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Nachhaltig leben lernen


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des Sommers, wenn Regenwetter nach der Siebenschläfer-Regel „sieben Wochen bleiben mag“. Wir erinnern uns an das Alpenhochwasser 2005: In der Oststeiermark kam es in nur in einer Regennacht zu 780 Hangrutschungen auf 60 km2. In der Schweiz mussten nach der Regenkatastrophe im August die Versicherungen 2,5 Milliarden Euro berappen, die größte Summe, die je in der Schweiz für ein Einzelereignis ausgezahlt werden musste. Eine Unzahl von Murenabgängen verwüstete ganze Talschaften. Der Klimawandel legt hier noch ein paar Schaufeln nach.

      Dabei lohnt sich ein Blick in die Vergangenheit. Eine Analyse historischer Pegelstände zeigt, dass wir uns in Europa seit den 1990er-Jahren in einer anhaltenden Hochwasserphase befinden. Von insgesamt sechs derartigen Phasen in den vergangenen 500 Jahren ist die aktuelle Hochwasserphase immerhin die zweitstärkste. Häufiger und extremer waren Hochwässer nur im Zeitraum von 1750 bis 1800, zu Zeiten der Französischen Revolution. Vermutlich kein Zufall. Durch eine ungewöhnlich nasskalte Witterung fielen die Ernten schlecht aus und es kam zu Hungersnöten, was wiederum zu Hungerrevolten führte. Aber der Unterschied zur aktuellen Hochwasserphase liegt in der Temperatur: In den fünf historischen Hochwasserphasen war die Witterung durchwegs kühler als normal. Wir würden das damalige Wetter heute als nasskalt bezeichnen. In der aktuellen Hochwasserphase ist das anders: Durch den Treibhauseffekt ist es wärmer als früher, also eher feuchtwarm – aktuell sind es 1,5 Grad Celsius mehr als noch im 19. Jahrhundert. Physikalisch gesehen, steckt wieder die simple Tatsache dahinter, dass warme Luft mehr Wasserdampf aufnehmen und sie damit mehr Regen tragen kann. Für die Alpen entscheidend sind ihre spezielle Lage und die gebogene Form des Gebirges. Regen wird entweder vom Atlantik oder vom Mittelmeer an die Alpen geführt und gestaut. Für die Alpensüdseite sind hier vor allem Tiefdruckgebiete über Italien entscheidend, die ihre Regenmengen im Mittelmeer aufnehmen und vom Piemont bis – im Extremfall – ins Salzkammergut entladen können. Dass die Entwicklung solcher Regentiefs über Italien oft von den Alpen selbst angefacht wird, ist eines der Wetterwunder dieses bemerkenswerten Gebirgsstocks. Das wird sich auch in Zukunft nicht ändern.

       6.Bis jetzt gut gegangen

      Aber ist nicht bis jetzt alles gut gegangen mit dem Klimawandel? Warmzeiten waren in der Vergangenheit doch immer gute Zeiten und Kaltzeiten dagegen immer unangenehm. Schlechtes Wetter hat sogar das Römische Imperium zu Fall gebracht, als nach dem berühmten „Römischen Klimaoptimum“ ein verändertes Klima und darauffolgende schlechte Ernten Völker zum Wandern brachten. Und interessanterweise sind wir ja bis jetzt auch mit den unleugbaren Veränderungen der Klimaerwärmung gut zurechtgekommen. Nach einer Studie der Universität für Bodenkultur und der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (Grafik 3) hat zwar die Bautätigkeit genauso zugenommen wie die Starkniederschläge und die Murenabgänge, aber mit dem massiven Ausbau der Schutzbauten haben wir bis jetzt alles gut kompensiert.

      Grafik 3: Die Zahl der schadbringenden Muren (erstes Bild von oben) nahm in den letzten Jahrzehnten in Österreich nicht zu. Der Grund ist, dass der massive Ausbau von Schutzanlagen (zweites Bild von oben) die Auswirkungen von mehr Bebauung in exponierten Lagen (drittes Bild von oben) und mehr Starkregen (unterstes Bild) kompensiert hat. Dargestellt sind die Daten von rund 12 000 Muren, die im Zeitraum 1961 bis 2017 Schäden verursachten. Muren ohne Schäden sind nicht berücksichtigt. Quelle: ZAMG/BOKU.

      Das hört sich gut an. Das Problem ist nur, dass wir erst am Anfang des Klimawandels stehen. Ob wir zukünftige Naturkatastrophen dann so leicht verkraften, wenn wir nichts gegen die Klimaerwärmung unternehmen, ist die große Frage und zu bezweifeln – sehr teuer wird es auf jeden Fall.

       7.Die Zukunft liegt in unseren Händen

      Wird es in Zukunft öfter zu solch extremen Sommern kommen? Egal, ob zu nass oder zu trocken? Das ist zu befürchten. Was bis Ende des 20. Jahrhunderts normal war – Sommer mit einer raschen Abfolge von Sonne und Regen – sollte seltener werden. Wieso wir das so genau zu wissen glauben? Der Klimawandel hat ein Gefälle. Die Erwärmung ist an den Polen stärker als am Äquator. Dadurch schwächt sich auch der Temperaturunterschied zwischen der polaren Kaltluft und der äquatorialen Warmluft ab. Als Folge haben Tiefdruckgebiete weniger zu tun. Ihre Aufgabe ist es ja, den Temperaturunterschied zwischen Äquator und Polen in einer Art nie endenden Sisyphusarbeit abzubauen. Das macht die Tiefdruckgebiete, wie schon beschrieben, zunehmend träger und ortsfester. Das Grundübel des vergangenen Sommers.

      Damit ist der aktuelle Klimastatus wie folgt zu sehen: Die Verkettung weltweiter Naturkatastrophen im Sommer 2021 – von Tornados, verheerenden Waldbränden bis zu schwersten Überschwemmungen – ist ein Weckruf des laufenden Klimawandels. Verheerende Dürren mit Ernteausfällen und Waldbränden oder sintflutartige Regenfälle mit noch mehr Überschwemmungen und Murenabgängen sind auch in den Alpen wahrscheinlicher als früher und können uns schon nächsten Sommer treffen. Damit werden wir aber zu leben lernen müssen. Trotzdem müssen wir jetzt handeln: Der Klimawandel hat wie ein schwerer Ozeanriese Fahrt aufgenommen und in den Alpen ist er weitergefahren als im globalen Mittel (Grafik 4). Weltweit ist es am Ende des 19. Jahrhunderts um ca. 1 Grad Celsius wärmer geworden, in Österreich dagegen schon um knapp 2 Grad Celsius. Wenn wir von unserem fossilen Weg nicht abkommen, sind es bis zum Ende des Jahrhunderts 5 Grad Celsius. Eine Welt, wie wir sie in der gesamten Geschichte der menschlichen Besiedlung der Alpen nicht erleben mussten.

      Grafik 4: Klimaprojektionen für Österreich. Wenn die Welt von Kohlendioxid und Methan loskommt, bremsen wir in Österreich die Erwärmung bei guten 2 Grad Celsius ein (hellgrauer Bereich). Gelingt uns das nicht, werden es bis zum Ende des Jahrhunderts 5 Grad Celsius (dunkelgrauer Bereich). Quelle: ZAMG.

      Für unsere Zivilisation – auch in den Alpen! – wird es zur Überlebensfrage, wie weit die Klimaerwärmung über 2050 voranschreitet und wie heftig die Auswirkungen werden. Alles entscheidet sich in den kommenden 20 bis 30 Jahren. Wir müssen raus aus der fossilen Öl- und Kohlewirtschaft, um den Klimawandel bis 2050 zu bremsen. Die Zukunft unserer Kinder und Enkelkinder hängt davon ab. Nur Mut, es ist noch zu schaffen!

       Literatur

      Pfister, Christian (1999): Wetternachhersage. 500 Jahre Klimavariationen und Naturkatastrophen (1496–1995). Bern/Stuttgart/Wien: Verlag Paul Haupt.

      ZAMG (Stand 01.08.2018): Österreichs Seen werden immer wärmer. Online: https://www.zamg.ac.at/cms/de/klima/news/oesterreichs-seen-werden-immer-waermer [06.09.2021]

      Die verwendeten Grafiken stammen von der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG)/www.zamg.ac.at sowie vom Deutschen Wetterdienst (DWD)/www.dwd.de.

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