Marc Späni

Zünftig


Скачать книгу

einem Film mitzuspielen, wo er allerdings nur eine Statistenrolle hatte, ohne die Handlung richtig zu begreifen. Im Stadthaus auf dem Zivilstandsamt war es noch gegangen, aber jetzt gegen Abend im Belvoirpark fühlte er sich immer unwohler. Sara nahm ihn hoch und meinte, es sei die Hochzeit seiner Tochter, nicht seine Hinrichtung. Er führte die obligaten Gespräche, stieß brav an und versuchte sich nicht aufzuregen, als ihn Jans Mutter auf sein Burn-out ansprach. Stattdessen erklärte er ihr ruhig, es sei kein Burn-out, die Suspendierung habe mit der Untersuchung von Deborahs Tod zu tun. Im gleichen Moment bereute er schon, das Thema an diesem Tag und ihr gegenüber erwähnt zu haben.

      Auch dass ihn Merets Patentante und ihr Mann kritisch musterten und zwischendurch bemerkten, sie hätten gar nicht gewusst, dass er wieder zu rauchen angefangen habe, ließ er ohne Kommentar. Er war froh, Sara an seiner Seite zu haben, die ihm mit ihrer lockeren Art durch den Tag half, ihn wegzog, wenn sie merkte, dass ihm etwas unangenehm war, ihn in unverfängliche Gespräche verwickelte oder ihm zulachte, wenn er, etwa angesichts des Drehorgel-Auftritts von Jans Vater, mehr oder weniger unauffällig die Augen verdrehte oder sich bei peinlichen Spielen ein Kopfschütteln nicht verkneifen konnte.

      Meret sah hinreißend aus, aber inmitten der Schar ihrer Freunde und Brautjungfern wirkte sie weit weg, unnahbar. Natürlich kam sie immer wieder zu ihrem Vater, hängte sich bei ihm ein, stellte ihn diesen und jenen Freunden vor. Und doch fühlte er sich völlig fehl am Platz, innerlich leer. Für Meret und Jan schien es tatsächlich der schönste Tag im Leben zu sein, wie man so sagte, zumindest strahlten sie das aus. Felber dachte an seine eigene Hochzeit zurück, damals im Restaurant Grünwald oberhalb von Höngg.

      Da kam ihm die erste Trauerfeier für Deborah in den Sinn, im November, nachdem sie aufgrund des zugestellten Fingers die Gewissheit erhalten hatten, dass sie tot war. Aus unerfindlichen Gründen hatte er diese idiotische Feier ebenfalls im Grünwald abhalten wollen. Deborahs Vater war durchgedreht und hatte am Schluss einen Herzinfarkt erlitten. Er hatte ihn überlebt, aber heute waren er und seine Frau nicht da. Sie hatten gesundheitliche Gründe vorgeschoben und sich, so hatte Meret erzählt, mit einem überaus großzügigen Geschenk freigekauft.

      Beim Nachtessen saßen Brautpaar, Brautführer und Eltern an einem Tisch, was ein bisschen mehr Nähe schaffte. Auch Linus fand kurz Zeit, etwas zu essen, bevor er wieder davonsprang. Zwischendurch stellten sich die Raucher auf den Balkon, von dem aus man auf den Zürichsee und die Lichter des gegenüberliegenden Ufers blicken konnte. Felber unterhielt sich eine Weile mit jungen Leuten, die sich, das Weinglas in der einen Hand, eine Zigarette in der anderen, auch für einen Augenblick aus der hitzigen Versammlung geschlichen hatten.

      Mit Trinken hielt sich Felber zurück. Er wusste: Wenn er sein Unwohlsein mit Alkohol zu kompensieren versuchte, würde es übel enden. Überhaupt war er Biertrinker, Wein bekam ihm schlecht. Vom Rotwein schnarchte er, Weißwein hielt ihn wach, und von den Schnäpsen, die irgendwann auch angeboten wurden, wäre er bald sturzbesoffen gewesen. Na ja, schlafen würde er vermutlich diese Nacht ohnehin nicht können und noch lange auf der Terrasse am Hadlaubsteig sitzen, unter den schwarzen Baumkronen, die sanft im Wind schaukelten.

      Linus hatte nach dem Nachtisch seinen Auftritt. Er hatte aus unzähligen Fotos aus Merets Kindheit eine Trickfilm-Collage gebastelt, die für viel Gelächter und langen Applaus sorgte. Felber wusste, dass er für das Werk von wenigen Minuten seit Wochen fast jeden Abend ein, zwei Stunden in seinem Zimmer gearbeitet hatte. Das Resultat war ziemlich skurril, sehr eigenwillig, ganz Linus – und damit ein wunderbar individueller Farbtupfer auf das Fest, das durch gutes Essen und gute Organisation, aber bestimmt nicht durch Originalität und Kreativität glänzte. Linus’ Collage war wunderbar lustig und wunderbar traurig. Sara, die bemerkte, wie Felber sich krampfhaft auf die Lippen biss, stupste ihn an, gab ihm einen Kuss und drückte einen Moment ihren Kopf an seine Schulter.

      Конец ознакомительного фрагмента.

      Текст предоставлен ООО «ЛитРес».

      Прочитайте эту книгу целиком, купив полную легальную версию на ЛитРес.

      Безопасно оплатить книгу можно банковской картой Visa, MasterCard, Maestro, со счета мобильного телефона, с платежного терминала, в салоне МТС или Связной, через PayPal, WebMoney, Яндекс.Деньги, QIWI Кошелек, бонусными картами или другим удобным Вам способом.

/9j/4AAQSkZJRgABAgAAAQABAAD/2wBDAAMCAgMCAgMDAwMEAwMEBQgFBQQEBQoHBwYIDAoMDAsK CwsNDhIQDQ4RDgsLEBYQERMUFRUVDA8XGBYUGBIUFRT/2wBDAQMEBAUEBQkFBQkUDQsNFBQUFBQU FBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBQUFBT/wAARCAE3AMgDASIA AhEBAxEB/8QAHwAAAQUBAQEBAQEAAAAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtRAAAgEDAwIEAwUFBAQA AAF9AQIDAAQRBRIhMUEGE1FhByJxFDKBkaEII0KxwRVS0fAkM2JyggkKFhcYGRolJicoKSo0NTY3 ODk6Q0RFRkdISUpTVFVWV1hZWmNkZWZnaGlqc3R1dnd4eXqDhIWGh4iJipKTlJWWl5iZmqKjpKWm p6ipqrKztLW2t7i5usLDxMXGx8jJytLT1NXW19jZ2uHi4+Tl5ufo6erx8vP09fb3+Pn6/8QAHwEA AwEBAQEBAQEBAQAAAAAAAAECAwQFBgcICQoL/8QAtREAAgECBAQDBAcFBAQAAQJ3AAECAxEEBSEx BhJBUQdhcRMiMoEIFEKRobHBCSMzUvAVYnLRChYkNOEl8RcYGRomJygpKjU2Nzg5OkNERUZHSElK U1RVVldYWVpjZGVmZ2hpanN0dXZ3eHl6goOEhYaHiImKkpOUlZaXmJmaoqOkpaanqKmqsrO0tba3 uLm6wsPExcbHyMnK0tPU1dbX2Nna4uPk5ebn6Onq8vP09fb3+Pn6/9oADAMBAAIRAxEAPwCv+xx4 2HjT4SaOj/8AHzYQ/YpQD1aLMY/8hCBj7tjtXm37Zbj/AIWXpiggkaWmSOM/vZK5H/gnn45u7bxP rHhMEeVcEX0TOuVjIUrJxkZ3HyB14wxrd/a9mlf4rQxTSxySQaZCjGKMoAS8h6En1B+hFepw5Saz q6/lb/Jfme5Orz5er9Hb+vkeTeGdAufFXiTS9Fs3WO61G6itInkyVVncKCcdgTX2fd/sE+FbuNRY +JNYtpV4Z5hFKre+0KpB/E18e+APEkfhHxx4e12WJ5o9N1CC7eOPG5lSRWIGSBnA45H1FfccH7ZX gye7mm03SvEd5YwTCOW9i04NbgcZZvm3KMHPK7sY4r9JzCpiINOloktf+CfMYj2vMvZ7HJp/wT30 6OXMvje8ljPQLpiIV+p81s/kK8L/AGjvgRH8Ctf0ezttWfVrXULZ5VlljEbq6PhgVBPGGTBzyd3p X1f8WviYfFkUuj+HLX4ixNAMvqnhHTxsVyDhZN+2QFcAlMoSGGevHwz8QdT8T3niKW18V32s3uoW Z8tf7c8wXCIfmXKOSUyCGxk9ep61y5ZiamNUa8aqlBq6tZ3XdNaGlKNdVHGs7NbpqzPRfh7oOpeM fDCWXh7S59V1Jo/La3iIDHJKgjPAyRjJ9D6V7x4O/Zr1vWNbl8P+JrW10m9a0H2bTp0lleMgDDte W0csCDOflMm49Rg4J8q/ZZ1L4ga3FP4c8HprN5YW8r3V/FpOq/YTCjAfNu3DDMQACFdsKQFbpX6J eF7T4k31g9t4os/C/wDZk0DQslhc3QvZAV25aUBQj4JYsi9eAFyCvDnGIqqEqEZct+qlaXyad1+f meZyKnWcnrZ311/4B8w614N8PaRIllbaXqWrSxzi3H2G6WJ9xG1Vju5JQZFZWZisUhAwdyo6kV5v qHwnittFuG0ttQs9Tt4pfN0nVIljuLsxRuXljePcJgzqvILfeY7vuivq7VPBes+AfDFxqV5Y6dqd tpmnyw3QtAVSW2QbiSjPHxsXmMMF3EZDhE2/NHij45yeLNR1eDwzbJFZWcgT7TMZMzEfMvyJIQxU q2HZmZgoLDIJb+eclwfGFOfNl9Wp7Tn96NRylFR5nvUblTmrdlGo+l7XPvsViMmnG1eEeRLeNk2/ 8KSlHXu