DIESEM KAPITEL
Gelenke – eine besondere Verbindung
Alles, was ein Gelenk ausmacht
Knorpel – eine spezielle Form des Bindegewebes
Jetzt kommt Bewegung ins Spiel
Um besser zu verstehen, wie sich Arthrose auf die Gelenke auswirkt, erfahren Sie zunächst, wie ein gesundes Gelenk aufgebaut ist und wie es funktioniert. Denn die Gelenke sind mit Bändern, Sehnen, Muskeln und Nerven die Voraussetzung dafür, dass Sie sich bewegen können. Es gibt in Ihrem Körper unterschiedliche Größen, Arten und Formen von Gelenken, da sie auch ganz verschiedene Funktionen übernehmen. Jedoch werden Sie erkennen, dass alle nach dem gleichen Grundbauplan aufgebaut sind und folgenden besonderen Kriterien gerecht werden: Ein Gelenk benötigt genügend Schmierung, um die Reibung zwischen den Gelenkpartnern gering zu halten und ausreichende Stabilität, damit es nicht zur Verlagerung oder Verrenkung der beteiligten Knochen kommen kann.
Aber lassen Sie mich am Anfang beginnen mit den einzelnen Gelenkbausteinen. Sie erfahren, wie diese aussehen, woraus sie aufgebaut sind und welchen Beitrag sie zur Funktion der Gelenke leisten.
Aufbau eines Gelenks
Anatomisch gesehen ist ein Gelenk die mobile Verbindung zwischen meist zwei, manchmal auch mehr Knochen. Mithilfe eines Gelenks können Ihre Knochen ihre Lage zueinander verändern. Hier ein Überblick über die Komponenten, aus denen ein Gelenk besteht:
Gelenkkopf und Gelenkpfanne
Gelenkknorpel
Gelenkspalt mit Gelenkflüssigkeit
Gelenkkapsel
Bänder zur Stabilisation des Gelenks
Gelenkbildende Knochenflächen
Ihr Gelenk besteht aus zwei Knochenenden, die gegeneinander beweglich sind. In den meisten Gelenken sind diese beiden Knochenenden so ausgebildet, dass sie optimal zueinander passen – wie ein Schlüssel in das Schlüsselloch. Dabei können Sie sich das eine Knochenende als Gelenkkopf und das andere als Gelenkpfanne vorstellen. Die möglichen Gelenkbewegungen, werden vor allem durch die Form der beteiligten Knochenoberflächen bestimmt. Knochen ist nicht gleich Knochen. In Ihrem Körper befinden sich verschiedene Formen von Knochen. Wichtig ist, dass Sie die Unterschiede innerhalb eines Knochens beachten. Der gelenknahe Knochen übernimmt ganz andere Funktionen als der Knochenschaft, was sich in der Struktur und im Aufbau widerspiegelt.
Lange, platte, kurze – die verschiedenen Knochenarten
Das Skelett Ihrer Gliedmaßen ist vor allem aus langen Röhrenknochen aufgebaut. Hierzu zählen der Oberarmknochen, Elle und Speiche, Mittelhand- und Fingerknochen beziehungsweise Oberschenkelknochen, Schienbein und Wadenbein, Mittelfuß- und Zehenknochen. Diese Knochen bestehen jeweils aus den beiden Knochenenden und dem dazwischenliegenden Knochenschaft.
Röhrenknochen werden ihrem Namen gerecht. Sie sind länglich und innen mit einer Markhöhle, also wie eine Röhre, konstruiert. In der Markhöhle befindet sich das Knochenmark. Aufgrund der Knochenform sagt man auch lange Knochen oder Langknochen zu ihnen. Röhrenknochen kommen ausschließlich in den Extremitäten vor.
Außer den Röhrenknochen gibt es noch andere Knochenarten:
platte Knochen (Schädel, Becken, Rippen)
kurze Knochen (Hand- und Fußwurzelknochen)
unregelmäßige Knochen (Kiefer, Wirbelkörper)
Sesambeine (Kniescheibe)
Sesam- oder Sehnenbeine
Sesambeine sind kleine Knochen, die in der Nähe eines Gelenks lokalisiert und in eine Sehne integriert sind. Sie können die Biomechanik der Sehnen verbessern, indem sie die Funktion einer Umlenkrolle einnehmen und den Abstand der Sehne vom Knochen vergrößern. Sie verhelfen den Sehnen zu einer größeren Zug- beziehungsweise Hebelwirkung. Das macht die Bewegungen ökonomischer, sie können mit weniger Kraftaufwand ausgeführt werden. Sesambeine schützen die Gelenke durch die über das Gelenk verlaufende Sehne vor zu hohem Druck. Gleichzeitig wird auch die Sehne vor Quetschungen durch Einklemmen in den Gelenkspalt oder Druck geschützt. In Größe und Form können die Sesambeine stark variieren. Häufig sind sie klein, abgeflacht und rundlich. Auch die Anzahl der Sesambeine kann bei Ihnen, Ihrem Nachbarn oder mir ganz unterschiedlich sein. Die Fabella zum Beispiel, ein bohnenförmiges Sesambein in der Sehne des Zwillingswadenmuskels, kann nicht jeder sein Eigen nennen. Ihr größtes Sesambein ist die Kniescheibe. Sie ist in die kräftige Sehne des vierköpfigen Oberschenkelmuskels eingelagert und bildet auch eine Gelenkfläche des Kniegelenks.
Die Knochenflächen, die am Gelenk beteiligt sind, sind von einer Knorpelschicht überzogen. Der außerhalb von Gelenken liegende Knochen ist von einer gut durchbluteten Knochenhaut überzogen. Sie dient dem Schutz und der Versorgung der äußeren Knochenschicht. An der Knochenhaut setzen Bänder und Sehnen an.
Knochen unterhalb der Knorpelschicht
Der Knochen, der direkt unter der Knorpelschicht liegt, wird als subchondraler Knochen bezeichnet. Der subchondrale Knochen, der aus drei Schichten aufgebaut ist, bildet mit dem Knorpel eine Funktionseinheit, da die beiden Gewebe mechanisch und biologisch miteinander verbunden sind. Der Knochen unterhalb der Knorpelschicht hat die folgenden Aufgaben im Sinne der optimalen Gelenkfunktion:
Kräfte verringern, die durch eine Belastung auftreten (Umverteilung dieser Kräfte)
Schutz vor mechanischer Stressbildung und -konzentration
Anpassungsmechanismen, um die Kongruenz der Gelenkflächen zu erhalten
Hieraus ergibt sich seine Bedeutung für die physiologische Gelenkfunktion. Knorpel und subchondraler Knochen können sich wechselseitig beeinflussen. Veränderungen in einem der Gewebe führen zu Anpassungsvorgängen im anderen.
Knorpel – Schutzschicht auf dem Knochen
Knorpel bedeckt die beiden Knochenenden, die das Gelenk bilden. Er schützt den Knochen vor Abnutzung und gleicht die Unregelmäßigkeiten der Knochenenden aus. Vom Aussehen her lässt sich gesunder Knorpel mit dem Fruchtfleisch einer Kokosnuss vergleichen. Beide sind weiß, saftig und elastisch. Die Knorpelschicht wirkt durch ihre besondere Druckelastizität stoßdämpfend. Sie sorgt dafür, dass die einwirkenden Zug-, Scher- und Druckkräfte gleichmäßig auf die Knochen übertragen werden. Ihr Gelenkknorpel kann Kräften von einer Größe standhalten, die mehr als dem Siebenfachen Ihres Körpergewichts entsprechen.
Da die Knorpeloberfläche sehr glatt ist, wird die Reibung minimiert, die zwischen den sich berührenden Flächen bei Bewegung entsteht. Nur damit Sie eine ungefähre Ahnung davon bekommen, wie einzigartig glatt der Knorpel ist: Sogar die Reibung von zwei Eisblöcken gegeneinander übersteigt die des Knorpels noch deutlich. Die Knochenenden können so fließend aneinander gleiten und eine geschmeidige Bewegung erzeugen. Die Dicke des Knorpels steht in direktem Verhältnis zu seiner Beanspruchung. Um ein besseres Verständnis für diese Eigenschaften des Knorpels zu bekommen, schauen Sie, aus welcher besonderen Knorpelart der Gelenkknorpel gebildet wird und wie seine Struktur aufgebaut ist.
Hyaliner Knorpel
Der Gelenkknorpel besteht aus hyalinem Knorpel. Die Bezeichnung geht auf seine Eigenschaften zurück. Übrigens: Hyalos verwendet man nicht, um Pferde anzuspornen. Der Begriff kommt aus dem