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Einleitung
Die Pflanzenheilkunde ist eines der ältesten Therapieverfahren und in allen Teilen der Erde ein fundamentales Kulturgut. Das Erkennen und Sammeln von Heilpflanzen ist heute immer noch in vielen Gebieten der Welt Teil der lebenswichtigen Selbstversorgung. Und auch bei uns hat die Pflanzenheilkunde in letzter Zeit wieder an Popularität gewonnen und sich einen festen Platz in der angewandten Medizin erobert.
Heilpflanzen wachsen überall wild, sie wachsen um uns herum und leben mit uns. Diese Pflanzen bieten natürlich gewachsene Wirkstoffkombinationen, die als Gesamtheit auf unseren Organismus wirken. Sie haben oft ein breites Verwendungsspektrum und meist nur geringe Nebenwirkungen bzw. Unverträglichkeiten. Durch ihre enormen Vorräte an Mineral- und Vitalstoffen gleichen sie Mangelzustände aus, sie regen Körperfunktionen an und wirken zudem oft antibakteriell bzw. antiviral. Wildwachsende Heilpflanzen stellen so ein enormes Potenzial für unsere Gesundheit dar. Sie stehen uns unentgeltlich zur Verfügung, und es wäre schade, wenn wir diesen Schatz verlieren würden, weil wir das Wissen über die Pflanzen unserer direkten Umgebung nicht pflegen.
Das vorliegende Buch soll dazu beitragen, dieses Wildpflanzenwissen lebendig zu erhalten. Die einzelnen Pflanzen werden so anschaulich erklärt, wie dies sonst nur bei einer persönlichen Beschreibung der Pflanze vor Ort möglich ist, um die Pflanzen sicher identifizieren zu können. So bildreich wie möglich stellen wir die Erkennungsmerkmale der 50 beliebtesten wildwachsenden Heilpflanzen vor, dazu die ihrer giftigen Doppelgänger. Wir beschreiben die Anwendungsmöglichkeiten der Pflanzen in der Heilkunde mit ausschließlich nachgewiesenen Heilwirkungen und geben dazu Rezepte, die in der Praxis erprobt sind.
Die Natur schenkt uns eine Fülle an Heilmitteln, die zu kennen und zu schätzen sich lohnt.
Wir wünschen Ihnen viel Freude an diesem Buch und bei Ihren Entdeckungen draußen in der Natur.
Steffen G. Fleischhauer
für das ganze Buchteam
Zum Gebrauch des Buches
Die in diesem Buch aufgeführten Rezepte und Behandlungshinweise ersetzen weder einen Arztbesuch noch eine individuelle Beratung durch einen Heilpraktiker oder eine Heilpraktikerin. Die Einnahme der genannten Heilmittel geschieht stets auf eigene Verantwortung und ist individuell sorgfältig abzuwägen. Suchen Sie im Zweifelsfall Rat bei einem fachkundigen Arzt, einer Ärztin, bei einer Hebamme oder bei Heilpraktikern. Jede heilkundliche Behandlung erfordert diagnostische, medizinische und naturheilkundliche Kenntnisse, so auch die Selbstbehandlung.
Beachten Sie, dass kein Heilmittel frei von Nebenwirkungen ist. Eine Heilpflanze ist mehr als ein simpler Haustee. Jede Therapie, ob homöopathisch oder phytotherapeutisch, birgt die Gefahr ungewollter Wirkungen. Spätestens wenn sich eine Erkrankung nicht mehr beherrschen lässt, also Schmerzen oder Fieber zu- statt abnehmen, ist die Grenze der Selbstbehandlung erreicht und zwingend kompetenter therapeutischer Rat einzuholen. Grundsätzlich ausgeschlossen ist eine Selbstbehandlung für Risikogruppen wie Allergiker, Schwangere, Patienten mit fortgeschrittenen Herz-, Nieren-, Leber- oder Stoffwechselerkrankungen, psychisch Kranke und Alkoholkranke.
Wird bei den aufgeführten Rezepten kein spezieller Pflanzenteil zur Verwendung genannt, so verwendet man generell das Kraut der Pflanze.
Wichtige Fachbegriffe werden im Glossar auf Seite 262 erklärt. Allgemeine Zubereitungsverfahren sind im Kapitel »Die Herstellung von Heilmitteln« auf Seite 245 beschrieben.
Naturschutz und Grundregeln zum Sammeln von Wildpflanzen
Die grundlegenden Voraussetzungen beim Sammeln von Wildpflanzen sind das sichere Bestimmen der Pflanzen und der Respekt vor der Natur. Es bedarf etwas Zeit und Erfahrung, um geeignete und ergiebige Sammelorte zu finden.
Die wichtigsten Regeln:
• Nur so viel sammeln, wie man unmittelbar verbrauchen kann oder voraussichtlich als Vorrat benötigt.
• Nie geschützte Pflanzen sammeln. Regional können unterschiedliche Pflanzen geschützt oder gefährdet sein. Informieren Sie sich bei den örtlichen Naturschutzbehörden.
• Nie ganze Bestände abernten. Bei vereinzelt auftretenden Pflanzen dürfen nur wenige Teile geerntet werden. Besonders beim Ausgraben von Wurzeln ist größte Achtsamkeit geboten. Am Fundort müssen immer noch genügend Pflanzen stehen bleiben, um ihren Fortbestand zu sichern. Es soll nur jener Pflanzenteil gepflückt werden, der zur Verarbeitung notwendig ist.
• Es ist verboten, in Naturschutzgebieten zu sammeln.
Empfohlene Utensilien zum Sammeln der Pflanzen:
• Schere, Messer und Spatel zum Ernten
• Eventuell eine Lupe, um Bestimmungsdetails besser erkennen zu können
• Körbe und Papiertüten zum Transportieren der Pflanzen. (Ein stabiler Korb schützt die Pflanzen beim Transport vor Quetschungen; Papiertüten schützen sie vor Austrocknung. Lässt man die Pflanzen offen liegen, verlieren sie schnell wertvolle Inhaltsstoffe. Plastiktüten eignen sich bei Regenwetter; ansonsten schwitzen die Pflanzen darin und beginnen, sich zu zersetzen.)
• Handschuhe für stachelige oder die Haut reizende Pflanzen
Die 50 beliebtesten wildwachsenden Heilpflanzen nach ihren Lebensräumen