythmik, Tanz und Sport

      – Gesundheit53

      2.2.2. Kompetenzen zum Handeln im sozialen Kontext

      Dieses Kompetenzfeld wird unterschieden in soziale Kompetenzen, Werte und Orientierungskompetenz, Fähigkeit und Bereitschaft zur Verantwortungsübernahme und die Fähigkeit und Bereitschaft zur demokratischen Teilhabe.

      – Soziale Kompetenzen

      Zur Entwicklung sozialer Kompetenzen ist eine gute Beziehung zu Erwachsenen und Kindern notwendig. Dieser Beziehungsaufbau in der Kindertageseinrichtung ist geprägt von Sympathie und gegenseitigem Respekt. Die sozialpädagogischen Fachkräfte verhalten sich darin modellhaft und helfen neuen Kindern bei der Kontaktaufnahme und sprechen mit den Kindern über soziales Verhalten.

      Als zweiten Aspekt werden Empathie und Perspektivenübernahme als Lernfelder thematisiert. Darin lernen Kinder die Fähigkeit, sich in andere Personen hineinzuversetzen und ihr Handeln zu verstehen.