und Abtrennungen aus Decken und Fellen, und so kann man fast jedes Wort hören, was in diesem Haus gesprochen wird, wenn man die Ohren aufmacht.
Es bleibt nicht verborgen, dass Alf jetzt dort mit der Amme liegt und leise mit ihr spricht.
Jodan hält ihre Familie zurück, „lasst diesem Jungen die Ruhe, die er braucht. Er muss viel Kraft verloren haben, als er Björre geholfen hat. ich bin sicher, er wird in einigen Tagen wieder mit uns an einem Tisch sitzen.“
So ist es.
Alf liegt noch zwei Tage mit der Amme im Bett, kuschelt, trinkt an ihrer Brust, und erzählt leise mit ihr, dann steht er auf, macht seine Notdurft, kommt zu den andern an den großen hölzernen Tisch und meint, „ich habe jetzt Hunger.“
Hagan fällt fast der Kiefer herunter, und er schickt Mona, Fleisch zu holen, und hängt das auf einen Spieß über das Feuer.
Er schickt Knut und Ode, um Björre zu holen, und der kommt mit seinen sieben Söhnen, seiner Frau und mit seinen fünf Mädchen. Es wird ein vergnüglicher Tag.
Die Männer trinken Bier aus großen Krügen. Sie hauen sich auf die Schultern und sie stimmen Kampfeslieder an. Die Frauen beobachten das ganze Geschehen und sie lächeln.
Der kleine Alf sitzt mitten unter den gestandenen Männern und ein leichter Glanz umgibt ihn, wie eine Art Heiligenschein. Die Männer bekommen das irgendwann nicht mehr mit, aber die Frauen sehen das ganz deutlich. Dieses Kind ist mehr, als nur ein Menschenkind.
In der Nacht kriecht Alf wieder zu Josefa. Er trinkt an ihrer Brust. Er schlägt die Ärmchen um ihren schönen warmen Körper, und er flüstert in der Sprache der Nordmänner „Mama“.
3.9.
So etwas wie Geburtstage gibt es bei den Nordmännern nicht. Alf ist mittlerweile dreieinhalb und dieser Winter ist sehr kalt.
Die gesamte Bucht friert zu und man kann zu Fuß die Eisfläche überqueren, ohne Gefahr, einzubrechen. Für die Kinder und Jugendlichen ist das eine große Gaudi.
Nur die Meerenge ist eisfrei, weil die Strömung verhindert, dass die Enge völlig zufriert. Dennoch wird schon lange nicht mehr gefischt. Die Gischt spritzt hoch, wenn sie an die Felsen schlägt, und die Felsen in der Enge sind seit Wochen mit einer dicken Eisschicht überzogen. Niemand würde es wagen jetzt dort zu fischen.
Nicht nur die Kinder, auch die Männer haben jetzt ihren Spaß.
Das Eis wird an mehreren Stellen aufgehackt. Die Männer ziehen sich aus und tauchen nackt in das eiskalte Wasser. Dann rennen sie nackt durch den Schnee, bis sie dampfen. Die Hunde rennen übers Eis und kläffen vor Freude, und manch einer rutscht auf dem Eis aus. Auch Hunde können dumme Gesichter machen.
An anderen Tagen halten sie Angeln durch die Löcher in das eiskalte Wasser und fangen Fische.
Sie braten sie an Ort und Stelle. Die Eisschicht ist so dick, dass man darauf sogar ein Feuer anzünden kann, ohne Gefahr. Dazu wird Bier und eine Art Grog getrunken. Ein alkoholisches Gebräu, das die Wikinger von ihren Fahrten mitbrachten.
In diesem Winter spricht man aber auch viel über Abenteuer. Einige junge Paare hatten sich gefunden, und die jungen Männer wollen den Sommer abwarten und sich als Mann beweisen, bevor sie sich ihr Ja-Wort geben.
Irgendwie hat der Winter in diesem Jahr den Schrecken verloren, seit Alf bei den Nordmännern wohnt.
Bevor im Februar neuer Schnee kommen würde, schickt Hagan die Männer noch einmal hinauf in die Berge. Es ist eine beschwerliche Tour. Etliche der Männer kommen mit Erfrierungen zurück, aber auch diesmal bringen sie Beute mit, die jetzt reichen würde, den Nahrungsbedarf bis zur Schneeschmelze zu sichern.
Alf war größer geworden. Er würde im Sommer vier werden und er spricht die Sprache der Nordmänner immer besser und sicherer. Er bildet ganze Sätze, und er zieht erste logische Schlussfolgerungen.
In diesem Winter hilft er noch zweimal, als Menschen des Dorfes krank werden. Eine der Frauen hat eine schwere Bronchitis und Fieberanfälle, einer der Jungen hatte sich beim Tauchen unterkühlt und leidet unter Lebensgefahr.
Beides Mal hilft Alf durch die Energie aus seinen Händen, und er bittet in beiden Fällen Josefa, ihm zu helfen. Josefa muss sich mit unter die Decke legen und Wärme spenden.
Er hat keinen Einfluss darauf, was da mit ihm geschieht, aber Josefa wird so etwas wie seine Assistentin und sie wird langsam unentbehrlich.
Alf trinkt weiter an ihrer Brust, die immer noch reichlich Milch gibt und er genießt dieses Gefühl der Wärme und der Geborgenheit, auch wenn er jetzt Josefa schon genauso viel beschützt, wie umgekehrt.
3.10.
Als der Schnee schmilzt und als die Bucht wieder auftaut, lassen die Männer das Boot ins Wasser.
Es war ausgebessert worden, und wird jetzt im Wasser überprüft.
Dann gehen die Männer ein letztes mal hinauf in die Berge, in denen der Schnee immer noch hoch liegt, und kommen mit Beute zurück.
Sie würden das Fleisch brauchen, wenn sie in See stechen, und auch das Dorf wird das Fleisch brauchen, um die ersten Wochen nach dem Winter zu überstehen.
Als dann das Sonnwendfest gefeiert wird, brechen alle auf, um hinauf in das Tal zu ziehen, das jetzt grün und bunt wird.
Dieses mal werden keine lebenden Opfer gebracht. Die Nordmänner hängen Felle, Tierköpfe und Lanzen in die hohen Stehlen, so dass die Schatten im Wind tanzen. Es ist ein Fest, ganz in Erwartung des großen Abenteuers, das von Björre angeführt wird, der ein erfahrener Seemann ist, und der die Sterne lesen kann.
Dann bricht die Crew auf. Fünfzig Mann. Es sind viele junge Männer dabei, die ihre ersten Abenteuer bestehen werden. Hagan hatte ihre Schwerter geschärft, und ihre Helme und Schilder geprüft. Sie haben Proviant und Süßwasser an Bord und sie werden in diesem Boot auch schlafen.
Jede Meeresüberquerung ist ein Abenteuer. Es gibt Sturm, hohe Wellen und Wind. Fast schlimmer ist brennende Hitze und Flaute, dann wenn man sich ganz auf die Rudermannschaft und die eigene Kraft verlassen muss.
3.11.
Im Dorf bleiben genügend Leute zurück. Die Kinder und Jugendlichen gehen wieder fischen.
Tierhäute werden verarbeitet, und es wird genäht und gewebt. Die Kinder tollen durch die bunten Wiesen, und von Zeit zu Zeit wird eine Jagdgruppe in die Berge geschickt.
Alf ist viel zu klein, um da mitzugehen. Er bleibt im Dorf. Er nimmt bei den täglichen Abläufen teil, und er entwickelt immer öfter diese Fähigkeit, Kraft zu schenken und zu heilen.
Alf ist erst vier, aber er wird von den Menschen im Dorf respektiert und verehrt.
Einmal tritt Hagan auf Josefa zu, und Alf stellt sich instinktiv schützend vor Josefa. Er sieht Hagan durchdringlich an und Hagan dreht sich schließlich um und geht wortlos.
Der Junge hatte ein Leuchten in seinem Blick gehabt, so dass ihm unheimlich geworden war.
Er begreift, dass Josefa unter dem Schutz von Alf steht. Hagan ist zwar der Anführer des Dorfes, aber er ist auch ein Seher, und er sieht in dieser Verbindung aus Alf und Josefa jetzt als etwas Positives. Er wird diese Verbindung achten, solange Alf diesen Schutz aufrechterhalten würde.
Alf ist immer noch ein kleiner Junge, und er kann manche Dinge nicht tun, die von den größeren Kindern getan werden, aber er beobachtet und lernt.
3.12.
Als die Krieger dann im Herbst wiederkommen, bringen sie reiche Beute mit. Sie waren die Weser hinauf gefahren, und sie hatten mehrere Dörfer, Städte und Klöster geplündert.
Sieben