Er schaltete sich in die Papstwahl ein und übte Einfluss auf die Ernennung von Bischöfen aus. Erst das Wormser Konkordat von 1122 konnte den Investiturstreit zwischen dem Papst und dem König bzw. Kaiser lösen.
Die Kreuzzüge 2
1095 rief Papst Urban II. auf dem Konzil von Clermont zum Ersten Kreuzzug auf, um die heiligen Stätten in Jerusalem von der islamischen Herrschaft zu befreien und christliche Zentren im Nahen Osten zu errichten. Den Kreuzrittern versprach die Kirche den Nachlass ihrer Sündenstrafen. Schlechte wirtschaftliche Verhältnisse und religiöse Begeisterung trugen dazu bei, dass sich immer mehr Christen für die Idee, die christlichen Stätten in Palästina zurückzugewinnen, begeistern ließen. Neben dem einfachen Volk waren im kriegerischen „Pilgerzug“ auch Ritter und fürstliche Würdenträger aller Rangstufen zu finden. Der angesehene Zisterzienser-Mönch Bernhard von Clairvaux – bald nach seinem Tod heiliggesprochen und Jahrhunderte später zum Kirchenlehrer ernannt – stellte seine herausragende Begabung zum Predigen und seinen religiösen Eifer in den Dienst der Anwerbung für die Teilnahme an den Kreuzzügen. „Rache für Jesu Blut“ lautete die unmissverständliche Devise der Kreuzzugsrhetorik. Neben religiösen Motiven oder purer Abenteuerlust bot die Teilnahme am Kreuzzug unter der Flagge eines frommen Werkes die Möglichkeit, der eigenen oft tristen Situation zu entfliehen und sich dem Herrendienst oder einer Strafe für begangenes Unrecht zu entziehen.
Entlang der Route und am Zielort hinterließen die Kreuzfahrer meist Tod und Verwüstung. Der Hass gegen die „Ungläubigen“, womit zunächst die Moslems gemeint waren, richtete sich bald auch gegen die Juden. So kam es schon kurz nach dem Aufbruch ins Heilige Land – noch auf europäischem Boden – zu Massakern an der jüdischen Bevölkerung. Die Rheinebene (namentlich Trier, Speyer, Worms, Mainz und Köln) war von den furchtbaren Ausschreitungen gegenüber den Juden besonders betroffen. Den erbitterten Kämpfen fielen Tausende zum Opfer – auf beiden Seiten. Auf ihrem Weg Richtung Jerusalem setzten die Kreuzfahrer das Plündern und Morden fort. 1099 wurde Jerusalem schließlich eingenommen. Zahlreiche Juden wurden in der Stadt und ihrer Umgebung auf grausame Weise ermordet. Sie wurden zum Teil bei lebendigem Leib verbrannt. 1100 wurde das Königreich Jerusalem ausgerufen.
Fast 50 Jahre später rief Papst Eugen III. zum 2. Kreuzzug (1147–1149) auf. Ziel war die Rückeroberung der Grafschaft Edessa – eine der vier Herrschaftsgebiete, die aus dem Ersten Kreuzzug hervorgegangen waren. Der Heereszug wurde von Ludwig VII. von Frankreich und dem römisch-deutschen König Konrad III. angeführt. Das kriegerische Unternehmen endete allerdings mit einem Misserfolg und schweren Verlusten. Konflikte in den eigenen Reihen und zunehmende Sittenlosigkeit prägten das Bild der Kreuzzüge. Brutale Überfälle und Raubzüge pervertierten die christlichen Ideale. Viele der Zurückkehrenden waren im Glauben zerrüttet, nicht wenige brachten die Lepra mit nach Hause.
Nachdem die Stadt Jerusalem 1187 von Sultan Saladin rückerobert worden war, rief Papst Gregor VIII. die Königreiche des Abendlandes in einer Bulle zum 3. Kreuzzug (1189–1192) auf. Die Kreuzfahrerheere wurden von einflussreichen Persönlichkeiten wie Kaiser Friedrich Barbarossa, König Philipp II. von Frankreich und König Richard Löwenherz aus England angeführt. Das an und für sich gescheiterte Kreuzzug-Unternehmen endete mit einem Friedensvertrag zwischen Richard Löwenherz und Saladin. Dies führte zu einer gestärkten Position der Christen im Heiligen Land (z. B. Gewährung eines freien Zugangs zu den heiligen Stätten) und zu einer sichereren Existenz der Kreuzfahrerstaaten.
Trotz weiterer Initiativen in den darauffolgenden Jahren, Kreuzfahrer für die „Heiligen Kriege“ zu motivieren, kam die Kreuzzugsbewegung gegen Ende des 12. Jahrhunderts nicht mehr richtig in Schwung. Mit der Eroberung der letzten christlichen Kreuzfahrerfestung im Heiligen Land (1291 Fall der Hafenstadt Akkon) durch ägyptische Truppen war die Zeit der fast 200 Jahre dauernden Kreuzzüge endgültig gescheitert und damit beendet.
In wirtschaftlicher Hinsicht erschlossen die Kreuzzüge jedoch neue Märkte und politische Einflussbereiche. Zudem profitierte Europa vom Kontakt mit der orientalischen Kultur und Geisteswelt. Griechische und arabische Schriften gelangten in den Westen. Exotische Gewürze und Früchte wurden in der Folge ebenso bekannt wie das arabische Zahlensystem, das bis heute in Verwendung ist.
Nach den blutigen Jahren der Kreuzzüge entstanden radikale Bewegungen, die die Lehre der abendländischen Kirche in Frage stellten. Erstmals richteten sich aufkeimende Häresien unmittelbar gegen die Institution der Kirche selbst. Auf der Suche nach einem Leben, das dem Anspruch des Evangeliums und den Idealen einer armen, aber wahrhaftigen Kirche entspricht, zogen Tausende in ekstatischen Gruppen durch Europa. Die Katharer (übersetzt „die Reinen“) bildeten die zahlenmäßig größte und am besten organisierte Vereinigung. Sie verbreiteten sich von Südfrankreich über Mainz rheinabwärts und gewannen zunehmend auch im Kölner Raum an Einfluss. Kennzeichen ihrer Lehre waren unter anderem eine ausgeprägte Leibfeindlichkeit und strenge Askese. Außerdem lehnten die Katharer die kirchlichen Sakramente ab. Sie propagierten die Ehelosigkeit, wobei sie sich selbst aber vielfach nicht daran hielten. Papsttum und Kirchenväter stellten für sie die Inkarnation des Bösen dar. Aufgrund ihrer Praxis der Laienpredigt wurden die Katharer, ebenso wie die Laienbruderschaft der Waldenser, 1184 von Papst Lucius III. verurteilt und exkommuniziert.
Ruf nach religiöser Erneuerung
Tiefgreifende Reformbewegungen, die von den französischen Klöstern Cluny und Gorze ausgingen, brachten einen religiösen Aufschwung mit sich. Neue Orden wurden gegründet. Die bedeutendsten waren die Zisterzienser, die Kartäuser und die Prämonstratenser. Die Mönche, im Besonderen die Zisterzienser, besannen sich auf die Ideale des hl. Benedikt und lebten fortan nach strengen Regeln. Die Lebensgewohnheiten in vielen Klöstern hatten sich mehr und mehr von den Vorgaben der geistlichen Gelübde (Armut, ehelose Keuschheit und Gehorsam) entfernt. Ausgedehnte Besitzungen und weltliche Geschäfte sorgten für Reichtum und vereitelten ein Leben in Stille und Bescheidenheit.
Im 13. Jahrhundert entstanden so genannte Bettelorden, die unter Berufung auf das Evangelium jeglichen Besitz ablehnten und sich um eine tiefgreifende Reform des Ordenslebens bemühten. Sie prangerten die zunehmende Verweltlichung des Klerus an. Zu den Bettelorden gehörten die Dominikaner, Franziskaner, Augustiner und Karmeliter. Die Mönche lebten vom Lohn ihrer Arbeit, von Schenkungen oder von Almosen. Ihre bevorzugten Einsatzgebiete waren die Seelsorge und die (Volks-)Mission sowie die Bekämpfung der Ketzer (Menschen, die an den Lehren der Kirche zweifelten und die Bibel anders auslegten, als es die anerkannten Theologen vorgaben).
Das erwachende Verlangen nach religiöser Erneuerung und Vertiefung zeigte sich auch in einem enormen Zuwachs an Frauenklöstern und ähnlichen Lebensgemeinschaften, z. B. den Beginen. Letztere waren selbständige, unabhängige Frauen, die weder heirateten noch in ein Kloster eintraten. Einige von ihnen waren verwitwet. Zumeist schlossen sich mehrere Beginen zu einer unabhängigen Wohn- und Arbeitsgemeinschaft zusammen. Es gab aber auch Beginen, die alleine lebten. Anfangs (etwa ab dem 12. Jahrhundert) waren es hauptsächlich adelige Interessentinnen, später schlossen sich dieser spirituellen Bewegung Frauen aus allen sozialen Schichten an.
Den Mitgliedern ging es in erster Linie um persönliche Gotteserfahrung und religiösen Austausch mit Gleichgesinnten. Sie übten sich im Gebet und in Frömmigkeitsübungen, lasen gemeinsam die Bibel und tauschten sich über theologische Fragen aus. Vergleichbar mit klassischen Ordensgemeinschaften unterstützten sie einander in ihrer spirituellen Entwicklung. Bedeutende Mystikerinnen unter den Beginen waren unter anderem Mechthild von Magdeburg oder Marguerite Porète.
Die Beginen unterstanden keiner kirchlichen Hierarchie und legten normalerweise keine Ordensgelübde ab. Sie wählten üblicherweise eine „Meisterin“, die für eine begrenzte Zeit als Vorsteherin und Finanzverwalterin eingesetzt war. Diese konnte auf das Vertrauen und den freiwilligen Gehorsam der Frauengemeinschaft bauen.
Die einzelnen Beginenkonvente bzw. -lebensgemeinschaften organisierten sich selbst, vor allem auch in wirtschaftlicher Hinsicht. So entstanden größere (bis zu 60 Mitgliedern) und kleinere Konvente. Jede Frau brachte ihre Arbeitsleistung und eventuell ihr vorhandenes