das erklären?
Ich wusste nicht, was ich sagen sollte.
Ich sagte: – Scheiß auf die Bärte, was kümmern mich die Bärte.
Er sah mich an und sagte:
– Ich weiß, dass dir das scheißegal ist, dir war es ja auch scheißegal, als es hier geknallt hat. Aber mir, siehst du, mir ist es nicht egal. Mir ist es überhaupt nicht egal. Denn zum einen ist mein Alter Wahhabit geworden und trägt jetzt Bart, und zum anderen hat jetzt auch mein älterer Bruder angefangen, sich den Bart wachsen zu lassen und wie ein Verrückter im Koran zu lesen, und hat doch nie mehr geschafft als den halben Komandant Mark. Ich kann wegen denen zu Hause nicht mal ein Bier trinken. Jetzt hat Mutter auf ihre alten Tage angefangen sich zu verhüllen. Die andere Schwester hat sich auch an so einen Idioten verheiratet, dem reicht der Bart schon bis zur Hüfte, und sie geht schon seit einem Jahr nicht mehr aus dem Haus. Und dann kommst du mir mit „ist mir scheißegal“. Dann ist es dir eben scheißegal.
Ich versuchte es mit Lachen, quasi alles nur Scherz, aber ich sah, dass den Scherz längst der Teufel geholt hatte. Ich hatte ihm nichts zu sagen, und er wollte auch nicht, dass ich ihm etwas sage. Ich konnte ihm zuhören, aber helfen konnte ich ihm nicht und noch weniger mir selbst.
Ich faselte betrunken etwas von wegen, dass die Wahhabiten nicht besser seien, weil sie sich Bärte wachsen lassen, und dass das Böse, das Bosnien heimgesucht hat, nichts mit dem Verhüllen der Frauen zu tun habe. Gott hört dich auch nicht besser, wenn du in der Moschee auf Arabisch zu ihm betest, und nicht wie zu Hause auf Bosnisch.
Ich wollte ihm sagen, dass es Gott genau genommen egal ist, ob du deinen Bart gestutzt hast oder nicht. Gott ist es egal, ob du dein Auge oder deinen Bruder verloren hast. Aber das wusste er besser als ich, und deshalb trank ich einfach nur weiter. Er sah mich mit seinem betrunkenen Auge an und sagte langsam, die Worte betrunken in die Länge ziehend:
– Dir ist es scheißegal … Weißt du was … Du bist schlimmer als die, du … Du bist schlimmer als die Bärtigen …
Er holte aus, um mir mit der Faust an den Kopf zu schlagen, aber er verfehlte mich, weil ich auswich, und vermutlich ist es auch nicht so leicht, mit einem betrunkenen Auge zu zielen. Als ich auswich, fiel ich von der Bierkiste. Er kam von dem Schlag ebenfalls ins Wanken und landete auch auf dem Boden. In dem Moment kam seine Schwester Almasa an die Tür und fing an zu schimpfen. Ich versuchte allein hochzukommen, und sie half Salih auf. Er wiederholte, dass ich der Schlimmste sei, und wollte wieder auf mich losgehen, aber Almasa hielt ihn zurück. Ich sagte zu ihr, dass ich nicht wisse, was mit ihm sei, plötzlich sei er verrückt geworden.
– Ach, du weißt es nicht? Du weißt nicht, was mit mir ist? Ich fick dir die Mutter, fick ich dir …
Almasa versuchte ihn zu beruhigen, und ich ging langsam Richtung Tür.
– Was zum Teufel kommst du hierher, wenn du keine Ahnung hast? Was zum Teufel … Was willst du, zum Teufel, wenn du keine Ahnung hast? Was? Was?!
Als ich zurückfuhr, war von der Spitze des Minaretts das Nachmittagsgebet zu hören. Sie hatten die Lautstärke wegen des Ramadan wohl zusätzlich erhöht. Ich versuchte den Schlaglöchern auszuweichen, und in meinem Kopf hallte sein „Was, was, was“ …
Woher soll ich wissen, was.
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