des Kochens Erlebnispädagogik!“, mag jetzt eine kritische Stimme einwerfen.
JA! Solange sie bei den TeilnehmerInnen keine strukturgleichen, sondern lediglich strukturidentische, sprich isomorphe, Situationen schafft – lautet unsere Antwort. Dies ist mit der Outdoor-Küche bei europäischen TeilnehmerInnen zumeist der Fall. Wie wir in dem Interview von Philomène aus dem Senegal (vgl. Kapitel 8) erfahren, würde die Technik des Outdoor-Kochens bei ihr nicht als erlebnispädagogische Methode greifen. Für sie ist es alltäglich am offenen Feuer zu kochen und es wäre für sie eine deutlich größere Herausforderung, sich mit den Gerätschaften einer modernen Küche auseinander setzen zu müssen. JA! Wir würden das Indoor-Kochen am Induktionsherd mit Mikrowelle bei einer entsprechenden Zielgruppe als erlebnispädagogisches Medium, vergleichbar dem City Bound, bezeichnen!
Da die „Outdoor-Küche“, neben dem „Outdoor-Kochen“, aber noch eine Vielzahl anderer Lern- und Erfahrungsbereiche (Hygiene, Ressourcen, Riten und Gebräuche, …) anbietet, ist erlebnispädagogisches Arbeiten mit TeilnehmerInnen, die kochen am offenen Feuer als strukturgleich erleben, dennoch möglich.
1.2 Erlebnispädagogik und Interkulturelles Lernen
Politische, wirtschaftliche und mediale Entwicklungen lassen interkulturelles Lernen zu einem Erfordernis unserer Zeit werden, zu dem es kaum eine Alternative gibt. Multikulturalität und Diversität sind unser Alltag geworden.
Eine Aufgabe der Pädagogik ist es daher sicherlich, dazu beizutragen, dass Menschen aus unterschiedlichen Kulturen gleichberechtigt zusammenleben und ihren gemeinsamen Alltag erfolgreich gestalten können. Die Erlebnispädagogik gestaltet ungewohnte Situationen und ermöglicht durch sie authentische Lernerfahrungen. Die Grenzen des Gewohnten und Bekannten werden aufgeweicht und geöffnet. Neue und ungewohnte Erfahrungen eröffnen neue Lernräume, sofern die Grenzen nicht zu weit überschritten werden.
Wenn wir davon ausgehen, dass eine Gruppe Menschen mit unterschiedlichsten Herkunftskulturen keine sehr große gemeinsame Basis an kollektiv akzeptierten und bekannten Ursprungsregeln und Gewohnheiten inne hat, ist nachvollziehbar, dass die Öffnung der Grenzen sehr behutsam erfolgen muss. Es bedarf niederschwelliger Methoden, um konstruktives Lernen zu ermöglichen.
Insbesondere zur Förderung eines interkulturellen Lernprozesses stellt gemeinsames Kochen und Essen, als Methode eingesetzt, ein hervorragendes Medium dar. In der Gruppe zu kochen und zu essen verbindet und hilft auch über kulturelle Grenzen und Irritationen hinweg. Kulturelle Unterschiede im Umgang mit Nahrungsmitteln sowie in der Zubereitung werden schnell sichtbar und thematisiert.
Wie bereits erwähnt stellt „Essen“ ein gemeinsames Grundbedürfnis dar, welches es zu befriedigen gilt, bevor andere Bedürfnisse sichtbar werden und bearbeitet werden können. Auch Lernen ist erst dann möglich, wenn die Grundbedürfnisse des Menschen (Essen, Trinken, Schlafen, Wärme und Schutz) gestillt sind. Mit dem Einsatz von „Outdoor-Küche“ als erlebnispädagogische Methode können wir dementsprechend „zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen!“. Während und mit der Befriedigung eines Grundbedürfnisses kann das Verständnis für Unterschiede und Gemeinsamkeiten verschiedener Kulturen gefördert werden.
Nicht zuletzt schafft gemeinsames Kochen und Essen den idealen Rahmen für lebendige Kommunikation. Jedes erfreuliche und auch unerfreuliche Ereignis wird in vielen Gesellschaftsformen mit Essen zelebriert und gefeiert. Sei es die Taufe des Kindes, die Hochzeit aber auch der Tod eines geliebten Menschen. Zu allen Festtagen (religiösen und anderen Festen) gehören Festessen einfach dazu!
Hier wird sich ausgetauscht, werden Geschichten erzählt, es wird gemeinsam gelacht und auch geweint.
„Wie zart schmiegt sich der Geburt eines Menschen der Taufschmaus an! Wie bedeutend berührt sich das Brautbette und die Tafel des Hochzeitmahls! Wie tröstend wird selbst der bittere Schmerz tief betrübter Trauergäste durch süße Torten und Kuchen und herzerquickende Weine gemildert und beschwichtigt! Das kleinste Familienereignis wie die wichtigste weltgeschichtliche Begebenheit, eine Verlobung wie eine Krönung, eine gewonnene Schlacht wie eine verlorene Doktordisputation, der Ausbau einer Kleinkinderschule wie eines Ständehauses, eine silberne oder goldene Hochzeit wie ein Friedensschluss, ein Reichstag wie ein Meisterwerden – wie wird, wie kann alles das anders zelebriert, ja überhaupt festlich verwirklicht werden, als durch Essen? Hält doch selbst der Ärmste einen Festtag ohne Braten für einen Widerspruch. >Vor Tisch und nach Tisch< nennt man schön und passend die zwei Hälften des Tages als der Zeit, in welcher der Mensch wacht, wirkt und isst. Mit dem Abendessen nimmt der Mensch vom Tage wie vom Essen Abschied, und der Schlaf wird deshalb auch mit Recht Bruder des Todes genannt.“ (Anthus, Antonius [= Blumröder, Gustav] 1802 – 1853 – zitiert in Die anständige Lust: von Esskultur und Tafelsitten, hrsg. von Ulrike Zischka, München, 1993)
Im Kapitel 8 des vorliegenden Buches werden die interkulturellen Aspekte der Outdoor-Küche bei erlebnispädagogischen Projekten intensiver beleuchtet und mit Beispielen aus „aller Welt“ veranschaulicht.
Wir freuen uns, wenn dieses Extrakapitel (ab Seite 125) Appetit auf mehr Interkulturalität macht!
2. Bäume und Hölzer
2. Bäume und Hölzer
Zu fällen einen schönen Baum braucht’s eine halbe Stunde kaum, zu wachsen, bis man ihn bewundert, braucht er, bedenkt es, ein Jahrhundert.
Eugen Roth
Wälder, Bäume und Hölzer nehmen im Outdoor-Bereich an sich eine bedeutende Rolle ein, ob sie uns nun als Schattenspender, Regenschutz oder Orientierungshilfe in unserer Mitwelt begegnen. Im Bereich der Outdoor-Küche dienen sie uns allerdings auch noch als Brennmaterial für unsere Feuer- und Kochstellen.
Brennholz sammeln, um anschließend ein Feuer zu entfachen, wird zu einer Möglichkeit, uns Respekt vor unserer Mitwelt zu lehren und Kenntnisse in Ökologie und Umweltschutz zu vermitteln. Unterschiedliche Holzarten weisen zudem verschiedene Brenneigenschaften (Energiewert, leicht entzündlich, …) auf. Das Wissen darüber erleichtert uns die Auswahl der richtigen Holzart und des richtigen Feuertyps für die geplante Kochtechnik.
Die bei uns heimischen Baumarten lassen sich grob in zwei Kategorien einteilen: Nadelhölzer und Laubhölzer, wobei sich Letztere durch die unterschiedliche Anordnung der Transportröhren in ihren Stämmen nochmals in ringporige und zerstreutporige Laubhölzer unterteilen. (Bayer. Staatsforstverwaltung 2004)
Beispiele:
Nadelhölzer: Fichte, Kiefer, Tanne, Lärche,
Eibe (geschützte Baumart)
Ringporige Laubhölzer: Eiche, Esche, Ulme
Zerstreutporige Laubhölzer: Buche, Ahorn,
Nussbaum
Ein weiteres Unterscheidungskriterium ist die Unterteilung in sogenannte Harthölzer (beispielsweise Lärche, Eibe, Buche, Eiche) und Weichhölzer (Fichte, Tanne, Pappel, Birke). Während sich Letztere als Brennmaterialien besonders gut zum Anzünden eines Feuers eignen, da sie sich schneller entzünden, sind Harthölzer eher zum Nachlegen geeignet, wenn man eine lange und anhaltende Glut erhalten möchte.
Die Auswahl der richtigen Baumart als Brennmaterial spielt beispielsweise beim Brotbacken im Steinbackofen eine ganz zentrale Rolle. Viele Bäcker und Bäckerinnen haben über die Jahre ein sehr genaues Gespür dafür entwickelt, wie viele Scheite einer Baumart sie benötigen, um die richtige Temperatur im Ofen zu erzeugen und die Brote nicht zu verbrennen. Buchenholz zum Beispiel weist im Volumen einen wesentlich höheren Brennwert auf als Fichtenholz.
Um zu verdeutlichen, wieviel Energie in Holz steckt, möchten wir folgenden Vergleich der Bayerischen Staatsforstverwaltung heranführen. Demnach enthält ein Raummeter Laubholz 1800 kWh Energie und ersetzt damit 210 Liter Heizöl oder 262 kg Steinkohle.
Birkenholz