Bo Katzman

Du bist unsterblich


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ist dir beim Lesen des vorhin beschriebenen »Licht-Phänomens« aufgefallen, dass ich es vermieden habe, es mit dem Wort Gott zu verbinden. Gott ist ein von Menschen entwickelter Begriff, und was wir dazu assoziieren, ist ein von Propheten, Kirchenlehrern, alten Schriften, moralischen Vorstellungen und purer Fantasie geprägtes Bild. Zumeist wird Gott als ein übergeordnetes Wesen interpretiert, das aus unerfindlichen Gründen die Welt erschaffen hat, und dem wir, seine Geschöpfe, auf Gedeih und Verderb ausgeliefert sind. So ähnlich war auch meine Gottesvorstellung, bevor ich diese umwälzende Erfahrung machte, die alles, was ich zu diesem Thema gelernt hatte, über den Haufen warf.

      Aber wer oder was ist denn nun dieses Phänomen namens Gott? Soll man sich überhaupt die Mühe machen, das Unendliche, das Unbegreifliche mit Worten beschreiben zu wollen? Heißt es nicht vorsorglich, du sollst dir von Gott kein Bildnis machen? Das vor allem deswegen, weil Gott möglicherweise gar keine vorstellbare Gestalt hat, sondern eine ganz andere Beschaffenheit besitzt, die sich unserem materiell geprägten Vorstellungsvermögen entzieht? Gott hat uns nach seinem Ebenbild erschaffen, heißt es zwar, aber diese Aussage bezieht sich wohl weniger auf unser Aussehen, als auf unsere Fähigkeit zu fühlen, zu erschaffen, zu lieben und zu verzeihen.

      Umgekehrt versuchen wir hingegen dauernd, Gott nach unserem Ebenbild zu gestalten. Vieles, wenn nicht sogar das meiste, was Menschen über Gott und die höheren spirituellen Wesen sagen, läuft eher darauf hinaus, sie auf unsere Ebene zu holen, als unsere Wahrnehmung zu erhöhen und auf deren Ebene zu bringen. Ich staune immer wieder, wie infantil gewisse kursierende Gottesvorstellungen sind, und wie unbedacht sich eine Mehrheit der Menschen mit zum Teil haarsträubenden Definitionen zufriedengibt.

      Gott der Herr, der Vater, der Allmächtige, der Herrgott und so fort. Kurz: Es wird grundsätzlich nicht in Zweifel gezogen, dass Gott ein Mann ist. Dass dieses Bild auf uralte patriarchalisch strukturierte Gesellschaftsformen zurückgeht, in welchen der Mann der Erzeuger, Ernährer und Machtinhaber der Familie und der Sippe ist, liegt auf der Hand. Es ist auch einfach zu verstehen, dass man vor Tausenden von Jahren diese Attribute auf den Übervater, den Schöpfer und Erhalter der Welt übertrug, weil man sich schlicht nichts anderes vorstellen konnte. Die Frau wurde ja nicht als ebenbürtiger Partner angesehen, sondern als »dem Manne untertan«. Aber ich finde es doch mehr als interessant, dass man diese vorsintflutliche Vorstellung von Gott in einer aufgeklärten, hoch technisierten und wissenschaftlich so fortgeschrittenen Zeit kritiklos übernimmt.

      Auf einer meiner Konzerttourneen habe ich meinem Publikum eine kleine provokante Satire vorgelesen, deren Pointe einerseits Heiterkeit oder Verblüffung, aber andererseits auch herbe Ablehnung hervorgerufen hat. Die Geschichte ging so:

      Eines Tages im Garten Eden sagte Eva zu Gott: »Gott, ich habe ein Problem!«

      »Was ist das Problem, Eva?«

      »Gott, ich weiß, dass du mich erschaffen hast, mir diesen wunderschönen Garten und all diese fabelhaften Tiere und diese seltsame Schlange geschenkt hast, aber ich bin einfach nicht glücklich.«

      »Warum bist du nicht glücklich, Eva?«, kam die Antwort von oben.

      »Gott, ich bin einsam, und ich kann Äpfel einfach nicht mehr sehen.«

      »Na gut, Eva, in diesem Fall habe ich die Lösung für dein Problem. Ich werde für dich einen Mann erschaffen und ihn dir zur Seite stellen.«

      »Was ist ein Mann, Gott?«

      »Dieser Mann wird eine missratene Kreatur sein, mit vielen Fehlern und schlechten Charakterzügen. Er wird lügen, dich betrügen und unglaublich eitel und eingebildet sein. Im Großen und Ganzen wird er dir das Leben schwer machen. Aber er wird größer, stärker und schneller sein und er wird es lieben zu jagen und Dinge zu töten.

      Er wird dümmlich aussehen, wenn er erregt ist, aber ich werde ihn derart beschaffen, dass er deine körperlichen Bedürfnisse befriedigen wird.

      Er wird witzlos sein und solch kindische Dinge wie kämpfen und einen Ball herumkicken über alles lieben. Er wird auch nicht viel Verstand haben, sodass er deinen Rat brauchen wird, um vernünftig zu denken.«

      »Klingt ja umwerfend«, sagte Eva, »wo ist der Haken, Gott?«

      »Also … Du kannst ihn unter einer Bedingung haben.«

      »Welche Bedingung ist das, oh Gott?«

      »Wie ich schon sagte, wird er stolz und arrogant sein und sich selbst stets am meisten bewundern … Du wirst ihn daher im Glauben lassen müssen, dass ich ihn zuerst geschaffen hätte.

      Denke daran, das ist unser beider kleines Geheimnis … Du weißt schon, von Frau zu Frau.«

      Ich war erstaunt, wie viele Menschen es ohne Weiteres akzeptieren, dass Gott ein Mann ist, aber wenn man »ihn« als Frau darstellt, ist Verwirrung und Ablehnung die Folge.

      Selbstverständlich werde ich mir nicht anmaßen, eine Definition Gottes entwerfen zu wollen. Gott ist kein Objekt, das man de-finieren, also be-grenzen kann. Ich kann nur schildern, was mir bei meinem Jenseitserlebnis – man verzeihe mir das altmodische Wort – offenbart wurde, und das war beim besten Willen kein strenger alter Mann mit einem langen Bart, der auf einer Wolke sitzt und nach Gutdünken seine Kreationen zu sich in den Himmel holt oder ins ewige Feuer wirft. Das Sehen des Lichts in der geistigen Welt hat mir eine Einsicht vermittelt, die nichts mit dem zu tun hat, was hier auf Erden als Gott propagiert wird.

      Eines kann man mit Bestimmtheit sagen: Gott ist weder ein männliches noch ein weibliches Wesen, da diese Kategorien ein Ausdruck der Polarität sind, welcher Gott als Einheit nicht unterworfen ist.

      Gott ist die Einheit, die alles enthält und in allem enthalten ist. Gott ist, wenn man unbedingt mit geschlechtlichen Normen operieren will, bestenfalls ein Es und nicht ein Er. Es gibt andere NTE-Erfahrene, die das vorbelastete Wort »Gott« lieber mit einem neutraleren Ausdruck ersetzen würden. Der Neurologe Dr. Eben Alexander nennt es in seinem Buch Blick in die Ewigkeit das »Om«.

      Gott ist ein Thema, das sich jedem Suchenden im Laufe seiner Existenz auf eine persönliche Weise erfahrbar macht, und diese eigene Erfahrung ist die einzige Realität, die der Einzelne akzeptieren sollte. Selbst der weiseste Lehrer, der erhabenste Prophet und der heiligste Gottessohn mit ihren Heil bringenden Verkündigungen entbinden einen Menschen nicht davon, sich selbst auf die Suche zu machen und auf seine Weise und durch seinen Einsatz zur Liebe und somit zur Energie Gottes zu gelangen. Wenn uns sogar Jesus auffordert, zu suchen, um zu finden, so kann das nur so viel heißen wie: »Löst euch los von Bevormundung und macht euch auf euren persönlichen Weg.«

      Der Weg zu Gott, der nichts anderes als der Weg zur Liebe ist, ist in jedem Fall ausnahmslos eine persönliche Suche: Eine Aufgabe, die einem von niemandem abgenommen werden kann.

      Beim kläglichen Versuch, Gott anhand materieller Vorstellungen beschreiben zu wollen, kommt einmal mehr der Ausdruck »Energie« der Wirklichkeit wohl am nächsten. Was soll Gott denn sonst sein als Energie? Alles ist Energie, die in höheren oder niedrigeren Frequenzen schwingt. Das hat die Physik schon längst entdeckt: Es gibt nichts außer Energie: Das Licht ist schwingende Energie, Klang und Ton ist Schwingung und basiert auf Energie, Gefühle und Gedanken sind Träger von Energie, ja sogar die Materie ist nichts anderes als dicht schwingende Energie.

      Untersucht man nämlich die Materie mit immer leistungsfähigeren Methoden, kommt man an die Grenze zwischen Konkretem und nicht Konkretem. Man sieht erst Kristalle, dann Atome, dann Elementarteilchen, und in einem gegebenen Augenblick bemerkt man, dass die Materie eine Wahrscheinlichkeitswelle ist. Die Materie entmaterialisiert sich in dem Maße, wie man beobachtend immer tiefer in sie eindringt.

      Also kann man sagen, dass Gott die Energie ist, die in allen erdenklichen Frequenzen