Udo Schnelle

Einführung in die neutestamentliche Exegese


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      4. Festlegung eines Zeitlimits.

      Prüfung einer zu verwendenden Internetseite:

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      3. Entstehen bei ihrer Nutzung Kosten und in welcher Höhe?

      Rezeption:

      Genauer Verweis auf die Seite, Aufnahme in das Literaturverzeichnis, nachprüfbare Zitation des Inhalts und Angabe des Zugriffdatums.

      Bei der Beachtung dieser einfachen Grundüberlegungen ist die Beschäftigung mit dem Internet kein Freizeitvergnügen, sondern wird zu einem vollwertigen Hilfsmittel der exegetischen Arbeit.

      8 Vgl. zur Einführung in die Septuaginta-Forschung R. Hanhart, Septuaginta, in: W. H. Schmidt u.a., Altes Testament, GT 1, 1989, 176–196.

      9 Zum aktuellen Publikations- und Leistungsstand vgl. folgende Linkliste: http://www.ntgateway.com/tools-and-resources/journals/.

      10 Für die Suche können die bekannten Internetsuchdienste verwendet werden. Hilfreiche Ratschläge für die Literaturrecherche generell aber auch zu wissenchaftlichen Suchmaschinen hält der »LOTSE Theologie« (http://lotse.unimuenster.de/theologie/index-de.php) bereit.

      Literatur

      ALAND, K. u. B., Der Text des Neuen Testaments, 21989. – ALAND, K. u.a., Bibelhandschriften II, TRE 6 (1980), 114–131; Bibelübersetzungen, TRE 6, 161–215. – ELLIOTT, J. K. – MOIR, I., Manuscripts and the Text of the New Testament, 1995. – GREEVEN, H., Text und Textkritik der Bibel II. Neues Testament, RGG3 VI (1962), 716–725. – HUNGER, H. u.a. (Hg.), Die Textüberlieferung der antiken Literatur und der Bibel, 21988. – KÜMMEL, W. G., Einleitung, 452–491. – MAAS, P., Textkritik, 31956. – METZGER, B. M., Der Text des Neuen Testaments, 1966. – DERS., A Textual Commentary on the Greek New Testament, 21994. – PARKER, D. C., An Introduction to the New Testament Manuscripts and their Texts, Cambridge 2008. – POKORNÝ, P. – HECKEL, U., Einleitung, 88–114. – TROBISCH, D., Die 28. Auflage des Nestle-Aland. Eine Einführung, 2013 – WIKENHAUSER, A. – SCHMID, J., Einleitung, 65–202.

      Textkritik ist die Feststellung von Wortlaut und Schreibweise eines Textes, wie diese für den ursprünglichen Autor anzunehmen sind. Die Textkritik hat somit die Aufgabe, auf der Grundlage der Textzeugen den ältesten erreichbaren Text des Neuen Testaments zu rekonstruieren.

      Unerlässlich ist die Textkritik aus historischen und theologischen Gründen:

      a) Da die Originale (αὐτόγραφα) der neutestamentlichen Schriften nicht mehr vorhanden sind, muss der Originaltext aus der späteren Überlieferung der Texte in Handschriften, Lektionarien, Zitaten bei frühen christlichen Autoren und Übersetzungen erschlossen werden. Allein über 5.500 Abschriften auf Papyrus, Pergament und Papier liegen in griechischer Sprache vor. Dabei kann die ursprüngliche Textgestalt mit einer der überlieferten Textfassungen identisch sein. Zwar gibt es zwischen den einzelnen Textzeugen eine durchschnittliche Übereinstimmungsquote von ca. 85 Prozent, aber sie kann bei den einzelnen ntl. Schriften variieren (z. B. Apostelgeschichte, Johannesapokalypse) und es bleibt immer die Aufgabe der Textkritik, die als ursprünglich anzusehende Lesart zu finden. Selten enthält keine der überlieferten Textfassungen den ursprünglichen Text, so dass dieser hypothetisch erschlossen werden muss (Konjektur)11. Somit ist der rekonstruierte ‚Urtext‘ neutestamentlicher Schriften eine hypothetische Größe, da er immer auf Wahrscheinlichkeiten und Vermutungen beruht.

      b) Geht es in der neutestamentlichen Exegese um die Auslegung und das Verstehen der neutestamentlichen Texte, so muss erarbeitet werden, was die neutestamentlichen Schriftsteller selbst uns überliefert haben, nicht aber, was in der Textüberlieferung sekundär hinzukam.

      Dahinter steht auch ein hermeneutisches Interesse: Man muss zum ursprünglichen Text zurückgehen, weil nur er Auskunft über die Theologie der neutestamentlichen Schriftsteller geben kann.

      3.1.1 Gegenstand der Textkritik ist also die Überlieferung von Texten, die im Original nicht mehr vorhanden sind.

      3.1.2 Ziel der Textkritik ist die hypothetische Feststellung derjenigen Fassung des Textes, die der Autor einst angefertigt hat.

      3.1.3 Arbeitsgrundlage sind Textausgaben mit Angaben über die divergierende Textüberlieferung und deren Bezeugung, insbesondere Nestle-Aland27.28.

      Die Studierenden sollen über Grundkenntnisse der Geschichte des neutestamentlichen Textes und des Wertes seiner Hauptzeugen verfügen.

      Sie sollen die Fähigkeit zur technischen Benutzung des kritischen Apparates des NT Graece von Nestle-Aland27.28 besitzen und in der Lage sein, die Grundregeln textkritischer Entscheidungen anzuwenden.

      Die Studierenden sollen schließlich aufgrund kritischer Sichtung der Textzeugen und alten Übersetzungen den ursprünglichen Wortlaut (,Urtext‘) eines vorgegebenen Textes rekonstruieren und die Textvarianten erklären können.

      1514 wurde die erste griechische Ausgabe des Neuen Testaments gedruckt. Sie erschien im Auftrag des Kardinals Ximenez (gest. 1517) in der spanischen Universitätsstadt Alcala (lat. ‚Complutum‘) und wurde seit 1502 durch spanische Gelehrte vorbereitet. Das vom Kardinal in Auftrag gegebene Gesamtwerk umfasste das Alte und Neue Testament, wobei für das Alte Testament der hebräische Text, die Vulgata und die Septuaginta in drei Kolumnen nebeneinander, für das Neue Testament der griechische und lateinische Text abgedruckt wurden. Diese mehrsprachige Bibelausgabe (= Polyglotte) erhielt erst 1520 die kirchliche Druckerlaubnis, so dass die ‚complutensische Polyglotte‘ wohl die erste gedruckte griechische Ausgabe des Neuen Testaments (1514), nicht aber die erste veröffentlichte Ausgabe enthält.

      Dieser Ruhm fällt der griechischen NT-Ausgabe des holländischen Humanisten ERASMUS VON ROTTERDAM (1469–1536) zu. Er fertigte auf Drängen eines Baseler Verlegers, der von dem spanischen Unternehmen gehört hatte, 1515 in großer Eile eine Ausgabe an, die 1516 auf dem Markt erschien und verlegerisch ein Erfolg wurde. Zweifelhaft hingegen war der wissenschaftliche Wert dieser Ausgabe; denn Erasmus musste sich hauptsächlich auf minderwertige Minuskeln aus dem 12. Jahrhundert stützen und hatte für die letzten Verse der Apokalypse überhaupt keine griechische Handschrift zur Verfügung, so dass er sie nach dem Vulgatatext ins Griechische zurückübersetzen musste. Dennoch war die NT-Ausgabe des Erasmus von sehr großer Bedeutung, denn nicht nur Luther benutzte die zweite Auflage von 1519 als Grundlage für seine Bibelübersetzung, sondern zahlreiche Nachdrucke des in späterer Zeit nur teilweise verbesserten Erasmustextes sicherten ihm den Vorrang.

      Auch die griechischen NT-Ausgaben des Pariser Druckers und Verlegers ROBERT ESTIENNE (lat. Stephanus) basierten zum großen Teil auf der Erasmusedition. Stephanus führte als erster einen kritischen Apparat und die bis heute gültige Verseinteilung ein, und seine Ausgaben begründeten den textus receptus (= allgemein anerkannter Text)12. Dieser galt nicht nur bis zum 19. Jahrhundert im Wesentlichen als unantastbar, er hat vor allem aus liturgischen Gründen bis in die Gegenwart hinein Bedeutung (vgl. den Lobpreis am Ende des Vaterunsers in Mt 6,13).

      Durch JOHANN ALBRECHT BENGEL (1687–1752) trat die neutestamentliche Textkritik in ein neues Stadium ein. Der württembergische Ausleger tastete zwar den ‚textus