Alexandre Dumas

Himmel und Hölle


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geht über meine Mittel.«

      Dann drehte er sich aber zu Madelainen um, die ganz blass aussah und ihn betrübt betrachtete. Er seufzte.

      »Es geht über die Mittel?« wiederholte Mathieu lächelnd. »Es ist also nicht wahr, dass Ihr einen Schatz vergraben habt?«

      »Ach,« antwortete Vater Kleine, »wenn ich einen Schatz vergraben hätte, würde ich denn meine Schwiegertochter, die Witwe meines Wilhelm, an eine Egge spannen?«

      »Freilich,« meinte Mathieu, der wohl einsah, dass er die bittere Wahrheit gehört hatte; es ist wahr und Ihr sollt meinen Esel wohlfeil haben.«

      Vater Kleine sah den Grauen an; er war ein schöner Esel mit glänzendem Fell, langen geraden Ohren und einem prächtigen schwarzen Streifen auf dem Rüden hin. Er wagte endlich nach dem Preise zu fragen.

      Nachbar Mathieu sah, was in den Fragenden Gedankten vorging und beruhigte ihn mit den Worten:

      »Er ist nicht teuer und Ihr werdet keine solche Gelegenheit wiederfinden. Ich lasse Euch meinen Grauen für sechzig Francs, die Ihr mir in drei Jahren bezahlen könnt, zwanzig Francs jedes zu Martini. Das ist doch halb geschenkt, nicht wahr?«

      Es war wahr und Vater Kleine hatte also nicht den Mut, wenn auch die Lust zu handeln. Er sah Madelainen an, welche die Augen abwendete, da sie ihren Schwiegervater zu einer solchen Ausgabe nicht veranlassen wollte.

      »Wir wollen sehen,« sagte er.

      »So seht zu,« antwortete Nachbar Mathieu. »Für Jeden kostet er achtzig, Euch lasse ich ihn für sechzig und ich verkaufe ihn nicht ohne es Euch zu melden.«

      »Ich danke.«

      »Ihr seid ja auch brave Leute und verdient's, dass der liebe Gott Euch segnet. Also wenn Ihr wollt, gehört der Graue Euch!«

      Darauf schwang sich Mathieu auf seinen Esel und kehrte nach seinem Hause zurück, wohin der Ochs ihm folgte, der wusste, dass frisches Gras seiner im Stalle warte.

      Vater Kleine hatte geantwortet; wir wollen sehen, nicht weil er nicht eingesehen, welchen Vorteil ihm ein solcher Handel bringe, sondern weil er den Esel erst bei der nächsten Bestellung brauchte und ihn bis dahin nicht nutzlos füttern wollte. Auch musste noch etwas anderes getan werden, ehe er den Grauen kaufen konnte, er musste einen Stall bauen und wie er eine Egge gefertigt hatte, so machte er nun den Maurer und baute einen Stall. Zum Glück gab es noch Platz hinter dem Hause und Steine auf dem Felde, er brauchte also nur einige Scheffel Kalk zu kaufen.

      Ohne einem Menschen etwas zu sagen, ging Vater Kleine an die Arbeit. Freilich musste der Stall den Grauen sofort teurer machen. Zwar war Nachbar Mathieu ein braver Mann, aber so brav ein Mensch auch ist, der Teufel führt ihn des Tages mindestens siebenmal in Versuchung.

      Merkwürdiger Weise baute er den Stall so groß, dass zwei Tiere darin Platz hätten finden können, aber er tat es gewiss nur in Folge eines geheimen Gedankens. Ein Gespann von einem Ochsen und einem Esel war die äußerste Grenze seiner Wünsche.

      Am Tage nach der Vollendung des Stalles glaubte er einen Esel in demselben schreien zu hören. Er stand erstaunt auf, um nachzusehen.

      Der Graue befand sich wirklich in seiner neuen Behausung und fraß von einem Bündel frischen Grases.

      Klein-Vater fragte sich hinter dem Ohre und ging wieder in das Haus. Da traf er den Nachbar Mathieu, der unterdes eingetreten war, auf ihn wartete und ihn grüßte.

      »Hast Du denn den Hans zu mir gebracht?« fragte Vater Klein.

      »Nun freilich,« antwortete der Nachbar.

      »Ich habe ihn ja nicht verlangt.«

      »Das ist freilich wahr, aber ich sah doch, dass Ihr den Stall bautet und da dachte ich so bei mir: Klein-Vater scheint doch dein Grauchen kaufen zu wollen. Weil ich vorgestern einen zweiten Ochsen gekauft und in dem Stalle keinen Platz für drei Stück Vieh habe, sagte ich zu mir selber: jetzt ist die rechte Zeit, den Grauen unterzubringen, und so führte ich ihn in euren Stall.«

      »Bei dem Preise bist Du geblieben?« fragte Vater Kleine mit einiger Besorgnis.

      »Ein ehrlicher Mann hält sein Wort, und ich habe also von Euch sechzig Francs zu fordern, zwanzig nächste Martini, zwanzig übers Jahr und so fort.«

      Vater Kleine dachte einen Augenblick nach und man sah es ihm recht leicht an, dass er sich mit einem großen Gedanken trug. Nach einigen Sekunden hatte er seinen Entschluss gefasst und er fragte:

      »Etwas ließest Du doch wohl ab, wenn der Esel bar bezahlt würde?«

      »Spaßvogel,« antwortete der Nachbar; »ich wusste es doch, dass Ihr einen Schatz irgendwo vergraben habt.«

      »Davon reden wir nicht; ich frage bloß und Du hast mir eine Antwort darauf zu geben. Würdest Du etwas nachlassen oder nicht?«

      »Sechs Francs lasse ich ab und bezahle eine Flasche Wein.«

      »Ein Nachlass von zehn Francs ohne Wein wäre mir lieber,«

      »Ah so!« antwortete der Nachbar Mathieu lachend, »ich habe ganz vergessen, dass Ihr ein Wassertrinker seid.«

      »Der Wein bekommt mir nicht.«

      »Nun, so gebt fünfzig Francs,« fuhr der Nachbar fort, »und da ich kein Geizhals bin wie Ihr, bezahle ich doch noch eine Flasche.«

      »Gut. Ich komme zu Dir und bringe Dir das Geld.«

      »Da,« meinte der Nachbar, »damit ich nicht sehe, wo Ihr es versteckt habt. Vater Kleine, Ihr seid ein Pfiffikus.«

      Der Nachbar war aber auch ein Pfiffikus, denn er hatte recht geraten. Vater Kleine leugnete zwar, dass er aus diesem Grunde nicht auf der Stelle zahle, aber seine Beteuerungen überzeugten den Nachbar nicht, der Kopfschüttelnd fortging und vor sich hin brummte: »er ist ein alter Pfiffikus.«

      Kaum hatte er sich aus dem Hause entfernt, so machte Vater Kleine die Tür zu, horchte auf der ersten Treppenstufe, ob Madelaine, die oben war, nicht etwa gerade herunter kommen wolle, schlich dann an sein Bett, sah sich ängstlich um und nahm aus einem Verstecke in der Wand ein eisernes Kästchen, das er mit einem Schlüsselchen öffnete, welches an einem Riemchen im Knopfloche seiner Lederbeinkleider hing. Dann hob er leise mit einer Hand den Deckel auf, als fürchte er, die fünfzehn Louisdor, welche darin lagen, könnten Flügel erhalten haben und fortfliegen wollen, griff mit dem Daumen und Zeigefinger der andern Hand hinein, nahm zwei schöne Louisd'or heraus, schloß das Kästchen wieder zu, stellte es an seinen Ort, vervollständigte die fünfzig Francs mit dem fehlenden einzelnen Gelde, dass er theils aus einem Leberbeutelchen nahm, theils aus allen Taschen zusammen suchte und betrachtete dabei mehrmals seine beiden armen Goldstücke, die ihren Herrn wechseln sollten, mit tiefem Seufzer. Endlich ging er hinaus, um das Geld fortzutragen, schritt aber an dem Stalle vorbei, um sich für das Opfer, das er brachte, an dem Anblicke des Grauen wenigstens in etwa zu trösten.

      Der Handel war abgeschlossen und endigte nach dem Versprechen Mathieu’s in der Schenke der Mutter Boulanger.

      Im nächsten Jahre brauchte Madelaine nur zu graben; indes auch dies war für die arme Schwächliche schon viel, so dass Nachbar Mathieu, der auf seinem Felde pflügte, wiederum Mitleid mit ihr hatte, als er sie erschöpft und matt auf den Spaten gestützt ausruhen sah.

      »Klein-Vater,« rief er, »ich habe Euch noch einen Vorschlag zu machen.«

      Vater Kleine sah den Nachbar von der Seite an.

      »Ich weiß,« fuhr der Nachbar fort, »von Herrn Niguet, der mein Notar und der Eurige auch ist, dass Ihr ein dreiviertel Stück Feld neben mir gekauft und bar mit siebenhundert Francs in schönen Louisdor bezahlt habt. Für dieses Feld, das mit dem Eurigen hier nicht zusammenhängt, gebe ich Euch von dem da angrenzenden anderthalb Morgen. So gut ist hier freilich der Boden nicht, dass weiß ich wohl, aber Anderthalb ist auch