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Nachhaltig leben lernen


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erläuterte, welche theoretischen und praktischen Ansätze Spiritualität und Ökologie für den Alltag bieten, vor allem, wenn diese mit viel Engagement und Kreativität vermittelt werden. Dieser Vortrag ist in diesem Tagungsband nicht verschriftlicht, sondern nur als Vortragsmitschnitt beim Veranstalter erhältlich.

      Der Präsident der Internationalen Pädagogischen Werktagung und Religionspädagoge Anton A. BUCHER beschloss die Tagung mit einem fulminanten Resümee und einer vielversprechenden Vorschau auf die Jubiläumsveranstaltung im Jahr 2022.

      Der vorliegende Dokumentationsband zur 69. Internationalen Pädagogischen Werktagung soll Pädagoginnen und Pädagogen sowie alle Interessierten ermutigen und als Motivationsschub dienen, sich mit diesem globalen Wandlungsprozess Stück für Stück und mit Freude auseinanderzusetzen, um gemeinsam etwas zu bewegen und zu gestalten. So wie es Papst Franziskus in „Laudato si’“ formuliert: „Wir brauchen eine neue universale Solidarität. […] Alle können wir als Werkzeuge Gottes an der Bewahrung der Schöpfung mitarbeiten, ein jeder von seiner Kultur, seiner Erfahrung, seinen Initiativen und seinen Fähigkeiten aus“ (LS 14, S. 16). In diesem Sinne, liebe Leserinnen und Leser, wünsche ich Ihnen eine anregende Lektüre.

       Literatur

      Copernicus Climate Change Service, C3S (Stand 07.09.2021): Warmest summer for Europe by small margin; August globally joint third warmest on record. Online: https://climate.copernicus.eu/copernicus-warmest-summer-europe-small-margin-august-globally-joint-third-warmest-record [18.10.2021]

      Franziskus, Enzyklika Laudato si’ über die Sorge für das gemeinsame Haus (Verlautbarungen des Apostolischen Stuhls 202, hg. vom Sekretariat der Deutschen Bischofskonferenz), Bonn 2015. Online: http://www.dbk.de/fileadmin/redaktion/diverse_downloads/dossiers_2015/VAS_202.pdf [18.10.2021]

      Andreas Jäger

       Verstehen und aktiv werden – was uns der vergangene Sommer über den Klimawandel sagen will

       Zusammenfassung

      Die verheerenden Naturkatastrophen im diesjährigen Sommer sind alarmierende Weckrufe des laufenden globalen Klimawandels. Um ihn abzubremsen, sind die kommenden zwanzig bis dreißig Jahre entscheidend. Wir müssen jetzt handeln: Unser fossiler linearer Lebensstil gehört auf einen nachhaltigen – im Kreislauf arbeitenden – umgestellt. Das ist möglich.

       1.Einleitung

      Der vergangene Sommer 2021 hat uns wachgerüttelt. Die scheinbar unzusammenhängende Abfolge von Naturkatastrophen begann am 24. Juni: Im tschechischen Mähren an der Grenze zu Niederösterreich zerstörte ein verheerender F4-Tornado fünf Dörfer bis auf die Grundmauern. Fast gleichzeitig gab es eine nie dagewesene Gluthitze in Kanada mit anschließenden Feuersbrünsten, die wiederum wurden gefolgt von schwersten Überschwemmungen in Deutschland mit Toten und Schäden in Milliardenhöhe. Aber auch in Österreich kam es zu Überschwemmungen, Murenabgängen und schwersten Hagelgewittern. Zeitgleich wüteten weiter im Osten und Süden großflächige Waldbrände in Russland, der Türkei und in Griechenland. Katastrophen, die man im Einzelnen jeden Sommer erleben kann, die aber in Summe eindeutig das Muster des Klimawandels tragen – der immer mehr zur Klimakrise wird. In den Alpen sind wir diesen Sommer relativ glimpflich davongekommen – das Blatt kann sich aber schon das nächste Mal wenden. Dazu später mehr. Jetzt beschäftigen wir uns zuerst mit der Frage: Was war so außergewöhnlich an diesem Sommer und was hat das mit dem Klimawandel zu tun?

       2.Kein Sommer wie damals

      Das ist zugegebenermaßen sehr subjektiv und jede beziehungsweise jeder sieht es anders, aber angenommen, man könnte einen Nagel in die Temperaturkurve schlagen und die Klimaerwärmung auf dem heutigen Niveau fixieren, würde das vermutlich vielen gefallen. Unsere Sommer sind spürbar und messbar wärmer geworden, seit Rudi Carrell in den 1970er-Jahren „Wann wird’s mal wieder richtig Sommer?“ lamentierte. Hier lohnt es sich, einen Blick auf den aufwendig homogenisierten Datenschatz der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) auf der Hohen Warte in Wien (Grafik 1) zu werfen, der bis ins 18. Jahrhundert in Mozarts Zeit zurückreicht:

      Grafik 1: Sommerstatistik in Österreich seit Mozart, dem Beginn der instrumentellen Messungen. Zu sehen sind die überdurchschnittlich warmen (hellgrau) und kalten (dunkelgrau) Sommer im Vergleich zur Klimareferenzperiode 1961–1990, basierend auf dem ZAMG-Datensatz HISTALP Tiefland. Schwarz eingezeichnet ist die geglättete Trendlinie. Quelle: ZAMG

      Auch im 18. und 19. Jahrhundert – noch während der Kleinen Eiszeit – gab es vereinzelte Sommer, die mit einem heutigen „modernen“ Sommer mithalten können. Aber sie waren die Ausnahme von der Regel. Die Schwankungen von Sommer zu Sommer waren damals sehr groß und in Grafik 1 überwiegen die dunkelgrauen Balken – das sind die kalten Sommer, die die negativen Abweichungen von der Klimareferenzperiode 1961–1990 anzeigen. Die Mehrheit der damaligen Sommer würden wir heute als viel zu kalt empfinden. Nicht zu reden vom „Jahr ohne Sommer 1816“, als es verbreitet zu Missernten kam und im darauffolgenden Winter die Menschen auch in Österreich verhungerten (Pfister 1999, S. 154). Das ist gut 200 Jahre her und es war die letzte große Hungersnot im Alpenraum. Die Ursache war eine Serie von schweren Vulkanausbrüchen in Asien. Das Fass zum Überlaufen brachte dann 1815 die besonders heftige Explosion des Vulkans Tambora auf Indonesien. Im darauffolgenden Sommer 1816 brachen die Ernten ein – nicht nur in Europa, sondern auch in Nordamerika. Schreiten wir nun über die dunkelgrauen und hellgrauen Balken weiter ins 20. Jahrhundert. Da sehen wir bis in die frühen 80er-Jahre relativ geringe Schwankungen um den Mittelwert, dunkelgraue und hellgraue Balken wechseln sich ab. Und dann, seit 1985, eine durchgehende Wand aus hellgrauen Balken: Seit 36 Jahren gibt es nur noch Sommer – wohlgemerkt rein auf die Temperatur bezogen, nicht auf den Regen –, die weit über dem Mittelwert des 20. Jahrhunderts liegen. Mit anderen Worten – wer heute 35 Jahre alt ist, weiß nicht, wie kalt ein Sommer noch im 20. Jahrhundert sein konnte. Für die Umwelt hat das Folgen: Die Seen und Flüsse werden immer wärmer und die Zusammensetzung der darin lebenden Tiere und Pflanzen ändert sich. Eine Studie der ZAMG für zwölf Seen in Österreich (vgl. ZAMG 2018) zeigte, dass die Wassertemperaturen seit 1880 bis zu 2 Grad Celsius gestiegen sind, am stärksten seit den 1980er-Jahren im Frühling und im Sommer. Wer also gerne Sonne und warme Badeseen hat, ist heute sicher besser bedient als noch vor 40 Jahren oder gar im 19. Jahrhundert. In den Städten kann man dagegen die Erwärmung seit den 80er-Jahren nicht nur positiv sehen, da ist die Hitze schon heute manchen zu viel.

      Grafik 2: Markante Hitzewellen wurden in Deutschland, der Schweiz und Österreich seit den 1990er-Jahren deutlich häufiger: Auswertung von Hitzewellen mit einer Serie von mindestens 14 Tagen, an denen der Durchschnitt der täglichen Höchsttemperatur mindestens 30 Grad Celsius beträgt. Quelle: DWD

       3.Die Hitze der Stadt

      Als Rainhard Fendrich 1982 „die Hitze der Stadt ist im Sommer brutal“ in seinem damaligen Sommerhit „Oben ohne“ sang, nahm er die markante Zunahme der Hitzewellen in den Großstädten (Grafik 2) in den folgenden Jahrzehnten vorweg.