Alfred Bekker

Elbkiller: 7 Hamburg Krimis


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ist noch etwas anderes.“ In seiner Stimme lag ein gewisser Triumph.

      Brock setzte sich wieder und sah seinen Kollegen neugierig an.

      „Wir haben vom Sender auf Anfrage noch ein weiteres Band bekommen. Die Aufnahme wurde von einer anderen Kamera auf der gegenüberliegenden Seite der Elbe aufgenommen. Das Material wurde jedoch nicht gesendet. Das ist normal, denn bei einem solchen Ereignis gibt es zahlreiche Kameras, und die Regie entscheidet, welches Bild gesendet wird.“

      „Ja, ja, das ist mir schon klar. Kommen Sie zur Sache!“

      Auf dem Monitor erschien ein anderes Standbild. Es zeigte ebenfalls die Yacht, doch diesmal schräg von hinten. Man konnte in das Steuerhaus hineinsehen. Der Mann am Steuer blickte zum Heck, wo ein zweiter Mann gerade einen Schritt auf das hintere Deck machte. Dann schien das Bild zu wackeln, die Jacht hob sich und sank wieder herunter, wobei sie stark schwankte.

      „Jetzt wurde das kleine Boot gerammt“, erläuterte der IT-Spezialist.

      Wieder ließ Höhne den Film in Zeitlupe laufen. Der hinten stehende Mann wurde zur Seite geworfen, blickte nach vorn und machte einen weiteren Schritt auf das Deck. Er bückte sich, hob ganz langsam eine Sporttasche hoch und warf sie über Bord, wo sie in der Elbe versank. In der Zeitlupe wirkte die ruckelnde Bewegung äußerst merkwürdig.

      „Das ist nicht Markus Holler“, bemerkte Brock. „Doch irgendwie kommt mir der Typ bekannt vor, als hätte ich ihn schon einmal gesehen.“

      „Holler ist vermutlich der Mann am Steuer. Wir konnten das Bild leider nicht besser aufhellen, und eine weitere Vergrößerung war nicht möglich.“

      „Sie müssen sich nicht entschuldigen“, sagte Brock. „Sie haben mir sehr geholfen. Ihre Erkenntnisse ändern einiges.“

      Er lächelte. „Allerdings werden damit auch viele neue Fragen aufgeworfen. Wer ist dieser zweite Mann? Worüber haben sie sich gestritten, und was wird über Bord geworfen? Ich wette, wenn wir das herausfinden, wissen wir auch, weshalb Holler getötet wurde.“

      *

      In den Gängen der Gerichtsmedizin war es kühl, und Cornelius Brock zog den Reißverschluss seiner Lederjacke etwas höher. Zum Glück hatte er sich mit Dr. Fischer in dessen Büro verabredet und nicht wie üblich im Obduktionsraum. Auch wenn Brock schon häufig dort gewesen war, er würde sich nie an diese Umgebung aus Fliesen, Stahltischen und strengem Geruch gewöhnen.

      Der Besuch bei den Kollegen der Informationstechnik hatte neue Erkenntnisse geliefert, doch wie fast immer in solchen Fällen waren zwar einige Fragen beantwortet worden, aber dafür waren neue aufgetaucht.

      Brock sah auf seine Uhr. Er hatte heute noch einiges vor. Gleich nach dem Gespräch mit dem Pathologen musste er mit Spengler reden, und auch Birgit Kollmann wollte sicher den neuesten Stand erfahren. Außerdem mussten sie sich die Wohnung von Markus Holler ansehen. Das war schon überfällig, auch wenn Brock nicht erwartete, dort auf neue Spuren zu stoßen.

      Dr. Bernd Fischer war über seinen Schreibtisch gebeugt und wühlte in Papierstapeln. Seinen weißen Kittel hatte er abgelegt. Er war in einen modischen anthrazitfarbenen Anzug gekleidet, dazu trug er ein taubenblaues Hemd mit einer etwas zu bunten Krawatte.

      „Nach Golf sieht es heute nicht aus“, bemerkte Brock und schloss die Tür hinter sich. Die Kühle des Ganges machte einer angenehmen Wärme Platz. Es roch auch nicht nach irgendwelchen Chemikalien. Er fühlte sich sofort wohler.

      Fischers Kopf zuckte hoch. Er ging nicht auf die Bemerkung ein. „Sie sind pünktlich.“

      Er deutete auf seinen Anzug. „Ich bin gleich zu einem Mittagessen mit Kollegen verabredet, und dazu möchte ich nicht zu spät kommen. Nehmen Sie Platz, es wird nicht lange dauern.“

      Brock setzte sich auf einen Drehsessel vor dem Schreibtisch. Ein billiges Standardmodell, das von der Verwaltung offenbar in großer Stückzahl gekauft worden war. Man konnte darauf sitzen, wenn auch nicht besonders bequem.

      „Wir haben diesen merkwürdigen Dolch untersucht, den Sie uns gebracht haben“, begann Fischer. „Ich bin sicher, dass es sich um die Tatwaffe handelt, mit der Markus Holler umgebracht wurde. Es gab winzige Blutspuren, die mit bloßem Auge nicht sichtbar waren. Die Blutgruppe stimmt mit der des Opfers überein. Die DNA-Analyse folgt noch. Den Zeitpunkt des Todes konnten wir etwas genauer eingrenzen, nämlich auf die Nacht zum Samstag zwischen drei und sechs Uhr.“

      „Das passt zu unseren Erkenntnissen“, bestätigte Brock. „Was ist mit den Fesselspuren?“

      „Holler muss vor seinem Tod längere Zeit an Händen und Füßen gefesselt gewesen sein. Er wurde gefoltert – mit heftigen Schlägen, und wie ich Ihnen schon gesagt habe, wurde er zusätzlich einem Waterboarding unterzogen. Es gab Spuren von Wasser in den Atemwegen und der Lunge sowie die entsprechenden Abdrücke im Gesicht. Der Schlag gegen den Kopf hat ihn zumindest für eine kurze Zeit außer Gefecht gesetzt. Ich vermute, dafür wurde das gleiche Rohrstück verwendet, das auch bei unserem Opfer von heute Morgen zum Einsatz kam. Eine nähere Untersuchung erfolgt noch. Eines ist jedoch ganz sicher: Der Tod wurde durch den Dolch herbeigeführt – mit sofortiger Wirkung.“

      „Haben Sie sich das Seil aus dem Schuppen schon angesehen?“

      Fischer nickte. „Dem ersten Anschein nach handelt es sich um dasselbe Seil, mit dem Holler an diese Saugheber gefesselt wurde. Übrigens ein Seil, wie es von Bergsteigern gern verwendet wird.“

      „So etwas wird in Hamburg nicht sehr oft gebraucht“, warf Brock ein.

      Fischer sah ihn nachsichtig an. „Es soll auch in dieser Stadt Bergsteiger geben.“

      Brock überlegte. „Alle bisherigen Hinweise lassen erkennen, dass die beiden Morde eng zusammenhängen.“

      „Da ist noch etwas“, sagte Dr. Fischer.

      An diesem Lächeln erkannte Brock, dass der Pathologe jetzt mit einer wichtigen Erkenntnis herausrücken würde, die er sich bis zum Schluss aufgespart hatte. Er neigte manchmal zu einer gewissen Theatralik.

      „Ich höre.“

      „Wir haben Spuren von Kokain gefunden.“

      „Er war süchtig?“, fragte Brock verblüfft.

      Fischer schüttelte den Kopf. „Nein, die Spuren waren auf seiner Kleidung und auch in seinen Haaren. Ich habe keine Erklärung, auf welchem Wege die Droge dort hingekommen ist.“

      Brock verdaute die neue Information.

      „Aber er war nicht süchtig?“, fragte er sicherheitshalber noch einmal nach.

      „Nein, eindeutig nicht. Aber er kam mit Kokain in Berührung, als hätte er in einer Wolke davon gestanden. Schwer vorstellbar, wie so etwas möglich sein soll.“

      Brock erhob sich. „Wir werden es herausfinden.“

      „Noch eine Kleinigkeit“, sagte Fischer. „Holler hatte mehrere Knochenbrüche, post mortem, also nach seinem Tod entstanden. Ich dachte, das sollten Sie auch noch wissen.“

      „Könnten diese Brüche entstanden sein, als man ihn in den Kofferraum eines Wagens stopfte?“

      „Gut möglich“, stimmte ihm der Pathologe zu.

      „Dann danke ich Ihnen für die Informationen. Genießen Sie Ihr Mittagessen!“

      *

      Kommissaranwärter Horst Spengler stand vor Brocks Schreibtisch, unter jedem Arm einen dicken Aktenordner.

      „Ich habe einige Neuigkeiten“, sagte er.

      „Setzen Sie sich und legen Sie die schweren Akten weg.“

      Spengler ließ sich ächzend auf dem Drehsesselmodell nieder, das auch in der Gerichtsmedizin Verwendung gefunden hatte.

      „Als Erstes habe ich heute Morgen alles zu Frank