keiner von die Burschen.
TITUS. Der auf einen einzigen Gegenstand reduzierte Titus hätt müssen eine Nolens-volens-Leidenschaft fassen.
SALOME. Es wär zwischen uns gewiss die innigste Freundschaft –
TITUS. Und der Weg von Freundschaft bis zur Liebe is eine blumenreiche Bahn.
SALOME. Na, jetzt so weit hab ich no gar nit denkt.
TITUS. Warum? – Gedanken sind zollfrei.
SALOME. Ah, nein; es gibt Gedanken, für die man den Zoll mit der Herzensruh bezahlt. Meine Plan’ gehn mir nie aus.
TITUS. Ja, der Mensch denkt, und – (beiseite) die Parucken lenkt, so heißt’s bei mir. Also ades, Salome! (Will ab.)
SALOME. Nur nit gar so stolz, Mussi Titus, Sie könnten ein’ schon ein bissl freundlich bei der Hand nehmen und sagen: Pfürt dich Gott, liebe Salome!
TITUS. Freilich! (Reicht ihr die Hand.) Wir scheiden ja als die besten Freund.
SALOME (kopfschüttelnd). Leben S’ wohl! Vielleicht seh ich Ihnen bald wieder.
TITUS. Das is sehr eine ungewisse Sach!
SALOME. Wer weiß! Sie gehn so stolz bei der Tür hinein, dass ich immer glaub, ich werd’s noch sehn, wie s’ Ihnen bei der nämlichen Tür herauswerfen wer’n.
TITUS. Du prophezeihst eine günstige Katastrophe.
SALOME (auf die Steinbank zeigend). Da werd ich mich hersetzen alle Tag, auf die Tür hinschaun –
TITUS. Und drauf warten, bis man mich in deine Arme schleudert. Gut, mach dir diese Privatunterhaltung, [27]pfürt dich Gott! Mein Schicksal ruft: »Schön herein da!« Ich folge diesem Ruf und bringe mich selbst als Apportel. (Geht in die Gartentüre ab.)
Fünfzehnte Szene
Salome allein.
SALOME. Da geht er, und ich weiß nicht – ich hab eh kein Glück g’habt, und mir kommt jetzt vor, als wenn er noch was mitgenommen hätt davon. Wenn ich mir’s nur ausm Sinn schlagen könnt! Aber wie denn? Mit was denn? Wär ich a Mannsbild, wusst’ ich mir schon z’ helfen; aber so – die Mannsbilder haben ’s halt doch in allen Stücken gut gegen uns.
Lied
1.
Wenn uns einer g’fallt und versteht uns nit glei’,
Was soll man da machen, ’s is hart, meiner Treu!
A Mann, der hat’s leicht, ja, der rennt einer nach,
Und merkt sie’s nit heut, so merkt sie’s in vierzehn Tag,
Er tut desperat, fahrt mit ’n Kopf geg’n die Wand,
Aber dass er’s nit g’spürt, macht er’s so mit der Hand!
Und ’s Madel gibt nach, dass er sich nur nix tut –
Ja, die Männer hab’n ’s gut, hab’n ’s gut, hab’n ’s gut!
2.
Wenn uns einer kränkt, das is weiter kein Jammer,
Was können wir tun? Nix als wana in der Kammer!
Kränken wir einen Mann, tut’s ihn nit stark ergreifen,
Er setzt sich ins Wirtshaus und stopft si sei Pfeifen.
Wir glaub’n, er verzweifelt, derweil isst er ein’ Kas,
Trinkt ein’ Heurigen und macht mit der Kellnerin G’spaß,
Schaut im Hamgehn einer andern glei hübsch untern Hut –
Ja, die Männer hab’n ’s gut, hab’n ’s gut, hab’n ’s gut!
3.
Hat a Madel die zweite oder dritte Amour,
Is ihr Ruf schon verschandelt, und nachher is zur.
In dem Punkt is a Mann gegen uns rein a Köni,
Wann er fünfzig Madeln anschmiert, verschlagt ihm das weni,
Auf so ein’ Halodri hab’n d’ Madln erst Schneid,
Und g’schieht es aus Lieb nit, so g’schieht es aus Neid,
Dass man sich um ein’ solchen erst recht reißen tut –
Ja, die Männer hab’n ’s gut, hab’n ’s gut, hab’n ’s gut.
(Geht ab.)
Verwandlung
Zimmer in der Wohnung der Gärtnerin, mit Mitteltür, rechts eine Seitentür, links ein Fenster.
[29]Sechzehnte Szene
Flora zur Mitte auftretend.
FLORA. Das Unkraut Gall und Verdruss wachst mir jetzt schon zu dick auf mein’ Geschäftsacker, ich kann’s nicht mehr allein ausjäten. Mein seliger Mann hat kurz vorher, als er selig worden ist, g’sagt, ich soll Wittib bleiben – wie kann ein seliger Mann so eine unglückselige Idee haben? Die Knecht haben keine Furcht, kein’ Respekt, ich muss ihnen einen Herrn geben, dessen Frau ich bin. Mein Seliger wird den Kopf beuteln in die Wolken! Wann er mir etwan gar als Geist erscheinet, wann’s auf einmal so klopfet bei der Nacht – (es wird an die Tür geklopft; ängstlich aufschreiend) ah! (Hält sich wankend am Tische.)
Siebzehnte Szene
Flora. Titus mit schwarzer Haartour zur Mitte hereinstürzend.
TITUS. Is ein Unglück g’schehn? Oder kirren Sie vielleicht jedes Mal so statt ’m Hereinsagen?
FLORA (sich mühsam fassend). Nein, bin ich erschrocken!
TITUS (für sich). Seltenes Geschöpf, sie erschrickt, wenn einer anklopft! Sonst ist den Frauenzimmern nur das schrecklich, wann keiner mehr anklopft.
FLORA. Der Herr wird sich drüber wundern, dass ich so schwache Nerven hab?
TITUS. Wundern über das Allgemeine? O nein! Die [30]Nerven von Spinnengeweb’, d’ Herzen von Wachs und d’ Köpferl von Eisen, das is ja der Grundriss der weiblichen Struktur.
FLORA (beiseite). Recht ein angenehmer Mensch – und die rabenschwarzen Haar’! – Ich muss aber doch (laut und in etwas strengem Ton), wer is der Herr und was will der Herr?
TITUS. Ich bitt, die Ehr is meinerseits! Ich bin Ihr untertänigster Knecht und empfehl mich.
FLORA (nickt ihm erstaunt ein kurzes Adieu zu, weil sie glaubt, er will fort; als er stehenbleibt, sagt sie nach einer Pause). Na? Diese Red sagt man, wenn man fortgehn will.
TITUS. Ich aber sag sie, weil ich dableiben will. Sie brauchen ein’ Knecht, und als solchen empfehl ich mich.
FLORA. Was? Der Herr is ein Knecht?
TITUS. Zur Gärtnerei verwendbar.
FLORA. Als Gehilfe?
TITUS. Ob Sie mich Gehilfe nennen oder Gärtner oder – das is alles eins; selbst – ich setz nur den Fall – wenn es mir als Gärtner gelingen sollte, Gefühle in Ihr Herz zu pflanzen – ich setz nur den Fall –, und Sie mich zum unbeschränkten Besitzer dieser Plantage ernennen sollten – ich setz nur den Fall –, selbst dann würde ich immer nur Ihr Knecht sein.
FLORA (beiseite). Artig is der Mensch – aber – (laut) Seine Reden sind etwas kühn, etwas vorlaut!
TITUS. Bitt untertänig, wenn man sagt: »Ich setz nur den Fall«, da darf man alles sagen.
FLORA. Er ist also –
TITUS. Ein exotisches