Jan Heilmann

Lesen in Antike und frühem Christentum


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τῶν καμνόντων); Plat. Lys.Lysias 214b (τοῖς τῶν σοφωτάτων συγγράμμασιν); Plut.Plutarch Phil. 4,3 (συγγράμμασι φιλοσόφων); mit Verweis auf den TitelTitel Athen.Athenaios deipn. 15,12 (672a): ἐγὼ δ᾽ ἐντυχὼν τῷ Μηνοδότου τοῦ Σαμίου συγγράμματι, ὅπερ ἐπιγράφεται Τῶν κατὰ τὴν Σάμον ἐνδόξων ἀναγραφή …; PhiloPhilon von Alexandria Aet. 12; Diog. Laert.Diogenes Laertios 9,1,11; Men.Menandros Rhet. epideikt. 2,393; Theon exp. rer. math. 1.

      συντάγματασυντάγματα: Vgl. Plut.Plutarch adv. Col. 14 (mor. 1115a); der (fehlende) physische Kontakt von Kolotes mit den genannten Büchern wichtiger PhilosophenPhilosophie wird im nachfolgenden Satz deutlich hervorgehoben: μηδ᾽ ἀναλάβῃς εἰς χεῖρας Ἀριστοτέλους τὰ περὶ Οὐρανοῦ καὶ …

      τραγῳδίαις: Dion Chrys. or. 52,1.

      ὑπομνήματαὑπομνήματα: Vgl. z.B. Strab.Strabon 2,1,5; Plut.Plutarch Dem. 5,5; M. Aur.Mark Aurel 1,7; Ios.Josephus, Flavius c. Ap. 1,56; Plut. Marcellus 5,1, verwendet zusammen mit ἐντυγχάνωἐντυγχάνω außerdem εὑρίσκωεὑρίσκω (finden) als LeseterminusLese-terminus, der in einem weiten Sinne ebenfalls dem Bildbereich des physischen Kontakts zugeordnet werden kann: ἱερατικοῖς ὑπομνήμασιν ἐντυχὼν εὗρεν …; vgl. dazu z.B. ferner auch Cass. DioCassius Dio 39,15,2; Iren.Irenäus von Lyon adv. Haer. 1, prooem., 1; Eus.Eusebios von Caesarea h. e. 2,25,4 (s. u.); 7,25,21 (dort in einem BriefBrief von Dionysius von Korinth; s. u.).

      Als Objekt des Lesens steht aber auch der TitelTitel eines Werkes12 bzw. der Name des Autors13. Der schriftliche Charakter des LeseobjektesLese-objekt wird z.B. sehr gut deutlich bei der Formulierung ε. οἷς xy γέγραφε περὶ … bei Plut.Plutarch Agis 15,2.14 Sehr selten steht das Objekt des Lesens hingegen im Genitiv.15 An dieser Stelle ist ferner darauf hinzuweisen, dass Athenaios semantisch analog zur LesemetapherMetapher ἐντυγχάνωἐντυγχάνω, aber vermutlich innovativ, das Verb ἀπαντάωἀπαντάω (treffen) als Lesemetapher im Sinne von „auf ein BuchBuch stoßen“ verwendet (vgl. Athen.Athenaios deipn. 4,54 [162e]: s. auch 8,15 [336d]).

      Bei PlutarchPlutarch kommt das Verb ἐντυγχάνωἐντυγχάνω an der berühmten Stelle vor, an der er schildert, wie Octavian von Kleopatras Selbstmord erfährt, indem er auf einer WachstafelTafel/Täfelchen ihre Bitte liest, neben Antonius begraben zu werden: Καῖσαρ δὲ λύσας τὴν δέλτον, ὡς ἐνέτυχε λιταῖς καὶ ὀλοφυρμοῖς δεομένης αὐτὴν σὺν Ἀντωνίῳ θάψαι, ταχὺ συνῆκε τὸ πεπραγμένον (Plut. Ant. 85).16 Bei manchen Belegstellen kann zwischen dem Auffinden eines Textes o. ä. und dem Akt des LesensLese-akt nicht unterschieden werden; in der jeweiligen Darstellung wird beides mit dem Verb ἐντυγχάνω zusammengefasst.17 Vielfach, auch bei den schon oben genannten Belegstellen, kann jedoch deutlich zwischen dem Akt des Lesens (ausgedrückt durch ἐντυγχάνωἐντυγχάνω) und dem Auffinden unterschieden werden. Besonders eindrücklich ist in dieser Hinsicht eine Visionsstimme in einem bei Euseb (h. e. 7,7,3) überlieferten BriefBrief von Dionysius an den römischen Priester Philemon, die ihm, Dionysius, mit klaren Worten befohlen habe, er solle alles lesen, was er in die Hände nähme, da er in der Lage sei, alles zu prüfen und zu beurteilen: πᾶσιν ἐντύγχανε οἷς ἂν εἰς χεῖρας λάβοις· διευθύνειν γὰρ ἕκαστα καὶ δοκιμάζειν ἱκανὸς εἶ … KaiserKaiser/Princeps Iulian teilt dem PhilosophenPhilosophie Maximus in einem Brief (Iul.Iulianus, Flavius Claudius (Kaiser) ep 12 [383a/b]) mit, dass er analog zu Alexander d. Gr., der mit Homer unter dem Kopfkissen geschlafen haben soll, mit den Briefen von Maximus schlafe und diese immer wieder so lese, als hätte er sie zum ersten Mal in die Hand bekommen: … καὶ οὐ διαλείπομεν ἐντυγχάνοντες ἀεὶ καθάπερ νεαραῖς ἔτι καὶ πρῶτον εἰς χεῖρας ἡκούσαις.

      Bei Platon wird das Verb auch verwendet, um das Betrachten von Bildern anzuzeigen.18 PlutarchPlutarch verwendet das Verb ebenfalls im Sinne von „wahrnehmen“, wenn er die individuellen Voraussetzungen und die Selektivität der Sinneswahrnehmung diskutiert.19 Dass ἐντυγχάνωἐντυγχάνω tatsächlich als lexikalisierte LesemetapherMetapher gebraucht wurde, also die ursprüngliche Bedeutung des Verbes im kommunikativen Akt nicht zwingend bewusst wahrgenommen werden musste, wird deutlich, wenn die bei Plutarch (symp. 5,2 [mor. 675b]) mit ἐντυγχάνω gekennzeichnete Lektüre von Polemons Beschreibung der Schatzhäuser in Delphi20 durch das Lexem ἐπιμελήςἐπιμελής (sorgsam, sorgfältig, intensiv) spezifiziert wird,21 das auch im Zusammenhang mit ἀναγιγνώσκωἀναγιγνώσκω