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Das Neue Testament - jüdisch erklärt


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Denn er wusste, dass sie ihn aus Neid überantwortet hatten.

      26 Da gab er ihnen Barabbas los, aber Jesus ließ er geißeln und überantwortete ihn, dass er gekreuzigt würde.

       Mt 27,11–26 Jesus vor Pilatus (Mk 15,2–5; Lk 23,1–7.13–25; Joh 18,29–19,16) 27,11 König der Juden, Pilatus würde einen jüdischen „König“ als Bedrohung für das Imperium betrachten. 27,14 Er antwortete ihm nicht, vgl. Anm. zu 26,63; 1Tim 6,13. 27,15 Einen Gefangenen losgeben, Rom ließ hin und wieder Gefangene frei, aber nicht diejenigen, „die offenbar den Tod verdient hatten“ (Jos.Ant. 20,215; vgl. mPes 8,6). 27,16 Vgl. Mk 15,7; Lk 23,25. Rom würde keinen bekannten Häftling entlassen. Jesus Barabbas, aram. für „Sohn des/eines Vaters“. In einigen frühen Handschriften fehlt „Jesus“. Der Name Barabbas taucht auch in rabbinischer Literatur auf, wo unter anderem ein Abba bar Abba („Vater, Sohn des Vaters“), Vater eines berühmten Gelehrten namens Samuel, erwähnt wird; vgl. bBer 18b. Der Name steht für ein theologisches Argument: Der unschuldige „Jesus, Sohn des Vaters“ zahlt das Lösegeld für sein schuldiges Gegenüber. 27,19–20 Seine Frau, nur bei Matthäus erwähnt (vgl. ActPil 2,1). Traum, erinnert an Josef (Mt 1–2). 27,22 Kreuzigen, die römische Hinrichtungsmethode für nicht-Bürger und Aufständische – manchmal in großen Gruppen. Der Kreuzigung ging oft eine Geißelung voran (Jos.Bell. 5,449–51). Das Opfer wurde an den Querbalken (durch die Handgelenke) angenagelt oder angebunden; die Strafe schloss öffentliche Bloßstellung (die Opfer waren oft nackt) und einen schleichenden Tod durch Ersticken ein, da die Erschöpfung des Gekreuzigten es mit der Zeit unmöglich machte, den Körper zum Atmen anzuheben. Die Tora fordert, durch Pfählung Hingerichtete noch am selben Tag zu bestatten (Dtn 21,22–23). Auch der böse Haman wurde auf einem Pflock (Est 7,10) zusammen mit seinen zehn Söhnen (Est 9,13–14) gepfählt. 27,24 Wusch sich die Hände, nur bei Matthäus erwähnt. Die rituelle Handlung kann mit Reinigung oder der Befreiung von Schuld assoziiert werden (Dtn 21,1–9; Ps 26,6; 73,13). Da Pilatus das Recht nicht durchsetzen kann, ist er an der Hinrichtung Jesu mitschuldig. 27,25 Sein Blut komme über uns und unsere Kinder, dieser nur bei Matthäus überlieferte Vers führte dazu, dass Christinnen und Christen vieler Generationen Juden für den Tod Jesu verantwortlich machten (Vgl. Anm. zu 21,37-39). Die frühe Leserschaft des MtEv hat den Satz wahrscheinlich auf die Einwohner Jerusalems bezogen, die in der Folge des jüdischen Krieges (66–70 u.Z.) getötet oder versklavt wurden. Frühe Christusgläubige könnten diese Verwüstung als Strafe für die Verurteilung Jesu angesehen haben.

      Der „Schrei des Blutes“

      Nur Mt 27,25 stellt „das ganze Volk“ (gr. pas ho laos) so dar, dass es nach Jesu Kreuzigung verlangt, ja, während Pilatus zögert, auf ihr besteht: „Sein Blut komme über uns und unsere Kinder.“ Dieser Ausruf, der gewöhnlich als „Schrei des Blutes“ bezeichnet wird, wurde von Christen durch die Jahrhunderte hindurch so verstanden, dass er sich auf alle Juden zu allen Zeiten und an allen Orten beziehe, die so für Jesu Tod verantwortlich gemacht werden. Die erste Bezeugung dieser Ansicht konnte man in 1Thess 2,14–16 finden, also in der Mitte des 1. Jahrhunderts u.Z., wo Paulus „die Juden“ für den Tod Jesu verantwortlich macht, obwohl die Bedeutung von „die Juden“ hier fraglich ist, zumal Paulus selbst Jude war. Paulus meint hier vermutlich die jüdischen Autoritäten, einige wenige Mitglieder der Gemeinde oder „Judäer“, also lediglich die Bevölkerung Judäas (s. Iou-daios, S.640). Zur Zeit Justins des Märtyrers im 2. Jahrhundert u.Z. zeigt sich die Meinung, die Juden seien allgemein für den Tod Jesu verantwortlich, schon deutlicher (s. Iust.dial. 16; s.a. EvPetr 1,25: „Da erkannten die Juden und die Ältesten und die Priester, welches Übel sie sich angetan hatten“ – das impliziert einen generellen Schuldvorwurf für Jesu Tod). Aber schon in der Antike stellten sich manche gegen diese Lesart (z.B. Chrys.hom.Mt 86,2, der z.T. anführt, dass Paulus selbst Jude war). Mit der Verkündung der Erklärung des 2. Vatikanischen Konzils, „Nostra Aetate“, im Jahre 1965, gab die römisch-katholische Kirche, und in ihrem Gefolge zahlreiche andere christliche Kirchen, diese Sicht der Kollektivschuld auf.

      Da dieser Vers wahrscheinlich aus früheren Schriftaussagen stammt (Lev 20,9; Dtn 19,10; Jos 2,19; 2Sam 1,16; bes. Jer 26,15: „so werdet ihr unschuldiges Blut auf euch laden“; vgl. auch Apg 5,28), diente er Matthäus vermutlich eher als Aussage über die Erfüllung von Prophetenworten denn als eine universelle Verurteilung der Juden. Im Kontext des Matthäus waren außerdem „das ganze Volk“ von Jerusalem und ihre Kinder Zeugen der Zerstörung der Stadt im Jahr 70 u.Z. Manche Fachleute sind auch der Ansicht, dass Matthäus hier absichtlich ironisch ist: Unwissentlich ruft die Menge Jesu heilsames Blut auf sich selbst herab (s. Mt 26,28).