bis Adam; von David bis Jesus sind die Stammbäume bei Matthäus und Lukas uneinheitlich. 1,3 Tamar, antike Quellen halten sie entweder für nicht-jüdisch, für eine Proselytin oder eine Israelitin (Gen 38; Rut 4,12; 1Chr 2,4; LAB 9,5). Von ihrem Schwiegervater Juda empfängt sie Zwillinge (Gen 38,18; TestJud 12). 1,5 Rahab, die kanaanäische Prostituierte, die loyal zu Josuas Boten war. Sie und ihre Familie werden bei der Zerstörung Jerichos verschont (Jos 6,25; RutR 2 zu Rut 1,1); bMeg 14b führt sie als Frau Josuas auf. Rut, eine moabitische Frau, die in nachbiblischen Texten als Proselytin betrachtet wird (WaR 59,9; bJev 47b; vgl. Rut 1,16–18). 1,6 Frau des Uria, Bathseba, die Ehebruch mit David beging (2Sam 11,2–12,24; 1Kön 15,5; bSchab 56a; bQid 43a). 1,11 Babylonische Gefangenschaft, 597, ein Jahrzehnt vor der Zerstörung des Ersten Tempels und dem Exil 586 v.u.Z. (2Kön 24,10–17). Nach jBer 2,4/5a ist die Zerstörung des Zweiten Tempels (70 u.Z.) der Beginn des Zeitalters der Messiaserwartung. 1,12 Serubbabel, ist von davidischer Abstammung und wird als Erbauer des Zweiten Tempels betrachtet. Nach einigen biblischen Zeugnissen ist er auch eine messianische Figur (Hag 2,23; Sach 4,6–10). Aus der dritten hier aufgeführten Gruppe werden nur die Namen Jojachin, Schealtiël und Serubbabel im Tanach erwähnt. 1,16 Jakob zeugte Josef, vgl. Gen 35,24; Matthäus spielt auf die Vorfahren Israels an. Josef, wenn auch nicht biologisch, so ist Josef doch gesetzlich der Vater Jesu. 1,17 Vierzehn, vgl. oben „Der Stammbaum Jesu“. Von der babylonischen Gefangenschaft, Matthäus zählt im letzten Abschnitt nur dreizehn Generationen auf.
Der Stammbaum Jesu
Stammbäume gibt es überall in der frühjüdischen, griechischen und römischen Literatur (z.B. Gen 10,1–32; 11,10–26; 25,12–18; Ex 6,16–25; Esra 7,1–5; 1Chr 1,1–9; Tob 1,1; Jdt 8,1; Bar 1,1; 2Esd 1,1–3; Quintilian, Inst. 3,7,10; Aeneis 7,1–4). Ihr Ziel ist es, Heldinnen und Helden in ihrer Bedeutung herauszustellen, indem sie ihre Vergangenheit verherrlichen und ihrer Erzählung Legitimität verleihen. Der Stammbaum in Mt 1,1–17 (vgl. Lk 3,23–38) verortet Jesus als Nachkomme Abrahams und Davids und Symbolfigur der Geschichte Israels. Die Einleitungsworte zum Matthäusevangelium (biblos genēseōs, „Entstehungsbericht“) stellen dabei eine textliche Verbindung zur Schöpfungserzählung Gen 2,4 und dem Bericht über die Nachkommenschaft Adams in Gen 5,1 her.
Matthäus führt Jesu Abstammung auf den Patriarchen Abraham und damit auf ein Symbol für die jüdische Identität und Frömmigkeit (Mt 3,9; 8,11–12; 4Makk 6,17.22; tNed 2,5; PesR 11,4) zurück. Zugleich ist Abraham aber auch der erste „Konvertit“, da er vom Götzendienst abließ, um sich Gottes Berufung zuzuwenden (Gen 12,1–4). So repräsentiert er sowohl die jüdische als auch die nichtjüdische Treue zum Gott Israels.Der Stammbaum Jesu bei Matthäus schließt auch vier Frauen mit ein, deren symbolischer Wert vielfältig ist. Zum einen haben mehrere dieser Frauen nichtjüdische Wurzeln: Tamar (Gen 28) ist möglicherweise Aramäerin oder Kanaanäerin, wenngleich sie auch zur Familie Israels gehören kann. Eine rabbinische Legende behauptet, dass sie eine Waise gwesen sei, die sich dem jüdischen Glauben zugewandt habe, um in Judas Familie einheiraten zu können (bSot 10a). Rahab (Ri 2–6) ist eine Kanaanäerin, Ruth eine Moabiterin und die „Frau des Uriah“, Bathseba, war mit einem Hethiter verheiratet (2Sam 11). Wie Abraham könnten die Frauen daher für die Einheit von Juden und Nichtjuden unter den Anhängern Jesu stehen. Die unerwarteten sexuellen Beziehungen dieser Frauen – Tamar hat eine Beziehung mit ihrem Schwiegervater, Rahab ist eine Hure, und Ruth, die moabitische Vorfahren (Gen 19) hat, bringt Boas in eine möglicherweise kompromittierende Lage (Ruth 3); Bathseba begeht Ehebruch mit David – deuten nicht auf sündhaftes Verhalten hin. Im Gegenteil, die jüdische Tradition preist diese Frauen (LAB 3,14; ARN 45 B; PesR 40,3-4). Außerdem nehmen sie die überraschende Empfängnis Jesu und Josefs anfängliche Weigerung, seine schwangere Verlobte zu heiraten, vorweg.Man kann den Stammbaum Jesu bei Matthäus auch als ein Beispiel für Gematrie ansehen, eine literarische Technik, die den hebräischen Buchstaben Zahlenwerte zuweist. Die Genealogie kreist um die Zahl 14, die Summe der hebräischen Konsonanten, die den Namen „David“ bilden: (Dalet = 4, Waw = 6, Dalet = 4). Vierzehn besteht aber auch aus zweimal sieben, wobei die Zahl sieben, die Anzahl der Wochentage, auch für die Vollkommenheit des Schöpfungswerks stehen kann. Um das Generationenmuster stabil bei 14 zu halten, muss Matthäus fünf Könige auslassen: Ahasja, Joasch, Amasja, Joas und Jojakim. Dazu enthält das dritte und letzte Set nur dreizehn Namen, was nahelegt, dass die vierzehnte und letzte Generation die der Kirche sein soll.
18 Die Geburt Jesu Christi geschah aber so: Als Maria, seine Mutter, dem Josef vertraut[*] war, fand es sich, ehe sie zusammenkamen, dass sie schwanger war von dem Heiligen Geist. 19 Josef aber, ihr Mann, der fromm und gerecht war und sie nicht in Schande bringen wollte, gedachte, sie heimlich zu verlassen.
20 Als er noch so dachte, siehe, da erschien ihm ein Engel des Herrn im Traum und sprach: Josef, du Sohn Davids, fürchte dich nicht, Maria, deine Frau, zu dir zu nehmen; denn was sie empfangen hat, das ist von dem Heiligen Geist. 21 Und sie wird einen Sohn gebären, dem sollst du den Namen Jesus geben, denn er wird sein Volk retten von ihren Sünden. 22 Das ist aber alles geschehen, auf dass erfüllt würde, was der Herr durch den Propheten gesagt hat, der da spricht (Jesaja 7,14): 23 »Siehe, eine Jungfrau wird schwanger sein und einen Sohn gebären, und sie werden ihm den Namen Immanuel geben«, das heißt übersetzt: Gott mit uns.
24 Als nun Josef vom Schlaf erwachte, tat er, wie ihm der Engel des Herrn befohlen hatte, und nahm seine Frau zu sich. 25 Und er erkannte sie nicht, bis sie einen Sohn gebar; und er gab ihm den Namen Jesus.
Mt 1,18–25 Jesu Geburt (Lk 1,26–2,40) 1,18 Ehe sie zusammenkamen, vgl. mKet 1,2; 5,2; vielleicht ein Hinweis auf die Zeit der Verlobung, die der eigentlichen Ehe vorausgeht. bKet 57b legt nahe, dass eine solche Verlobung mit etwa zwölf Jahren stattfand (vgl. mNed 10,5; BerR 95), wobei dieses rabbinische Ideal nicht zwingend die Praxis des ersten Jahrhunderts widerspiegeln muss (vgl. „Jüdisches Familienleben im ersten Jahrhundert u.Z.“). Die Verlobung war mit einem Ehevertrag (hebr. ketuba) rechtlich bindend. (vgl. Tob 7,13; mKet 5,2; mNed 10,5). Heiliger Geist, die schöpferische und fortwährende Präsenz Gottes (Gen 1,2; 2,7; 8,1; Ex 13,21–22; Jos 2,11; Ps 51,13; bChag 12ab). 1,19 Fromm und gerecht, ein matthäisches Motiv (Mt 3,15; 5,6.10.20;