Группа авторов

Lehre.Lernen.Digital


Скачать книгу

und deren Bedarf verstehen lernen. Diskutieren Sie gemeinsam, wie die digitale Lehre gestaltet werden sollte und wie Live-Online-Veranstaltungen dafür am besten genutzt und durchgeführt werden sollten. Die digitalen Technologien eröffnen so viele Möglichkeiten dafür, Ihre Zielgruppen aktiver mit einzubeziehen und ihr Lernen auch selbstbestimmter gestalten zu lassen. Experimentieren Sie gemeinsam, wie das aussehen könnte und fordern Sie deren aktives Mitmachen live online ein!

      1 Alexandra Altmann, Diplom-Psychologin (Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie); Geschäftsführerin von virtuu (Spezialisten für Führung, Zusammenarbeit und Lernen auf Distanz); Pionierin für Live-Online-Training; www.virtuu.net.

      2 Hierzu Kreidl, Christian, Akzeptanz und Nutzung von E-Learning-Elementen an Hochschulen, Münster / New York / München / Berlin 2011, 51 Abb. 11 https://www.waxmann.com/?eID=texte&pdf=2512Voll-text.pdf&typ=zusatztext (Tag der Abfrage: 1.7.2020).

      3 Hierzu Altmann, Alexandra, Blended-Learning, in: LLD 2020, Heft 1, 21ff..

       Digitale Herausforderungen im Studium des Polizeivollzugsdienstes an der Fachhochschule (FH) Polizei Sachsen-Anhalt in Zeiten der Corona-Pandemie

      Dr. W. Nolden1, FH Polizei Sachsen-Anhalt

      Erfahrungsbericht

       Es war der 16. März 2020. Von diesem Tag an wurde es aufgrund der COVID19-Pandemie auch an der FH Polizei Sachsen-Anhalt zwingend erforderlich, auf digitale Lehre umzustellen. Während zuvor die Lehre in Präsenz oder in Blended-Learning-Formaten (also in Kombination zwischen computergestützter und klassischer Lehre) durchgeführt wurde, erhielt die Onlinelehre von einem Tag auf den anderen ein Alleinstellungsmerkmal. Dies war und ist bis heute eine besondere Herausforderung für Lehrende und Lernende. Im nachfolgenden Beitrag möchte die Verfasserin ausschließlich über ihre eigene digitale Lehre in dieser Zeit exemplarisch in einem Modul im Studium des Polizeivollzugsdienstes (PVD) an der FH Polizei Sachsen-Anhalt berichten.

      Die Verfasserin hatte einen großen Vorsprung vor vielen anderen Lehrenden, da sie sich seit 3 Jahren intensiv mit digitaler Lehre beschäftigte und bereits zahlreiche Blended-Learning-Formate in das in Sachsen-Anhalt zur Verfügung stehende Lernmanagementsystem ILIAS implementiert hat. Den Newcomern ist großer Respekt zu zollen, da sie quasi bei null anfangen mussten. Die Verfasserin hat von zahlreichen Podcasts, digitalen Übungen und virtuellen Klassenräumen dieser Kollegen mit und ohne Einbindung in ILIAS erfahren.

      In dem hier als Beispiel gewählten Modul 3.03 (Grundlagen im Strafrecht) existierte bereits vor der Corona-Pandemie ein von der Verfasserin erstelltes ILIAS-Lernmodul. Dieses war thematisch strukturiert und bestand jeweils aus interaktiven Videos, digitalen Tests, Übungssachverhalten und zahlreichen digitalen Unterlagen. Es diente ausschließlich der Vor- oder Nachbereitung der Präsenzlehre und war in keinem Fall ein Ersatz für diese.

      Die Verfasserin machte sich also Gedanken, wie man nun dieses digitale Lehrmodul um den Präsenzteil ergänzen könnte. Zwei Dinge waren ihr dabei von wesentlicher Bedeutung: Die Studierenden müssen die Lehrinhalte hören (bzw., aber nicht ganz so wesentlich, die Dozentin hierbei sehen) und die Lehrende muss mit den Studierenden kommunizieren bzw. kollaborieren können.

      Es war das virtuelle Klassenzimmer, das gleich beide Komponenten vereinigte. Aber war dies wirklich die richtige Lösung? Aus Sicht der Verfasserin benötigen die Studierenden in Corona-Zeiten zeitliche Flexibilität. Vielleicht mussten sie etwa ihre Kinder betreuen, da diese nicht in den Kindergarten oder in die Schule gehen konnten. Dies war bei festgelegter zeitlicher Anwesenheit im virtuellen Raum nicht möglich. Auch strebte sie eine nachhaltige Lösung an, also eine solche, die auch noch für spätere Semester nutzbar gemacht werden konnte. So war es ihr wichtig, dass abwesende Spitzensportler oder Erkrankte die Vorlesung in Zukunft leichter nachholen können. Zwar wäre dies auch mit aufgezeichneten Web-Seminaren möglich gewesen. Unberücksichtigt blieb hierbei aber neben dem Datenschutz, dass sich zum einen Gesetze häufig ändern und zum anderen, dass gestellte Hausaufgaben mit Abgabedaten dann überholt sind. Dann müsste man das ganze Web-Seminar neu aufzeichnen oder auf die neue Rechtslage und die geänderten Abgabedaten hinweisen. Hinzu kam, dass sich die Verfasserin bis dahin nicht im virtuellen Klassenraum als Moderatorin auskannte. Sie hätte üben müssen. Ferner ist es erforderlich, dass die Web-Seminare organisatorisch durch die AG-DLL unterstützt werden. So müssen etwa Zeiten im Voraus gebucht werden und sind abhängig von freien Kapazitäten. Ferner bedarf es einer Abstimmung mit der Planung usw.

      Also entschied sich die Verfasserin zunächst für besprochene PowerPoint-Präsentationen (PPTs). Als Erstes stellte sie auf diese Weise, dem digitalen Lernmodul vorgeschaltet, ihre Person und den Umgang mit dem Lernmodul selbst vor. Weitere besprochene Folien konnte man dann wöchentlich für die Studierenden zeitlich flexibel nutzbar und strukturiert mit klaren Inhalten und Aufgaben/Übungen in das bestehende Lernmodul integrieren. Bei Rechtsänderungen oder Änderungen von Abgabedaten häuslicher Arbeiten kann man dabei in Zukunft auch nur einzelne Folien neu besprechen. Die technischen Ausrüstungen (Head-Set und PowerPoint über ein Office Paket) stand der Autorin für die Erstellung der besprochenen PPTs zu Hause zur Verfügung und ihre ersten Erfahrungen mit besprochenen Folien hatte sie in der Vergangenheit bereits gemacht. Erforderlich war nun zunächst, die bisher in der Präsenzlehre genutzten PPTs auf das Doppelte bis Dreifache zu erweitern. Mal eben in Präsenz von den Studierenden das Gesetz aufschlagen und vorlesen zu lassen, war nämlich mit dieser Art der Lehre nicht möglich. Mal eben etwas an das interaktive Whiteboard zu schreiben oder schreiben zu lassen, ging ebenso wenig. Es bedurfte also einer inhaltlichen Erweiterung der Folien um solche Elemente. Da Zwischenfragen nicht möglich waren, lag dabei das Augenmerk darauf, noch mehr Hintergründe zu erklären als in der Präsenzlehre. Ferner mussten die besprochenen PPTs in Videos umgewandelt werden, um sie dann in das bestehende Lernmodul zu integrieren. Nicht jeder Studierende hat schließlich ein Office Paket, um besprochene PPTs abzuhören, sodass ein Zur-Verfügung-Stellen der Wocheninhalte und - aufgaben ohne Umwandlung nicht in Betracht kam. Die Umwandlung und das Integrieren in das bestehende Lernmodul hat dankenswerterweise der Kollege der AG-DLL übernommen.

      Zur Gewährleistung der Kommunikation richtete die Verfasserin in ILIAS eine zusätzliche Chatfunktion ein und verabredete sich auch in den Abendstunden zu Livechats. Da Foren in ILIAS eine solche Livefunktion nicht boten, kamen diese für sie nicht in Betracht.

      Die Kommunikation verlief leider schleppend. Es lag vermutlich auch daran, dass sich bis dato die Studierenden und die Verfasserin noch kein einziges Mal live gesehen haben. Die face-to-face Lehre ist etwas völlig anders als diese Art der Lehre. Also entschied sie sich mit zeitlichem Anlauf auch für zusätzliche virtuelle Klassenräume, insbesondere zur intensiven Klausurvorbereitung.

      In einem spontanen Entschluss gemeinsam mit einem Kollegen des gleichen Moduls 3 wuchs zudem die interessante Idee, einen polizeirelevanten Sachverhalt häuslicher Gewalt aus kriminal- und strafrechtlicher Sicht mit zwei Dozenten gleichzeitig zu beleuchten. So war die Idee des interdisziplinären Teamteachings im virtuellen Raum geboren.

      Dies war nur ein Beispiel der digitalen Lehre im Modul 3.03 der Verfasserin. Bei weiteren Modulen hat sie sich ähnliche Gedanken für den Ersatz der Präsenzlehre gemacht.

      Wer nun denkt, digitale Lehre sei in der Erstellung weniger aufwendig als die Präsenzlehre, der täuscht sich gewaltig. Es ist nämlich genau das Gegenteil der Fall: ein erheblicher Mehraufwand für die Lehrenden. Dieser lohnt sich in jedem Fall, ob nun diese digitalen Elemente in Zukunft auch ohne Corona nachhaltig eingesetzt werden oder nicht. Es geht schließlich um das Studium der Polizeibeamten in Sachsen-Anhalt. Es sind genau diese jungen Menschen, die uns in Zukunft vor Gefahren schützen und repressiv Betroffene und Beschuldigte verfolgen. Die Corona-Pandemie hat uns eine digitale Lehrchance eröffnet. Nutzen wir sie möglichst auch in Zukunft!

      1 Dr. Waltraud Nolden ist Professorin für Rechtswissenschaften an der FH Polizei Sachsen-Anhalt. Ferner ist sie Strafverteidigerin und Inhaberin des juristischen Repetitoriums „JurRum“. Sie