Alfred Bekker

Elbkiller: 7 Hamburg Krimis


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Gläser hinstellte, zog Brock ein Foto aus seiner Brieftasche und legte es auf den Tresen. Es war ein Bild des toten Markus Holler aus der Pathologie. Brock hatte gelernt, dass ein gewisser Schock dabei half, Leute zum Reden zu bringen.

      Der Mann starrte erschrocken auf das Foto und wendete dann rasch den Blick ab.

      „Sie sind doch Dieter Schmitz, oder?“

      Der Mann nickte. „Ja, der bin ich.“ Er vermied es weiterhin, das Foto anzusehen.

      „Nun“, fuhr Brock fort. „Dann kennen Sie ja Markus Holler recht gut.“

      Schmitz zog die Stirn in Falten, als überlege er scharf. Schließlich schüttelte er den Kopf. „Da klingelt bei mir nichts.“

      Brock steckte das Foto wieder ein. „Merkwürdig. Es gibt Leute, die beschwören, dass Markus und Sie fast gute Freunde sind.“

      Schmitz wurde bockig. „Ich kenne doch nicht jeden meiner Gäste beim Namen.“

      Brock fühlte, wie er seitlich leicht angestoßen wurde. Er drehte sich zur Seite. Spengler schielte zur Tür und machte mit der Hand vorsichtige Zeichen. Brock folgte seinem Blick und sah zwei Typen hereinkommen, die auffällig den Männern glichen, die Berghoff ihnen beschrieben hatte.

      Schmitz hatte Spenglers Hinweis ebenfalls mitbekommen und sah reglos zu den beiden Typen hinüber. Sein Gesicht wurde blass, und seine Unterlippe begann leicht zu zittern. Mit einer raschen Drehung verschwand er hinter seiner Zapfanlage, während die beiden Männer an einem freien Tisch Platz nahmen. Die junge Frau eilte auf sie zu, um die Bestellung aufzunehmen.

      Spengler hüpfte von seinem Barhocker und ging zwei Schritte, bis er Schmitz wieder gegenüberstand. „Wer sind die beiden?“

      Er deutete mit dem ausgestreckten Arm auf die Männer und wartete, bis sie es mitbekommen hatten.

      „Ich habe keine Ahnung“, flüsterte Schmitz. „Die sehe ich zum ersten Mal.“

      Brock stieg ebenfalls von seinem Hocker. „Ich frage sie mal, ob sie Holler am Freitag gesehen haben.“

      Die beiden Männer sahen ihm aufmerksam entgegen, als er sich ihrem Tisch näherte. Er zog erneut das Foto heraus und legte es auf die blank gescheuerte Tischplatte.

      „Am letzten Freitag haben Sie sich sehr für diesen Mann interessiert“, behauptete Brock ruhig. „Der Barkeeper hat Sie wiedererkannt.“

      Die beiden warfen sich einen raschen Blick zu. Dann griffen sie wie auf Kommando zur Tischplatte und rammten das schwere Möbelstück nach vorn.

      Brock konnte nicht schnell genug ausweichen und stürzte zu Boden.

      Einer der beiden Männer stieß einen heftigen Fluch aus, und schon waren sie an ihm vorbei und rissen die Tür auf.

      Spengler fummelte an seiner Hüfte herum, um seine Dienstwaffe zu ziehen. Doch es war zu spät. Die Männer waren draußen.

      Brock rappelte sich langsam auf. „Lassen Sie es gut sein, Spengler! Die sind weg. Wir werden unser Gespräch mit Herrn Schmitz fortsetzen.“

      Sie setzten sich wieder, und Brock winkte Schmitz heran.

      Die übrigen Gäste hatten den Zwischenfall teilweise gar nicht richtig mitbekommen und erkundigten sich bei anderen, was eigentlich passiert war. Der Gesprächspegel lag jetzt deutlich über dem Durchschnitt.

      „Ich glaube, das war russisch“, sagte Brock.

      „Die haben sicher gesehen, wie wir miteinander gesprochen haben“, fügte Spengler hinzu. „Da werden Sie einiges erklären müssen.“

      Er machte eine wohl kalkulierte Pause. „Ich weiß nur nicht, ob sie Ihnen abnehmen, dass Sie nichts verraten haben.“

      Schmitz wurde noch etwas blasser. Sie sahen förmlich, wie sein Widerstand dahinschmolz. „Was wollen Sie wissen?“

      „Erzählen Sie uns vom Freitagabend“, begann Brock. „Wir wissen, dass Markus Holler sich mit seinem Schwager hier getroffen hat. Den kennen Sie ebenfalls gut. Wir wissen außerdem, dass die beiden Typen, die eben abgehauen sind, sich sehr für Holler interessiert haben. Was ist geschehen, nachdem Berghoff gegangen ist?“

      Es fiel Schmitz sichtlich schwer, sich zu einer Antwort durchzuringen.

      „Markus bestellte noch einen Drink, als die beiden aufstanden und sich rechts und links von ihm aufbauten. Markus kannte sie offensichtlich nicht, denn er schien sehr überrascht.“

      „Aber Sie kennen die beiden Typen, oder?“, fragte Spengler.

      „Na, ja, ich kaufe gelegentlich von ihnen.“

      „Was denn? Bier? Das bekommen Sie doch von der Brauerei.“ Brock deutete auf das entsprechende Schild an der Zapfanlage.

      „Nein, kein Bier.“

      „Also Drogen!“ Brocks Stimme klang jetzt sehr hart. „Sie können es ruhig zugeben. Wir werden Ihren Laden ohnehin auseinandernehmen, und ich bin sicher, dass wir einiges finden werden. Für heute können Sie schon mal die letzte Bestellung ausrufen.“

      Sie warteten etwa zwanzig Minuten, bis die letzten Gäste gegangen waren. Dann entließ Schmitz die Bedienung, und sie waren mit ihm allein.

      „Die beiden Typen sind gefährlich“, begann Schmitz.

      „Russen?“, fragte Brock.

      Schmitz nickte. „Sie erpressen mich. Früher habe ich hin und wieder mal eine Prise Koks verkauft, wenn die Gäste danach verlangten. Irgendwann tauchten die Russen auf und erklärten mir, dass sie ab sofort meine neuen Lieferanten sein würden. Die verkauften Mengen stiegen, es tauchten Leute auf, die ich vorher nie gesehen habe und die sich nur für die Drogen interessierten. Das Hauptgeschäft fand allerdings an bestimmten Abenden hinten im Schuppen statt. Ich habe keine Ahnung, wie viel dort verkauft wurde. Ich hatte die Anweisung, mich dort nicht blicken zu lassen. Die Kneipe wurde allmählich zu einer Tarnung für ein florierendes Drogengeschäft.“

      „Von dem Sie sicher Ihren Anteil bekommen haben“, mutmaßte Brock.

      Das Gesicht seines Gegenübers verriet alles. „Ich wusste doch nicht, wie ich das beenden sollte. Ich hatte einfach Angst vor den Russen.“

      „Waren es immer die gleichen Männer?“

      „Einmal war ein dritter dabei, vor dem sie Respekt hatten. Er hat sich nur kurz im Lokal umgesehen und ist dann nach hinten verschwunden. Mit mir hat er kein Wort gewechselt, doch es war einigermaßen klar, dass er der Chef der beiden war.“

      „Seinen Namen kennen Sie nicht zufällig?“, erkundigte sich Spengler.

      Schmitz schüttelte den Kopf. Seine Bewegungen waren fahrig geworden, seine Stimme leiser. Er schien allmählich zu begreifen, in welcher Lage er sich befand.

      „Kommen wir zum Freitag zurück“, sagte Brock. „Was geschah, nachdem die beiden zu Markus Holler gingen?“

      „Ich stand am Zapfhahn und konnte nur sehen, dass sie leise auf ihn einredeten. Plötzlich packten sie ihn und zwangen ihn, nach draußen zu gehen. Er wehrte sich, hatte gegen die Muskelpakete aber keine Chance. Sie wussten, wie man so etwas macht. Die übrigen Gäste haben davon nichts mitbekommen oder haben geglaubt, dass ein Betrunkener von seinen Freunden abgeholt wird.“

      „Und weiter?“

      Schmitz zögerte. „Ich nahm an, dass sie in den Schuppen gegangen sind“, sagte er schließlich. „Ich blieb hier. Ich hatte Gäste. Erst als der letzte gegangen war, kam einer der Russen herein und verlangte meinen Autoschlüssel. Er sagte mir, ich sollte ihn am nächsten Morgen als gestohlen melden. Das habe ich auch getan.“

      „Wollen Sie behaupten, dass Sie diesen Schuppen danach nicht betreten haben?“, erkundigte sich Spengler.

      Schmitz biss die Zähne zusammen, doch ehe er antworten konnte,