Marianne Franz

Die katholische Kirche im Pressediskurs


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im sozialen Bereich).

       Über bestimmte kirchliche Tätigkeitsfelder wird nicht berichtet (z.B. Tätigkeiten im pastoralen Bereich, beispielsweise in den Pfarrgemeinden).

      (3) Inhaltliche Darstellung

      Ebenso beeinflussen die NachrichtenfaktorenNachrichtenfaktoren und die Welt- und WertvorstellungenWelt- und Wertvorstellungen der RedakteurInnen die inhaltliche Darstellung der behandelten Themen. Diese zeigt sich in der Wahl der sprachstrukturellen Elemente sowie in den transportierten explizitenBewertung, explizite und implizitenBewertung, implizite Wertungen. Im Detail bedeutet dies:

       In dieser teils unbewusst teils bewusst geschaffenen bzw. rekonstruierten MedienwirklichkeitMedienwirklichkeit wird die Kirche tendenziell negativ dargestellt bzw. bewertet.

       Wertungen sind nicht nur in den meinungsbetontenPressetextsorten, meinungsbetonte TextsortenPressetextsorten, sondern auch in den informationsbetontenPressetextsorten, informationsbetonte Textsorten enthalten, die ObjektivitätObjektivitätBerichterstattung, objektiveRealität, objektive für sich beanspruchen.

      (4) Redaktionelle Besonderheiten

      Aufgrund der spezifischen Welt- und WertvorstellungenWelt- und Wertvorstellungen der einzelnen RedakteurInnen bzw. Redaktionen wird davon ausgegangen, dass die Berichterstattungen der einzelnen Tageszeitungen zum Teil Parallelen, zum Teil aber auch Unterschiede aufweisen. Dies betrifft sowohl Themenstrukturen als auch Sprache und Inhalt der Artikel und damit die enthaltenen Bewertungen.

      (5) Länderspezifische Besonderheiten (Vergleich Österreich – Frankreich)

      Die Berichterstattung über die römisch-katholische Kirche in Frankreich weist inhaltliche und sprachliche Unterschiede zur Berichterstattung in Österreich auf, was auf die strikte Trennung von Staat und Kirche in Frankreich (Stichwort LaizitätLaizität) zurückzuführen ist. Im Detail bedeutet dies:

       Kirchlichen Themen wird in französischen Tageszeitungen weniger Raum beigemessen als in österreichischen Tageszeitungen. Zahl und Länge der abgedruckten Artikel sind geringer.

       Das Verhältnis negativer und positiver Meldungen in Bezug auf die Kirche fällt noch stärker zugunsten negativer Nachrichten aus als in Österreich. Die Berichterstattung bezieht sich noch häufiger auf so genannte „heiße Eisen“. Einige Tätigkeitsbereiche der Kirche werden noch weniger berücksichtigt.

       Wird Kritik an der Kirche geübt, fällt diese offener und schärfer aus. Es gibt gehäuft explizite Wertungen, negative Wertungen treten öfter auf als in Österreich.

       In den französischen Tageszeitungen gibt es keine spirituellen Angebote, wie es in österreichischen Tageszeitungen vereinzelt der Fall ist (z.B. „Bimail“ – Bibelworte als spirituelle Anregung zum Weiterdenken in der Wochenendausgabe der Tageszeitung Die Presse).

      1.3 UntersuchungsdesignKommunikationswissenschaft

      Der Ansatz der Dissertation ist ein linguistischer. Ein derart komplexes Thema erfordert jedoch einen Blick über den Tellerrand und somit ein interdisziplinäres Untersuchungsdesign, das abseits verschiedener linguistischer Teildisziplinen (MedienlinguistikMedienlinguistik, TextlinguistikTextlinguistik, DiskurslinguistikDiskurslinguistik, SemantikSemantik, Pragmatik) auch aus der Forschungstradition der Medien- und Kommunikationswissenschaft schöpft (vgl. Kapitel 2–6 Wissenschaftliche Grundlagen). So weist die KommunikatorKommunikator- und Medieninhaltsforschung hinsichtlich der MedienwirklichkeitMedienwirklichkeit und ihrer Einflussfaktoren bereits zahlreiche Ergebnisse vor (NachrichtenwerttheorieNachrichtenwert, GatekeeperGatekeeping-Forschung usw.), auf denen hier aufgebaut werden kann.

      Um die Hypothesen zu verifizieren und damit das mediale Bild der Kirche beschreiben zu können, wird auf verschiedene Methoden zurückgegriffen, die in den Abschnitten 2.4.2 und 11.2 (InhaltsanalyseInhaltsanalyse) sowie 12.2 (BildanalyseBildanalyse) und 5.3 und 13 (DiskursanalyseDiskursanalyse) erläutert werden.

      Aufgrund des breit angelegten Untersuchungsdesigns kann die vorliegende Arbeit für den DiskursDiskurs mehrerer Wissenschaftsdisziplinen von Interesse sein, z.B.:

       Linguistik: Die auf Sprache fokussierte Analyse ist relevant für die linguistischen Teildisziplinen der MedienlinguistikMedienlinguistik (Sprache in den Medien), der SemantikSemantik (Wertungen), der Sprachkritik (kritischer Blick auf die Sprache) und auch der kontrastiven Linguistik (Vergleich zwischen Frankreich und Österreich).

       Medieninhalts- und Kommunikatorforschung: Indem der Inhalt dieser themenspezifischen Berichterstattung analysiert wird und die RedaktionslinienRedaktionslinie nachgezeichnet werden (und damit ihre Welt- und WertvorstellungenWelt- und Wertvorstellungen in Bezug auf das Thema katholische Kirche), leistet die Dissertation einen Beitrag zur Medieninhalts- und Kommunikatorforschung. Außerdem wird sich im Zuge der Analyse der Themenstruktur herausstellen, inwieweit die NachrichtenwerttheorieNachrichtenwert auch auf das Thema „Röm.-kath. Kirche“ zutrifft.

       MedienkritikMedienkritik bzw. Medienethik: Durch das Nachzeichnen des medial konstruierten Bildes der römisch-katholischen Kirche und das Aufdecken der Wertungen soll aufgezeigt werden, dass diese Berichterstattung keine neutrale ist. Die Frage stellt sich, inwiefern dies mit den Prinzipien einer objektiven BerichterstattungBerichterstattung, objektiveRealität, objektive vereinbar ist. In diesem Zusammenhang kann die Dissertation Medienkritiker ansprechen.

       Theologie: Nicht zuletzt kann diese Dissertation auch für die Religionswissenschaft im Allgemeinen und für die katholische Theologie im Konkreten interessant sein, da sie die Rezeption der römisch-katholischen Kirche in den Medien untersucht: Wie wird Kirche in der medialen Öffentlichkeit wahrgenommen?

      1.4 Aufbau der Arbeit

      Die Arbeit ist in vier große Kapitel untergliedert: Zunächst werden die wissenschaftlichen Grundlagen erläutert, auf denen die Untersuchung aufbaut (Kapitel 2–6): Medien- und Kommunikationswissenschaft (v.a. KommunikatorKommunikator- und Medieninhaltsforschung), MedienlinguistikMedienlinguistik, TextlinguistikTextlinguistik (in Hinblick auf die Pressetextsorten), DiskurslinguistikDiskurslinguistik, SemantikSemantik und Pragmatik.

      Im zweiten Teil der Arbeit wird der gesellschaftspolitische Kontext Österreichs und Frankreichs erläutert (Kapitel 7–8): das Verhältnis zwischen Kirche und Staat sowie die Beziehung zwischen Kirche und Medien. Das Ziel dieses Abschnittes liegt darin, länderspezifische Eigenheiten herauszufiltern, die als Interpretationshintergrund für die Ergebnisse der empirischen Untersuchung dienen sollen.

      Eine ähnliche Funktion erfüllt der dritte Abschnitt (Kapitel 9–10), der zunächst die österreichische und die französische Presselandschaft und ihre Besonderheiten beschreibt und in weiterer Folge die einzelnen untersuchten Tageszeitungen porträtiert. Hier gibt es bereits erste Ergebnisse in Hinblick auf die RedaktionslinienRedaktionslinie bzw. Positionen der Redaktionen zur katholischen Kirche, die auf von mir mit einigen JournalistInnen durchgeführte InterviewsInterview zurückgehen.

      Das vierte Großkapitel umfasst die Darstellung der Ergebnisse der Textanalyse und damit die Verifizierung der dieser Arbeit zugrunde liegenden Hypothesen (Kapitel 11–13).

      Die Arbeit schließt mit einem zusammenfassenden Überblick über die wichtigsten Befunde der Untersuchung (Kapitel 14), welcher auch ins Französische übersetzt ist (Kapitel 15).

      Im Anhang befinden sich die Codebücher der Inhalts- und der BildanalyseBildanalyse, einige Ergebnisdaten sowie ein Teil des Korpus der DiskursanalyseDiskursanalyse (Kapitel 16).

      In der Epoche des Gender-Mainstreamings ist an dieser Stelle zu erwähnen, dass die Autorin der vorliegenden Arbeit auf die bewusste Verwendung einer geschlechtergerechten Sprache großen Wert legt. Wenn an der einen oder anderen Stelle auf die weibliche oder die männliche Form verzichtet wurde, dann aus Gründen der Sprachökonomie und der Lesbarkeit bzw. um zu vermeiden, dass der Text