Sunzi

Die Kunst des Krieges - Psychologie der Massen - Wege zu sich selbst - Der Fürst


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      Das sind die sechs Geländeformationen und die dazugehörigen Vorgehensweisen. Der General trägt die Verantwortung und kann deshalb nicht umhin, das Gelände gründlich zu studieren.

      Eine Armee kann aufgrund des Versagens eines Generals und nicht aufgrund von natürlichen Kalamitäten in folgende Schwierigkeiten geraten: Flucht, Nachlässigkeit beim Befolgen von Befehlen, Zusammenbruch, Untergang, Chaos und verheerende Niederlage. Sind die Kräfte beider Armeen gleich, und man greift eins zu zehn an, bleibt nur die Flucht. Sind die Fußsoldaten stark, aber die Offiziere zu schwach, ist die Folge Ungehorsam und Nachlässigkeit. Sind die Offiziere stark, aber die Soldaten zu schwach, bricht die Armee zusammen. Sind die hohen Offiziere aggressiv und gehorchen dem General nicht, sondern greifen auf eigene Faust den Feind an, spricht man vom sicheren Untergang, vor allem wenn der General noch nicht einmal wusste, ob er überhaupt zu einem Angriff in der Lage ist. Ist der General zu schwach und ohne Autorität, sind seine Anweisungen unklar, Offiziere und Soldaten wissen nicht, was ihre Aufgaben sind, die Aufstellung des Heeres ist kreuz und quer, dann folgt daraus Chaos. Wenn der General den Feind nicht einschätzen kann und mit einer kleinen Truppe einen zahlenmäßig überlegenen Feind angreift, mit schwachen Soldaten einen starken Feind schlagen will und die Soldaten nicht nach Einsatzbereitschaft ausgewählt wurden, ist die Folge davon eine verheerende Niederlage. Diese sechs Situationen führen unweigerlich zum Niedergang. Ist der General verantwortungsbewusst, muss er zuvor alles genau prüfen.

      Ein bestimmtes Terrain kann bei einem Kampf durchaus hilfreich sein. Der oberste Feldherr muss den Feind einschätzen können, um zu siegen, er muss Gefahren und Risiken, Entfernung und Nähe in seine Überlegungen mit einbeziehen. Wenn er alle Risiken kennt und dann angreift, ist ihm der Sieg sicher. Berücksichtigt er dies alles nicht, ist ihm die Niederlage sicher. Wenn der oberste Grundsatz beim Krieg der Sieg ist, kämpfe, selbst wenn der Herrscher befiehlt nicht zu kämpfen. Ist das Ziel nicht der Sieg, und der Herrscher befiehlt zu kämpfen, dann greife nicht an. Ein General, der nicht um des Ruhmes willen vorrückt und sich zurückzieht, ohne Schande zu fürchten, der nur daran denkt, das Volk zu schützen und Vorteil für den Herrscher zu suchen, ist ein Juwel für den Staat.

      Betrachtet er die Soldaten wie seine Kinder, werden sie ihm bis in die tiefsten Schluchten folgen. Betrachtet er die Soldaten wie geliebte Söhne, werden sie bis zum Tod an seiner Seite stehen. Doch Liebe ohne Autorität, Freundlichkeit ohne Durchsetzungsvermögen ist nicht in der Lage Chaos zu beherrschen. Behandelt er die Soldaten wie verhätschelte Kinder, sind sie zu nichts zu gebrauchen. Wenn ich weiß, dass meine Soldaten kämpfen können, aber die Unfähigkeit des Feindes zu kämpfen nicht kenne, ist das nur ein halber Sieg. Wenn ich weiß, dass die Soldaten des Feindes zum Kampf in der Lage sind und nicht weiß, dass meine Soldaten dazu nicht in der Lage sind, ist das nur ein halber Sieg. Kenne ich die Kampfbereitschaft des Feindes und weiß, dass auch meine Soldaten dazu bereit sind, ist es nur ein halber Sieg, wenn ich nicht weiß, dass das Gelände nicht für einen Kampf geeignet ist. Der erfahrene Kämpfer ist aktiv und träumt nicht und sein Handeln ist zielgerichtet. Wenn der Kämpfer den Feind und sich selbst kennt, ist der Sieg nicht in Gefahr. Kennt er Himmel und Erde, wird der Sieg vollkommen sein.

      KAPITEL 11 Neun Geländeformationen

      Kapitel 11

       Neun Geländeformationen

      Sunzi sprach:

      Die Geländeformationen können einen Krieg günstig beeinflussen. Gebiet sich zu zerstreuen, leichtes Gebiet, Kampfgebiet, offenes Gelände, strategisch günstiges Gebiet, schwieriges Gebiet, gefährliches Gebiet, umschlossenes Gebiet und tödliches Gebiet sind dabei zu berücksichtigen.

      Kämpfen die Fürsten auf eigenem Gebiet, können sich die Soldaten leicht zerstreuen, da sie das Gebiet kennen. Feindliches Gebiet, in das man eindringen kann, ohne zu weit zu gehen, ist leichtes Gebiet. Gebiet auf dem ich, aber auch der Feind Vorteile erwarten können, ist Kampfgebiet. Gelände, auf dem ich vorrücken und der Feind kommen kann, ist offenes Gebiet. Ein Gebiet, das an drei Seiten an Fürstentümer grenzt, ist ein strategisch günstiges Gebiet für denjenigen, der es als erster besetzt und sich einen Großteil des Reiches untertan machen kann. Gelände, in das man tief eindringen muss und hinter sich viele umwallte Städte hat, ist ein schwieriges Gebiet. Bei einem gefährlichen Gebiet handelt es sich um ein Terrain, bei dem Berge und Wälder, gefährliche und schwierige Wege, Morast und Salzsümpfe und unwegsames Gelände passiert werden müssen, wo man leicht überrumpelt werden kann. Wer in ein Gebiet eindringt, das nur über schmale Pässe erreichbar ist, und der Rückzug infolgedessen mühsam wird und wo der Feind mit einer kleinen Anzahl an Soldaten meine Männer angreifen kann, ist ein umschlossenes Gebiet. Ein Gebiet, durch das man rasch hindurchziehen muss, da man sonst dem Untergang geweiht ist, bezeichnet man als tödliches Gebiet. Deshalb sollte man auf dem Gebiet, auf dem sich die Soldaten leicht in alle Winde zerstreuen können, nicht kämpfen, auf einem leicht zu erobernden Gebiet sich nicht aufhalten, auf einem Kampfgebiet nicht angreifen, auf offenem Gelände dem Feind nicht den Weg abschneiden, auf strategisch günstigem Gebiet sollte man sich mit seinen Verbündeten treffen, auf schwierigem Gelände sollte man plündern, gefährliches Gebiet rasch durchziehen, auf umschlossenem Gelände eine Strategie parat haben und auf tödlichem Terrain kämpfen.

      Die klugen Krieger des Altertums wussten wie man die Vorhut und Nachhut des Feindes auseinanderbringt, große und kleine Einheiten trennt, gute Soldaten davon abhält, den schlechten zu Hilfe zu eilen, und die Führungsschicht von den einfachen Soldaten fern hält. So sind die Fußsoldaten voneinander getrennt und können sich nicht versammeln, und wenn die Krieger vereint sind, können sie nicht gemeinsam agieren. Wenn sich Vorteile boten, wusste der kluge Feldherr sie zu nutzen, wenn sich keine boten, hielt er inne. Auf die Frage: Wie ist ein zahlenmäßig überlegener Feind zu fassen, der gut organisiert ist?, lautet die Antwort: Hole dir zuerst etwas, das ihm lieb ist, dann wird er dir gehorchen. Schnelligkeit ist die wichtigste Eigenschaft eines Kriegers, nutze sie, um den Feind zu überrumpeln, nimm einen Weg, mit dem er nicht rechnet und greife ihn an, wenn er nicht darauf gefasst ist.

      Fällst du in ein feindliches Gebiet ein, so konzentriere deine Truppen je weiter du vordringst, und der Feind wird dich nicht besiegen können. Plündere die fruchtbaren Felder des Feindes, dann haben deine Truppen genug zu essen. Nimm Rücksicht auf deine Soldaten und überfordere sie nicht, sammle Kräfte und wenn du deine Truppen bewegst, gehe strategisch vor und verhalte dich so, dass du nicht berechenbar bist. Wirf deine Soldaten in die Schlacht, wenn es kein Entkommen gibt und sie werden eher sterben als dem Schlachtfeld den Rücken zu kehren. Im Angesicht des Todes werden Offiziere und Soldaten ihr Letztes geben. Krieger, die keinen Ausweg sehen, kennen keine Furcht mehr; und wenn sie keinen Fluchtweg sehen, werden sie bis zum Ende ausharren. Sind sie erst einmal tief vorgedrungen und erkennen, dass es kein Zurück gibt, werden sie hemmungslos kämpfen. Deshalb werden deine Männer auch ohne Drill in Alarmbereitschaft sein, sie werden ohne Aufforderung bereit sein, und ohne Anweisung dir treu ergeben sein und ohne Befehl vertrauen. Verbiete deinen Männern das Orakel zu befragen, zerstreue die Zweifel, und sie werden dir bis in den Tod folgen. Wenn meine Offiziere irdische Güter nicht im Überfluss haben, so heißt das nicht, dass sie Reichtum verachten. Wenn sie zuhauf sterben, so heißt das nicht, dass sie ein langes Leben nicht würdigen. An dem Tage, an dem sie in die Schlacht beordert werden, sitzen die Offiziere herum und benetzen ihre Kleidung mit Tränen. Sie liegen darnieder und die Tränen rinnen über ihre Wangen. Doch wirfst du sie in die Schlacht aus der es kein Entrinnen gibt, werden sie tapfer sein wie Zhuan Zhu und Cao Gui.

      Der erfahrene Feldherr setzt seine Truppen ein wie Shuai Ran. Shuai Ran ist eine Schlange auf dem Berg Chang. Wenn du ihren Kopf angreifst, erreicht sie dich mit ihrem Schwanz, wenn du ihren Schwanz angreifst, packt sie dich mit ihrem Kopf und greifst du ihren Körper in der Mitte an, schlägt sie dich mit Kopf und Schwanz. Auf die Frage, ob du die Taktik der Schlange Shuai Ran einsetzen kannst, lautet die Antwort: Ja. Die Männer von Yueh verachten die Männer von Wu und umgekehrt. Überqueren sie jedoch gemeinsam in einem Boot einen Fluss und werden von einem Sturm überrascht, werden sie sich gegenseitig zu Hilfe eilen, wie die rechte Hand der linken hilft. Deshalb reicht es nicht aus, die Pferde festzubinden