Sicht traditioneller Heilverfahren gesunde oder ungesunde Effekte auf unsere Lebens- und Selbstheilungskräfte. Stress durch unlösbar erscheinende Konflikte in zwischenmenschlichen Beziehungen erzeugt oder verstärkt Blockaden und kann damit die Störungen körperlicher und seelischer Art führen. Daher hat eine konstruktive Kommunikation nicht nur das Ziel, geistig fassbare Fragen zu klären, sondern auch die Fähigkeit, durch Auflösung dieser Blockaden seelische und körperliche Heilung zu unterstützen.
In den letzten Jahren sind wissenschaftliche Untersuchungen in den Fokus gerückt, die sich auf die Auswirkungen verschiedener Kommunikationsverhalten ausrichten. Dabei stellte sich heraus, dass die ganzheitliche Betrachtung der Abläufe im menschlichen Körper und der Funktion des unbewussten Nervensystems zu Lösungsansätzen führt, mit denen wir die kommunikativen Fähigkeiten sowohl im medizinischen als auch im sozialen Bereich deutlich verbessern können.
Die Wirkung der Gespräche zwischen Ärzt·in und Patient·in wird erst seit einigen Jahren verstärkt diskutiert immer mehr Thema in der Forschung von Medizin und Psychologie. Die Ergebnisse zeigen, welche Erfolge vor allem durch eine Kommunikation erreicht werden, die sich an hypnotherapeutischen Methoden orientiert. Hansjörg Ebell (2004), Facharzt für Psychosomatische Medizin und Psychotherapie, konnte anhand mehrerer Studien die besondere Wirkung hypnotherapeutischer Gesprächsführung nachweisen. Danach fühlten sich die Patient·innen nicht nur besser, sondern konnten den Bedarf an Schmerzmitteln reduzieren und berichteten über signifikant kürzere und komplikationsärmere Heilverläufe. Zentraler Punkt dieser Gesprächsführung ist der achtsame Einsatz von Sprache, der sich im Sinne hypnotherapeutischer Zuwendung besonders an den Assoziationen und Reaktionen der Patient·innen orientiert.
Eine Auswertung von Metaanalysen von Winfried Häuser (2017) ergab bei über 400 Patient·innen einen geringeren Schmerzmittelverbrauch während und nach Operationen sowie bei psychosomatischen Erkrankungen, wenn die Patient·innen hypnotherapeutisch mitbehandelt wurden. Einen Effekt hatte nicht nur der Einsatz hypnotischer Techniken, sondern auch die Art der sprachlichen Zuwendung. Das Fazit der Analyse: Hypnotische Techniken wie der Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zu Patient·innen von allen Ärzt·innen und Zahnärzt·innen im klinischen Alltag können Bestandteil einer wirkungsvollen Arzt-Patienten-Kommunikation sein.
Die besondere Auswahl von Worten in einer Unterhaltung entfaltet sich aber nicht nur in Arzt-Patienten-Gesprächen, wo mittlerweile die Wirksamkeit belegt wurde, sondern in jeder Begegnung von Menschen mit Menschen, sei es am Arbeitsplatz, beim Hobby oder in der Familie.
Eine nachhaltige Wirkung im Aufbau einer tragfähigen Beziehung zwischen den Kommunikationspartner·innen wird erzielt, wenn Zeichen wie körperliche Befindlichkeiten und Reaktionsweisen so wahrgenommen und verwendet werden können, dass sie zur Klärung des aktuellen Zustands der vegetativen Systeme und damit zum Erfolg der Unterhaltung beitragen können. Gemeint sind mit diesen Zeichen sogenannte somatische Marker, d. h. genau definierte seelische und körperliche Äußerungen des Organismus, die auf den aktuellen Zustand der vegetativen Systeme hindeuten und die wir als Steuerzentralen des Unbewussten betrachten können. Sie verfügen über bestimmte Begabungen und Kompetenzen und können ressourcenorientiert als Verstärker oder Übersetzer in kommunikativen Prozessen wirken.
1.4 Verbal oder nonverbal?
Die verbale Kommunikation bedient nur einen kleinen Ausschnitt der zahlreichen Informationskanäle zwischen zwei Menschen. Eine wesentlichere Rolle im Erfassen der gesamten Botschaft, die ein Mensch einem anderen zukommen lässt, spielt die nonverbale Kommunikation. Sie drückt sich nicht in Worten aus, sondern in Zeichen wie Gesten, Mimik, Körperhaltung oder Bewegung, Tonfall, einem Stöhnen oder Lachen usw. Diese Kanäle der Informationsübertragung machen über 80 Prozent dessen aus, was in der Kommunikation vom Empfänger aufgenommen wird, was letztlich haften bleibt, bei ihm wirkt und den Fortgang der Unterhaltung prägt.
Die Komplexität einer Botschaft fällt uns normalerweise kaum auf, solange unser Gegenüber authentisch wirkt, d. h., verbale und nonverbale Informationskanäle sich im Einklang befinden. Aber das ist nicht immer so. Differenzen in den verschiedenen Übertragungswegen spüren wir, wenn uns unser Gegenüber »komisch« vorkommt, nonverbale und verbale Kommunikation nicht zusammenpassen, wenn wir den richtigen Draht zueinander nicht finden oder das harmonische Zusammenschwingen nicht gelingt Das erleben wir häufig im Erstkontakt mit einem Unbekannten. Sobald wir einige Worte wechseln, entsteht entweder ein Gefühl von Sympathie, oder das Gegenüber ist uns weniger sympathisch, sodass wir den Kontakt abbrechen. Erleben ist etwas Momentanes, das unablässig Änderungen unterworfen ist, durch Einflüsse von innen und außen. Wenn wir Freund·innen begegnen oder mit unserer Partner·in zusammen sind, können wir spüren, dass keine Begegnung identisch ist. Etwas ist verändert, ohne dass wir uns das konkret erklären können. Vielleicht haben wir uns am Tag vorher noch gut gelaunt voneinander verabschiedet, und heute scheint mir mein Gegenüber plötzlich in seinem Erleben verändert, ohne dass er oder sie die Ursache der Veränderung erklären kann (oder will). In solchen Fällen sind wir auf die nonverbalen Informationskanäle angewiesen.
Situationen, in denen wir uns bekannte Menschen unerwartet verändert erleben, sind uns vertraut und kommen in jeder lebendigen Beziehung vor. Wenn eine vertrauensvolle und tragfähige Beziehung besteht, können wir davon ausgehen, dass in Kürze verbale und nonverbale Informationskanäle wieder harmonisch zusammenschwingen werden. Meist handelt es sich um eine kurz anhaltende Irritation als adaptives Zeichen in einer Phase, in der Gedanken neu geordnet werden mussten, ohne dass dies von außen bewusst erkennbar war.
Problematisch wird es, wenn diese Momente der Irritation länger anhalten. Dann spüren wir am Arbeitsplatz, aber auch im Freundeskreis oder in der Partnerschaft, dass sich Zeichen einer Distanzierung einschleichen, die uns verunsichern. Manchmal fühlt es sich an wie ein Missverständnis, von dem man nicht weiß, wie es entstanden sein könnte, und das sich unter Umständen zu einer Art seltsamer Fremdheit entwickelt. Wenn zu diesem Zeitpunkt einer der Partner·innen eine Klärung der Beziehung einfordert, wird es Zeit und ist es klug, sich diesem Problem zu stellen. Ehrliche und offene Gespräche zu zweit, im Freundes- oder Kolleg·innenkreis sind gefragt, unter Umständen auch die Hilfe einer professionellen Berater·in.
An diesem Punkt stellen sich wichtige Fragen:
Wo stehe ich, und was will ich?
Wo steht und was will mein Gegenüber?
Wie sieht unsere Beziehung zu diesem Zeitpunkt aus, und wie sollte sie sich ändern?
Daraus ergibt sich die Aufgabe, die zu uns passende Form einer Gesprächsführung zu finden, die beiden Seiten wieder zu einem konstruktiven Kommunikationsstil verhilft.
1.5 Kommunikationsstile
Verschiedene Kommunikationsberater-Schulen haben in den letzten Jahrzehnten wirkungsvolle Modelle und Techniken entwickelt, die mit individuellen Ansätzen erfolgreich zum Einsatz kamen. Die im Folgenden skizzierten Methoden bieten einige der Aspekte an, die mit der in diesem Buch vorgestellten Methode der konstruktiven Kommunikation (ASOMA-Kommunikationsmodell) weiterentwickelt wurden. Wenn wir den Aufbau, die Funktion und Wirkungsweise von Kommunikation aus einem ganzheitlichem Verständnis heraus betrachten, so wie traditionelle Heilverfahren die Funktion des menschlichen Organismus begreifen, dann ergibt sich daraus, dass die Entstehung und Wirkung von Kommunikation untrennbar mit dem inneren Energiefluss des Menschen verbunden ist, der wiederum Einfluss auf unsere seelische und körperliche Befindlichkeit hat. Somit kontrollieren die vegetativen Systeme, d. h. Steuerzentralen im zentralen Nervensystem, durch ihr Zusammenwirken auch die seelischen und körperlichen Abläufe im Menschen.
Einen wichtigen Aspekt im Beziehungsgeschehen zwischen Menschen hob der Psychologe und Psychotherapeut Carl Rogers hervor. Er ging bei der Entwicklung der klientenzentrierten Gesprächstherapie und dem Ausbau der Humanistischen Psychologie davon aus, dass jeder Mensch nach Autonomie, Unabhängigkeit und nach der Befriedigung seiner Bedürfnisse strebt. Sollte dies nicht gelingen, weil sie z. B. den Zwängen des Alltagslebens mit Familie und