Sunzi

Die Kunst des Krieges - Psychologie der Massen - Wege zu sich selbst - Der Fürst


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dazu führt, dass die Ressourcen der Bevölkerung aufgebraucht werden und die Kriegsabgaben steigen. Die großen Anstrengungen, die erschöpften Mittel fegen die Häuser im Landesinneren leer, und ein Sechstel der Gelder der Bevölkerung ist aufgebraucht. Und im Hinblick auf die Mittel des Staates werden für zerbrochene Streitwagen, erschöpfte Pferde, Rüstungen und Helme, Pfeile und Bögen, Lanzen und Speere, Schilde und hölzerne Türme für die Bogenschützen, große Ochsenkarren und schwere Wagen die Reserven zu einem Siebtel aufgebraucht.

      Die Soldaten sind in Rage zu versetzen, damit sie den Feind vernichten. Wer einen Feind gefangen nimmt und dessen Vorräte holt, soll belohnt werden. Wenn beim Wagenkampf zehn oder mehr Wagen eingenommen wurden, ist der zu belohnen, der als erster Hand an die Wagen gelegt hat. Die Standarten sind gegen die eigenen einzutauschen, die Wagen den eigenen Reihen einzufügen und die begleitenden Soldaten sind gut zu behandeln und zu pflegen. Das heißt, durch den Sieg über den Feind die eigenen Kräfte zu stärken. Das Ziel des Krieges ist der Sieg und nicht eine lange Dauer.

      Daher ist der Heerführer Herrscher über Leben und Tod des Volkes, über Frieden oder Untergang des Reiches.

      KAPITEL 3 Strategischer Angriff

      Kapitel 3

       Strategischer Angriff

      Sunzi sprach:

      Allgemeine Taktiken des Krieges sind: Am besten wird das gesamte Land eingenommen, ohne es zu zerstören. Es ist besser die gesamte Armee einzunehmen, als sie zu vernichten. Es ist besser die gesamte Brigade einzunehmen, als sie zu vernichten und es ist besser alle Soldaten einzunehmen, als sie zu schlagen. Es ist besser die gesamte Fünferschaft einzunehmen, als sie zu vernichten. 100 Schlachten zu schlagen und 100 Siege zu erringen, ist nicht ein Zeichen von Perfektion. Wer den Feind ohne Schlacht besiegt, versteht sich wirklich auf die Kriegführung.

      Die beste Angriffsstrategie ist die Allianzen zu zerschlagen, dann die Armee und zuletzt die Städte. Für die Er­oberung von Städten werden drei Monate Vorbereitungszeit für den Aufbau der hölzernen Türme für die Bogenschützen, der schweren Streitwagen und anderer Geräte benötigt. Weitere drei Monate werden vergehen bis der Schanzwall gebaut ist. Ein General, der von einem Sieg in seinem Herzen nicht überzeugt ist, lässt seine Soldaten wie Ameisen ausschwärmen und ein Drittel seiner Offiziere und Soldaten wird dabei getötet werden, während die Stadt nicht nachgibt. Das ist ein katastrophaler Angriff.

      Wer den Krieg gut zu nutzen weiß, unterwirft die feindlichen Armeen ohne Schlacht, nimmt ohne Angriff und Belagerung eine Stadt ein und erobert das feindliche Land ohne lange Schlachten. Indem der Kampf ganzheitlich auf das Reich ausgerichtet ist, werden die Soldaten nicht abgestumpft, sondern bleiben wachsam. Das ist ein strategischer Angriff.

      Die anzuwendende Strategie ist folgende: Wenn das Verhältnis zehn zu eins ist, wird der Feind von allen Seiten umzingelt, bei einem Verhältnis von fünf zu eins wird er angegriffen und bei zwei zu eins teile die Armee auf, und man kann den Feind in der Schlacht von zwei Seiten angreifen. Ist man in der Minderzahl, ist der Feind zu beobachten, und wenn man ihm nicht gewachsen ist, sollte man vor ihm fliehen. Eine kleine Gruppe Soldaten kann dem Feind zwar widerstehen, doch wird sie letztendlich von einer größeren feindlichen Streitmacht gefangengenommen.

      Der General gleicht einem Schutzwall für den Staat. Ist dieser Schutzwall an allen Seiten intakt, ist der Staat stark, weist er jedoch Lücken auf, ist der Staat schwach.

      Ein Herrscher kann auf dreierlei Arten seiner Armee schaden: Ohne zu wissen, dass seine Armee nicht vorrücken kann, befiehlt er ein Vorrücken und ohne zu wissen, dass seine Armee nicht fliehen kann, befiehlt er ihr zu fliehen, was die Armee und ihre Handlungsfähigkeit einschränkt. Versucht er überdies die Armee in gleicher Weise wie den Staat zu verwalten, ohne zu wissen wie eine Armee aufgebaut ist und funktioniert, sorgt er für Verwirrung bei Soldaten und Offizieren. Er ruft Zweifel bei den Soldaten und Offizieren hervor, wenn er die Aufgaben und Rechte einer Armee nicht kennt. Sind Armee und Offiziere im Zweifel und verwirrt, lassen Schwierigkeiten, die andere Fürsten bereiten werden, nicht lange auf sich warten! Einer solchen im Chaos befindlichen Armee kann kein Sieg zuteilwerden.

      Um siegen zu können, sind fünf Faktoren wichtig:

      •Nur derjenige wird siegen, der genau weiß, ob er kämpfen kann oder nicht.

      •Wer weiß, wie man viele oder wenige Soldaten einsetzt, wird siegen.

      •Wenn der einfache Soldat und der Offizier vom gleichen Geist erfüllt sind, ist der Sieg sicher.

      •Wer auf alles vorbereitet ist und wartet, bis der Feind unvorbereitet ist, wird siegen.

      •Ein fähiger General wird siegen, wenn ihm der Fürst nicht im Wege steht und sich einmischt.

      Wer diese fünf Faktoren beherzigt, dem ist der Sieg sicher.

      Wer im Krieg den Feind und sich selbst kennt, läuft selbst in 100 Schlachten nicht Gefahr unterzugehen. Wer sich selbst kennt, aber nicht den Feind, wird für jeden Sieg eine Niederlage einstecken müssen. Wer aber weder sich selbst noch den Feind kennt, muss jede Schlacht fürchten.

      KAPITEL 4 Abhandlung über den Einsatz

      Kapitel 4

       Abhandlung über den Einsatz

      Sunzi sprach:

      Die guten Feldherren des Altertums sorgten zuerst dafür, selbst nicht besiegt zu werden und warteten, bis sie den Feind besiegen konnten. Es liegt in unserer Hand, nicht besiegt zu werden, doch die Gelegenheit den Feind zu besiegen, liefert er uns selbst. Deshalb heißt es, zu wissen wie man siegt, ohne selbst in der Lage dazu zu sein.

      Betrachtet man den Sieg als solchen näher, ist er nichts besonderes, das über das Wissen des normalen Mannes hin­ausgeht. Wer kämpft und siegt wird im ganzen Reich als gut bezeichnet, doch auch das ist nichts besonderes. Es gehört nicht allzu viel Kraft dazu, ein ausgefallenes Tierhaar im Herbst aufzuheben; und Sonne und Mond zu sehen, zeugt nicht unbedingt von scharfen Augen, ebenso wenig wie das Hören des Donners nicht auf ein gutes Gehör schließen lässt. Wer mit Leichtigkeit siegt, wird als ein Feldherr bezeichnet, der etwas von seinem Handwerk versteht. Wenn ein guter Feldherr eine Schlacht anführt, wird der Sieg nichts Außergewöhnliches sein, und weder von Ruhm noch von Tapferkeit oder Geschicklichkeit zeugen. Da dessen Sieg ohne Makel ist und er weiß, wie der Sieg zu erringen ist, bedeutet der Sieg nichts anderes als einen bereits geschlagenen Feind zu überwältigen. Der erfahrene Feldherr steht fest auf unzerstörbarem Grund und lässt keine Gelegenheit aus, den Feind zu vernichten. Die siegreiche Armee siegt zuerst und kämpft danach, die geschlagene Armee kämpft zuerst und sucht danach den Sieg zu erringen. Der gute Feldherr vervollkommnet den moralischen Weg und hütet das Gesetz, und ist deshalb in der Lage, Sieg und Niederlage richtig einzuschätzen.

      Im