fühlt, kann der jeweilige Partner beim Aufsteigen helfen. Okay?«
Die Kursteilnehmer nickten zustimmend und stapften weiter durchs Wasser. Ben hatte gerade beschlossen, kurz zu Olli zu gehen und nach Sophie zu fragen, als er sie, gefolgt von ihrem Hund, den Strand entlangjoggen sah. Ben konnte den Blick nicht von ihr wenden. Sie trug eine abgeschnittene Jeans und ein Bikinioberteil. Ihre langen Beine waren gebräunt und die Muskeln saßen wohlproportioniert an den richtigen Stellen. Wahrscheinlich quälte sie sich alle zwei Tage in einem Fitnessstudio.
Sophie blieb vor ihm stehen und sah ihm ins Gesicht. »Was glotzt du denn so?«, fragte sie ihn etwas außer Atem.
»Ich?« Es ärgerte ihn, dass sie ihn ertappt hatte. Ihm fiel auf die Schnelle keine schlagfertige Antwort ein.
»Ja, du! Stimmt was nicht?«
Ben schüttelte den Kopf.
»Hey, Sophie! Da bist du ja endlich!« Olli kam genau im richtigen Moment dazu. Ben hätte ihn am liebsten geküsst!
Sophie wandte sich ihm zu. »Ich habe mich bei Hanjo in der Küche festgequatscht.«
»Kein Problem«, winkte Olli ab. »Quäl dich in deinen Anzug. Ich helfe dir gleich mit dem Schirm.«
Sophie nickte und verschwand.
»Danke!«, sagte Ben erleichtert. Olli sah ihn fragend an. »Ach, du bist einfach genau im richtigen Moment hier aufgetaucht.«
»Hast du was gegen sie?«
Ben grinste verlegen. »Eher nicht, fürchte ich. Und sie hat leider gemerkt, dass ich sie angestarrt habe.«
Olli lachte kurz auf. »Und sie wird dir ein paar Takte erzählt haben, nehme ich an.«
»Hätte sie wahrscheinlich, aber du hast mich gerettet!«
»Ach, wie schade!« Olli wurde ernst. »Sie ist klasse! Wirklich nett und ziemlich sexy. Vergiss es, Surferboy. Das Objekt deiner Begierde ist ne Nummer zu groß, selbst für dich.« Er machte kehrt, um seiner Gruppe zu helfen.
»Ja, bis dann«, murmelte Ben leise. Objekt seiner Begierde? Ja, wahrscheinlich war Sophie das wirklich!
25
Stefan saß an seinem Schreibtisch und massierte sich mit beiden Daumen die Schläfen. Im Grunde mochte er Lutz Franck, aber heute war er ihm auf die Nerven gegangen. Sicher konnte der nichts dafür, dass die Polizei noch immer keine heiße Spur hatte, aber musste er ihn deshalb an seinen Fehler erinnern? Die Tür ging auf und seine Kollegen traten ein. Ihre deprimierten Gesichter versprachen keinen Durchbruch.
»Dieser Scheißfall«, knurrte Ingo und ließ sich auf den Stuhl vor dem Schreibtisch fallen. Robert setzte sich auf die Fensterbank und Gerdt trat unruhig von einem Bein auf das andere.
»Nichts?«
Robert schüttelte den Kopf. »Wir haben noch mal bei den Schmidts angerufen. Sandra kannte niemanden auf Fehmarn, da waren ihre Eltern sich sicher. Sandra war das erste Mal auf der Insel. Sie hatte einen Freund und die Beziehung war angeblich sehr harmonisch. Er hatte sich kurz vor dem Urlaub den Fuß gebrochen und da hat sie sich entschlossen, allein zu fahren. Aber das ist ja alles nichts Neues.«
Stefan seufzte. Genau das hatten die Eltern schon bei der ersten Befragung erzählt. »Dann war es purer Zufall, dass es sie traf.« Die Kollegen zuckten mit den Schultern und nickten. »Seid ihr die Zeugenaussagen alle noch mal durchgegangen?«
»Mit den Zeugenaussagen hat sich der Kollege beschäftigt«, erklärte Robert mit einem Kopfnicken.
Gerdt schnappte nach Luft. »Ich bin sie alle noch mal durch. Da sind nur ein paar Kleinigkeiten«, begann er hektisch. »Diese Clara Burmeister tritt auch bei den Deutschen Meisterschaften an. Sie waren Konkurrentinnen, Sarah Müller und sie. Diese Clara hat einen Freund, der sie managt und so. Karl Weber. Der hat eine Vorstrafe wegen Körperverletzung.«
Stefan riss die Augen auf. »Wieso wussten wir das bis jetzt nicht?«
»Ich habe das erst vorhin mal gescheckt. War so ein Schuss ins Blaue. Bis jetzt hatten wir ihn gar nicht auf dem Zettel. Äh, und er war wohl gar nicht auf Fehmarn. Diese Clara hat ausgesagt, dass er in Frankfurt ein Meeting mit möglichen Sponsoren hatte. Sie hat ihn dort im Hotel angerufen.«
Stefan nickte. »Überprüf das. Sonst noch was?«
»Ähm, vielleicht. Dieser Oliver Konrad, dieser Kitelehrer, war nach der Aussage dieser Clara Burmeister der Freund oder so von dieser Sarah. Sie haben ihr Verhältnis wohl geheim gehalten, aber ab und zu … na ja … jedenfalls haben die ab und zu geknutscht und sie hat wohl auch zwischendurch in seinem Wohnmobil übernachtet.«
»Was?« Stefan brüllte dazwischen. Seine Kollegen sahen ihn erschrocken an. »Wo ist die Zeugenaussage von diesem Typen?« Er wühlte verzweifelt in seinen Unterlagen herum.
»Ich hab hier eine Kopie.« Ingo reichte ihm das Blatt.
Nach ein paar Sekunden wusste Stefan, was seine Alarmglocken hatten klingeln lassen. »Zitat: Sarah trainierte hier. Wir waren Bekannte. Ich habe mit ihr trainiert. Sie wollte an den Deutschen Meisterschaften teilnehmen…
Bekannte! Wieso hat der Typ uns verschwiegen, dass er sie gevögelt hat? Ingo, wir beide fahren sofort nach Gold und knöpfen uns diesen Olli mal vor. Und dann bitten wir ihn, noch mal genau zu überlegen, wie sein Verhältnis zu Sarah war. Vielleicht fällt ihm nun wieder ein, dass sie sich viel näher waren.«
»Und wenn nicht?«
»Dann kann er seinen Anwalt anrufen und sich auf eine Reise nach Lübeck freuen, all inclusive. Das ganze Programm. Fingerabdrücke, DNA … Wir bohren ein bisschen, machen ihm Angst und wenn wir Glück haben, verhaspelt er sich.«
»Und wenn wir Pech haben?«
»Dann haben wir immer noch nichts! Das heißt ja nicht, dass er es nicht war, aber wir müssen ihn laufenlassen und von vorne anfangen. Und wir müssen noch mehr über diese andere …«
»Sandra.«
»Ja. Alles, was wir über sie wissen, ist mir zu glatt. Vielleicht hatte sie ein kleines Abenteuer. In einem Punkt bin ich mir jedenfalls sicher. Die Frauen wurden von ein und derselben Person ertränkt. Und solange wir im Dunkeln tappen, können wir nicht ausschließen, dass wir es tatsächlich mit einem Serienmörder zu tun haben.«
Ben schloss den Schuppen auf und nahm Sophie das Board ab, um es zu verstauen. »Du warst richtig gut!«, bemerkte er beiläufig. Er wollte auf keinen Fall zu viel Interesse zeigen.
»Ach, spinn doch nicht! Ich war ja mehr unter Wasser als auf dem Brett.«
»Jetzt untertreib mal nicht. Immerhin warst du auf dem Brett! Zum Schluss bist du doch richtig lange drauf geblieben. Ich habe in meinem Kurs Fortgeschrittene, die sich schwerer tun.«
»Ich soll also mit dem Kiten weitermachen?«
»Na klar!«, rief er verwundert. »Als Nächstes musst du aber lernen zu wenden. Du kannst nicht immer den ganzen Weg zurücklatschen.« Ben öffnete den Reißverschluss seines Neoprenanzuges. »Du solltest das ausziehen!«, meinte er nebenbei und deutete auf ihren Anzug.
»Das habe ich irgendwann schon mal gehört!« Sophie lächelte ihn ironisch an. »In diesem Fall werde ich der Aufforderung sogar Folge leisten.«
Ben konzentrierte sich auf das Türschloss, um nicht wieder in die Versuchung zu kommen sie anzustarren.
»Ich muss zugeben, dass es mir richtig Spaß macht!«, plapperte Sophie munter.
Kiten oder ausziehen, fragte Ben sich verwirrt. Sophie trug einen schlichten schwarzen Bikini und sah umwerfend aus. Ein knackiger Po und tolle Brüste. Doch am Schönsten war ihr Gesicht. Ein paar nasse Haarsträhnen hatten sich aus ihrem Zopf gelöst und klebten an ihrer Stirn wie bei einem kleinen Mädchen.
»Was ist eigentlich mit den anderen?«, fragte Ben, um sich abzulenken. Sophie sah ihn irritiert