hypnotherapeutisch-wissenschaftliche Daten belegen, wie besondere Formen zwischenmenschlicher Kommunikation dokumentierbare Veränderungen im Organismus bewirken.
Angesichts solcher Ergebnisse hat die moderne Medizin nach einiger Zeit des Zögerns diese Erkenntnissen über die Macht des Wortes anerkannt. Ein entscheidendes Forschungsobjekt war das Arzt-Patienten-Gespräch, bei dem Erfolg und Misserfolg therapeutischer Maßnahmen von der verwendeten Wortwahl der Therapeut·innen abhängt. Diese Tatsache fand nicht nur in Lehrinhalten ärztlicher Ausbildungscurricula ihren Niederschlag, sondern hielt auch Einzug auch in die Psychosomatik und Psychoonkologie. Inzwischen finden die Techniken der sogenannten Sprechenden Medizin aus der Psychotherapie, Hypnotherapie, Paar- und Konfliktberatung immer häufiger Anwendung auch in Coachingseminaren zur Unternehmensberatung und Kommunikationsschulung.
In meiner eigenen Praxis durfte ich erfahren, dass es den therapeutischen Prozess erleichterte, wenn es gelang, Körpersignale sowohl bei mir, dem Therapeuten, als auch bei den Klient·innen als Ressourcen nutzen zu können. Bestimmte körperliche Anzeichen weisen auf die entsprechenden Teilbereiche des unbewussten, vegetativen Nervensystems hin, das die notwendige Fähigkeit zur Wahrnehmung, zum Aufbau und zur Abgrenzung in der Kommunikation erst ermöglicht. Sobald Menschen ihre unbewussten Steuerzentralen als Teile ihres Selbst, als innere Berater·innen kennen- und verstehen lernen und im Sinne einer ganzheitlichen Erfahrung spüren können, erleben sie sich weniger ohnmächtig. Empfindet man beispielsweise Wut, spürt man u. a. als körperliche Reaktion die Anspannung der Kaumuskeln. Wenn Klient·innen mit Hilfe bestimmter Techniken spüren lernen, wie Entspannung der Kaumuskulatur auch das Gefühl der Wut verringert und damit den Kopf freier für effektivere Lösungsversuche macht, wie sie also mit körperlichen Aktionen emotionale Empfindungen beeinflussen können, dann erfahren sie das wichtige Gefühl der Selbstwirksamkeit, eines der wichtigsten Erfolgsparameter psychotherapeutischer Arbeit. Dahinter steht die Idee, dass bestimmte Regulationsmodule des unbewussten Nervensystems, die sich dysfunktional verhalten, als Persönlichkeitsanteile erkannt und beeinflusst werden können.
Psychotherapeutische Methoden, die den Körper mit einbeziehen, erfassen tiefere Beziehungsebenen und sind nachhaltiger wirksam. Dies könnte erklären, warum ganzheitliche Behandlungsmethoden in einigen Bereichen der Medizin eine länger anhaltende Wirkung zeigen als engfokussierte Spezialmethoden, genauso wie z. B. notwendige chirurgische Eingriffe bei akuten Erkrankungen oder Verletzungen segensreich sind. Wenn hier von Ganzheitlichkeit die Rede ist, ist damit das Verständnis einer Struktur und Funktionsweise des menschlichen Organismus gemeint, in dem seelische und körperliche Empfindungen, Reaktionen, Denkweisen und Handlungen so eng miteinander verbunden sind, dass dies nicht als bewusster Prozess, sondern als unbewusster Vorgang, als Reaktion aus dem Bauch heraus oder als Bauchgefühl bezeichnet wird. In der Psychotherapie stehen zur Erklärung zahlreiche Behandlungsmodelle und Thesen zur Verfügung, die erfolgreich bei psychischen Störungen eingesetzt werden. Das Trancemodell der TCM arbeitet mit dem Regelwerk jahrtausendealter Diagnose- und Therapieschemata, um, vereinfacht ausgedrückt, seelisch und körperlich wirksame Selbstheilungskräfte zu entdecken und zu stärken.
Dahinter steht das bereits erwähnte Konzept, dass Störungen im menschlichen Körper dadurch entstehen, dass innere und äußere Faktoren den harmonischen Fluss der Selbstheilungskräfte blockieren. Therapeutisches Ziel war und ist es, diese Blockaden zu lösen – auch ohne die Hilfsmittel der modernen Medizin ein sinnvoller Ansatz, der in verschiedenen Kulturen im Laufe der Menschheitsgeschichte verfolgt wurde. Hierbei spielten schamanische rituelle Bräuche mit tranceähnlichen Zeremonien eine große Rolle. Sie nutzten Metaphern und Trancebilder, die körperlich und seelisch wahrgenommen werden konnten, um gestörte Körperfunktionen wieder in ein harmonisches Fließen zu bringen.
Das Trancemodell der TCM, das allgemeinmedizinische, psychotherapeutische und naturheilkundliche Behandlungsprinzipien berücksichtigt, findet heutzutage seine Anwendung vor allem in chronischen seelischen und körperlichen Störungen und Erkrankungen. Um diagnostische Zeichen und therapeutische Maßnahmen in einen regelhaften Zusammenhang zu bringen, bedarf es gewisser Strukturen, die sich bei vielen Heilkulturen in auffälliger Weise ähneln. Die TCM leitet die Wandlungsphasen, vereinfacht als seelisch-körperliche Reaktionsmuster bezeichnet, von den fünf Elementen ab. Analog dazu sind die Einsatzmöglichkeiten der Trancebilder zu den inneren unbewussten Berater·innen in Beziehungsaufbau und Kommunikation zu verstehen. Im Gegensatz zu anderen mentalen Verfahren mit frei assoziiert entstandenen Visionen werden in unserem Modell geführte Trancen vorgestellt, die erst in einem zweiten Schritt die aufkommenden Assoziationen mitberücksichtigen. Der archetypische Ursprung der hier verwendeten Trancen erklärt den besonderen Erfolg in ihrer Anwendung schon in den Zeiten schamanischer Heilrituale.
Als Hauptursache psychosomatischer Störungen stellten sich meist kommunikative Schwierigkeiten unserer Klient·innen heraus, die sich oft unbemerkt über viele Jahre in familiären, partnerschaftlichen oder beruflichen Feldern entwickelt haben. Die therapeutischen Bemühungen gerade in diesen Krankheitsfeldern führten zu der Erkenntnis, dass Heilung vor allem durch erfolgreiche Kommunikation erreicht werden kann.
Der Begriff der Heilung kann weit gefasst werden. Denken wir an »kranke« Beziehungen zwischen Menschen, Wirtschaftssystemen oder Staaten. Wenn es an der Fähigkeit, dem Willen oder der mentalen Kraft fehlt, Probleme zu erörtern und Lösungsprozesse einzuleiten, dann kann ein Lösungsansatz auch als Heilungsprozess sozialer Systeme verstanden werden, in dem erfolgreiche konstruktive Kommunikation im Mittelpunkt steht. Der Ansatz in diesem Buch verfolgt die Betrachtung der Vorbereitung, des Aufbaus einer inneren Haltung, die nötig ist, um Kommunikation unter dem Aspekt von Heilung durchzuführen. Auf eine soziale Beziehung heilsam einzuwirken bedeutet letztlich, Frieden zu schaffen: die wichtigste Voraussetzung für nachhaltigen Erfolg.
Um die notwendige innere Haltung zu erzeugen werden mentale Techniken eingesetzt, die in der modernen Psychotherapie ebenso verwendet werden wie im Coaching, in Think-Tanks, Teambildungs- und Mediatoren-Ausbildungsseminaren. Das ASOMA-Kommunikationsmodell, das in Kapitel 1.7 näher erläutert wird, bietet in dieser Hinsicht eine besondere Ergänzung. Es greift auf aktuelle Forschungsergebnisse zurück, die archetypische Metaphern traditioneller Naturheilverfahren, Erkenntnisse der Hypnotherapie und körperorientierten Achtsamkeitstechniken verbinden, um damit Methoden zu entwickeln, die in therapeutischen Prozessen erfolgreich angewendet werden.
Viele von uns haben diverse mentale Techniken kennengelernt, die mit Selbsthypnose oder Meditation arbeiten. Diese bauen auf der Vorstellung auf, dass der Zugang zu unserem Unbewussten, also zu den inneren Persönlichkeitsanteilen, Ego-States oder inneren Berater·innen, nur selten in einem kurzen Erkenntnisprozess möglich wird, sondern wiederholter Übungen oder Trainingseinheiten bedarf. Die hier vorgestellten Techniken unterscheiden sich von anderen dadurch, dass sie mit archetypischen, tief im Menschen verwurzelten Bildern arbeiten, die als Metaphern die Durchführung und Inhalte der Heilrituale früherer Kulturen prägten.
Bemerkenswert ist, dass die Rituale alter Heiltraditionen, die sich in verschiedenen Erdteilen entwickelt haben, archaische Gemeinsamkeiten aufweisen, in denen Körperempfindungen und Emotionen so in Verbindung gebracht und erlebbar gemacht werden, dass damit körperliche und seelische Heilprozesse initiiert werden können. In aller Regel werden diese positiv erlebten Veränderungen mit der Belebung eines prinzipiell harmonischen Fließens einer Heilenergie oder der Selbstheilungskräfte erklärt.
Um leichter nachvollziehen zu können, welche Rolle die überlieferten Lehren traditioneller Heilverfahren in einer modernen Kommunikation spielen, wird im Buch skizziert, wie Entstehung und Wirkung von Kommunikation untrennbar mit dem inneren Energiefluss des Menschen verbunden sind. Dieser Fluss wiederum wird von vegetativen Steuerungssystemen geregelt.
Wir können die aktuelle Funktionsfähigkeit, Schwächen und Stärken dieser vegetativen Systeme erkennen, wenn wir auf bestimmte seelische und körperliche Zeichen achten, die als somatische Marker bezeichnet und als Zeichen von Körperwissen oder somatischer Intelligenz verstanden werden. Der Aufbau gesunder, erfolgreicher Beziehungen benötigt eine klare Kommunikation, in der vegetative Systeme als starke innere Berater·innen mit guten Fähigkeiten zur Wahrnehmung und Abgrenzung zur Verfügung