durch, pardon: Bastarde, die sich gegen Reinheitsgebote aller Art aufgelehnt haben.
Die moralische Größe und der politische Erfolg von Bewegungen gegen jede Form von Diskriminierung beruhten stets darauf, dass sich nicht allein ›Betroffene‹ zur Wehr setzten, sondern dass sich auch andere betroffen fühlten. Und dass diese auch eine von anderen erfahrene Diskriminierung so in Zweifel zogen und bekämpften, als wäre sie ihnen selbst widerfahren. Das war der Fall in der Bürgerrechtsbewegung der Afro-Amerikaner, in der Martin Luther King jr. gegen Malcolm X und Louis Farrakhan Recht behalten hat. Ebenso bei der feministischen Bewegung, in den Kämpfen der Arbeiterbewegung und der Migrantinnen und Migranten. Deren Erfolg beschränkte sich nie auf das (durchaus notwendige) self-empowerment, sondern war angewiesen auf breitere Unterstützung. Und diese Kämpfe waren nie allein auf die Bestätigung partikularer Identitäten aus und erst recht nicht auf die Korrektur von Sprechweisen fixiert, sondern Teil eines größeren und nicht endenden Freiheitskampfes der Menschheit.
People of Colour und Transmenschen müssen sich heute fragen, ob sie die Unterstützung anderer, die nicht direkt betroffen sind, tatsächlich zurückweisen wollen. Ihre, unsere schärfsten Gegner werden sich freuen und die innere Kluft so lange vertiefen, bis eine ihnen gefährliche Opposition abstürzt. Dass im vergangenen Januar bei der Stichwahl im US-Staat Georgia ein jüdischer und ein afro-amerikanischer Kandidat in den Senat einzogen (was keine Kleinigkeit ist!), lag an der wechselseitigen Unterstützung beider Minderheiten, die auf die Geschichte der US-Bürgerrechtsbewegung zurückverweist. Sam Cookes Slogan »A Change is Gonna Come« beinhaltete, dass privilegierte Weiße, darunter viele Juden, den Kampf der Schwarzen im Süden aktiv unterstützten.
Linke Identitätspolitik kann sich auf ’68 berufen, aber nur auf das ›andere ’68‹ der Neuen Rechten, die damals den ›Ethno-Pluralismus‹ und den Kult der Reinheit erfand. Richard Nixon erkannte die Gelegenheit und politisierte die heute fünf absurden Rassen-Kategorien im US-Zensus (›White‹, ›Black‹, ›Hispanic‹, ›American Indian/Alaska Native‹, ›Asian/Pacific Islander‹, plus ›other‹), um die demokratische ›Regenbogenkoalition‹ zu spalten – bis heute mit Erfolg. Trumps Republikaner, aber auch die jüngsten, von der rechten SVP initiierten Volksentscheide in der Schweiz sind ein Mimikry der rassistischen und sexistischen weißen Mehrheit, die sich selbst zu einer verfolgten Minderheit stilisiert. Wer in seinem Willen zur Veränderung nicht auf Pluralität und Toleranz setzt, hat schon verloren.
1Eine vorangehende Fassung dieses Beitrags wurde in der taz veröffentlicht.
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