Peter Maier

Heilung – Initiation ins Göttliche


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sein. Gerade Eltern, die sich um das Wohl ihrer Familie und ihrer Kinder bemühen und dafür Verantwortung tragen, sind, archetypisch betrachtet, ein Königspaar. Aus Sicht ihrer Kinder bleiben sie dies immer, selbst wenn sie voneinander getrennt sein sollten.

      Zum Familiensystem gehören die Eltern, die Großeltern, alle engen Verwandten, vor allem aber auch die bereits verstorbenen Angehörigen, die Ahnen. Aus der Familientherapie wissen wir heute, dass besonders eine unaufgelöste Schuld oft an die nachfolgenden Generationen weitergegeben wird. Wenn ein Kind in eine Familie hineingeboren wird, ist es unweigerlich nicht nur mit seinen Eltern, sondern auch mit früheren Generationen verbunden, egal ob die Angehörigen aus diesen Generationen noch leben oder bereits gestorben sind. Wenn hier aber beispielsweise noch eine Schuld besteht, die von Familienangehörigen früherer Generationen verdrängt und nicht eingestanden worden ist, so kann sich dies auf das Wohlergehen von späteren Generationen bisweilen sehr heftig auswirken und das Leben von Nachfahren blockieren.19 Dann lohnt es sich sehr, etwa über sogenannte Familienaufstellungen die Ursachen solcher Blockaden aufzudecken und sich um eine Heilung im Familiensystem zu bemühen. Dies ist grundsätzlich immer möglich.

      Hier ein Beispiel: Vor einigen Jahren nahm ich an einem Wochenendkurs für Familienaufstellungen teil. 21 TeilnehmerInnen wollten ihre Familie oder einen Aspekt ihrer Familie aufstellen lassen, um an die Ursachen von Krankheiten, psychischen Problemen oder Blockaden zu kommen. Bei fünf TeilnehmerInnen ergab sich, dass Väter oder Großväter im Krieg gewesen waren. Dabei war es anscheinend zu Kriegsverbrechen oder Gräueltaten gekommen, an denen die Vorfahren beteiligt waren. Tatsächlich erzählten ein Mann und eine Frau, die bereits am Freitag Abend mit ihrer Aufstellung dran waren, am folgenden Tag, dass ihre Großväter bei der SS in Russland waren und an Erschießungen von Gefangenen teilgenommen hatten. Diese Schuld und die ungewürdigten Toten hatten offensichtlich in den Enkeln zu rumoren begonnen, obwohl die Großväter nie etwas darüber erzählt hatten.

      Wenn beispielsweise derartige systemische Verstrickungen vorliegen, hilft keine Psychotherapie im herkömmlichen Sinne und schon gar keine medikamentöse Behandlung von körperlichen Symptomen. In diesen Fällen ist es sehr klug und geboten, die wahren Ursachen im Familiensystem zu suchen. In Kapitel fünf wird dieser Aspekt viel genauer ausgeführt und an Hand von zwei authentischen Fällen näher erläutert.

      Spirituelle Heilung

      Da in meinem Buch auch die spirituelle Heilung zu Wort kommen soll, möchte ich zunächst klären, was ich unter „Spiritualität“ und „spirituell“ verstehe. In uns Menschen gibt es eine tiefe Sehnsucht nach etwas Höherem, nach Gott, nach dem Göttlichen, nach einer universellen Energie. Tatsächlich gehen alle großen Religionen davon aus, dass wir von göttlicher Wesensnatur sind oder zumindest einen göttlichen Funken in uns tragen und dass wir eine unsterbliche Seele haben. Durch sie sind wir von Anbeginn der Zeiten mit dem Göttlichen verbunden.

      Viele Menschen sind sich dessen nicht bewusst oder haben vergessen, dass das Göttliche in uns allen wohnt. Vielleicht meint der Buddhismus genau das, wenn er von „Erwachen“ oder von „Erleuchtung“ spricht: uns wieder bewusst zu werden, dass unsere Seele göttlich, wir also von göttlicher Natur sind. Daher kommt im Grunde die tiefe Sehnsucht vieler Menschen nach Glück, nach Sinn, nach Liebe, nach dem Paradies oder nach einem Heimkommen oder Zurückkehren ins Göttliche. Ich meine, dass auch all die Menschen, die in der Partnerschaft nach Ekstase oder höchstem Glück suchen, letztlich von dieser spirituellen Sehnsucht angetrieben werden.

      Spirituell-Sein meint, sich dieser Sehnsucht nach dem Göttlichen bewusst zu werden. Letztlich handelt es sich auch um diese Sehnsucht, die die Mystiker aller Religionen beseelt. Jede der großen Welt- oder Volksreligionen verkörpert eine exoterische und eine esoterische Seite, so wie die zwei Seiten der gleichen Medaille. Zur exoterischen Seite gehören beispielsweise das Lehrgebäude der Religion, ein Moralsystem, Liturgien und Zeremonien, Feste und Feiertage, auch Sozialdienste wie Caritas oder Diakonie in den beiden großen christlichen Kirchen.

      Die esoterische Seite der Religion ist nur im Menschen selbst, im eigenen Inneren, zu finden. Mystiker aller Religionen versenken sich in Meditation oder in andere geistliche Übungen, um das Göttliche in sich selbst zu entdecken, zu spüren und sich mit dem Göttlichen zu verbinden. Die esoterische Seite wird im Judentum in der Kabbala, im Hinduismus im Yoga, im Buddhismus im Zen-Buddhismus, im Islam im Sufismus und im Christentum in der Kontemplation oder eben in der Mystik erlebt und erfahren.20 All diese esoterischen Systeme haben im Grunde das gleiche Ziel, auch wenn dies überall anders ausgedrückt wird: Es ist die Sehnsucht nach dem Göttlichen, dem Unsagbaren. Dieses wird in den Religionen oder in spirituellen Strömungen mit verschiedenen Begriffen belegt: mit Brahman, Paradies, Nirwana, dem Göttlichen, Allah, Gott, der göttlichen Ur-Energie, der dunklen Nacht der Seele, der Leere, dem All-Eins.

      Ich verstehe unter einem spirituellen Menschen jemanden, der Gott oder das Göttliche sucht oder sich zumindest seiner Sehnsucht danach bewusst geworden ist. Die spirituelle Seite findet im Medizinrad ihren Platz im Osten. Diese Zuordnung macht sehr viel Sinn, da im Osten der Geist, das Göttliche, das All-Eins angesiedelt ist, zu dem der Mensch als „homo religiosus“ wesensmäßig Zugang hat. Im Vergleich der Religionen möchte ich es bewusst offen lassen, ob nur an eine einmalige Inkarnation und eine Auferstehung nach dem Tod geglaubt wird wie in den drei großen „Buchreligionen“ des Judentums, Christentums oder des Islams. Oder ob, wie in den großen östlichen Religionen des Hinduismus und des Buddhismus, von vielen oder zumindest von einigen Inkarnationen ausgegangen wird. Es sollen aber beide Ansätze in diesem Buch zu Wort kommen.

      Viele Zeitgenossen aus unserem westlichen Kulturkreis, die in einer der beiden großen christlichen Kirchen sozialisiert worden sind, haben kein Problem damit, sich als Christen zu fühlen, aber gleichzeitig offen für eine modifizierte Reinkarnationslehre zu sein, wie sie mittlerweile auch in vielen esoterischen Strömungen in Europa oder in den USA angeboten wird. Der mit der Wiedergeburt verbundene hinduistische Begriff „Karma“ ist bereits in das Bewusstsein vieler Menschen auch im Westen eingesickert. Karmalehre und Wiedergeburt gehören jedoch in den Ostreligionen untrennbar zusammen.

      Seelische Verstrickungen, Lieblosigkeiten, schlimme Taten oder eine egozentrische Haltung in früheren Leben, die sich nur auf das Diesseits ausrichtet, bedeuten demnach ein unaufgelöstes Karma, das eine Wiedergeburt verlangt. Zudem waren viele traditionelle Völker davon überzeugt, dass ihre Verstorbenen in eine Art von Ahnenhimmel kamen, um nach einer gewissen Zeit mit neuen Aufgaben erneut in den Stamm hineingeboren zu werden. Wenn nun dieser inkarnatorische Aspekt mit dazu genommen wird, dann hat auch die Spiritualität eine zusätzliche karmische Komponente. In diesem Fall kann man von einer karmisch-spirituellen Ebene und von einer „karmisch-spirituellen Heilung“ sprechen. Mein Anliegen ist es, in diesem Buch auch darauf einzugehen und die Möglichkeit eines solchen Ansatzes aufzuzeigen.

      Lieber Leser, es muss offen bleiben, welcher Art von Spiritualität Sie mehr zuneigen, ob Sie also an nur eine Wiedergeburt wie im Christentum oder an viele Wiedergeburten glauben möchten. Dennoch sollen im Kapitel sechs zwei Fälle beschrieben werden, bei denen eine Heilung offensichtlich nur möglich wurde, weil sich die Betroffenen auch einer karmisch-spirituellen Sicht geöffnet haben. Die spirituelle Sehnsucht jedoch, die Sehnsucht nach dem Göttlichen, sowie der Wunsch nach Heilwerden, nach Liebe, Glück und Sinn sind bei beiden Wegen ähnlich. Darum soll in diesem Buch besonders darauf ein Schwerpunkt gelegt werden.

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