Jodan, das ist jetzt seine Familie, und auch Josefa, die Frau mit den schweren Brüsten, die ihn jetzt säugt.
Auch Josefa ist blond, wie die meisten Menschen dieser Sippe, aber Alf hat instinktiv begriffen, dass Josefa nicht in die erlauchte Gesellschaft der Nordmänner gehört. Sie ist nur eine Magd, und sie wird hier geduldet, um zu arbeiten. Auch das begreift Alf instinktiv, aber Josefa gibt ihm die Brust, die ihn nährt und wärmt, so wie die Bärin ihn drei Wochen lang genährt hat, und Alf beschließt, Josefa zu beschützen, so wie sie ihn jetzt beschützt.
Das “Nichts” hatte Alf wieder beschützt. Tatsächlich war es ein Mitglied des Volkes der Cantara, aber das weiß Alf nicht, und das braucht er auch nicht zu wissen.
Die Cantara werden in der Zeit, in der Alf bei den Wikingern leben wird, wertvolle Informationen sammeln, die ihnen in Zukunft helfen werden, die Welt des 21. Jahrhunderts besser zu verstehen und in ihrem Sinne zu beeinflussen.
Kapitel 3. Im Dorf der Wikinger
3.1.
Auch wenn Alf unter dem Schutz von Hagan steht, so merkt er sehr schnell, dass dies eine rauhe Gesellschaft ist.
Es gibt hier andere Kinder, größere Kinder.
Weil Alf über Nacht in diese Gruppe aus Menschen gekommen war, ist es nur natürlich, dass die Jungen und Mädchen dieser Sippe austesten, wie weit sie gehen können.
Alf ist zwar erst drei, aber er ist ein Fremder.
Schon am ersten Morgen erhält er einen unsanften und schmerzhaften Stoß mit einem Ellbogen, der ihn von den Füßen hebt und umwirft.
Knut ist ein Enkel von Hagan, und er grinst über das ganze Gesicht. Das ist also doch nur ein läppischer Junge. Da ist nichts elfenhaftes.
Er stößt Ode an, der ein Jahr älter ist. Ode grinst, und als er das nächstemal an Alf vorbeigeht, fährt er den Ellbogen aus. Dieses mal ist Alf gewappnet. Er hat das kommen sehen, und er wird von diesem “Nichts” beschützt. Das “Nichts” schenkt ihm ein Energiefeld, und Ode schreit vor Schmerz auf, als er in dieses Energiefeld greift. Er wird halb herumgerissen, verliert das Gleichgewicht und fällt um.
Knut fängt plötzlich an zu lachen. Da hat sich Ode aber blöd angestellt. Ode rappelt sich auf und geht auf Knut los. Da brüllt Alvin dazwischen, der Vater von Knut und Ode. Wenn sie sich prügeln wollen, dann gefälligst vor dem Haus. Hier in der Halle des Druiden herrscht Anstand.
Für Alf ist das neu.
Er geht mit nach draußen, wo sich Ode und Knut jetzt in den Haaren liegen. Ode ist der ältere und Knut hat keine Chance. Schließlich mischt sich Hagan ein. Schluss jetzt, bestimmt er. Prügeln ist gut, das macht Kerle aus euch, aber erzählt mir erst mal, worum es hier eigentlich geht.
Eine verlegene Stille entsteht. „Na los doch“, donnert Hagan und Ode beichtet.
Hagan sieht zu Alf. „Komm doch mal her“. Er fasst ihn an den Händen, sieht ihm in die Augen und fragt. „Verstehst du mich? Kannst du das bestätigen, was Ode eben gesagt hat?“
Alf, der zu Hause gelernt hat, dass er Rücksicht auf andere nehmen muss, befreit sich von Hagan und er stellt sich vor Ode, mit dem Rücken zu ihm. „Ode ist schon in Ordnung“, sagt Alf. Er spürt instinktiv, dass Ode ihn erneut schubsten will, und ein jetzt völlig unsichtbares Energiefeld baut sich um Alf auf, und lässt Ode die Haare zu Berg stehen.
Auch Knut spürt diese Energie, und ihn fröstelt urplötzlich, und nun sagt der dreijährige Knirps etwas ungewöhnliches. „ich bin in deine Familie gekommen“, sagt er zu Hagan. „Du hast mich aufgenommen, wie dein eigenes Kind. Knut und Ode sind für mich jetzt wie Geschwister, und ich habe gelernt, meine Geschwister zu beschützen.
Mehr muss ich dazu nicht sagen.“ Naja, ganz so sind die Worte nicht. Alf sagt das mit den Worten, die er als Dreijähriger hat, aber der Sinngehalt ist klar. Er will hier keinen Streit. So wie er unter dem Schutz von Hagan steht, so würde der kleine Knirps auch seine großen „Geschwister“ beschützen.
Hagan lacht schallend auf. Die Situation ist einfach zu komisch. Seine großen Enkelkinder liegen unter dem Schutz dieses Knirpses. Er erfasst aber auch den Sinn der Worte. In seiner Sippe gilt das auch. Die Familie ist alles. Man hat untereinander manchmal Streit, aber man steht gegen Gefahren von außen wie ein Mann.
Auch die anderen Mitglieder der Sippe fangen an zu lachen, und dann steht Hagan auf.
Er winkt seine Enkelkinder zu sich. „Kommt doch einmal her zu mir“. Er sieht die Enkelkinder an und meint, „was dieser Knirps gesagt hat, das könnte auch aus meinem Mund stammen. Benehmt euch anständig. Wenn es einen wirklich ernsten Grund gibt, dann streitet, aber macht Schluss mit solchen Lapalien. Ihr solltet diesem Jungen ein Vorbild sein.“ Er sieht die beiden Jungs durchdringlich an. „Unterrichtet ihn. Nehmt ihn unter eure Fittiche, und hört auf mit diesem kindischen Unsinn.“
Am Nachmittag, als Alf müde wird, nimmt ihn Mona mit auf ihr Lager. Mona ist die Schwester von Ode und Knut, und sie ist schon sieben. Sie legt den Arm um Alf und Alf spürt, dass von Mona keine Gefahr droht. „Schlaf ein wenig“, sagt Mona, aber sag mir, wie du das gemacht hast.“
Sie hatte diesen Energiestrom deutlich gespürt, der Ode zu Fall gebracht hatte. Alf seufzt, kuschelt sich an Mona, und sagt leise. „Ich weiß nicht. Mama kann das auch.“ Das war das erste mal, dass Mona hört, dass dieser Knirps von seiner Mutter spricht, aber als sie nachfragen will, ist Alf schon eingeschlafen.
Wenige Tage später brechen die Jäger erneut auf. Dieses Mal kommen sie mit Beute zurück.
Sie schleppen einen Elch und sie tragen die Körper von fünf Wölfen. Fleisch ist kostbar. Auch das Fleisch der Wölfe würde gutes Fleisch geben und Kraft schenken.
Einen Elch hat Alf noch nie gesehen. Er nähert sich diesem riesigen Tier vorsichtig, und begutachtet ihn. Dann dreht er sich zu den Wölfen um und umarmt den ersten toten Wolf.
Er sieht sich um, und die Männer sehen, dass Alf weint. Jodan geht zu Alf hin und legt den Arm um ihn. „Was ist, was macht dich so traurig?“ Alf sieht Jodan mit seinen nassen Augen an, dann wischt er sich energisch die Tränen aus dem Gesicht. „Das waren meine Brüder“, erklärt er bestimmt.
Als Jodan das ihrem Mann in dieser Nacht erzählt, nickt er bedächtig. „Ich spüre, das in diesem Kind etwas Besonderes steckt. „Vielleicht wird dieses Kind uns eines Tages beschützen.“
Wenige Wochen später ist ein besonderes Ereignis. Fast die gesamte Sippe klettert diesen schmalen Pfad hinauf zu dem heiligen Hain. Es ist in den Abendstunden. Sie tragen Fleisch und selbstgebrautes Bier, und als sie oben ankommen, werden die Kinder ausgeschickt, um Feuerholz zu sammeln. Es gibt in der Sippe viele Kinder und die Aufgaben sind klar umrissen. Die Kinder haben Pflichten, und dazu gehört es auch, Feuerholz zu sammeln. Die Männer rammen einen Pfahl in den Boden, und einer der Knechte wird an den Pfahl gebunden. Er wehrt sich, aber Hagan tritt zu ihm und spricht energische Worte.
Der Mann verstummt. Alf steht zu weit weg, und er kann nicht hören, was Hagan sagt. Dort im engeren Kreis um diesen Pfahl sind nur die Krieger der Sippe zugelassen. Mona hält Alf an den Schultern fest. „Wir Kinder müssen Abstand halten, wenn die Alten reden“, sagt sie bestimmt.
Die Männer schichten das Holz zu einem Berg.
Die Sonne geht gerade hinter dem Berg unter, und Hagan beginnt jetzt zu reden. Es sei ein besonderes Jahr. Sie hätten Glück und Erfolg gehabt, aber nun würde die lange Zeit des Winters einbrechen. Es sei jetzt an der Zeit Odin, Thor, und Freya für ihre Güte zu danken.
Noch etwas sei geschehen. Odin hätte ihnen eine Elfe geschickt, und sie würden ihm für dieses Geschenk jetzt etwas zurückgeben.
Alf sieht fragend zu Mona, aber die hält ihn an den Schultern fest, und schüttelt