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Kindheit in der Schweiz. Erinnerungen


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      Die Kälber tränken.

      Den Stallgang wischen.

      Die Pferde, die Schweine, die Kaninchen, die Hühner füttern.

      Im Frühjahr Rossmist herankarren.

      Den Garten umstechen.

      Das Treibbeet abdecken, zudecken.

      Bohnen setzen, jäten, dazwischen den Boden auflockern, begiessen.

      Kartoffeln setzen, Käfer ablesen.

      Die Rosse führen beim Ackern.

      Beim Zweien helfen.

      Äste auflesen. Und Steine.

      Blacken ausstechen.

      Den Gartenzaun streichen.

      Maikäfer von den Bäumen schütteln, einsammeln,

      dem Käfervogt bringen.

      Gras rechen im Sommer.

      Heuen: mähen, worben, zetteln, schöcheln, heinzen, schwarben,

      zusammentun, hinaufgeben, laden, abladen.

      Von den Pferden die Bremsen verscheuchen.

      Kirschen ablesen, verlesen, aussteinen, austragen.

      Beim Honigschleudern helfen.

      Getreidegarben binden und puppen.

      Das Zobig aufs Feld bringen.

      Auf der Herbstweide Kühe hüten.

      Kartoffelstauden verbrennen.

      Mostobst, Kartoffeln, Nüsse und Kastanien auflesen.

      Äpfel ablesen, auflesen, verlesen, schälen, schnitzeln.

      Beim Mosten, beim Dreschen, beim Dörren, beim Güllen helfen.

      Beim Ackern Steine auflesen.

      Laub rechen.

      Mausen.

      Im Winter Holz scheiten und beigen.

      Das Pferd führen beim Holz schleipfen.

      Stämme abasten, entrinden.

      Reisig aufschichten.

      Kopfweiden schneiden.

      Äste einsammeln.

      Bürdeln.

      Schnee schaufeln.

      Mist zetteln.

      Den Ofen einheizen.

      In der Butig helfen beim Schreinern.

      Beim Einzäunen helfen. Vater bohrte alle zehn Schritte mit der bleischweren, unten verdickten und zugespitzten Eisenstange ein Loch. Dazu hob er sie mit beiden Händen hoch und trieb sie bei jedem Stoss mit Nachdruck zwischen seinen gegrätschten Beinen in den Boden und kreiste und wippte damit, bevor er sie wieder anhob. Zwischendurch spuckte er sich in die Hände.

      Währenddessen holte ich Pfähle vom Wagen und steckte einen in jedes vorbereitete Loch. Der Karrer kam hinterher und hieb sie – tagg, tagg, tagg – mit dem Holzschlegel fest. Er atmete mit jedem Schlag tief ein, bekam dabei einen roten Kopf und prustete die Luft geräuschvoll aus. Meier folgte mit dem Blechkessel, der mit den Isolatoren gefüllt war. Er drehte eine in jeden Pfahl. Dann ging er zurück und wuchtete einen Drahthaspel von der Wagenbrücke. Peter und Heiri folgten ihm mit dem Drahtkarren, einem zweirädrigen Fahrzeug, dessen Holzräder mit Eisen bereift waren und das eine Deichsel mit Querstange hatte. Meier spannte die Drahtrolle ein, die Buben zogen los, schritten von Pfahl zu Pfahl, während Meier den Draht durch die Isolatoren zog. Ich durfte währenddessen mit den Pferden nachfahren. Wenn ich zwischendurch einmal nichts zu tun hatte, war ich in Gedanken bei meinen Schulkameraden, die ihre Freizeit dazu benutzten, am Seeufer entlang und durch die Wälder und Bachtobel zu streifen.

      Das schöne Sommerwetter war selten die reine Freude. Während unsere Schulkameraden die schulfreie Zeit für sich hatten und sich am See oder im Wald tummeln konnten, sahen wir Eiholzkinder diese Verlockungen nur von weitem. Ärgerlich war er jetzt, dieser See, dessen Anblick man nirgends entrinnen konnte. Er spiegelte uns Musse und Kühle vor, die uns unerreichbar waren.

      «Zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen», sagte der Vater. Heuen hiess das, heuen und nochmals heuen. Dazu brauchte es jeden.

      Es gab kaum eine Arbeit, die nicht auch von Kindern getan werden konnte: worbe, verzettle, wände, wälmle, schöchle oder heinze, vertue, zämetue, lade, räche, ablade. Nur das Mähen, Ufegable und Nachefahre mit den Pferden besorgten ausschliesslich die Männer; es war zu gefährlich. Jeden Sommer wurden Unfälle aus der Zeitung zitiert. Im Hinterland sei einem mit der Gabel ein Auge ausgestochen worden. Ein anderer sei wegen eines Schnittes mit der Sense ins Bein beinahe verblutet. Im Entlebuch sei ein Heuwagen ausser Kontrolle geraten und in ein Tobel gestürzt.

      Auch der Kleinste wurde eingespannt. Er machte mit der Korbflasche und einem Blechchachali mit Most oder Wasser die Runde, oder er verscheuchte mit einem Haselbüschel die lästigen Bremsen, die sich an den Hälsen und Bäuchen der Pferde festgesaugt hatten. Dabei musste er aufpassen, dass er nicht von den Hufen erwischt wurde, die unablässig ausschlugen, um sich der Quälgeister zu entledigen. War das eine Plackerei!

      Wenn der Vater nach einem Blick zur Uhr am Schulhausturm verkündete: «So, mer gönd meini go Zobig näh», war die Welt mit einem Schlag wieder in Ordnung. Unter einem Baum, dessen Krone so gross war, dass neben den Heuerinnen und Heuern auch noch die Pferde im Schatten Platz fanden, machte es sich jeder auf einem Arm voll Heu bequem. Der Zobigkorb aus Weidengeflecht, mit einem weissen Tuch abgedeckt, war gefüllt mit Gläsern, Messern, Aluminiumtassen, mit in Tuch eingeschlagenem Käse, mit Broten, Zweikilolaiben, die mittendurch gebrochen werden konnten. Gläser wurden verteilt und Most aus Korbflaschen ausgeschenkt, die, wo ein Bach oder Brunnen in der Nähe war, dort kühlgestellt worden waren. Die Männer tranken alten, die Frauen und wir Kinder süssen Most. Jetzt hätte die Zeit still stehen dürfen. Jetzt war es schön und gemütlich. Jetzt wurde geplaudert und gelacht.

      Nach dem Most gab es Milchkaffee aus der Blechkanne, die zum Warmhalten in ein Leinentuch eingeknüpft war, dazu Käse und Brot.

      Oft waren freiwillige Helfer dabei. Der bleiche Bäckergeselle in seiner Berufsmontur zog es vor, sich ein Zobig und ein Sackgeld zu verdienen, statt den Nachmittag zu verschlafen. Der griesgrämige Schulhausabwart mochte für einmal ins Lachen einstimmen. Da sass auch der pensionierte Sekundarlehrer, drahtig, mit braun gegerbtem Gesicht und schlohweissem Haar, der seinen kleinen Bissen Brot endlos lange kaute und dabei seinen Kiefer fast so rasch bewegte, wie unsere Tretnähmaschine zu rattern vermochte. Bis er seinen Brei endlich schluckte, hatten die Buben längst ihr dickes Stück verdrückt.

      Als er dann auch noch herzhaft furzte, sagte er: «Jetz esch em Tokter e Füfliber dor d’Latte gange.»

      Das gab zu kichern.

      Abends bei der Heimfahrt wurden zwei bis vier Wagen zusammengekoppelt. Der Karrer ging links neben den Pferden, ein Knecht als Bremser links neben dem hintersten Wagen, der Vater dirigierte von der gegenüberliegenden Strassenseite her die ungeduldigen Autofahrer an den breit ausladenden Fudern vorbei.

      Oben auf dem vordersten Fuder sah man nur fröhliche Gesichter. Die Mutter, die Mägde und wir Kinder sassen ausgelassen singend und scherzend inmitten der Essenskörbe, Korbflaschen, Blechkaf­feekannen. Auch der Meier sass oben bei uns. Klein, glatzköpfig und schnauzbärtig gehörte er seit über dreissig Jahren zum Inventar. Angespornt vom alten Most und mehr noch von der heiteren Gesellschaft, sang er lauthals das Lied vom Pfanneflick. Die Mägde erröteten und hielten sich beim Kichern die Hände vors Gesicht. Die Mutter sagte mit abwinkendem Zeigfinger: «He, Meier, d’Schtobe esch ned gwöscht.»

      Warum sagte sie das? Das besungene Handwerk allein konnte unmöglich so reizvoll sein.

      Und wer sein Handwerk gut versteht,

      der