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Perspektive Unternehmensberatung 2022


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auch als Partner:in aussteigen, weil andernorts interessante, herausfordernde oder lukrative Chancen winken. Der Ausstieg steht jedem jederzeit frei, wenn einem der Lebensstil nicht mehr zusagt – und sei es, weil Lebenspartner:in und Kinder plötzlich nicht mehr nur graue Theorie sind, sondern quicklebendige Wirklichkeit.

      Grundlage des Erfolgs bei einem Wechsel aus der Beratung ist im Wesentlichen die Frage, wie gut man mit den Anforderungen der Position und der Vielfalt der erforderlichen Kompetenzen einerseits und der neuen Unternehmenskultur andererseits klarkommt. Der Erfolg ist umso wahrscheinlicher, je ähnlicher die Anforderungen der neuen Position und die neue Unternehmenskultur den bisherigen Erfahrungen sind. Besonders leicht wird also in der Regel der Wechsel von einer Analystenposition in einer Beratung in eine fachlich orientierte Funktion, etwa im Corporate Development eines Unternehmens, sein. Gleiches gilt für den Wechsel aus einer Projektleiterfunk­tion in der Beratung in eine Projektleiterfunktion in einem klassisch organisierten Unternehmen. Wobei hier schon politische Dimensionen zum Tragen kommen können, die man aus der Zeit in der Beratung nicht kennt. Einfach sind auch Wechsel aus der Beratung in der Natur der Arbeit nach vergleichbare Positionen etwa in Investmentbanken oder Private-Equity-Firmen, deren Unternehmenskultur in der Regel der der Beratungen stark ähnelt. Richtig schwierig können Wechsel werden, wenn in der neuen Position etwa die regelmäßige Interaktion mit sehr heterogenen Mitarbeitergruppen eine Rolle spielt, mit denen man bislang wenig bis keine Erfahrungen hat (also z. B. aus der Strategieberatung in eine Rolle als Produktionsleitung mit vielen gewerblichen Mitarbeiter:innen im unmittelbaren Umfeld). Ähnliches gilt für den Einstieg in eine Position, bei der die eigenen fachlichen Qualifikationen weit in den Hintergrund und die Führungs- und Kommunikationsfähigkeiten in den Vordergrund rücken. Hierzu gehören z. B. Bereichsleiterfunktionen in sehr hierarchisch organisierten Unternehmen, in denen die wahrgenommene Qualität der eigenen Arbeit sehr stark vom Einsatz und der Arbeitsqualität vieler Beschäftigter und Führungskräfte abhängt. Diese haben möglicherweise nicht darauf gewartet, dass ihnen jemand von außen „vor die Nase gesetzt“ wird.

      Zu all diesen Dimensionen liefern die Beratungsunternehmen der verschiedenen genannten Kategorien aufgrund der typischen Projekte sehr unterschiedliche Erfahrungen. Das sollte man bei der Wahl der Beratung berücksichtigen. Weiterhin gilt, dass etablierte Beratungen z. B. aufgrund des sehr engen Netzwerks, das sie durch viele Alumnae und Alumni haben, den Umstieg in eine neue Funktion außerhalb der Beratung ganz anders unterstützen können, als das bei jungen Beratungen der Fall ist.

      Nicht zuletzt zählt das Renommee der Beratung, für die man tätig ist, möglicher­weise sehr viel. Einem etablierten Beratungsunternehmen werden viele Eigenschaften zugeschrieben, anders als einem weniger bekannten. Das allerdings kann auch nach hinten losgehen, wenn manche dieser Eigenschaften zu negativen Klischees werden, gegen die man dann individuell antreten muss.

      Fazit

      Wer sich über diese Fragen Gedanken macht und sie im Auswahlprozess berücksichtigt, wird seinen Erfolg in der Beratung und in seiner Karriere absichern können.

      Vergütung in der Unternehmensberatung

      von Carl Walinski

      In Deutschlands Wirtschaft und Verwaltung ist seit den 1950er Jahren der Bedarf an externen Beratungsleistungen stetig gestiegen. Dabei spielen die Globalisierung und die immer weiter wachsende Komplexität der Geschäfts- und Verwaltungsprozesse sowie immer kürzere, dynamischere Veränderungsintervalle eine entscheidende Rolle. Ebenso wirken sich die Optimierung von Organisationsstrukturen und Hierarchieebenen und die damit verbundene Auslagerung von Know-how positiv auf die Entwicklung der Beratungsbranche aus. Die gestiegene Nachfrage nach spezifischen Beratungsleistungen wie Strategie- oder Personalberatung spiegelt sich in der seit Jahren positiven Umsatzentwicklung der Gesamtbranche wider. Von wenigen Jahren abgesehen wie etwa zu Zeiten der Wirtschaftskrise und des Covid-Krisenjahres 2020 wachsen die Umsätze in der Beratungsbranche kontinuierlich. Dementsprechend entwickelten sich auch die Vergütungen – und das für Expert:innen mit unterschiedlichsten Erfahrungen und Kenntnissen. Eine Karriere als Consultant ist keineswegs nur Absolvent:innen eines wirtschaftswissenschaftlichen Studiums vorbehalten, sondern auch für Absolvent:innen der Ingenieurs- und Naturwissenschaften, der Psychologie oder Soziologie eine attraktive und begehrte Berufswahl. Nicht selten stößt man auf Top-Berater:innen, die aus einem geisteswissenschaftlichen Studium heraus eine erfolgreiche Karriere als Junior Consultant gestartet haben.

      Berufsbild und Karrierewege der Unternehmensberater:innen

      Volatile Arbeitsbelastung sowie häufig hoher Leistungs- und Termindruck gehören zum Berateralltag. Andererseits ist die Abwechslung, die der Beraterjob mit sich bringt und die ihn deutlich von einer klassischen Industriekarriere unterscheidet, ein starkes Argument, mit dem die Beratungsgesellschaften gegenüber der klassischen Industriekarriere punkten können. Ebenso ist die Möglichkeit, bei wirtschaftlich bedeutenden Entscheidungen mitzuarbeiten und in deren Umsetzung involviert zu sein, ein wichtiges Argument der Beratungsgesellschaften bei der Rekrutierung neuer Consultants. Dies trifft insbesondere auf Hochschulabsolvent:innen und Young Professionals zu.

      Bei entsprechender Leistung können sich in jungen Jahren schon schnelle Aufstiegsmöglichkeiten ergeben. Generell werden die Arbeitsleistungen im Vergleich zu klassischen Industrieunternehmen in deutlich kürzeren Intervallen erfasst und bewertet. Erfüllen Einsteiger:innen das erwartete Leistungsniveau nicht, ziehen sowohl Mitarbeiter:innen als auch die Unternehmensberatungen im Allgemeinen deutlich schneller ihre Konsequenzen.

      Einhergehend mit der großen Erwartungshaltung bezüglich Leistungsniveaus und -bereitschaft seitens des Unternehmens bieten Unternehmensberatungen im Gegenzug flexible Arbeitsmöglichkeiten wie u. a. Home-Office (schon in Vor-Covid-Zeiten) sowie die dafür nötigen Arbeitsmittel wie Firmenlaptops und -handys. Beratungen sind auch dafür bekannt, eine intensiv gelebte Unternehmenskultur zu fördern, die ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt und die Identifikation mit dem Unternehmen stärkt.

      Entwicklung der Vergütungen im Spiegel der Konjunkturlage

      Mit Beginn der Wirtschafts- und Finanzkrise 2007 war die Vergütung für Consultants unter Druck geraten. Es herrschte eine große Zurückhaltung bezüglich Neueinstellungen aufgrund des ungewissen Marktumfeldes, was sich auch auf das Vergütungsniveau unmittelbar auswirkte. In dieser Hinsicht hat die Pandemie eine ähnliche Auswirkung, nämlich dass die meisten Firmen in Deutschland mit Einstellungsstopps und Kurzarbeit reagiert haben. Allerdings spiegeln die zugrundeliegenden Vergütungszahlen diese Effekte noch nicht ganz wider, da die Vergütungsentscheidungen für 2020 zum großen Teil schon bis zum Ende des ersten Quartals 2020 gefällt und umgesetzt wurden.

      Über fast alle betrachteten Positionen hinweg (mit Ausnahme der Principal/Director-Positionen) fielen die Erhöhungen des Grundgehalts im Covid-Jahr 2020 durchschnittlich niedriger aus als in 2019 (circa –1 bis –2 Prozentpunkte). Die Erhöhungen der Gesamtzielvergütung sind über alle Level betrachtet um knapp ein Prozent höher und damit mäßig ausgefallen.

      Während die Junior Consultants und Principals in der Grundvergütung eine höhere Steigerung verzeichneten, wie es der Willis Towers Watson Salary Budget Planning Report des vierten Quartals 2020 für die gesamtwirtschaftliche Gehaltssteigerungsquote mit 2,8 Prozent anzeigt, ist die Erhöhung der Grundvergütung bei den Consultants und Managern um mehr als einen Prozentpunkt niedriger als in 2019 ausgefallen. In diesen Leveln zeigt sich die zunehmende Wichtigkeit der variablen Vergütung, die ab dem Consultant-Level immer über dem Steigerungswert für das entsprechende Grundgehalt lag.

      Heterogene Vergütungslandschaft

      Ein Blick auf die absoluten Zahlen der Zielbarvergütung belegt eine große Spreizung der Vergütungsniveaus über die Karrierestufen hinweg. Lag das Gesamtzielgehalt für einen Junior Consultant 2020 zwischen 45.460 und 66.705 Euro, wurden auf der nächsthöheren Karrierestufe im Durchschnitt bereits von 54.535 bis zu 84.666 Euro gezahlt. Auch das Erreichen der nächsten Karrierestufen wird von deutlichen Vergütungssprüngen