Peter Maier

Heilung – Initiation ins Göttliche


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angezeigt hat. Eine Instabilität in den Knien bleibt jedoch bestehen.

      9.

      Während der jahrelangen familiensystemischen Arbeit werde ich ab 2000 körperlich und seelisch von einem alternativen Heilpraktiker begleitet und unterstützt. Er widerspricht der gängigen Ansicht vieler Orthopäden und Schulmedizinern, wonach ein einmal zerstörter Knieknorpel unheilbar sei. Durch geduldige jahrelange Behandlung baut sich in beiden Knien wieder ein Ersatzknorpel auf, der natürlich nicht mehr so stabil ist wie der ursprüngliche. Auch diese Heilung erfordert meine Offenheit, in meinem Denken alles zuzulassen, was mir helfen könnte und schulmedizinische Dogmen und Denkblockaden vollständig hinter mir zu lassen. Alles ist gut, wenn es nur hilft, auch wenn es manchmal seltsam, unlogisch und für die menschliche Vernunft unverständlich erscheinen mag.

      10.

      Einen wesentlichen Anteil für meine Knieheilung hat die indische spirituelle Lehrerin und Heilerin Amma. Durch ihre Umarmungen seit 2000 erreicht sie in mir eine zunehmende Herzöffnung. Nach einer weiteren intensiven Begegnung mit ihr 2005 erhält auch meine Vaterbeziehung einen wichtigen Heilungsimpuls. Das Besteigen des Herzogstands unmittelbar nach dieser Begegnung ist Ausdruck für eine stattgefundene grundsätzliche Knieheilung und für das wiedergewonnene Vertrauen in meinen Körper.

      Kapitel 2: Das Medizinrad der Heilung

      (1) Das Medizinrad in traditionellen Kulturen

      Kennengelernt habe ich das Medizinrad bei meinen drei eigenen Visionssuchen als ein sehr nützliches Werkzeug, um die verschiedenen Lebensphasen und die Lebensübergänge dazwischen besser verstehen und einordnen zu können. Das Medizinrad hat aber noch viel mehr zu bieten. Für viele traditionelle Stammesgesellschaften ist es eine Art von geistig-seelischer Ur-Medizin, weil damit das ganze Leben, die Stammeswelt und der Bezug zu den Geistern, Ahnen und Gottheiten dargestellt, ausgedrückt und erklärt werden kann. Das Wissen, das im Medizinrad steckt, konnte den Menschen in Stammeskulturen Sicherheit und Geborgenheit schenken. Insofern ist der Begriff „Medizin“ sehr angebracht. Verbreitet war es zum Beispiel bei den Kelten, bei afrikanischen Gesellschaften und bei vielen Indianerstämmen Nordamerikas. Meine Kenntnisse über das Medizinrad habe ich aus drei Quellen erworben:

       Von dem afrikanischen Lehrer, Schamanen und Männer-Initiator Malidoma Patrice Somé. Bei einem Männerworkshop in Österreich wurden alle 60 Männer in einen der Elementen-Clans eingeteilt, die je einer Himmelsrichtung im afrikanischen Medizinrad Malidomas zugeordnet sind.

       Von Lehrern, die in der amerikanischen Tradition der School of Lost Borders des Ehepaars Steven Foster und Meredith Little ausgebildet waren.11

       Von Herrn Martin Berghammer aus dem Landkreis Dachau, der bei seinen schamanischen Workshops mit dem keltischen Medizinrad arbeitet.12

      Während meiner Ausbildung zum Initiations-Mentor wurde mir plötzlich klar, dass das Medizinrad auch ins Christentum Eingang gefunden hat. Unser Adventskranz mit seinen vier Kerzen symbolisierte ursprünglich ein Medizinrad mit den vier Himmelsrichtungen. Beim Medizinrad drücken die vier Richtungen vier Aspekte der Ganzheit und das Allumfassende des menschlichen Lebens aus. Beim Adventskranz sollen die vier Kerzen auf das kosmische Ereignis der Geburt Christi hinweisen, dem alljährlich an Weihnachten gedacht wird.

      Zudem entstand der katholische Jahresfestkreis auf der Grundlage eines Medizinrads. Um die christliche Heilsbotschaft jedes Jahr neu ins Gedächtnis der Gläubigen zu rufen und das ganze Jahr damit zu gestalten, wurden die wichtigsten historischen Heilsereignisse um die Person Jesu und um die Mutter Maria auf ein rundes System projiziert. Dafür eignete sich natürlich das zyklische Medizinrad hervorragend, das sich an je vier besonderen Sonnen- und Mondständen orientiert. So wird zum Beispiel der jedes Jahr erheblich variierende Termin für den Ostersonntag, das wichtigste christlichste Fest, nach einer „heidnischen“, vorchristlichen Methode berechnet:

       Man nimmt zunächst die Tag- und Nachtgleiche, meist am 21. März, dem Frühlingsanfang. An diesem Tag fand bei den Kelten das Ostara-Frühlingsfest statt.

       Als nächstes sucht man den ersten Vollmond nach dem Frühlingsbeginn.

       Ostern wird dann am Sonntag nach diesem Mond gefeiert. Manchmal fällt Ostern sehr nahe mit dem ursprünglichen Ostara-Fest zusammen. Nicht zufällig wollte man die Auferstehung Christi mit dem Frühlingsfest an der Tag- und Nachtgleiche vieler schamanischer Kulturen in Verbindung bringen. Denn in beiden Fällen geht es um Auferstehung, um neues Leben und um einen Neubeginn.

      Jahreszeiten und Lebensphasen

      Doch zurück zum Medizinrad selbst. Wie ist es entstanden und warum lebten viele traditionelle Völker nach solchen Lebensrädern? Dazu meint der österreichische Visionssuche- und Ritualleiter Franz Redl: „Medizinräder der ganzen Welt sind innere und äußere Landkarten des Lebens und des Menschen. Diese Landkarten sind Orientierungen in Bezug auf die äußere Welt, die Natur, aber auch auf die innere Entwicklung, die Individuation des Menschen.“13 Ein Medizinrad dient also einer vielfältigen Grundorientierung. Diese zeigt sich auch in einem Kinderreim, der jedoch nur auf der nördlichen Halbkugel Sinn ergibt:

      „Im Osten geht die Sonne auf,

      im Süden steigt sie hoch hinauf.

      Im Westen wird sie untergehen,

      im Norden ist sie nie zu sehen.“

      Damit kann man mit dem Medizinrad, das auf einem „Weltbild des Augenscheins“ beruht, einen Tagesablauf abbilden. Der Mond wird dabei im Norden angesetzt. Kinder erleben noch heute die Welt in diesem Sinne.

      Man kann aber auch ein ganzes Jahr mit dem Medizinrad erfassen. In diesem Fall wird der Frühling im Osten, der Sommer im Süden, der Herbst im Westen und der Winter im Norden angesetzt. Wie oben bereits erwähnt, wurde der christliche Jahreskreis in ein bereits vorhandenes Medizinrad gelegt und die darin enthaltenen großen Jahresfeste, die sich an besonderen Sonnen- und Mondständen orientierten, wurden als christliche Feste neu gedeutet und uminterpretiert.

      Schließlich lässt sich mit dem Medizinrad ein ganzes Menschenleben darstellen. Da viele traditionelle Kulturen davon überzeugt waren, dass eine Seele nach dem Tod in eine Art Geisterwelt eingeht, um nach einer bestimmten Zeit wieder in den Stamm hineingeboren zu werden, wurde dies natürlich im Medizinrad berücksichtigt. Demnach kann man die Geburt eines Kindes im Südosten ansetzen und die Kindheit in den Süden, die Jugendzeit in den Westen, die lange Phase des Erwachsenseins in den Norden und das (hohe) Alter in den Osten legen. Der Tod selbst findet dann im Medizinrad etwas südlich von der Ostmarkierung Platz. So, wie ein neuer Tag im Sinne des Medizinrads immer wieder im Osten beginnt, weil die Sonne im Osten oder Südosten aufgeht, so nimmt auch eine Seele nach dem körperlichen Tod eines Menschen einen Neuanfang in einer weiteren Inkarnation. Die Geburt wird deshalb im Südosten des Medizinrads angesiedelt. Zwischen dem Tod und einer Neugeburt befindet sich eine Leerphase, die man auch als „die dunkle Nacht der Seele“ bezeichnen könnte.

      In der nachfolgenden Skizze sind neben den vier Haupt-Lebensphasen des Menschen auch die vier Übergänge „Geburt“, (Beginn der) „Pubertät“, „Erwachsenwerden“ und „Älterwerden“ eingezeichnet. Für viele Menschen fällt dieser letzte Übergang etwa mit der Pensionierung zusammen.

      Uraltes psychologisches Modell zur Lebensdeutung

      Nun könnte man einwenden, dass ein Weltbild des Augenscheins vor dem Hintergrund unseres heutigen naturwissenschaftlich-technischen Weltbildes vollkommen überholt ist. Wir wissen ja, dass unsere Erde ein kleiner Planet im Sonnensystem, die Sonne nur ein winziger Stern in unserer Galaxie „Milchstraße“ und diese wiederum nur eine von Milliarden von anderen Galaxien in unserem Kosmos ist, der sich zudem immer weiter ausdehnt.