Großbritannien, Deutschland und Japan. Umsätze, ADI und Gewinne der Unternehmen waren in allen Ländern stark auf das Herkunftsland (home base) konzentriert. Die Konzentration der Geschäftstätigkeit auf die home base traf gleichermaßen auf Industrie- wie auf Dienstleistungsunternehmen zu. Trotz erschwerter Vergleichbarkeit der Datenbanken decken sich die Ergebnisse von 1987 weitgehend mit denen von 1992/1993. Ruigrok und van Tulder (1995, Kap. 7) untersuchten in einer Studie die 100 größten multinationalen Unternehmen und kamen dabei ebenfalls zu dem Ergebnis, dass Unternehmen trotz zum Teil weltweiter Aktivitäten immer noch stark in Richtung ihres Stammlands orientiert waren. Hirst und Thompson (1996, Kap. 4) schlossen aus ihrer Analyse, dass die großen internationalen Konzerne aufgrund der Konzentration ihrer Aktivitäten auf das jeweilige Herkunftsland bzw. auf den kontinentalen Block eher als multinationale und nicht als transnationale Unternehmen verstanden werden sollten (→ Kap. 11.3). Weiter gelangen sie zu der Überzeugung, dass die Idee eines offenen globalen Markts ohne institutionelle und standörtliche Beschränkungen eine Illusion sei (Hirst und Thompson 1996, Kap. 3).
Kleinknecht und Wengel (1998) wiesen in ihren Studien für niederländische und britische Unternehmen Ende des 20. Jahrhunderts eine Stagnation von ADI nach. Frankreich und Deutschland verzeichnen zwar seit den 1980er-Jahren einen Zuwachs an ADI, dieser geht aber mit einer Verminderung des in die Entwicklungs- und Schwellenländer fließenden Anteils von ADI einher. Der räumliche Konzentrationsprozess von Direktinvestitionen deutscher Unternehmen im Ausland untermauert dieses Ergebnis (→ Tab. 4.2). Zwar wachsen ADI in absoluten Werten auch in nicht-europäischen Staaten, aber der Anteil dieser Länder an den gesamten ADI bleibt nahezu konstant. In den Entwicklungs- und Schwellenländern hat sich der Anteil deutscher ADI seit 1980 sogar halbiert. Im Sinne der eingangs erwähnten Globalisierungshypothese müssten demgegenüber gerade Niedrigkosten-Länder aufgrund von Kostenvorteilen attraktive Magneten für Investitionen zur Standortansiedlung sein. Weder die Entwicklung der Außenhandels- noch der Kapitalverflechtungen entspricht in dieser Periode jedoch der Globalisierungshypothese.
Tab. 4.2 Ausländische Direktinvestitionen (ADI) von deutschen Unternehmen nach Zielregionen 1979 bis 1993 (Kleinknecht und Wengel 1998, S. 643) | ||||
Jahr | Ausländische Direktinvestitionenin Mrd. DM | ADI-Anteil in EU-12-Länder | ADI-Anteil in andere Industrieländer | ADI-Anteil in Entwicklungs-/ Schwellenländer |
1979 | 69,5 | 39,6 % | 37,3 % | 23,2 % |
1981 | 101,2 | 36,0 % | 38,5 % | 23,3 % |
1987 | 150,9 | 40,8 % | 46,3 % | 12,9 % |
1989 | 205,6 | 43,7 % | 45,2 % | 11,1 % |
1991 | 262,7 | 51,0 % | 38,3 % | 10,7 % |
1993 | 319,4 | 48,0 % | 39,5 % | 12,6 % |
4.5.5Internationalisierung des Austauschs von Technologien und Wissen
Neben den Handels- und Kapitalverflechtungen erhält auch der internationale Transfer von Technologien und Wissen ein zunehmendes Interesse in der Globalisierungsdiskussion. Anhand von drei Dimensionen kann exemplarisch die steigende Intensität dieses Austauschs dargestellt werden.
(1) FuE-Einrichtungen. In einer Studie von Casson et al. (1992) über die internationale Verteilung von Forschungseinrichtungen von 500 Großunternehmen konnte nachgewiesen werden, dass die Unternehmen der meisten Industrieländer eine relativ starke Konzentration ihrer FuE-(Forschungs-und-Entwicklungs-)Aktivitäten im Heimatland aufrecht erhalten. Allerdings hatten niederländische, schweizerische, deutsche und britische Unternehmen zwischen 60 und 80 % ihrer FuE-Einrichtungen im Ausland angesiedelt. Unternehmen aus den USA als der Nation mit den meisten FuE-Einrichtungen unterhielten demgegenüber durchschnittlich nur 30 % ihrer Labore im Ausland (Hirst und Thompson 1996, Kap. 4). Insgesamt verändert sich die Qualität der internationalen Arbeitsteilung in Forschung und Entwicklung. Während ausländische FuE-Einrichtungen zunächst vorwiegend dazu dienten, Produkte und Prozesse an ausländische Produktions- und Marktbesonderheiten anzupassen, werden die Einrichtungen inzwischen stärker auch in unternehmensinterne Forschungsnetze einbezogen. Sie erhalten größere Budgets und umfassendere Verantwortung, was unter anderem dazu führte, dass sich der Anteil ausländischer FuE-Ausgaben US-amerikanischer Unternehmen von 6 auf 11 % im Zeitraum von 1985 bis 1995 nahezu verdoppelte (Blanc und Sierra 1999). Einerseits wird dadurch mehr Nähe zu den lokalen Fähigkeiten in den jeweiligen Standortumgebungen hergestellt (Blanc und Sierra 1999), andererseits können lokale Spezialisierungen als centers of excellence für weltweite Operationen ausgebaut werden (Zeller 2000). Dies ist bisher allerdings nur in wenigen Industriebranchen wie der pharmazeutischen Industrie und hier nur in bestimmten Unternehmen erkennbar.
(2) Grenzüberschreitende Patente. Patentanalysen sind ein weiteres Instrument der Messung grenzüberschreitender technologischer Verflechtungen. Cantwell (1992) und Patel und Pavitt (1992) berichteten in diesem Zusammenhang beispielsweise, dass nur 10 % aller von internationalen Unternehmen in den USA registrierten Patente von ausländischen Tochterunternehmen und Zweigwerken angemeldet wurden. Die Forschungsaktivitäten und Patentanmeldungen multinationaler Unternehmen aus den USA, Japan, Deutschland, Frankreich und Italien sind zudem fast ausschließlich auf die Triade konzentriert (Patel 1995). Im Jahr 2007 befanden sich durchschnittlich 15 % aller in den OECD-Staaten angemeldeten Patente im Eigentum oder Miteigentum ausländischer Organisationen (OECD 2010). Insgesamt sind die technologischen Aktivitäten großer Unternehmen immer noch verhältnismäßig stark auf ihr Stammland orientiert (Cooke und Morgan 1998, Kap. 1; Zanfei 2000). Hierin drückt sich die besondere Bedeutung der dort vorhandenen technologischen Kompetenz für die internationale Wettbewerbsfähigkeit aus.
(3) Formen der technologischen Zusammenarbeit. Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten des organisierten Transfers von Technologien über nationale Grenzen hinweg. Die Formen reichen vom gegenseitigen Austausch von Lizenzrechten bis hin zur Einrichtung gemeinsamer FuE-Labors in joint ventures oder strategischen Allianzen. Die Anzahl ausländischer Unternehmensbündnisse zum Austausch von Technologien ist in kleinen Volkswirtschaften besonders hoch, da für diese auch der Außenhandel eine größere Rolle spielt. Während bis Ende der 1980er-Jahre die Zahl von technologischen Kooperationen in der Triade nahezu konstant blieb, stieg sie in den Jahren bis 1994/1996 stark an (OECD 1999 a). Die Betrachtung auf der Ebene der Triade verdeutlicht, dass internationale technologische Verflechtungen während der 1990er-Jahre zumindest in Europa und Japan sukzessive an Bedeutung gewannen. Dennoch lässt sich ein zunehmender Trend der internationalen Zusammenarbeit im Bereich wissenschaftlicher Forschung und Entwicklung feststellen. So wächst die Zahl internationaler Ko-Autoren in wissenschaftlichen Publikationen der Natur- und Ingenieurwissenschaften sowie der Medizin stetig an, während die Zahl der Veröffentlichungen von Einzelautoren abnimmt (OECD 2010) (→ Abb. 4.18).
Abb. 4.18 Wachstum der Anzahl internationaler Ko-Autoren bei wissenschaftlichen Publikationen 1992 bis 2007 (nach OECD 2010, S. 127)
Auch wenn internationale Kapitalverflechtungen und technologische Verflechtungen weiter an Bedeutung gewinnen, ist die Geographie der wirtschaftlichen Globalisierung immer noch ungleich und stark auf die Triade (Kleinknecht und Wengel 1998) sowie zunehmend auch auf die großen Schwellenökonomien Brasilien, Russland, Indien und China (sog. BRIC-Staaten) konzentriert. Allein die Analyse derartiger Verflechtungsstatistiken erzeugt jedoch nur ein begrenztes Verständnis der zugrunde liegenden Prozesse, deren Träger nicht in erster Linie die Nationalstaaten, sondern vor allem mächtige multinationale Unternehmen mit ihren Strategien sind. Das Wachstum von intra- und intersektoralem sowie unternehmensinternem Handel sagt zwar etwas darüber aus, wie sehr der grenzüberschreitende Transfer und die internationale Arbeitsteilung in globalen Wertketten zunehmen. Die Zunahme der ADI und des internationalen Handels allein bedingt jedoch noch keine fortschreitende ökonomische Integration der Weltwirtschaft (Schamp 2000 b, Kap. 2.3). Über die qualitativen Hintergründe des Austauschs geben Statistiken keine eindeutige Auskunft (Storper 1997 b, Kap. 7; 1997 c). So ist es beispielsweise schwierig, zunehmende Kapitalverflechtungen durch ausländische Direktinvestitionen zu interpretieren. Einerseits deuten sie darauf hin, dass Unternehmen eine intensive globale Organisation der Produktion anstreben und somit der unternehmensinterne Handel